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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 161 - Nr. 170 (15. Juli - 26. Juli)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Sppingen, Sberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Doxberg
Tauberbifchofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich elnschl. Träaerlohn Ml. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (ZH inm breit) SV Pfg„ Reklame-Anzeigen
(dz mm breit) 2.20 Ml. Sei Wiederholungen Nachlaß nach Taris.
Geheimmittel'Anzeigen werden nicht ausgenommen.
GeschäftSstundrn: S—'/»Suhr. Sprechstunden der Redaktion: 11 —12 Uhr.
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!»- IM >!

Heidelberg, Samstag, 24. Juli 4920
Nr. 469 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Fürinnereu. Sußerepolttik,VolkSwirtschastu. Feuilleton: Dr
E.Kraus; für Kommunales u. soziale Rundschau: Z.Kahn; für Lokales.
O.Geibelk für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Dmckund Verlag derilnterbadischen Verlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
- Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2SIZ, Redaktion 2643.

Der Krieg im Osten.
Der Schutz Ostpreußen».
Königsberg i. Pr., 23. IM. Vom Oberpräsibium wird
uns zur äußeren Lage in Ker Provinz mitgeteilt: Der Stoß der
bolschewistischen Truppen ist nach den hier vorliegenden Nachrichten
auf Warschau gefallen. Es ist unwahrscheinlich, baß Truppenab-
zweigungen zum Zwecke des Angriffes aus Ostpreußen st-attfin-d-en.
Diese Möglichkeit wird aber dauernd im Äuge behalten und scharf
beobachtet. Äuch für den Fall des Eintreffens von Flüchtlingen
ist Vorsorge getroffen. Erschwert werden -die ostpreußischsn Maß-
nahmen dadurch, baß für -das Abstimmungsgebiet di« Interalliierte
Kommission die Rechte der Staatshoheit ausübt. Die Genehmi-
gung des Einmarsches deutscher. Truppen in das Abstimmungsgebiet
ist beantragt. Antwort ist bisher nicht erteilt. Infolgedessen über-
nimmt die dortige Sicherheitspolizei, die im Abstmmungsgebiet ber-
-eit verhältnismäßig stark und im Augenblck noch verstärkt ist, den
Grenzschutz.
Bitte um Waffenstillstand!
Par»», 23. IM. Nach einer Mitteilung des „Temps" hat
gestern mittag 2 Uhr die polnische Regierung durch einen Funk-
spruch die Regierung von Moskau um den Abschluß eines Waffen-
stillstands ersucht.
Paris, 23. Juli. Nach einer Havasmeidung aus Warschau
ist dort ein nationales Koalitionskabinett gebildet worden. Den
Vorsitz hat Witos (Dolkspavtei), Vizepräsident ist der Sozialist
Daszynski. Prinz Sapieha behält das Ministerium des Aus-
wärtigen.
Paris, 23. IM. Der Leiter der polnischen Militärmissivn
in Paris, General Rvzwa-dvwsff, ist zum Chef des polnischen Ge-
neralstabs ernannt worden.
Bruch der deutschen Neutralität?
Dresden, 23. IM. In der beutiaen Sitzung der Volks-
kammer teilt« b« der Etatsberatung der Abgeordnete Lipinski
mit, daß am Donnerstag nachmittag «in Eisenbahnzug mit Gefange-
nen in Dresden angekvmnren sei. Diese angeblichen Gefangenen
seien in neue englische Infanterieuniformen gekleidet und bewaffnet
gewesen. Auch Munitionswagen habe der Zug geführt. Ein zwei-
ter Zug sei von Hamburg eingelaufen, der ebenfalls mit uniformier-
ten bewaffneten englischen Soldaten besetzt gewesen sei. Die Züge
seien als Lebensmi-ttel-üge deklariert, es handele sich offenbar um
-einen Bruch der deutschen Neutralität.- Die Soldaten hätten an-
verweilt entwaffnet und interniert werden müssen. Der Minister-
präsident Buck erwiderte, «r habe am Donnerstag -ein Telegramm
aus Berlin erhalten, worin um den Durchtransport tschechischer
Gefangener aus Rußland, die zu Schiff nach Hamburg gelangt
seien, gebeten wurde. Im ganzen seien drei Züge durch Dresden
gekommen. Nach Ansicht der Regierung dürsten Tschechen in den
Zügen gewesen sein, da mit ihnen in ihrer Muttersprache gesprochen
wurde. Ob noch andere Ausländer in den Zügen waren, sei nicht
bekannt. Auffallend sei, daß die Truppen neu -eingekleidet und be-
waffnet waren. Sollt« es sich um englische Soldaten handeln, die
nach Polen gelangen wollten, so wär« dies eine Gewaltanwendung
gegen Deutschland und di« Eisenbahner würden in diesem Falle den
Transport unmöglich zu machen wissen.

Politische Ueberstcht
Die Steigerung der Kohlenproduktiou.
Berlin, 23. Juki. Zu Beratungen über die Steigerung
her Kohlenförderung trat heute aus Einladung der Regierung um
IvzL Uhr vormittags im Reichsernäbmngsmmifterium ein« Kon-
ferenz zusammen, die von den am Kohlenbergbau beteiligten Orga-
nisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschickt war, um über
die Durchführung des Spaer Abkommens in der Kvhlenfrage zu
beraten. Rach Eröffnung der Sitzung durch den Reichsernährungs-
minister Hermes wurden die Verhandlungen vom Reichsarkeits-
mintster Dr. Brauns gekettet. Die Versammlung war von un-
gefähr IVO Personen besucht. Nach eingehender vierstündiger sach-
licher Aussprache kam die Konferenz einmütig zu folgenden Er-
gebnissen:
1. ist rund 1 Million Tonnen Mehrfövderung gegenüber der
Maiförderung erforderlich, wenn trotz der bevorrechteten Beliefe-
»rung an die Entente die deutsch« Wirtschaft auch nur in den heutigen
Beständen aufrechterhalten soll;
2. Braunkohle kann und soll stärker herangezogen werden. Da-
zu ist erforderlich, das; die Transportverhältnisse für Braunkohle
aus lange Sicht gebessert werken und daß die in Betracht kommen-
den Abnehmer sich auf die Benutzung der Braunkohle einstellen
und die notwendigen maschinellen Vervollkommnungen ausgeführt
werden;
3. zunächst ist eine allgemeine Besserung der Lebenshaltung
der Bergarbeiter in Angriff zu nehmen;
4. das bestehende Uebeffchichtenabkommen soll nicht gekündigt
werden. Etwaige Differenzen sollen in baldigen Verhandlungen
geklärt werden;
5. es empfiehlt sich, daß zunächst die beiderseitigen Verbände
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in di« Prüfung darüber eintreten,
Welch« Maßnahmen zur Erzielung einer Mehrsörderung zu er-
greifen sind;
6. sodann sollen gemeinsame Beratungen innerhalb der einzel-
nen Bergreviere stattfinden, die durch bas Reichsarbettsministerium
einzulriten sind;
7. jeglicher Verschiebung von Kohlen ist mit größtem Nachdruck
entgegenzuwirken.

Die Ernährung der Bergleute.
Berlin, 24. Juli. (Privat-Telegr.) Im Reichs-
ernährungsministerium ist gestern vormittag die an-
gekündigte Beratung mit den Bergarbeitern zur Herbei-
führung einer besseren Ernährungslage eröffnet worden.
Den Vorsitz führte Reichsernährungsminister Dr. Hermes.
Das Reichsarbeitsministerium und das Reichswirtschafts-
minifterium find durch ihre Leiter, die Minister Dr. Braun
und Dr. Scholz, sowie durch die beteiligten Referenten
vertreten; weiter find auch die Regierungspräsidenten be-
sonders aus den westlichen Industriegebieten anwesend; die
am Bergbau interessierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer
find zahlreich erschienen.
Minister Dr. Hermes eröffnete die Versammlung mit
einer Ansprache, in der er ausführte, es handle sich darum,
gemeinsam mit den Vertretern der am Bergbau Interessierten
Wege zu finden, wie die Ernährungslage der Bergarbeiter
gebessert werden könnte. Allerdings dürfte dabei der Zu-
sammenhang der Ernährungsprobleme mit den anderen
Wirtschaftsfragen nicht aus den Augen verloren werden.
Nach kurzen einleitenden Worten des Ministers wurde so-
gleich in die Beratung eingetreten, die sich zunächst mit
der Frage der Verbesserung des Brotes und der
reichlicheren Beschaffung vonFleischwaren befaßte.
Die Durchführung der Entwaffnung der
Zivilbevölkerung.
Berlin,24.Juli. (W.B. Drahtmeldung.) ImReichs-
wehrministerium fand gestern unter dem Vorsitz des
Reichsministers Koch eine Besprechung von Vertretern aller
Länder über die Durchführung der in den Abmachungen
von SpagefordertenEntwaffnungderZivilbevölkerung
statt. Es herrschte Übereinstimmung darüber, daß das Reich
selbst die Entwaffnung durchführen und alles geschehen
müsse, um die Waffen restlos zu fassen und ans der Be-
völkerung herauszubringen. Der Gesetzentwurf des Reichs-
ministeriums des Innern lag in der Besprechung bereits
vor. Er wird wohl in den nächsten Tagen dem Kabinett
zur Beschlußfassung zugehen und sodann den Reichstag bald
nach seinen! Zusammentritt beschäftigen.
Der Eifenbahnerlohntarif im Reichskabinett.
Berlin, 23. IM. (Amtlich.) Das Reichskabinett hat
heute «ine umfangreiche Tagesordnung erledigt, ll. a. stimmt« bas
Kabinett dem Entwurf des N«ichslohMarif«s der Eisenbahnbeamten
zu. Es wurde dabei beschlossen, daß künftig in Verhandlungen
wegen Aenderung des Reichstohntarifs nur noch nach Genehmi-
gung bes Kabinetts eingetreten werden -darf. Das Kabinett ermäch-
tigte ferner den Reichsfinanzminister, bei der im Reichsbesoldungs-
gesetz vorgeschlagenen Nachprüfung der Besoldungsordnung Aen-de-
rungen in Rücksicht auf di« in den Besoldungsordnungen der Länder
bestehenden Abweichungen vorzuschlagen.
Sonderberatungen der Reichswirtschaftsrats-
Gruppen.
Berlin, 23. Juli. Die zehn einzelnen Gruppen des
Reichswirtschaftsrates sind heute in Sondersitzungen zu Vor-
besprechungen über das Spa-Abkommen zusammengetreten.
Für die Plenarsitzung am Samstag wird eine Resolution
vorbereitet, in der die wirtschaftlichen Richtlinien angegeben
werden sollen, die sich aus den Verhandlungen in Spa geben.
Demonstration der Münchener U. S. P. und
K. P.
München, 23. In der gestern abend abgehaltenen
Versammlung der Münchener Unabhängigen wurden Ent-
schließungen zu Gunsten eines 24 stündigen Generalstreiks
wegen der Mchtfreilassung dek Festungsgefangenen, die in
den Landtag gewählt worden sind, angenommen. Von
einigen kommunistischen Rednern wurden revolutionäre
Drohungen gegen die Regierung und den Landtag laut.
Die bayerische Sozialdemokratie gegen de« französischen Gesandten
in München.
München, 23. Juli. (Bayerischer Landtag.) Im Zusam-
menhang mit der Erklärung des Ministerpräsidenten betreffend die
französische Gesandtschaft in München gab die sozialldemokratische
Fraktion eine Erklärung ab, die u. a. besagt, daß di« Einsetzung
eines bevollmächtigten Gesandten Frankreichs m München in d«n
weitesten Kreisen der bayerischen Bevölkerung di« lebhaftesten Be-
fürchtungen hervorgerufen hat. Diese Besorgnis wurde verstärkt
durch di« Monte, mit denen der französische Ministerpräsident
Millerand in der französischen Kammer dieses Vorgehen seiner
Regierung begründete. Unter dem Vorwande, di« deutschen Stämme
vor ber preußischen Hegemonie schützen zu wollen, proklamierte
Millerand die unverhMte Absicht, über München und durch die
Beeinflussung des bayerischen Volkes sich m die inneren Angelegen-
heiten der deutschen Republik einzumischen. Wir nehmen von der
heutigen Erklärung des Ministerpräsidenten Kenntnis, daß der Ar-
tikel 78 der Reichsverfassung auch für Bayern maßgebend sei. Wir
bedauern jedoch lebhaft, aus den Worten des MinisterpräsidentM
nicht entnehmen zu können, daß er bei dem Empfang des Herrn

unbeschadet der Wahrung der Formen der internationale»
Höflichkeit «ine förmliche und feierliche Rechtsverwahrung <uq
Grund des Artikel 78 der Reichsvevfassung abgegeben hat. Wir
bedauern ferner, angesichts des ungebührlichen Vorgehens der fran-
zösischen Regierung, daß der Ministerpräsident nicht sofort durch
em« amtliche Erklärung -die Besorgnis im Volk« zerstreute. Wir
erklären auch bei dieser Gelegenheit, daß alle Versuche, die Einher»
und Geschlossenheit der deutschen Republik und des durschen Volke?
zu unterwühlen und zu stören, den geschlossenen Widerstand d«t-
Svzial'demokrati« und der Arbeiterschaft finden wird. Von bei
bayerischen Regierung erwarten wir, daß sie di« Reichsregierunh
effucht, durch geeignete Schritt« beim Obersten Rat der En.cn»
di« Abberufung des französischen Gesandten in München zu be>
wirken. , ^s
Die Sozialisierung des Bergbaues.
Berlin, 24. Juli. Laut „Bert. Lok.-Anz." hat der Wirb
schaftspolitische Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrat«',
«ine Resolution angenommen, die von einem Komitee aus Persöm
lichtesten von Großindustriellen bis zum Mitglied der U.S.P.D
ausgearbeitet worden ist und heute dem Neichswirtschaftsrair unter-,
breitet wird. Diese Entschließung fordert eine bessere Ernährung
und bessere WohnungsverhAtnisse für die Bergleute und die Prüi
fung des Berichtes der SoziÄksierungskommission über den Stand
der Sozialisierung der Bergwerke.
Berlin, 24. Juli. (Amtlich.) Das Kabinett beschloß, Dr
Walter Rath« nau zum Mitglied des Vorläufigen Reichswirt-
schaftsrates zu ernennen und Kommerzienrat Guggenheimer zun.
Kommissar ber Reichsregierung beim Vorläufigen Rrichswirlschaf!»
rat zu bestellen.

Ausland.
Lärm in der Wiener Nationalversammlung.
Wien, 23. IM. Der Einspruch der Wiener Sektion de»
Re paratio-nskom Mission gegen das Gesetz über die V s r,
mögensabgab« hat im Laufe des gestrigen Tages ver-
schärfte Formen angenommen und es mußte em-r formal»
Aenderung der entsprechenden Paragraphen des Gesches vorgitt
nemmen werden, die der Reparationskommission eine unei n g e -
schränkte Herrschaft über die gesamte Finanzgebahrung des
Staates gewährt. Der Forderung der Reparationskommissioq
maßte Rechnung getragen werben. Der Staatssekretär für Aeuße-
res und der Leiter der Staatskanzlei Dr. Mayr haben in des
heutigen Nachtsitzung der Nationalversammlung die entsprechenden
Anträge «M-gebracht, die von der Nationalversammlung in
zweiter und dritter Lesung zum Beschluß erhoben wurden.
Am Nachmittag kam es in der Nationalversammlung zu einen;
großen Skandal. Der durch die Rede des sozialdemokrati-
schen Abgeordneten Otto Bauer stark kompromittierte Abae-
-vrbnete Dr. Fried m a n n, der Vertreter der Industriellen,
der beschuldigt wurde, den Einspruch der RepaÄionskominissioil
hervorgerufen und die Interessen -der Großban-
ke n bei der Reparationstvmmission vertreten zu haben, war gestern
der Zielpunkt lebhafter Angriff« seitens der Sozialdemokratie.
Syrien.
Paris, 23. IM. Wie dem „Temps" aus London gemel-
det wird, erfährt der „Daily Telegraph" aus Konstantinopel, das
Ultimatum des Generals Gourand, das er dem Emir Feisal stell!:«,
habe ernste Folgen für die Alliierten in Cilicien gehabt. Die Ara-
ber hätten ein Offensiv- und Defensivbündnis mit Mustapha Kemal
Pascha abgeschlossen. Er habe auch schon Truppen in die Umgegend
von Aleppo geschickt, um die Truppen des Emirs zu unterstützen.
Paris, 23. IM. Nach einer Havasmeldung aus Beirout
hat Emir Feisal zur Durchführung des Ultimaüums noch keine Maß-
nahmen getroffen. Die französischen Truppen haben daher den
Vormarsch in der Richtung Damaskus angetreten, ohne bisher auf
den Widerstand der scherifischen Truppen zu stoßen. Die französi-
schen Truppen dürften heute abend auf ber Paßhöhe des Anti-Li-
banon ankommen und vor der Stadt Quartier aufschlagen. In die
Stadt werden sie nur dann einziehen, wenn militärische Notwen-
digkeiten es erfordern sollten. Andere französische Truppen mar-
schieren in der Richtung auf Aleppo. Auf den Emir Feisal erfolgte
von Extremistischer Seite ein Angriff, bei dem es auf beiden Seilen
etwa 20 Tote gab. Belästigungen der christlichen Bevölkerung sind
nicht vorgekommen.
--"-
Badische Politik.
Die Fanatiker der natürlichen Selbstbesudelung.
In einer sehr scharfen Polemik gegen die -unabhängige „Tri-
büne" schreibt Genosse Q s k a r G e ck in der Mcnm'yeiner „Volks-
stimme":
Doch man gestatte uns bei dieser Gelegenheit über den bcionderen
Falt hinaus noch ein Wort allgemeiner Art über die Mentalität
der Politiker, -die in der „Tribüne" und in der ihr gesin-nungsver-
Vcmdten Presse ihr Unwesen treiben! Den Anlatz dazu gibt uns die ge-
strige Bemerkung des „unabhängigen" Mattes: die „Bolksstimme" über-
schlage fick in der letzten Woche geradezu in „nat i o n a l > st i i ch e n
Phrasen". Die „Tribüne" verrät nicht, welch« Aeutzcrungen der
Volksstimme" sie -damit meint. Wir wollens ihr sagen: es find in
erster Linie die scharfen Angriffe, die wir gegen sie richteten wegen ihrer
denunziatvrischen Rolle im Landauer Kriegsaerichtsprozetz,
weiter dan-n unter Aeutzcrungen zum Ausfall der Abstimmung «n
denO st marken und zuletzt die zu den Kundgebungen vor der fran-
zösischen Botschaft in Berlin. Sn allen diesen Fällen macht man uns
als Ration- alismus" zum Vorwurf, was weiter mchts ist als ein
Ausfluss der primitivsten Notwehr eines bis zum physischen und mo-
ralischen Erliegen gepeinigten Volkes, als die Wahrung der CH re, des
Rechtes und der Würde des eigenen Volkes auch einem übermäch-
tigen Sieger gegenüber. Wir wissen, daß der Geist der Leute von der
 
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