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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 18. August)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Gberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg
Tauberbifchofsheim und Wertheim.

Mssssssssssssssssss—-ssss—s—SS——s—
Nezuaspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn S.— Mk. Anzeigenpreise:
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Heidelberg, Samstag, 14. August -M20
Nr. 187 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innereu.Sußerepolitik.DolkSwirkschastu. Feuilleton: Or
E.Krausr für Kommunales u. soziale Rundschau: 2- V-:O. Geibehfür
Lok.:O. Geivelr für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtl. in Heidelberg
Druck und Verlag der ilnterbadischen Verlag sanssatt G. m. b.H., Heidelberg
GeschäftSstelle: SchrSderstraße 39.
,Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2613, Redaktion 264S.

Die Extratour
der französischen Politik.
Kein Mißverständnis, sondern überlegte Absicht.
London, 12. Ang. Di« Note der französischen Regierung
an Wränget, worin dessen Regierung anerkannt wirb, war von
Millerand vorbereitet und vom Kabinett /ge-
billigt worden. Der Berichterstatter Routers erfuhr im -fran-
t-ssschen Ministerium des Aeußeren, daß die Vermutung der eng-
lischen Presse, das Personal des Ministeriums des Aeußeren habe
die Politik der französischen Regierung durchkreuzt, unbegrün-
det ist.
London, 12. Aug. Der französische Bo 1fchafier
bat am Donnerstag v-vmittag im Auswärtigen Amte die Anerken-
nung der Regierung des Generals Wrangä durch die französische
Regierung notifiziert. Das Telegramm mit den Instruktionen
des französischen Ministers des Auswärtigen an den französischen
Botschafter in London, ldas sich auf diese Notifizierung bezog, traf
'»»folge eines Irrtums bei der UebermMung mit großer Verspä-
tung «in.
Die französischen Ausreden.
Paris, 13. Aug. Der „Temps" schreibt zu der Aner-
kennung der Regierung des Generals Wrangel
durch die französische Regierung: Als Millerand von Hythe zurück-
gekommen sei, habe dos Verlangen der Negierung von Südrustalnd
auf Anerkennung Vorgelegen. Es habe den Bedingungen entspro-
chen, die Millerand am 20. Juli in der Kammer gekennzeichnet hat.
Erst nachdem der Ministerpräsident den Beschluß der Anerkennung
Erfaßt hätte, sei die Nachricht von der Demarche Englands
in Warschau eingetroffen. Das Blatt sagt, Frankreich
habe den Eindruck, England wollte mit Gewalt eine Kon-
ferenz zusammendringen, auf der D e u ts chla n d -u n d Sow-
ie t r u ß l a n d vertreten sein sollen, eine Kvfnereng, auf der Frank-
reich gezwungen werden würde, eine Revision- des Zrie -
bensvertrags von Versailles über sich ergehen lasten
zu müssen, -sowie den Versuch seiner notwendigen Garantien für
feine Sicherheit, also vielleicht eine ganze öder teilweise Annu-
lle rung der Wiedergutmachung, auf die es Anrecht
habe. Die Engländer mußten verstehen, daß eine derartige
Möglichkeit alle Franzosen ohne Unterschied -'der politischen Meinung
'in Erregung brächte.
Die Haltung Englands.
Varis, 13. Aug. Havas meldet aus London: Der eng-
lische Gesandte in Paris ist bei der französischen Regierung
bezüglich der Anerkennung der Regierung des Generals Wrangel
durch die französische Regierung vorstellig geworden. Er hat aber
'keineamtiicheNvtein dieser Angelegenheit überreicht. Die
englische Regierung wird sich streng an bas Abkommen mit Sowjet-
rutzland halten. Nach der Ansicht der englischen Regierung dürste
nichts gegen Sowjetrußland unternommen werden in Erwartung
der Haltung der Sowjetregierung bei der Erfüllung der Bedingun-
Oen des Waffenstillstands und des Friedensvertrags. Die englische
Regierung werde sich so verhalten, als wenn Frankreich nichts auf
eigene Faust unternommen hätte. (!)
Eine weitere Meldung aus London besagt, alles laste daraus
schließen, daß die Angelegenheit zu einer friedlichen Lösung geführt
werde« könne.
Eine russische Warnung an die französischen
Arbeiter.
Paris, 13. Aug. Die Sow j e tregi e run g hat an die
französischen Arbeiter anläßlich der Anerkenung der
Drangei-Negierung in Südrußland einen Appell gerichtet, in- dem
es heißt, daß die Anerkennung dieser Negierung in ganz Rußland
eine große Erregung hewvrgerufen habe und man sich einer Krise
Gegenüber befinde, die sehr leicht in einen französisch-russischen Krieg
«uralten könnte. Krassin -und Kamenew hätten sich bei didser Ge-
legenheit die größte Mühe gegeben, um Frankreich zu benachrich-
tigen, daß die Sowjotregierung gern bereit sei, alle Fragen zu prü-
fen, die Frankreich einer Revision unterzogen sähen wolle. Gerade
jetzt, wo man vor dem Abschluß des russffch-pyln-if-chen Krieges die
Hoffnung schabt habe, daß man der Welt den vollkommenen Frie-
den -wiedergeben könnte, würden die Verhandlungen mit Polen
durch die Anerkennung der südrussischen Republik durch Frankreich
jiÄN Abbruch gebracht und man befinde sich am Vorabend eines
neuen Weltkrieges, nur die Leiter Frankreichs hätten das Schicksal
der ganzen Welt in der Hand.
Berlin, 13. Aug. In einem Radiotel e g r a m m, in
welchem Tschitscherin- die Verzögerung der Verhandlungen
aus Rechnung der Polen setzt, erklärt er «ach -einer Pariser Drah-
tung der „Nationalzeitung" weiter:
Hinter den Polen aber steht Frankreich, das den Krieg will.
Es ist bekannt, daß Summen, welche für den Wierderaafbau Nord-
frankreichs bestimmt waren, für die Intervention verwendet wurden.
Ueberdies wurden auf einem Transportschiff, das russische Ge-
fangene nach Odessa brachte, Wasserflugzeuge entdeckt, die jedenfalls
l ".r „(d e neral Wrangel bestimmt waren. Als die russischen
militärischen Sachverständigen erklärten, dieses eingeschmuggelte
Kriegsmaterial nicht aus dem Hafen 'herauszufassen, erschien eine
französische Flottille vor Odessa, die mit dem Bom-
bardement drohte. Frankreich will die Verzögerung der

russisch-polnischen Verhandlungen auf di« Schultern Rußlands schie-
ben, aber es ist klar, daß Frankreich der Schuldige ist.
Es will, daß der Krieg fortgesetzt wird, und verhindert Polen, sich
mit Rußland auszuföhuen. Die Arbeiterschaft sollte dieser schänd-
lichen Politik ein Ende machen.

Der Krieg im Osten.
Die ersten Russen im Korridor.
Berlin, 13. Aug. Wie mehreren Berliner Blättern
von der ostpreußischen Front gemeldet wird, sind heute die
ersten russischen Patrouillen nach leichten Gefechten
in Jllowo rm Korridor eingetroffen. Der erste Ort
des ehemals deutschen Gebietes ist damit von den Russen
besetzt. Weitere schwache Kräfte stehen westlich vonJllowo.
Die Polen suchen Soldau durch einen Panzerzug zu halten,
den sie bis Jllowo vorschickten. In Neidenburg sind
etwa 1000 vor den Polen aus dem Soldauer Gebiet ge-
flüchtete Einwohner eingetroffen.
Die polnischen Parlamentäre sind nach Mit-
teilung des polnischen Außenministeriums gestern von der
Front nach Warschau zurückgekehrt. Die Sowjet-
regierung hat vorgeschlagen, daß die polnische Waffenstill-
standsdelegation für Minsk am 14. August die Front passiere.
Königsberg i. Pr., 13. Aug. (W.B.) Nach der
„Neidenburger Zeitung" sind die in Jllowo eingerüäten
Bolschewisten 2000 Mann mit zwei Geschützen stark. Frühere
deutsche Soldaten wurden zu Gendarmen bestellt. Eine
Einwohnerwehr wurde gebildet. Gegen 5^ Uhr früh
wurde das Feuer gegen Narzym und Brodau eröffnet, das
die Polen um 8 Uhr erwiderten Die polnische Regierung
ordnete an, daß alle Pferde und alles Vieh aus dem Sol-
dauer Kreise nach Westpreusen abgeliefert werden sollen,
was eine große Erregung verursacht hat. Im Soldauer
Kreis verhafteten die Polen wieder angesehene Persönlich-
keiten und zogen sämtliche Einwohner zu Schanzarbeiten
heran. Soldau ist nur schwach von den polnischen Truppen
besetzt.
Pultusk in den Händen der Bolschewisten.
Königsberg, 13. Aug. (Drahtmeldung.) Nach ein-
gegangenen Meldungen haben die Bolschewisten Pultusk
genommen.
Deutschlands Antwort an Moskau.
Berlin, 13. Aug. (Wolff.) Auf den Funkspruch des
russischen Volkskommissars des Auswärtigen, Tschitscherin,
an die deutsche Regierung, worin dringend um Anwort ge-
beten wird, ob die sich im Abstimmungsgebiet zusammen-
ziehenden polnischen Truppen entwaffnet und interniert
werden, wird die deutsche Regierung auf demselben
nichtdiplomatischen Wege erwidern, daß sie im Sinne ihrer
strengen Neutralitätserklärung die polnischenTruppen,
die auf deutsches Gebiet übergetreten sind, bereits inter-
niert hat, und daß sie dies auch in Zukunft tun werde.
Die polnischen Parlamentäre abgereist.
Warschau, 13. Aug. Der Minister des Aeußeren erklärt:
Bis zum Abenb des 10. August ist in Warschau keine Antwört auf
die Note der polnischen Regierung vom 3. August eingegangen.
Dagegen haben am 9. August bolschewistische Parlamentäre sich
unseren Vorposten genähert unb gefragt, weshalb bie polnische De-
legation nicht käme, um die Waffenstillstands- uttd Friebensver-
handlungen zu beginnen. Infolgedessen habe die polnische Regie-
rung trotz ber mangelnden Antwort feilens der Sowjetregierung
beschlossen, als Parlamentäre den Direktor des politischen Departe-
ments im Ministerium bes Aeußeren OkonSki und den Komman-
danten v. StambrowiM zu -entsestd-en mit der Aufgabe, Klarheit
darüber zu beschaffen und Stelle unb Datum für die AusamMen-
kunft der bevollmächtigten Delogierten zu verabreden, um einen
WafsenstiWaitd und den Frieden gu erörtern. Die genannten Par-
lamentäre reisten am 10. August in ber Richtung ans Brest ab.

Der französische Staat erwirbt die elsäßische»
Kalifelder. Aus Paris wird gemeldet: Die französische
Kammer bewilligte ohne Debatte einen Kredit von 65
Millionen zum Ankauf der oberelsäßischen Kalifelder durch
den Staat. — Damit sind die Projekte, die die oberelsäßi-
schen Kalibergwerke direkt der Privatindustrie überlassen
wollten, erledigt. Es wäre nämlich durch Anpassung der
elsäßischen Berggesetzgebung an die französische sehr viel
Zeit verloren gegangen, deshalb hat die französische Re-
gierung kurzerhand den Erwerb der Kaliwerke durch den
Staat vorgeschlagen und durchgesetzt, der sie dann au ein-
zelne Unternehmer verpachten soll.

Rückblick.
Kr. Heidelberg, 15. August.
1. Aeußere Politik.
Zu den bedeutendsten Ereignisse ber letzten 14 Tage gehörten
die beiden internationalen Konferenzen in Gens, ber Kongreß der
2. Internationale und ber Berga rbe'iterkongreß. Was bas kapita-
listische Bürgertum der einzelnen Staaten nie fertiggebr-acht hat
und auch heute nach dem Weltkrieg nicht fertigbringt, das haben -
die Arbeiter geleistet: über bie nationalen Grenzen hinaus haben
sie sich wieder die Hände gereicht zu gemeinsamer Wiederausbau,
arbeit. Leider war die 2. Internationale in Genf nur ein Rumpf-
parlament, es fehlten ihr alle die sozialistischen Parteien, die zur
gleichen Zeit in Moskau 'dem Kongreß ber 3. International« an-
wohnten, vor allem bie deutschen Unabhängigen unb bie französi-
schen Sozialisten. Den Kern in Genf- bildete die deutsche Sozial-
demokratie und die englische Arbeiterpartei. Aber welch ein Unter-
schied in den Verhandlungen in Moskau und Genf! In Moskau
herrschte der Geist doktrinärer Unversöhnlichkeit und Phraseologie.
Wie bitter bekamen das die Unabhängigen zu spüren! Immer
wiöder mußten sie sich gegen die Vorwürfe und Anklagen der russi-
schen Bolschewisten unb ber deutschen Kommunisten verteidigen,
Männer wie Kau-tsky, Hilferbing unb Crispien sollten sie als „Ver-
räter" aus ber Partei au-sstoßen, nm- für Moskau reif zu werden.
Trotz der Buße und Reue, der flehentlichen Beteuerungen unb
Bitten der Koenen, Stvecker und Konsorten wurden sie nur mit
beratender Stimme in bie 3. Internationale ausgenommen; nach
ihrer Rückkehr in die Heimat werben sie erst einen heftigen Kamps
der Richtungen unb Meinungen in der eigenen Partei zu führen
haben, bis ihr Verhältnis zu- Moskau geklärt wird. Ganz anders
in Genf! Nach einigen heftigen Kommissi-onsddbatten anläßlich ber
Beratung der Resolution bezüglich der Schuldfrage herrschte
der Geist- größter Einmütigkeit unb Versöhnlichkeit; man legte vor
allem unter der Führung der Engländer das Hauptgewicht aus
praktisch-positive Arbeit für die nächsten Zutu-nftsaufgaben. Man
konstruierte keine phantastischen Luftschlösser, sondern trieb Real-
politik im besten Sinn bes Wortes; -man verlangte kein bestimmtes
Buchstaben-Glaubensbekenntnis, sondern im Rahmen der Demo-
kratie wurde es jeder sozialistischen Sektion zur Pflicht gemacht,
geinäh den politischen, ökonomischen -unb sozialen Verhältnissen
ihres Landes auf die innere und äußere Politik den denkbar mög-
lichen Einfluß im sozialistischen Sinne auszuüben. Den Rahmen
der Demokratie faßt« man so weit, baß er nicht etwa nur den Par-
lamentarismus umfaßt, sondern auch den Klass en ka-mps
der Gewerkschaften uüd den Streik als ultima ra -
tio. Im versöhnenden Geist dachte man auch an bie, bie noch
fernstehen; man reservierte 10 deutsche Mandate für die Unabhän-
gigen unb bekämpfte jede Gewaltpolitik gegen Sowjetrußlanb. Das
Sekretariat der Internationale 'wurde nach London verlegt unb die
englische Arbeiterpartei mit der Aufgabe betraut, wie eine einige
Internationale des ganzen Weltproletariats zu schaffen sei. Das
ist von weitesttragenider Bedeutung angesichts der Rolle, welche
englische Politik und Wirtschaft heute spielen!
Gleichzeitig tagte in Genf der internationale Berg-
arbeiterkongreß. Auch da trotz der parteipolitischen und
nationalen Unterschiebe kein Wort der Schuld, der Ankage öder
Unversöhnlichkeit, sondern praktische Arbeit im Sinne des Sozialis-
mus. Einstimmig wurde nach gehaltvollen, fachlichen- Debatten ber
Sechsstundentag für die Untertagsarbeiter, die Sozialisierung bes
Kohlenbergbaus unb der Generalstreik gegen jede aggressive Mili-
tärpolitik beschlossen. Außerdem wurde das internationale Arbeits-
amt des Völkerbundes beauftragt, ein internationales Verteilungs-
bureau für Kohle und andere lebenswichtige Rohstoffe zu schaffen.
Dis Lage im Osten hat sich wesentlich geändert. Während noch
vor zwei Wochen das entscheidende Machtwort in ber Hand Eng-
lands zu liegen schien, ist es inzwischen vollständig auf Rußland
überg-egangen. Bereits stehen seine siegreichen Armeen unmittelbar
vor Warschau; durch diese fortgesetzten Siege hat sich Rußland ein?
entscheidende Machtposition der Entente gegenüber errungen und
gestützt auf diese Machtstellung konnte es Rußland wagen, die eng-
lische Einmischung in die russisch-polnischen Friedensverhanblungen
abzulohnen. Einige Tage hatte es den Anschein, als ob -die Entente
zu einer militärischen Ünterstützungsaktion für Polen entschlossen
sei; insbesondere die imperialistisch-militaristischen Kreise Frankreichs
suchten diesen Plan in Verbindung mit den entsprechenden Kliquen
in Polen, Rumänien und Ungarn zu verwirklichen. Deutschland
war in größter Gefahr, in den Strubel hin-eingezogen zu werden.
Da brachte die Konferenz in Hythe und Lloyd Georges Erklärung
im Unterhaus d-ie^Wendung; man verzichtete auf eine militärische
Mion und wollte höchstens im äußersten Fall zu einer Blockade
Rußlands greifen. Auf diese Wendung haben in erster Linie Eng-
lands handelspolitische Absichten im Osten, die Beschlüsse -der inter-
nationalen Konferenzen -in Genf und die Streikdrvhung der eng-
lischen- und deutschen 'Gewerkschaften Einfluß gehabt. Da brachten
die letzten beiden Tage eure neue Zuspitzung der Lage. Frankreich
erkannte offiziell bie gegenrevolutionäre sü'druMche Regierung des
Generals Wrangel an und fiel damit der englisch-ruWchen Ver-
ständigungs-aktion 'in den Rücken. Der.englisch-französische Bruch
schien unvermeidlich. Doch schon hört man, daß am Sonntag Lloyd
George und MitteraNd zu einer neuen Besprechung Zusammenkom-
men werden; wenn man gewissen Nachrichten aus Paris Glauben
schenken darf, so trägt Milleranb keine Schuld an der Aktion für
Wrangel, sondern eine reaktionäre Klique -im französischen Aus-
wärtigen Amt, die Millerands Abwesenheit in den befreiten Ge-
bieten zu diesem Lrick ausgenützt hat. Jedenfalls wirb die gange
Sache wieder mit einer mächtigen Blamage des französischen Hurra-
patriotismus endigen, wie damals die eigenmächtige Besetzung
Frankfurts.
 
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