Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

DOI Artikel:
Bermerkungen der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft zu dem Entwurf eines Gesetzes, betr. das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie, [2]
DOI Artikel:
Wer wünscht berühmt zu werden?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
b?eft U-

Die Werkstatt der Kunst.

erscheinen. Der Zeichner ist außerstande, sämtliche
deutsche Zeitungen darauf zu kontrollieren, ob sie
Nachdrücke seiner Zeichnungen enthalten. Kommt er
durch Zufall einem solchen Nachdruck auf die Spur,
so ist es unbillig, ihm den Schadenersatzanspruch
zu versagen.
Mer nimsckt berübmt zu xverclen?
und zwar schon um 20 Mark? ... Der wende
sich umgehend an Herrn D. L. v. Saskaly, Lach-
schriftsteller und Redakteur in Berlin ?V. 50, Ans-
bacherstraße 37, welcher an einem Künstler in Darm-
stadt folgendes Schreiben richtete:
„Ich veröffentliche demnächst in der Archi-
tekten-Zeitung einen Sonderbericht über den
Neubau des Kaiser Lriedrich-Hauses
in München-Gladbach
und wäre in der Lage, Ihre Arbeiten bezw.
Lieferungen einer besonderen Besprechung oder
Erwähnung zu unterziehen, wodurch Ihnen Ge-
legenheit geboten ist, Ihre Beteiligung an dem
interessanten Bauwerk propagandistisch zu ver-
werten. Daß Ihnen der Mert einer derartige!:
literarischen Propaganda in einem über ganz
Deutschland verbreiteten Lachblatt bekannt ist,
darf ich wohl voraussetzen.
Als Honorar für einen ausschließlich
Ihnen gewidmeten, besonderen Absatz be-
rechne ich Ihnen Mark 20.— und bitte um
baldigste Entschließung unter Beifügung der etwa
nötigen Angaben.
Mit vorzüglicher Hochachtung
v. Saskaly.
Wie das so als etwas ganz Selbstverständliches
behandelt wird, daß der Künstler für eine Be-
sprechung seiner Arbeiten zu bezahle:: habe, steht
ganz einzig da. Man wird sich ferner vorstellen
können, wie eine so bezahlte Besprechung ausfallen
wird. Was sie dagegen für einen Wert besitzt, und
wäre sie eitel Honigseim, darüber wollen wir
eine andere (Huelle sprechen lassen. Denn Herr
v. Saskaly ist nicht der einzige dieses Handwerks in
Berlin. Just zur rechten Zeit wird noch ein anderer
dieser Herren „Schriftstellerund Redakteure" bekannt-
gegeben, der sich mit einem ähnlichen Schreibe:: an
die Dekorationsmaler wendete. Dieses Schreiben,
das die „Berliner Malerzeitung" veröffentlicht, hat
folgenden Wortlaut:
Wilmersdorf b. Berlin, November
Durlacherstr. 8 pari.
Adresse.
Die hohe Bedeutung, die die dekorative
Malerei in der Architektur, sowohl in der Aus-
schmückung der Lassade, wie namentlich in der
Innenausstattung gewonnen hat, veranlaßt mich,
einen Artikel über dekorative Malereien zu ver-


öffeutlichen. Der Aufsatz soll in der „Architekten-
Zeitung" erscheinen, die als offizielles Grgan des
bekannten Massivbauverbandes gerade in den Krei-
sen der anspruchsvolleren Architekten und wohl-
habenden Bauherren verbreitet ist.
Im Anschluß an diesen Artikel, der an sich
eine rein literarische Arbeit ist, bin ich bereit, auf
die Bedeutung Ihrer Lirina für die Branche bezw.
auf einige Ihrer hervorragendsten Arbeiten be-
sonders hinzuweisen, falls Sie mir für diese eben-
so vornehme, wie wirksame Propaganda eine Ge-
bühr von 20 Mk. bewilligen.
Lalls Sie mit meinem Vorschläge einverstan-
den sind, darf ich Sie um eine möglichst um-
gehende Antwort bitten, nebst einigen Notizen über
Ihre Lirma und Ihre Arbeiten, von deren Ver-
öffentlichung Sie sich besonders geschäftliche Vor-
teile versprechen.
Hochachtungsvoll
Max Diefke, Schriftsteller und Redakteur.
Und nun, was unsere (Quelle, im Anschluß an
das vorstehende Schreiben, über die „Architekten-
Zeitung" sagt:
„Dieses Schreiben ist bezeichnend für.
die ,Berliner Architekten-Zeitung', deren eigen-
artige Redaktion von der .Deutschen Bau-
hütte' in Hannover, wie von der Schrift-
steller-Zeitung .Geistiges Eigentum' hinrei-
che n dgekennzei ch n etw u rde. Derredaktio nelle
Teil setzt sich fast nur aus Reklamen zusam-
men, und das Honorar, welches die Bau-
meister und Handwerker für diese Reklamen
zahlen,wird nach besonderen Vereinbarungen
zwischen der Redaktion und den: Verleger des
Blattes geteilt . . . Diejenigen, welche sich wirk-
lich verlocken lassen sollten, die Anerkennung der
.Berliner Architekten-Zeitung' mit 20 Mk. zu bezah-
len, werden übrigens bald erfahren, daß diese Pro-
paganda auch nicht den geringsten Wert hat; denn es
ist in den Baukreisen bereits allgemein bekannt, auf
welcher Höhe die .Berliner Architekten-Zeitung' steht."
Wir hoffen, das wird den Künstlern genügen,
um über das Angebot des Herrn v. Saskaly Klar-
heit zu gewinnen, der sich, nach den: vervielfältig-
ten Schreiben zu schließen, wohl auch noch an andere
Künstler gewendet hat. In derselben Weise, in wel-
cher Blätter von der Art der „Architekten-Zei-
tung" Auswüchse sind, welche die Lachpresse auf
das schwerste schädigen und gegen welche es daher
unnachsichtlich einzuschreiten gilt, ebenso zählen die
Herren Saskaly und Diefke zu denjenigen Ele-
menten, welche den mühsam, aber ehrlich um ihr
Brot ringenden Schriftstellern das Leben sauer ma-
chen und den ganzen Stand herabwürdigen. Sie
müssen daher auf alle Weise unschädlich gemacht
werden, wozu an ihrem Teile beizutragen wir die
Künstler bitten.
 
Annotationen