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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Inhalt / Arbeitskalender / Geplante Ausstellungen / Eröffnete Ausstellungen / Laufende Preisausschreiben
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Union Internationale des Beaux-Arts et des Lettres
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Schnitzler, F.: Ausländische Journalisten
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0081

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Die Werkstatt der Kunst

l^eäakteur: k)einricb Stemback.

VI. Jaki'g. 6. Z. I^ov. iys6.

clieseni ^eile unserer LeilsckrUt erteilen wir i ectern Rü nsiier ÄLS freie Mort. Mir sorgen Äafür, cias tuniicksi keinerlei
Angriffe auf Personen octer Genossenscksfien sbgeciruckt werclen, okne clsss vorder cler Angegriffene clie MögliiDkeil geksbt
KLtte, in clernselben yefte zu erwiclern. Oie keciLktion kält sied vollstLnelig unparteiiscd uncl gibt clurcd clen Abclruck keineswegs
- — eine llebereinsiirnniung rnit clen auf cliese Meise vorgeirsgsnen Meinungen zu erkennen. —

<Inion Internationale
cles Leaua:°^rts L äes Lettres.
Unter der vorstehenden Bezeichnung macht sich
zur Zeit, durch ein an die deutschen Künstler ver-
schicktes Rundschreiben, von Paris aus ein Unter-
nehmen bemerkbar, welchem gegenüber wir
durchaus Zurückhaltung empfehlen müssen.
Schon äußerlich entspricht das äußerst ärmlich aus-
gestattete Papier in keiner weise seiner Bestimmung
und dem pompösen Namen — man denke, es ist eine
Einladung zum Beitritt in eine „Internationale
Vereinigung der Schönen Künste und der Literatur";
man vergleiche, in welcher Form z. B. von unseren
Künstlergesellschasten dergleichen Dinge zu ergehen
pflegen. In unserem Mißtrauen gegen diese „Inter-
nationale Vereinigung" können uns auch nicht die
Reihe von großen Namen beirren, welche auf dem
Papier als Mitglieder des Ehrenkomitees verzeichnet
sind. Es ist dies eine Sache, welche wir am besten
auf sich beruhen lassen. Jedenfalls ist der Kern der
Sache der, daß in dem Rundschreiben ein
jährlicher Beitrag von 8 Francs genannt
wird, der zugleich mit der Anmeldung ein-
zusenden sei, wobei nur ganz ungefähr gesagt
wird, was man dem Künstler innerhalb der Ver-
einigung dafür bietet. Es wird nämlich bloß
mitgeteilt, daß in jedem Jahre ein großer Kongreß
der Schönen Künste und der Literatur stattfinden
werde (umfassend eine Ausstellung von Werken der
Kunst, Vorträge und musikalische Darbietungen), alles
für 8 Frcs. jährlich, nur schade eben, daß wir nicht
erfahren, unter welchen näheren Bedingungen
der deutsche Künstler bei dieser Ausstellung mittun
darf, was z. B. an Frachtfreiheit er genießt und
ob er als Mitglied der internationalen Vereinigung
am Ende gar ohne Iurierung auszustellen die Freiheit
genießt. Unter uns gesagt: Selbst wenn diese Aus-
stellung irgendwo in Paris existieren sollte — so kennt
man sie, wie uns mitgeteilt wird, dort nicht und
ebensowenig konnte unser Gewährsmann das
illustrierte Grgan sehen, welches die Mitglieder
noch extra gratis erhalten sollen. Nein, wir kaufen
denn doch nicht die Katze im Sack, und wenn
wir sie auch noch so wohlfeil bekommen können,
was pariser Künstlergesellschaften, bei ernsthaften
Zielen, von ihren Mitgliedern an Beiträgen erheben
müssen, geht aus einem uns vorliegenden Schreiben
hervor der — man gebe recht Acht auf den

Titel und verwechsele nicht — Union Inter-
nationale äes I.ettres cles Arts (Sekretariat
derselben: (7, Avenue Gourgaud). Diese Vereinigung,
welche im Dezember eine erste Ausstellung veran-
staltet, erhebt an Mitgliedsbeitrag jährlich Frcs.
Danach vergleiche man.
AusiänÄlscke Journalisten.
Man schreibt uns aus Düsseldorf:
Die pariser Zeitung „Figaro" sandte im ver-
flossenen Sommer einen Journalisten zum Studium
deutscher Verhältnisse nach Deutschland. Dieser Jour-
nalist, namens Huret, hat dann im „Figaro" seine
angeblichen Erlebnisse und Beobachtungen veröffent-
licht. Dieselben sind zum Teil so verständnislos und
abgeschmackt, daß man sich darin gar nicht wieder-
erkennt. Bei seiner kurzen Anwesenheit in Düssel-
dorf ist der Herr Franzose augenscheinlich einem bos-
haften Spaßvogel in die Hände geraten, denn sein
hier in Betracht kommender Bericht erinnert stellen-
weise stark an die Reiseabenteuer des Freiherrn von
Münchhausen selig. Größere Phantastereien wie diese
Neuigkeiten des Herrn Huröt über Kunst und Künst-
ler in Düsseldorf, den Malkasten, die Akademie, den
Napoleonsberg u. s. w. sind mir noch kaum zu Ge-
sicht gekommen; jeder Düsseldorfer Schuljunge hätte
den Herrn eines Besseren belehren können. Ich ver-
zichte, aus Einzelheiten des auch stilistisch recht plum-
pen Figaro-Artikels einzugehen und würde denselben
einfach als journalistische Makulatur dem Papierkorb
überweisen, wenn nicht einige deutsche Zeitungen in
patriotischer Gesinnungstüchtigkeit das gegen eine
deutsche Kunststadt gerichtete französische Pamphlet
ohne jeden Kommentar abgedruckt und weiter ver-
breitet hätten.*)
Auf welchem Standpunkt übrigens der „Figaro"
zu seiner eigenen Journalistik steht, erhellt aus fol-
gendem: Zur Eröffnung der internationalen Aus-
stellung des Jahres in Düsseldorf war auch
die ausländische presse eingeladen worden. Dieselbe
folgte in höflicher weise der gastlichen Einladung
und berichtete objektiv über die Ausstellung; nur der

H Bezüglich der Zeitungen in München, der „Allg.
Ztg." und der „Münch. Neuest. Nachr.", müssen wir, um mög-
licherweise sich ergebenden, unrichtigen Annahmen vorzu-
beugen, bemerken, daß sie die Angaben des Franzosen hin-
sichtlich ihrer Glaubwürdigkeit mit starken Fragezeichen ver-
sahen. Die Schriftleitung.
 
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