kümmert. Aus hem wöWabsnd-cn Metzgermoi-ster und Bauer war
ein armer Schlucker geworden, her früh war, wenn ihn hie Leute
MM 'Dreschen v'der zum Mähen nahmen. Aus .dem eigenen Harrs
war er vertrieben und mutzte fortan ein billiges Dachstübchen mie-
ten,, zum UnterMnpff für die Seinen. Das Unglück beugte den Va-
ter w-rchl, aber es knickte ihn- nicht. Sein gslben-er Humor brach iw.
mer wieder durch und ließ ihm Has Löben rosiger erscheinen, als es
in Wirklichkeit für ihn war.
angefetzt, der bereits zu mächtigen, Wirkungen gehichen ist. Und
dichs Internationale -nennt man den „letzten Hast der Bourgeoisie",
den es zu gerfchliagen gißt. Das ist ein freches Spiel nist revolutio-
nären Kraftphr-asen^ auf das die geschulte weWche Arbeiterschaft
nicht hcreinfallen w-ltzd.
Der zweite Kongreß der 3. Internationale.
Am Donnerstag, 15. Juni, sollte in Moskau die Tagung des
Kongresses der dritten Internationale beginnen. Zur Eröffnung,
liegt ein Schreiben Si n o w j e w s, des Vorsitzenden des 'Bolltzugs-
ausschMes her dritten Internationale, vor. In dibs-em Schreiben
stellt er fest, daß- in den 15 Monaten seit der Gründung der dritten
Internationale (März 1919) eine Reihe von fvzial-istifchen Parteien
Europas schon die zweite — gelbe", wie er sie nennt — Inter-
nationale verlassen haben. Die Weite Internationale werbe jetzt
durch drei Namen gekennzeichnet: Noske, Pilsubs'ki und
Branting. Die Aufgabe der kommunistischen Internationale,
dis eine Inke-rnationale der Tat sein mutz, besteht darin,
solche Führe«, wie .die „Herren Kautsky, Hilserding, Hilquit u. Co.
zu entlarven" und auf diese Weise die Arbeiter zu veranlassen, sich
voim „unheilvollen SinPutz dieser Wechten Hirten" zu befreien.'
Sinowjew tM dann die Länder, nach dem Stand der revo-
lutionären Bewegung, in 4 Gruppen ein: 1. Rußland, wo die
proletarische Revolution sich vollzogen hat: 2. Deutschland,
Oesterreich und ein Teil der Balkanlä -nö e r, wo die
Rsvoßutwn besonnen hist oder unter sehr schwierigen Verhältnissen
im Enlsiohen begriffen ist: 3. England, Frankreich und
Italien, dis Länder der siegreichen Bourgeoisie, wo innerhalb
der AcheiteÄissfe ein starker Mirungsprszetz und sine Umwertung
aller Werte siaüsindet; 4. die unterdrückten Völker und die Kolo-
nien, wie I nb i en, Irla n d, ein Teil der Türk e l.
Slnowiew sagt, der Weite Kongreß der dritten Internationale
werde von den Parteien, die sich ihr angeMosfen haben, verlangen^
daß sie das kom!lnu«istische Programnr an-nchmen und sich offen als
kommunistisch bezeichnen. Es muß eine klare Scheidung einfetzen
zwischen den Kommunisten, die Anhänger der proletarische Revo-
lution sind, und den Sozialdemokraten, welche die Bourgeoisie bei
der Unterdrückung der AWeiterAasse unterstützen!
Bktzffche Politik.
Nochmals zur Zuständigkeit der Gememdegerichte.
Ms Amwo-rt auf den Artikel des Gen. Dr. Marx schreibt
uns Gen. Martzloff:
In. Nummer 157 der Heidelberger „Volkszeitung" nimmt in
einem längeren Artikel Geir. Rechtsanwalt Dr. Marx zur Fusiän-
digkekickfrage der Eemeindegerichte Stellung. Es erweckt den An-
schein, als ob Gen. Marx de» Antrag der sozialdemokr. Landesfrak-
tion gar nicht gelesen hat. Zur Klarstellung sei der Antrag hier
wiederholt. Er lautete: Der Landtag wolle beschließen: Das
Staatsministerium wird ersuch», im Reichsrat dafür eingutreten,
Hätz durch Aenderung des 8 14 Ziffer 3 des Gerichtsverfassungs-
gesetzes die Zuständigkeitsgrenze der Eemeindegerichte von 60 auf
300 Mk. erhöht wird.
Es ist also nirgends die Rede davon, daß sich der Landtag das
Recht anmaßen sollte öder wollte, zu Gunsten eines Lanbesrechts
Neichsrech» zu brechen. Gen. Marx darf der sozialdöm. Fraktion
und dem Landtag soviel Kenntnis der Reichs- und Landcsgesetzge-
du-n-g Jutrausn, daß sie wißen, welche Kompetenzen ihnen zustehen.
Tiefer juristischen Belehrung hätte es also durchaus nicht bedurft,
da es Juristen in der Fraktion und im Landtag gibt.
In feinen weiteren Darlegungen läßt Marx an der Tätigkeit
der Gemeinidsgerichte fast keinen guten Faden. Er zweifelt bei den
Landgemeindegerichten die Unparteilichkeit an; verschiedene Perso-
nen seien von der Tätigkeit der Gemeindegerichte nicht sonderNch
entzückt. Was das für „verschiedene Personen" sind, hat Marx
unterlassen zu sagen. Es mag sein, daß da und dort die Unpartei-
lichkeit nicht immer gewahrt wird. Gen. Marx wird aber doch
nicht etwa im Ernst behaupten wollen, daß bei Amts-, Land- uftv.
Gerichten immer unparteilich entschieden wurde. Man darf auch
hier das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. In Wirklichkeit
haben sich die Gemeindegerichte bei uns in Baden so eingeführt und
bewährt, .daß ganz sicher der überwiegende. Teil der Bevölkerung
sir nicht mehr missen möchte.
Das Verfahren vor den Gcmeindegerichten ist rasch, einfach
and billig. Diese Eigenschaften gehen den andern Gerichten ab,
was ja auch Marx selbst zugibt, denn ersagt: „Mit vollem Recht
kann behauptet werden, daß die Rechtspflege der Amtsgerichte,
noch mehr aber diejenigen der Landgerichte, einen übermäßig
schleppenden Gang hat." Was Marx dann bezüglich der fachmsn-
.äschen Vertretung durch Rechtsanwälte ausführt, soll in keiner
Avise bestritten werden. Ueber die Anwälte Hat sich niemand
künstlich „nffgeregt". Gewiß, unser Parteiprogramm fordert die
Unentgeltlichkeit der Rechtspflege und des Rechisbeistandes. Vor-
erst sind wir aber noch nicht so weit. Und weil dem so ist, wollen
wir die Gemeindegerichte des billigen Verfahrens wegen beibehal-
en wissen.
Wenn Marx dann daraüf hinwies, daß bis vor kurzem die
Anwälte in Armensachsn vollständig umsonst gearbeitet haben, so
„Volkszeitung"
2, Blatt. — Dienstag, 2V. Juli 1K2V
VI.
Häusli ch e S o rge n.
Auf die Dauer konnte mein Vater die erforderlichen Hypothe-
kertzirHr» nicht ausbringen. Von meinen StiefgesHwistern waren
mehrere volljährig geworden, denen das von -ihrer Mutter ererbte
Vermögen aus-getzahlt Werken, mußte. An Stelle dieses Geldes
waren aber keine HypoGeksn aufKUtreibM. Der Vater verkaufte,
daher -die Hälfte des Hauses, bas in der Richtung der Dachfirste
abgeteilt und mit einer Mauer durchzogen wurde. Die andere
Hälfte dos Anwesens glaubte er halten zu können, da auf dieser nur
noch eine Schuld von 1500 Mk. stand. Die drei Schwestern benütz-
ten ihre Vermögensteile, nm nach Amerika auszuwandern, wo sie
dann auch mit Hilfe naher Verwandicen ein Unterkommen, sanden.
Jahrelang erinnerten sie sich des Unglücks der Familie und schickten,
was sie von ihrem Lohn erübrigen konnten. Die drei Stiefbrüder
aber waren wenitzer kindlich veranlagt und ließen oft lange nichts
von sich hören. Ich konnte ihr Verhalten begreifen; es war das
Echo der Gefühle, die ihnen die Sticftnuster, wenjn auch ihr selbst
unbewußt, emgegenbrachie.
Nach- dcmdVerkauf des halben Houses liehen sich die Sorten
iminet noch nicht bannen. Krankheit und Arbeitslosigkeit des Va-
ters Mangen immer wieder zum Borgen. Fast täglich muhte ich
ohne Geld Bro-d und S-pezereiwar-e-n holen. Der „Bäckerabam",
der ohnedies eine Hypothek auf das halbe Haus hatte,, schrieb jedes-
mal den. -geborgten Betrag in das kleine Büchlein ein, das ich beim
Einkauf mitbrachte. Das Büchlein füllte sich Seite -um Seite, die'
ZahleN-kolorrnen wuchsen -unheimlich an. Dem ersten Büchlein
folgte ein zweites und «in drittes, bis bas halb« Haus aufge-gesscn
war. —
Mittlerweile war ich aus der Schule entlassen worben und
arbeitete im ersten Monat in einer großen Zie-gelfabrik, als bas
Vaterhaus auf dem Weg der Zwangsvollstreckung veräußert wurde.
Zu einem Schandpreis! Es gab nur zwei Liebhaber, den Bäcker-
adam und einen Schmiedp her sein halbes Vermögen schon beim
Bäckeradäm vertrunken hatte. Aus dem gegenseitigen Anblinzeln
der beiden Schelme schloß -mein Vater wohl nicht tmst Unrecht, daß
sie unter einer Decke steckten und den Raub teisten.
Die letzten Reste des einstigen Wohlstandes waren nun zer-
Aus den Akten
'«es UntersnchnngsauKschnffes
Der zweite Unterausschuß des Untersuchungsausschusses der
Nationalversammlung, der sich mit der besonderen Frage zu be-
---ästigen hatte, ob die Friedensmöglichkeiten, die sich aus Wilsons
Mion ergaben, mit der erforderlichen Sorgfalt behandelt worden
seien, hat jetzt seinen Bericht und als Anlage dazu eine Reihe inter-
stsanter Telegramme aus dem Februar/März 1917 erscheinen las-
sen. Dieser Bericht ist von Genossen Dr. Sinzheimer erstattet
und mit einigen Aenderungcn von der Mehrheit der Kommission
genehmigt worden. Diesem MehrheiLsbericht schließt sich ein M-m-
^rrheiLsbericht des deutschnationalen Abgeordneten Schultz, Brom-
oerg, an und die Gutachten der Sachverständigen Dietrich, Schäfer,
von Romberg. Bonn und Otto Hoetzsch.
Der Mehrheitsbericht faßt das Ergebnis der Untersuchung in
jvlgende Sätze zusammen: In der durch die Friedensakiion Wilsons
im Winter 1916 17 geschaffenen Gesamttage waren Anhalts-
punkte dafür vorhanden, daß es möglich sei, zu Frisdensbesprechun-
se„ zu gelangen. Die Relchsregierung hat diese Möglichkeit nicht
ausgermtzt. II. Die Gründe dafür, daß die erwähnen "Möglichkei-
ten nicht ausgenutzt worden sind, liegen in dem Beschluß über die
Eröffnung des uneingeschränkten V-Bvotkrieges vom 9. Januar
W17. — . . --
Der Bericht setzt noch einmal die bekannten geschichtlichen Er-
eignisse klar auseinander. Auch nach der Antwort'der Entente auf
das deutsche Frwdemmngebot vom 17. Dezember setzte Wilson seine
uns Wiederherstellung des Friedens gerichtete Aktion weiter fotz.
Diese Aktion sand jedoch von deutscher Seite, keinerlei Unterstützung,
weil inzwischen die V-Bootnarren mehr und mehr die Overhand
gewonnen hatten. Darum wurde auch die deutsche Presse Wer die
Bedeutung-der damaligen Aktion Wilsons in einer unrichtigen
Weise informiert, die der Ausschußbericht befremdend murrt.' Wäh-
rend Beth mann-Hollweg Wilson zu seinem Frie-
densschrittausge fordert hat, wurde der Presse gesagt,
es handle sich um eine selbstherrliche Einmischung
Wilsons, die man sich verbitten müsse.
In ähnlicher Weise wurden später alle Gutachten ge-
gen den V-Bootkrieg systematisch unterdrückt. So
steuerte man in den V-Bootkrieg hinein, der alle Möglichkeiten
eines Busgleichsfriedens zertrümmerte, Amerika auf die Seite mr°
ftrer Feinde führte und uns schließlich den Eswaltfrkeden von Ver-
sailles brachte. Die Irrtümer des v-Bootkrieges werden im Aus-
schußbericht folgendermaßen zusammengefaßt:
1. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen eines erfolgten
/'-Bootkrieges sind falfch genommen worden, namentlich wurde die
wirtschaftliche Hilfe Amerikas nicht ausreichend in Betracht ge-
zogen.
2. Die abschreckende Wirkung auf dis neutrale Schiffahrt ist in
Wirklichkeit nicht in dem Maße eingetreten, als vorausgesetzt wor-
den ist.
3. Die Gegenwirkungen militärischer und technischer Art gegen
den uneingeschränkten V-Bootkrieg sind nicht ausreichend gewürdigt
Werden.
4. Die militärischen Hilfsquellen Amerikas sind völlig unter-
'chätzt worden.
5. Die militärische Beteiligung Amerikas am Kriege durch urn-
fangreiche Truppentransporte ist kaum gewürdigt wordeen, indem
Wan glaubte, daß die V-Boote diese Transporte, wenn cs über-
haupt dazu käme, hindern würden.
6. Die Frage der ausreichenden militärischer! und witzschast-
stchen Rüstung Deutschlands wurde nur im Hinblick aus die nächste
3eit geprüft, aber nicht unter dem Gesichtspunkt, daß im Sommer
^17 ein Frieden nicht erzwungen fern und der Krieg durch den
Beitritt Amerikas sich noch aus lange Zeit hinziehen und verschär-
M könne.
. Der Bericht tadelt die schweren Fehler, die von der militäri-
-ä-en Leitung in der Beurteilung der V-Bootaussichten gemacht
Horden find. Er stellt es als die geschichtliche Schuld der
AvliLischen Reichsleitung hin, daß sie in der größten
^chickfalsstuude Deutschlands geschehen ließ, was nach ihrer Ueber-
ckLugung schädlich war. Der Bericht spart schließlich auch nicht
?n Tadel für die damalige Reichslagsrnchrheit, die für den Ber-
lluMgungsfrieden nicht zu haben war und die Entscheidung in der
^Bootsrage in die die Hände der obersten Heeresleitung legte.
Entschuldigend wird hinzugefüst, daß dem Reichstag die nötigen
Informationen fehlten, daß er keine richtige Kenntnis von der mili-
VII.
Vaters kirchliche Würde un d m eine Bürde.
Der aA-e Kirch-endiener war gP-osben, -und der Kirchenrat
sollte einen neuen wc-ihlen. Das Amt brachte zwar nicht viel ein;
siebzig Mark waren dafür ausgeworfen, und im übrigen sollte sich
der Kirchendiener einen „Gvtteslvhn" verdienen. Dafür hatte er
Sonntags den- Herrn Pfarrer dreimal in feine Gewänder z-u stecken-,
die Kerzen anguzünden und auszulöschen und im Hochamt jedem
AndächtiWN' den Klingelbeiutel solange unter dis Nase zu halten,
bis er eine Kupfermünze himinwarf. Außerdem Halle er täglich
dreimal das Angelus zu läuten. Natürlich mußte der Anwärter
ein unbescholtener, frommer Mann sein, denn in -den Augen der
Dorfbewohner zählte der Kirchendiener schon so ein klein wenig zum
"geistlichen Stand". Auf Betreiben der Mutter, die doch gar zu
gern in die geistlichen- Regionen avanziert wäre,-mutzte sich der Va-
ter bewerben. Und da nur e i n weiterer Bewerber mit ihm in-
Konkurrenz trat und dieser überdies ein fideler Schnapstrinker war,
wurde Vater Hanarcm gewählt. Vor Freude über diese handgreif-
liche Gnade Gottes ta-rGe Mutter Grete in der Stube herum wie
weiland, König David vor der Bundeslads.
Als der Vater -am- darauffolgenden ^Sonntag zum ersten Mal
die neue Würde ausü-ben mußte, trug Mutter einen neuen Hut und
begleitete ihren Han-arem zur Kirche. Dfv Kirchendiener hatte im
C^»r, der vier Treppenstufen höher als -das Kirchenschiff lag, neben
der Kangeltr-e-ppe seinen Betstuhl, so daß ihn die ganze andächtige
Gemeinde scheu konnte. Vater Sanarem war denn auch auf den
neuen Platz in der besonderen Nahe des lieben Herrgotts ordentlich
sto-lz; zur Feier des neuen Amtes hake er den chrwürd-igen, etwas
grünlich schillernden Bratenrock angelegt,, der ihn- bei den -freudigen
-und bei den traurigen Ereignissen feiner beiden Ehestände ziert«.
Vsm Beter zum KämPfer.
Von Nikolaus Osterroth.
(4. Fortsetzung.)
. Wenn ich -morgens halberfroren aus der Kirche nach- Hache
M' la-g meine Mutter stets noch im Bett. Ohne Frühstück -mußte
A m-den- Jahre lang den Weg M Schüke antretsn: höchsten, baß
N E:>ück Brot für mich bereit lag. Um so größer war in der Zehn-
IApache mein Appetit auf Welffleisch. Wenn aber ge-lögrn-tlich
h-as noch auckblish, dann fühlte ich mich tief -unglücklich. Hätte
'N-der Zchnuhrya-che keine Schweineborsien- -zu sa-mmM, so holte
.A.chir zu Hache ein Stück Brot, das mit Sahne von gekochter
üihch ober mit Fett von der letzten Metzelsüppe besirichim war.
"Was Warmes -gab es nie.
. Ihres rochen Beines wogen stand die Mutter erst nach 9 Uhr
btt Dann faß sie über eine Stunde vor dem Ofen -und rr-atzte -und
h o das Bein «der schmierte es mit Schmalz oder irgend einem
ktta-ster eine Dann wickelte sie einen Haufen Lumpen- und Binden
so >da-ß her v«r-bunid»ne Unterschenkel einen Durchmesser wie
Hs eines Elefanten hatte. Nach 11 Uhr abends wiederholte sich die
x dze-dur. Vater Ha-n-arcm machte -der Mütter oft schüchterne Vvr-
fttungen und berief sich auf -die Aussage eines Arztes, der erklärt
kurch eine solche BchaM-uNg mit Fett, Pflaster, Lumpen nnd
tz.'oen müsse -das -gesu-nd-esi-e Glied krank werden. Ein- krankes
fip,^ 'Müsse vor altem eine -ununterbrochene Blutzirkulation- -und
le^ siovmale Ausdünstung haben. Aber da kam der Vater Hann-
as - an: „Du, glaubst 'wohl, daß ich mich bloß verstelle -und
jgU 'ch das teuere Pflaster nutzlos verschwende! Was verstehst du
fzs;,Hat Dir der liebe Herrgott denn schon einmal ein wehes
üch ° üeswickt? Du gottloser Mensch! Weißt Du nicht, daß man
Zurren soll gegen -die Leiden, die den Menschen- zu ihrer Prü-
Ittz^tlferlM werben? Wen Gvtt lieb hat, den -züchtigt er!" Da-
Walle Einwend-ungen des Vaters auf lange Zeit widerlegt,
ow Mutter quacksalberte unter frommen Gebeten weiter. Das
u iS, m war ihr zur Relique -geworden und gehörte nu-n einmal
'rc>M alltäglichen Kultus.
heit der Arbeiter — ich spreche nicht von den Führern,
-die schwanken — die ungeheure Mehrheit der Arbeiter in der
Unabhängigen Partei steht ganz auf unserer Seite und
dräng! voran."
Sinowjew «Märte dann- des weiteren, daß sich ein pribiso-risch-or
Komitee -gchildet habe, das möglichst schnell -einen internationalen
Kv n gr eßderlin-fen G-ewerk-s chatten eirckerusen werde,
um -der Amstrckamer gelben Gewerffchastsinternativn-al-e ,,-e i n -e r-
S chl a g"-zu versetzen.
„Die Amsterdamer g-Me Bereinigung ist der letzte Halt
der Bourgeoisie. Sie ist gegenwärtig ein vielleicht für Uns
nicht weniger gefährlicher Gegner, als der -berüclMie.V öl kerb und
Die Arbeiter haben den Völkerbund erkannt. Alls wissen, daß das
eine Räuberbande ist. Niemand glaubt ihm, weil das keine Massen-
organisation ist, sondern einfach eine Organisation der nackten Gewalt.
Unterdessen hält die Amsterdamer — verzeihen Sie mir den Ausdruck
— Intern-ationccke manche Million Arbeiter in politisch er Idee re-
ge fa n g e n s ch a ft. Man muß diese Arbeiter -dem Einfluß Her
gelben Sozialdemokratie entreißen und dann können wir behaupten,
daß das Liedchen der Bourgeoisie zu Ende gesungen ist
und cs keine- ernsten Hindernisse innerhal-b der Arbeiterklasse für den
Vollen und siegreichen Marsch gegen die Festung d-es Kapitalismus
mehr gibt und geben wird."
Zunächst einmal ist es ein toller Größenwahn, von der bolsche-
wistischen- Imernarwnale als von der „größten Macht der Wett'
zu reden,. S-oiang-e ihr die enMch-e Arbeiter-Partei und die deuHche
SvtzialbKnokvaite nicht angehören, solange mag sie zahlenmäßig n-ock
so viel Mitglieder zählen aus allen, möglichen Gruppen und Grüpp-
chen der Welt, es fchle-n- ihr dir für die nlächste EnÄvickLu-njg des
Sozialismus en-ff-cheAvn.de» Arbeiterparteien,. Und dann ist cs doch
eitle UeberhkbMg tzn echte» Kasfeehousliteratenstil, wenn die.Dff-
Lal»r.en »on Moskau auf die gervrllite Gewerkschastsinteruaiioriak
von Amsterdam mit ihren 20 Millionen Mitgliedern hochnäsig als
auf die „gelbe InternatwMle" Herübblickt. Eben erst hat Liese In-
temvtionale den gewalligen- Boykott -gegen düs reaktionäre Un-gar»
tärifchen Lage zu Lande hatte und nicht wußte, daß die Friedens-
aktion Wilsons von der deutschen Regierung betrieben worden war.
Es wird die Vermutung ausgesprochen, daß im Reichstag schon
damals eine Mehrheit fürden Verständigungsfrie-
den vorhanden gewesen wäre, wenn der Reichstag richtig in-
formiert gewesen wäre und wenn die Regierung ihn vor die
klare Entscheidung gestellt hätte, mit Bethmänn-Hollweg den Weg
des Verständigungsfriedens oder gegen ihn den Weg
des Krieges mit Amerika zu gehen.
Diese bedingte Verurteilung der damaligen Reichstagsmehrheit
ist von den Demokraten Gvihein und Schücking und vom Zentrums-
mann Maxen unterschrieben.
Die diplomatischen Depeschen, die dem Ausschußbericht beige-
fügt sind, illustrieren die maßlose Verblendung, in der sich die all-
deutsche Richtung in der Regierung, vornehmlich repräsentiert durch
den Staatssekretär Zimmermann, befand. Herr Zim-
mermann darf den Ruhm für sich beanspruchen, der mindest begabte
Staatsmann «wesen zu sein, der jemals auf die Geschicke des deut-
schen Volkes Einfluß gehabt hak. Wie aber Wikhelm II. die Welt-
lage auffaßte, das geht mit tragikomischem Humor aus einer De-
pesche des Legakionsrat v. Gtzinau aus Pleß vom 9. Februar 1917
an das Auswärtige Amt hervor, in der die Auffassung des damali-
gen Kaiser in folgender Weise skizziert wusi:
„Wir sollten die üble Lage, m die Amerika sich gebracht hat,
ausnutzen, um Genugtuung für den Affront zu erlangen, den es uns
dadurch angetan hat, daß es, sich aus de« angMichen Bruch unseres
Versprechsus berufend, die diplomatischen Beziehungen ohne wei-
teres abgebrochen hat. Wenn Amerika jetzt wieder verhandeln, will,
so möge es zunächst die normalen Organs hierfür wic-cr in Funk-
tion treten lassen.
Diesem armen Narren war verschwiegen worden," daß -die
oberste Heeresleitung selbst Leu H-Bootkrirg als einen letzten Ver-
such betrachtete, aus einer unmögiichsn militärischen Lage heraus-
zukommen. Er wußte nichts von der üblen Laxe Deujschlands, son-
dern schwadronierte darauf -los, über die üble Loge, in die Amerika
sich gebracht hätte, da es gewagt habe, ihm, dem Instrument des
Himmels, durch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen einen
Afftorrt anzutun.
Mußteein Reich,bassoregiert war, nichtzu
Grunde gehen?
ALslauÄ.
Eine Rede Sinowjews im Allrussischen Zentralexekutivkomitre
der Sowjets.
Auf -der ersten Sitzung -der Tagung des AllruiM-chen- Zentralen
ExekuÄ!o-Ko-m!tees -im Grvßeu Theater zu Moskau am 16. Juni
hat Sinowjew eine Rede gehalten, in -der er u. a. auch die
„innere Lage -in der U.S.P.D. berührt hat. Nach einer ein-
leitL-nde-N' Bemerkung, in der Sinowjew er-Arte,. haß die Dritte
Internationale heute 15 Monate .nach ihrer Grün-bung die
„größte.Mach-t -er Welt" fei, wies er darauf hin, -daß i-m
Läufe von 3—4 Monaten- sechs -große Parteien aus der
Zweiten- In-ter na ti-o nale ausgeschi ed en seien. Si-
nowjew sagte dann:
„Mo Partei der deutschen, Unabhängigen, die bei dm Wahlen
-ungefähr fünf Millionen Stimmen erhalten hat, sie hat -die Reihen
-der Zweiten Internationale verlassen und -die ungeheure Mehr-
ein armer Schlucker geworden, her früh war, wenn ihn hie Leute
MM 'Dreschen v'der zum Mähen nahmen. Aus .dem eigenen Harrs
war er vertrieben und mutzte fortan ein billiges Dachstübchen mie-
ten,, zum UnterMnpff für die Seinen. Das Unglück beugte den Va-
ter w-rchl, aber es knickte ihn- nicht. Sein gslben-er Humor brach iw.
mer wieder durch und ließ ihm Has Löben rosiger erscheinen, als es
in Wirklichkeit für ihn war.
angefetzt, der bereits zu mächtigen, Wirkungen gehichen ist. Und
dichs Internationale -nennt man den „letzten Hast der Bourgeoisie",
den es zu gerfchliagen gißt. Das ist ein freches Spiel nist revolutio-
nären Kraftphr-asen^ auf das die geschulte weWche Arbeiterschaft
nicht hcreinfallen w-ltzd.
Der zweite Kongreß der 3. Internationale.
Am Donnerstag, 15. Juni, sollte in Moskau die Tagung des
Kongresses der dritten Internationale beginnen. Zur Eröffnung,
liegt ein Schreiben Si n o w j e w s, des Vorsitzenden des 'Bolltzugs-
ausschMes her dritten Internationale, vor. In dibs-em Schreiben
stellt er fest, daß- in den 15 Monaten seit der Gründung der dritten
Internationale (März 1919) eine Reihe von fvzial-istifchen Parteien
Europas schon die zweite — gelbe", wie er sie nennt — Inter-
nationale verlassen haben. Die Weite Internationale werbe jetzt
durch drei Namen gekennzeichnet: Noske, Pilsubs'ki und
Branting. Die Aufgabe der kommunistischen Internationale,
dis eine Inke-rnationale der Tat sein mutz, besteht darin,
solche Führe«, wie .die „Herren Kautsky, Hilserding, Hilquit u. Co.
zu entlarven" und auf diese Weise die Arbeiter zu veranlassen, sich
voim „unheilvollen SinPutz dieser Wechten Hirten" zu befreien.'
Sinowjew tM dann die Länder, nach dem Stand der revo-
lutionären Bewegung, in 4 Gruppen ein: 1. Rußland, wo die
proletarische Revolution sich vollzogen hat: 2. Deutschland,
Oesterreich und ein Teil der Balkanlä -nö e r, wo die
Rsvoßutwn besonnen hist oder unter sehr schwierigen Verhältnissen
im Enlsiohen begriffen ist: 3. England, Frankreich und
Italien, dis Länder der siegreichen Bourgeoisie, wo innerhalb
der AcheiteÄissfe ein starker Mirungsprszetz und sine Umwertung
aller Werte siaüsindet; 4. die unterdrückten Völker und die Kolo-
nien, wie I nb i en, Irla n d, ein Teil der Türk e l.
Slnowiew sagt, der Weite Kongreß der dritten Internationale
werde von den Parteien, die sich ihr angeMosfen haben, verlangen^
daß sie das kom!lnu«istische Programnr an-nchmen und sich offen als
kommunistisch bezeichnen. Es muß eine klare Scheidung einfetzen
zwischen den Kommunisten, die Anhänger der proletarische Revo-
lution sind, und den Sozialdemokraten, welche die Bourgeoisie bei
der Unterdrückung der AWeiterAasse unterstützen!
Bktzffche Politik.
Nochmals zur Zuständigkeit der Gememdegerichte.
Ms Amwo-rt auf den Artikel des Gen. Dr. Marx schreibt
uns Gen. Martzloff:
In. Nummer 157 der Heidelberger „Volkszeitung" nimmt in
einem längeren Artikel Geir. Rechtsanwalt Dr. Marx zur Fusiän-
digkekickfrage der Eemeindegerichte Stellung. Es erweckt den An-
schein, als ob Gen. Marx de» Antrag der sozialdemokr. Landesfrak-
tion gar nicht gelesen hat. Zur Klarstellung sei der Antrag hier
wiederholt. Er lautete: Der Landtag wolle beschließen: Das
Staatsministerium wird ersuch», im Reichsrat dafür eingutreten,
Hätz durch Aenderung des 8 14 Ziffer 3 des Gerichtsverfassungs-
gesetzes die Zuständigkeitsgrenze der Eemeindegerichte von 60 auf
300 Mk. erhöht wird.
Es ist also nirgends die Rede davon, daß sich der Landtag das
Recht anmaßen sollte öder wollte, zu Gunsten eines Lanbesrechts
Neichsrech» zu brechen. Gen. Marx darf der sozialdöm. Fraktion
und dem Landtag soviel Kenntnis der Reichs- und Landcsgesetzge-
du-n-g Jutrausn, daß sie wißen, welche Kompetenzen ihnen zustehen.
Tiefer juristischen Belehrung hätte es also durchaus nicht bedurft,
da es Juristen in der Fraktion und im Landtag gibt.
In feinen weiteren Darlegungen läßt Marx an der Tätigkeit
der Gemeinidsgerichte fast keinen guten Faden. Er zweifelt bei den
Landgemeindegerichten die Unparteilichkeit an; verschiedene Perso-
nen seien von der Tätigkeit der Gemeindegerichte nicht sonderNch
entzückt. Was das für „verschiedene Personen" sind, hat Marx
unterlassen zu sagen. Es mag sein, daß da und dort die Unpartei-
lichkeit nicht immer gewahrt wird. Gen. Marx wird aber doch
nicht etwa im Ernst behaupten wollen, daß bei Amts-, Land- uftv.
Gerichten immer unparteilich entschieden wurde. Man darf auch
hier das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. In Wirklichkeit
haben sich die Gemeindegerichte bei uns in Baden so eingeführt und
bewährt, .daß ganz sicher der überwiegende. Teil der Bevölkerung
sir nicht mehr missen möchte.
Das Verfahren vor den Gcmeindegerichten ist rasch, einfach
and billig. Diese Eigenschaften gehen den andern Gerichten ab,
was ja auch Marx selbst zugibt, denn ersagt: „Mit vollem Recht
kann behauptet werden, daß die Rechtspflege der Amtsgerichte,
noch mehr aber diejenigen der Landgerichte, einen übermäßig
schleppenden Gang hat." Was Marx dann bezüglich der fachmsn-
.äschen Vertretung durch Rechtsanwälte ausführt, soll in keiner
Avise bestritten werden. Ueber die Anwälte Hat sich niemand
künstlich „nffgeregt". Gewiß, unser Parteiprogramm fordert die
Unentgeltlichkeit der Rechtspflege und des Rechisbeistandes. Vor-
erst sind wir aber noch nicht so weit. Und weil dem so ist, wollen
wir die Gemeindegerichte des billigen Verfahrens wegen beibehal-
en wissen.
Wenn Marx dann daraüf hinwies, daß bis vor kurzem die
Anwälte in Armensachsn vollständig umsonst gearbeitet haben, so
„Volkszeitung"
2, Blatt. — Dienstag, 2V. Juli 1K2V
VI.
Häusli ch e S o rge n.
Auf die Dauer konnte mein Vater die erforderlichen Hypothe-
kertzirHr» nicht ausbringen. Von meinen StiefgesHwistern waren
mehrere volljährig geworden, denen das von -ihrer Mutter ererbte
Vermögen aus-getzahlt Werken, mußte. An Stelle dieses Geldes
waren aber keine HypoGeksn aufKUtreibM. Der Vater verkaufte,
daher -die Hälfte des Hauses, bas in der Richtung der Dachfirste
abgeteilt und mit einer Mauer durchzogen wurde. Die andere
Hälfte dos Anwesens glaubte er halten zu können, da auf dieser nur
noch eine Schuld von 1500 Mk. stand. Die drei Schwestern benütz-
ten ihre Vermögensteile, nm nach Amerika auszuwandern, wo sie
dann auch mit Hilfe naher Verwandicen ein Unterkommen, sanden.
Jahrelang erinnerten sie sich des Unglücks der Familie und schickten,
was sie von ihrem Lohn erübrigen konnten. Die drei Stiefbrüder
aber waren wenitzer kindlich veranlagt und ließen oft lange nichts
von sich hören. Ich konnte ihr Verhalten begreifen; es war das
Echo der Gefühle, die ihnen die Sticftnuster, wenjn auch ihr selbst
unbewußt, emgegenbrachie.
Nach- dcmdVerkauf des halben Houses liehen sich die Sorten
iminet noch nicht bannen. Krankheit und Arbeitslosigkeit des Va-
ters Mangen immer wieder zum Borgen. Fast täglich muhte ich
ohne Geld Bro-d und S-pezereiwar-e-n holen. Der „Bäckerabam",
der ohnedies eine Hypothek auf das halbe Haus hatte,, schrieb jedes-
mal den. -geborgten Betrag in das kleine Büchlein ein, das ich beim
Einkauf mitbrachte. Das Büchlein füllte sich Seite -um Seite, die'
ZahleN-kolorrnen wuchsen -unheimlich an. Dem ersten Büchlein
folgte ein zweites und «in drittes, bis bas halb« Haus aufge-gesscn
war. —
Mittlerweile war ich aus der Schule entlassen worben und
arbeitete im ersten Monat in einer großen Zie-gelfabrik, als bas
Vaterhaus auf dem Weg der Zwangsvollstreckung veräußert wurde.
Zu einem Schandpreis! Es gab nur zwei Liebhaber, den Bäcker-
adam und einen Schmiedp her sein halbes Vermögen schon beim
Bäckeradäm vertrunken hatte. Aus dem gegenseitigen Anblinzeln
der beiden Schelme schloß -mein Vater wohl nicht tmst Unrecht, daß
sie unter einer Decke steckten und den Raub teisten.
Die letzten Reste des einstigen Wohlstandes waren nun zer-
Aus den Akten
'«es UntersnchnngsauKschnffes
Der zweite Unterausschuß des Untersuchungsausschusses der
Nationalversammlung, der sich mit der besonderen Frage zu be-
---ästigen hatte, ob die Friedensmöglichkeiten, die sich aus Wilsons
Mion ergaben, mit der erforderlichen Sorgfalt behandelt worden
seien, hat jetzt seinen Bericht und als Anlage dazu eine Reihe inter-
stsanter Telegramme aus dem Februar/März 1917 erscheinen las-
sen. Dieser Bericht ist von Genossen Dr. Sinzheimer erstattet
und mit einigen Aenderungcn von der Mehrheit der Kommission
genehmigt worden. Diesem MehrheiLsbericht schließt sich ein M-m-
^rrheiLsbericht des deutschnationalen Abgeordneten Schultz, Brom-
oerg, an und die Gutachten der Sachverständigen Dietrich, Schäfer,
von Romberg. Bonn und Otto Hoetzsch.
Der Mehrheitsbericht faßt das Ergebnis der Untersuchung in
jvlgende Sätze zusammen: In der durch die Friedensakiion Wilsons
im Winter 1916 17 geschaffenen Gesamttage waren Anhalts-
punkte dafür vorhanden, daß es möglich sei, zu Frisdensbesprechun-
se„ zu gelangen. Die Relchsregierung hat diese Möglichkeit nicht
ausgermtzt. II. Die Gründe dafür, daß die erwähnen "Möglichkei-
ten nicht ausgenutzt worden sind, liegen in dem Beschluß über die
Eröffnung des uneingeschränkten V-Bvotkrieges vom 9. Januar
W17. — . . --
Der Bericht setzt noch einmal die bekannten geschichtlichen Er-
eignisse klar auseinander. Auch nach der Antwort'der Entente auf
das deutsche Frwdemmngebot vom 17. Dezember setzte Wilson seine
uns Wiederherstellung des Friedens gerichtete Aktion weiter fotz.
Diese Aktion sand jedoch von deutscher Seite, keinerlei Unterstützung,
weil inzwischen die V-Bootnarren mehr und mehr die Overhand
gewonnen hatten. Darum wurde auch die deutsche Presse Wer die
Bedeutung-der damaligen Aktion Wilsons in einer unrichtigen
Weise informiert, die der Ausschußbericht befremdend murrt.' Wäh-
rend Beth mann-Hollweg Wilson zu seinem Frie-
densschrittausge fordert hat, wurde der Presse gesagt,
es handle sich um eine selbstherrliche Einmischung
Wilsons, die man sich verbitten müsse.
In ähnlicher Weise wurden später alle Gutachten ge-
gen den V-Bootkrieg systematisch unterdrückt. So
steuerte man in den V-Bootkrieg hinein, der alle Möglichkeiten
eines Busgleichsfriedens zertrümmerte, Amerika auf die Seite mr°
ftrer Feinde führte und uns schließlich den Eswaltfrkeden von Ver-
sailles brachte. Die Irrtümer des v-Bootkrieges werden im Aus-
schußbericht folgendermaßen zusammengefaßt:
1. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen eines erfolgten
/'-Bootkrieges sind falfch genommen worden, namentlich wurde die
wirtschaftliche Hilfe Amerikas nicht ausreichend in Betracht ge-
zogen.
2. Die abschreckende Wirkung auf dis neutrale Schiffahrt ist in
Wirklichkeit nicht in dem Maße eingetreten, als vorausgesetzt wor-
den ist.
3. Die Gegenwirkungen militärischer und technischer Art gegen
den uneingeschränkten V-Bootkrieg sind nicht ausreichend gewürdigt
Werden.
4. Die militärischen Hilfsquellen Amerikas sind völlig unter-
'chätzt worden.
5. Die militärische Beteiligung Amerikas am Kriege durch urn-
fangreiche Truppentransporte ist kaum gewürdigt wordeen, indem
Wan glaubte, daß die V-Boote diese Transporte, wenn cs über-
haupt dazu käme, hindern würden.
6. Die Frage der ausreichenden militärischer! und witzschast-
stchen Rüstung Deutschlands wurde nur im Hinblick aus die nächste
3eit geprüft, aber nicht unter dem Gesichtspunkt, daß im Sommer
^17 ein Frieden nicht erzwungen fern und der Krieg durch den
Beitritt Amerikas sich noch aus lange Zeit hinziehen und verschär-
M könne.
. Der Bericht tadelt die schweren Fehler, die von der militäri-
-ä-en Leitung in der Beurteilung der V-Bootaussichten gemacht
Horden find. Er stellt es als die geschichtliche Schuld der
AvliLischen Reichsleitung hin, daß sie in der größten
^chickfalsstuude Deutschlands geschehen ließ, was nach ihrer Ueber-
ckLugung schädlich war. Der Bericht spart schließlich auch nicht
?n Tadel für die damalige Reichslagsrnchrheit, die für den Ber-
lluMgungsfrieden nicht zu haben war und die Entscheidung in der
^Bootsrage in die die Hände der obersten Heeresleitung legte.
Entschuldigend wird hinzugefüst, daß dem Reichstag die nötigen
Informationen fehlten, daß er keine richtige Kenntnis von der mili-
VII.
Vaters kirchliche Würde un d m eine Bürde.
Der aA-e Kirch-endiener war gP-osben, -und der Kirchenrat
sollte einen neuen wc-ihlen. Das Amt brachte zwar nicht viel ein;
siebzig Mark waren dafür ausgeworfen, und im übrigen sollte sich
der Kirchendiener einen „Gvtteslvhn" verdienen. Dafür hatte er
Sonntags den- Herrn Pfarrer dreimal in feine Gewänder z-u stecken-,
die Kerzen anguzünden und auszulöschen und im Hochamt jedem
AndächtiWN' den Klingelbeiutel solange unter dis Nase zu halten,
bis er eine Kupfermünze himinwarf. Außerdem Halle er täglich
dreimal das Angelus zu läuten. Natürlich mußte der Anwärter
ein unbescholtener, frommer Mann sein, denn in -den Augen der
Dorfbewohner zählte der Kirchendiener schon so ein klein wenig zum
"geistlichen Stand". Auf Betreiben der Mutter, die doch gar zu
gern in die geistlichen- Regionen avanziert wäre,-mutzte sich der Va-
ter bewerben. Und da nur e i n weiterer Bewerber mit ihm in-
Konkurrenz trat und dieser überdies ein fideler Schnapstrinker war,
wurde Vater Hanarcm gewählt. Vor Freude über diese handgreif-
liche Gnade Gottes ta-rGe Mutter Grete in der Stube herum wie
weiland, König David vor der Bundeslads.
Als der Vater -am- darauffolgenden ^Sonntag zum ersten Mal
die neue Würde ausü-ben mußte, trug Mutter einen neuen Hut und
begleitete ihren Han-arem zur Kirche. Dfv Kirchendiener hatte im
C^»r, der vier Treppenstufen höher als -das Kirchenschiff lag, neben
der Kangeltr-e-ppe seinen Betstuhl, so daß ihn die ganze andächtige
Gemeinde scheu konnte. Vater Sanarem war denn auch auf den
neuen Platz in der besonderen Nahe des lieben Herrgotts ordentlich
sto-lz; zur Feier des neuen Amtes hake er den chrwürd-igen, etwas
grünlich schillernden Bratenrock angelegt,, der ihn- bei den -freudigen
-und bei den traurigen Ereignissen feiner beiden Ehestände ziert«.
Vsm Beter zum KämPfer.
Von Nikolaus Osterroth.
(4. Fortsetzung.)
. Wenn ich -morgens halberfroren aus der Kirche nach- Hache
M' la-g meine Mutter stets noch im Bett. Ohne Frühstück -mußte
A m-den- Jahre lang den Weg M Schüke antretsn: höchsten, baß
N E:>ück Brot für mich bereit lag. Um so größer war in der Zehn-
IApache mein Appetit auf Welffleisch. Wenn aber ge-lögrn-tlich
h-as noch auckblish, dann fühlte ich mich tief -unglücklich. Hätte
'N-der Zchnuhrya-che keine Schweineborsien- -zu sa-mmM, so holte
.A.chir zu Hache ein Stück Brot, das mit Sahne von gekochter
üihch ober mit Fett von der letzten Metzelsüppe besirichim war.
"Was Warmes -gab es nie.
. Ihres rochen Beines wogen stand die Mutter erst nach 9 Uhr
btt Dann faß sie über eine Stunde vor dem Ofen -und rr-atzte -und
h o das Bein «der schmierte es mit Schmalz oder irgend einem
ktta-ster eine Dann wickelte sie einen Haufen Lumpen- und Binden
so >da-ß her v«r-bunid»ne Unterschenkel einen Durchmesser wie
Hs eines Elefanten hatte. Nach 11 Uhr abends wiederholte sich die
x dze-dur. Vater Ha-n-arcm machte -der Mütter oft schüchterne Vvr-
fttungen und berief sich auf -die Aussage eines Arztes, der erklärt
kurch eine solche BchaM-uNg mit Fett, Pflaster, Lumpen nnd
tz.'oen müsse -das -gesu-nd-esi-e Glied krank werden. Ein- krankes
fip,^ 'Müsse vor altem eine -ununterbrochene Blutzirkulation- -und
le^ siovmale Ausdünstung haben. Aber da kam der Vater Hann-
as - an: „Du, glaubst 'wohl, daß ich mich bloß verstelle -und
jgU 'ch das teuere Pflaster nutzlos verschwende! Was verstehst du
fzs;,Hat Dir der liebe Herrgott denn schon einmal ein wehes
üch ° üeswickt? Du gottloser Mensch! Weißt Du nicht, daß man
Zurren soll gegen -die Leiden, die den Menschen- zu ihrer Prü-
Ittz^tlferlM werben? Wen Gvtt lieb hat, den -züchtigt er!" Da-
Walle Einwend-ungen des Vaters auf lange Zeit widerlegt,
ow Mutter quacksalberte unter frommen Gebeten weiter. Das
u iS, m war ihr zur Relique -geworden und gehörte nu-n einmal
'rc>M alltäglichen Kultus.
heit der Arbeiter — ich spreche nicht von den Führern,
-die schwanken — die ungeheure Mehrheit der Arbeiter in der
Unabhängigen Partei steht ganz auf unserer Seite und
dräng! voran."
Sinowjew «Märte dann- des weiteren, daß sich ein pribiso-risch-or
Komitee -gchildet habe, das möglichst schnell -einen internationalen
Kv n gr eßderlin-fen G-ewerk-s chatten eirckerusen werde,
um -der Amstrckamer gelben Gewerffchastsinternativn-al-e ,,-e i n -e r-
S chl a g"-zu versetzen.
„Die Amsterdamer g-Me Bereinigung ist der letzte Halt
der Bourgeoisie. Sie ist gegenwärtig ein vielleicht für Uns
nicht weniger gefährlicher Gegner, als der -berüclMie.V öl kerb und
Die Arbeiter haben den Völkerbund erkannt. Alls wissen, daß das
eine Räuberbande ist. Niemand glaubt ihm, weil das keine Massen-
organisation ist, sondern einfach eine Organisation der nackten Gewalt.
Unterdessen hält die Amsterdamer — verzeihen Sie mir den Ausdruck
— Intern-ationccke manche Million Arbeiter in politisch er Idee re-
ge fa n g e n s ch a ft. Man muß diese Arbeiter -dem Einfluß Her
gelben Sozialdemokratie entreißen und dann können wir behaupten,
daß das Liedchen der Bourgeoisie zu Ende gesungen ist
und cs keine- ernsten Hindernisse innerhal-b der Arbeiterklasse für den
Vollen und siegreichen Marsch gegen die Festung d-es Kapitalismus
mehr gibt und geben wird."
Zunächst einmal ist es ein toller Größenwahn, von der bolsche-
wistischen- Imernarwnale als von der „größten Macht der Wett'
zu reden,. S-oiang-e ihr die enMch-e Arbeiter-Partei und die deuHche
SvtzialbKnokvaite nicht angehören, solange mag sie zahlenmäßig n-ock
so viel Mitglieder zählen aus allen, möglichen Gruppen und Grüpp-
chen der Welt, es fchle-n- ihr dir für die nlächste EnÄvickLu-njg des
Sozialismus en-ff-cheAvn.de» Arbeiterparteien,. Und dann ist cs doch
eitle UeberhkbMg tzn echte» Kasfeehousliteratenstil, wenn die.Dff-
Lal»r.en »on Moskau auf die gervrllite Gewerkschastsinteruaiioriak
von Amsterdam mit ihren 20 Millionen Mitgliedern hochnäsig als
auf die „gelbe InternatwMle" Herübblickt. Eben erst hat Liese In-
temvtionale den gewalligen- Boykott -gegen düs reaktionäre Un-gar»
tärifchen Lage zu Lande hatte und nicht wußte, daß die Friedens-
aktion Wilsons von der deutschen Regierung betrieben worden war.
Es wird die Vermutung ausgesprochen, daß im Reichstag schon
damals eine Mehrheit fürden Verständigungsfrie-
den vorhanden gewesen wäre, wenn der Reichstag richtig in-
formiert gewesen wäre und wenn die Regierung ihn vor die
klare Entscheidung gestellt hätte, mit Bethmänn-Hollweg den Weg
des Verständigungsfriedens oder gegen ihn den Weg
des Krieges mit Amerika zu gehen.
Diese bedingte Verurteilung der damaligen Reichstagsmehrheit
ist von den Demokraten Gvihein und Schücking und vom Zentrums-
mann Maxen unterschrieben.
Die diplomatischen Depeschen, die dem Ausschußbericht beige-
fügt sind, illustrieren die maßlose Verblendung, in der sich die all-
deutsche Richtung in der Regierung, vornehmlich repräsentiert durch
den Staatssekretär Zimmermann, befand. Herr Zim-
mermann darf den Ruhm für sich beanspruchen, der mindest begabte
Staatsmann «wesen zu sein, der jemals auf die Geschicke des deut-
schen Volkes Einfluß gehabt hak. Wie aber Wikhelm II. die Welt-
lage auffaßte, das geht mit tragikomischem Humor aus einer De-
pesche des Legakionsrat v. Gtzinau aus Pleß vom 9. Februar 1917
an das Auswärtige Amt hervor, in der die Auffassung des damali-
gen Kaiser in folgender Weise skizziert wusi:
„Wir sollten die üble Lage, m die Amerika sich gebracht hat,
ausnutzen, um Genugtuung für den Affront zu erlangen, den es uns
dadurch angetan hat, daß es, sich aus de« angMichen Bruch unseres
Versprechsus berufend, die diplomatischen Beziehungen ohne wei-
teres abgebrochen hat. Wenn Amerika jetzt wieder verhandeln, will,
so möge es zunächst die normalen Organs hierfür wic-cr in Funk-
tion treten lassen.
Diesem armen Narren war verschwiegen worden," daß -die
oberste Heeresleitung selbst Leu H-Bootkrirg als einen letzten Ver-
such betrachtete, aus einer unmögiichsn militärischen Lage heraus-
zukommen. Er wußte nichts von der üblen Laxe Deujschlands, son-
dern schwadronierte darauf -los, über die üble Loge, in die Amerika
sich gebracht hätte, da es gewagt habe, ihm, dem Instrument des
Himmels, durch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen einen
Afftorrt anzutun.
Mußteein Reich,bassoregiert war, nichtzu
Grunde gehen?
ALslauÄ.
Eine Rede Sinowjews im Allrussischen Zentralexekutivkomitre
der Sowjets.
Auf -der ersten Sitzung -der Tagung des AllruiM-chen- Zentralen
ExekuÄ!o-Ko-m!tees -im Grvßeu Theater zu Moskau am 16. Juni
hat Sinowjew eine Rede gehalten, in -der er u. a. auch die
„innere Lage -in der U.S.P.D. berührt hat. Nach einer ein-
leitL-nde-N' Bemerkung, in der Sinowjew er-Arte,. haß die Dritte
Internationale heute 15 Monate .nach ihrer Grün-bung die
„größte.Mach-t -er Welt" fei, wies er darauf hin, -daß i-m
Läufe von 3—4 Monaten- sechs -große Parteien aus der
Zweiten- In-ter na ti-o nale ausgeschi ed en seien. Si-
nowjew sagte dann:
„Mo Partei der deutschen, Unabhängigen, die bei dm Wahlen
-ungefähr fünf Millionen Stimmen erhalten hat, sie hat -die Reihen
-der Zweiten Internationale verlassen und -die ungeheure Mehr-