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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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K.-N., E.: Ausstellungszustände
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0549

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Heft 39.

Die Werkstatt der Runst.

54s

Zahlreich genug noch immer. Und man könnte wünschen,
Kunsttransporteur zu sein, wenn man die Spesen betrachtet,
die heute die Iurückgewiefenen zu bezahlen haben. In-
dessen wollen wir nns lieber mit den Enttäuschungen be-
schäftigen, die ja genug zu denken und zu sorgen geben;
es soll aber hier die Rede sein nur von Münchener Zu-
ständen und nur im allgemeinen darüber geurteilt werden;
ein Eingehen auf Besonderes führte zu weit und möchte
auch den unbegründeten verdacht erregen, es handle sich
um persönliche Angriffe.
Die Eröffnung des Glaspalastes und der Sezession ist,
wie seit längeren Jahren, auch Heuer wieder mit einem
sehr bedingten Jubel der Presse begrüßt worden. Es mischt
sich immer eine Klage darein, und zwar eine immer weniger
verhohlene, wenigstens bei jenen Blättern, deren Kritiker
den Eröffnungen beiwohnen, nicht, um nur den Ruhm
alter und anerkannter Rainen zum dutzendsten Male aus-
zurufen, sondern um auch zu forschen, ob die hochwohllöbl.
Iuries den guten Willen, die Einsicht und die Uneigen-
nützigkeit besessen haben, neue tüchtige Kräfte aufzufinden
und sie gerechterweise auch zu zeigen. Aber die alte Klage,
daß ewig dieselben, längst berühmten Rainen wieder er-
scheinen und die spärlichen Reuanfgenommenen durchaus
nichts Zcrvorragendes oder wirklich Rennenswertes zeigen,
daß die Ausstellungen also von Jahr zu Jahr im besten
Falle auf demselben mittleren Niveau bleiben: diese alte
Klage kehrt immer wieder und wird immer lauter aus-
gesprochen. Und zwar nicht nur von der presse, sondern
gleich indigniert von Künstlern; von ausstellenden wie von
fernbleibcnden und zuriiekgewiesenen.
Die Ursachen dieser Erscheinung, die hier dargelegt
werden, mögen von den Iuries bestritten werden; gelingt
ihre Widerlegung, was ich bezweifle, so werden wir kuschen
und die Zustände in den Münchener Ausstellungen gerne
für ideal und für alle Grte und Zeiten vorbildlich erklären.
Kt conserventur in ueternnrn! — Wie es jetzt schon die
Absicht zu sein scheint!

Erstens: Es wird eine große Anzahl sehr tüchtiger
jüngerer Künstler Jahr für Jahr zurückgewiesen, Weder
sie selber noch andere unparteiische Urteilsfähige erkennen:
warum? Sie sehen ihre Werke an, messen sie an den auf-
genommenen ihrer Kollegen und fragen sich dann, ohne
eine Antwort zu finden: Warum ich?
Zweitens: Die Künstler werden abgeschreckt und ent-
mutigt. Denn es besteht nur eine verschwindend kleine
Aussicht auf Aufnahme in Münchener Ausstellungen, wenn
man nicht Mitglied irgend einer Gruppe ist.
Drittens: Die Bevorzugung der Gruppenmitglieder bei
der Einsendung (in quantitativer Pinsicht) schließt von vorn-
herein so und soviele tüchtige Junge aus, die wenigstens
mit einem Werke vertreten zu sein vollauf würdig wären.
viertens: Die Kollektiv- und die Gedächtnisaus-
stellungen erhöhen diesen erwähnten Uebelstand.
In diesen beiden letzten Umständen ist die Paupt-
ursache der Signierung im Münchener Ausstellungswesen
zu erblicken; vielleicht sogar die einzige. Gang und gäbe
ist die Behauptung, dergleichen sei nicht zu ändern. Die
Kollektivausstellungen seien ja gerade eine Förderung der
jeweils damit Bedachten, die Gedächtnisausstellungen eine
Sache der Pietät für verstorbene Künstler! Jawohl: der
Pietät! Dieser Pietät teilhaftig zu werden, muß inan erst
sterben; im Leben, im Kampfe ums Dasein, der für den
empfindlichen, sensitiven und oft schüchternen und geschäfts-
unklugen Künstler besonders schwer ist, genießt man diese
Pietät nicht; ja noch nicht einmal das bißchen Gerechtigkeit
und Rücksicht, das möglich wäre ohne merkliche
Schädigung der Bevorzugten, als welche ich die
schon berühmten älteren Künstler anspreche, die
einer fortwährenden und ausnehmend günstigen Schau-
stellung ihrer Werke nicht halb so bedürftig sind wie der
völlig unbekannte Tüchtige, der nicht oder nicht genügend
ans Licht gelassen wird!
Ich bin keineswegs für die quantitative Erweiterung
der Ausstellungen, deren Schrecken unser Glaspalast (und


Linsendungen für die „Werkstatt der Kunst" müssen
jeweils bis spätestens Montag Abend in den pänden
der Schriftleitung, Zehlendorf-Berlin (Wannseebahn),
Gertraudstraße W, sein.


kmpfoklene äpecliieure.
kremen: /o/raa»//ec^emaall, Fpedikions-desoüükt.— 6le-
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8tru886 5, Du88NA'ö). Okünielle Fxedikenre der Nünelieiier
duüresansskellnnK im dlasxulask, sorvie der 8626881011
und käst 8ÜmtlioÜ6r un8rvürti^6r Kn88t6llnno-6n. — Ver-
d68 LnnstanssteUuuAsüalenders. — VerpaeKullKS-
austallkür Lnn8klV6rk6UudUodiiig,i.—Nöbeitransporte.
lVtünclien: La^eriselles Diun8xort-Lontor dc/rea^r <L-do.
lVlüncken: de-rücker doackranüp A.-d., Feürvaiitlialer-
8tra886 36. 8p62iuIitÄ1 kür Luusttransxorke. Bilialen
in den HunptxlütMN Lnroxas.
Paris: ^l/c/re//K-/s/möe/, 31, xlaee du Alnreüd Ft. Honorö.
8p6dit6nre der okkürieUen LnuskausstellnuZeu in Berlin,
Nüneüen, Dreien, Larlsrnüe, Venedig, 'Wien, krn§,
Budapest, Lareeloua 6te. eke.
Warschau: Tldaurg/cp TlloremöllrF. OeZ'r. 1869. sgi

Die verehrlichen Bezieher der „Werkstatt der Kunst"
werden höflich gebeten, bei Meldungen von wohnnngs-
bezw. Aufenthaltorts-Aendernngen der unterzeichneten
Geschäftsstelle mit anzugeben, ob diese Aenderungen nur
für wenige Wochen oder für längere Zeit beabsichtigt sind.
Die Geschäftsstelle
- dev „Werkstatt -er' Aunst d


ltWt-üllttWung kür PIllM.
ttüIVIKUKK, Oolonnaljen I^If. 40.
klastlsobe Kunstwerke können rur Aus-
stellung uncl Verkauf eingessniit werden.
Vorlierlge Anfrage erbeten. 530

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