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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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D.W.D.K.: Die Kündigungen des Lehrerpersonals an der Unterrichtsanstalt des Königl. Kunstgewerbemuseums in Berlin
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Das Preisausschreiben für die Universitätsaula in Kiel / Die Verlosungsankäufe der "Armee-, Marine- und Kolonialausstattung" in Berlin / Künstler-Atelier-Wohnhaus-Baugenossenschaft in Müchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0613

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Die Werkstatt der Kunst

keäaltteur: ^rilz Hellwag.

VI. Jakrg. Hekt 44. 15. )Iug. 190/.

In ckieseni ^eile unserer Leilsckrikt erteilen wir jeclern Künstler clss freie Mort. Mir sorgen ärrfür, clsss keinerlei
Angriff« aus Personen oäer 6enossensÄ>asten abgeüruckt werclen, okne class vorder cler Angegriffene clie Möglicktkeit gsksbt
KLtte, in cteniselben yefte zu srwiclern. 0i« keäaktion kält sick vollstänäig unpartsiiscd uncl gibt clurck clsn ^bclruck keineswegs
- —1eine rlebersinstirnrnung rnit äen auf cliese Weise vorgetragsnen Meinungen zu erkennen. —

vle Küncligungen cles Lekrerpersonals an cter dnterrlektsanstall ctes König!»
Kunstgexverbemuseums in kerlin.

Wir empfingen einen heftigen Protest gegen
den neuen Direktor der Unterrichtsanstalt am Kgl. Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin, Professor Bruno Paul. Die
Veranlassung biete die, einem größeren Teil des Lehrer-
personals (iS Lehrern und Lehrerinnen) zugegangene Kün-
digung zum i- Vktober dieses Jahres. Als erschwerend
wird der Umstand hervorgehoben, daß keinem dieser Lehrer,
obwohl sie zum Teil über 20 Jahre an der Anstalt tätig
gewesen seien, eine Pensionsberechtigung zustehe.
Unsere Erkundigungen haben folgende Tatsachen
ergeben: Ls handelt sich nicht um iS, sondern nur um iv
und ferner nicht um fest, sondern um diätarisch angestellt
gewesene Lehrer und Lehrerinnen. — Speziell im preußi-
schen Kultusministerium hat sich — nach dem vorbilde
anderer Staaten, z. B. Englands — die Gepflogenheit
herausgebildet, künstlerische Kräfte zum Teil nur noch
diätarisch und ohne Pensionsberechtigung anzustellen. Dem-
entsprechend besteht das Lehrerkollegium der Unterrichts-
anstalt des Kgl. Kunstgewerbemuseums aus fest ange-
stellten, pensionsberechtigten Lehrern, 2. aus solchen Lehr-
kräften, die mit dem Rechte der vierteljährlichen Kündigung
für beide Teile, auszuüben je am Juli, angestellt werden.
Die ausgeschiedenen perren und Damen gehörten der
zweiten Kategorie an und waren durchweg nicht die ganze
Woche, sondern nur tage- bezw. stundenweise (bis zu drei
Tagen wöchentlich) in der Anstalt beschäftigt. Die An-
stellung solcher Kräfte geschieht unter dem G esichtspun kte,
daß die Lehrtätigkeit an der Anstalt neben einer ander-
weitig geübten Privattätigkeit einhergeht, was auch wieder
durchweg bei allen der Fall war.
Ferner hatte man die Entlassung schon im Frühjahr
lyos (also nach des früherer: Direktors Ewald Tod) —,
als bei der Neubesetzung dieses Postens durch eine modernere
Kraft wahrscheinlich — den jetzt gekündigten perren und
Damen in Aussicht gestellt. Die Kündigung kam also nicht
Vas Preisausschreiben kur
Zu unserem Artikel in der vorigen Nummer sind
uns viele Zuschriften zugegangen. Line davon, die als
Ergänzung zu unseren Darlegungen dienen kann, drucken
wir hiermit ab.
„Sie stellen den Künstlern anheim, sich zum .Preis-
ausschreiben für die Universitätsaula in Kiel' zu äußern!
Ich tue es gern, um Gelegenheit zu haben, auf einen
Uebelstand bei den Preisausfchreibungen dieser Art
aufmerksam zu machen.
Sie sagen, ,man zahlt dafür 3,70 Mk. und der eine
der Pläne ist auch brauchbar'. Das ist aber nicht der Fall,
zu brauchen ist leider keine der Zeichnungen. Die
3,70 Mk. sind nur ausgegeben, um sich Mehrausgaben zu
machen. Denn verlangt wird ein ganz anderer
Maßstab für die einzureichenden Entwürfe, und der Maler
kann erst einen Architekten suchen, der die Zeichnungen
auf gutem Papier vergrößert; oder der Maler muß
diese langweilige Arbeit allein besorgen.

überraschend und alle Lehrer hatten Zeit genug, sich als
Ersatz für ihre Nebenbeschäftigung an der Anstalt nach
einem andern Nebenverdienst umzusehen. Es kann also
in diesem Falle nicht mit Recht behauptet werden,
daß die Lehrer durch die Entlassung brotlos ge-
worden seien. Den sich verändernden Bedürfnissen ent-
sprechend müssen von Zeit zu Zeit andere Gebiete und
damit andere Lehrkräfte herangezogen werden, soll die Schule
auf die Dauer dem Zwecke dienen, zu dessen Dienst sie vom
Staate begründet wurde und unterhalten wird. Das wäre
aber unmöglich, wenn den einmal (stunden- oder tageweise)
beschäftigten Lehrern das unveränderliche Recht auf Weiter-
beschäftigung zugestanden würde. Daß man von einer Auf-
frischung des Hilfspersonals so lange abgesehen hatte, war
nicht zum Vorteil der Anstalt und hat eine gewisse Stag-
nation verschuldet.
wir halten es für vollkommen verfehlt, dem
Direktor Bruno Paul einen Vorwurf zu machen. Er
ist eigens nach Berlin berufen worden, um die Anstalt zu
reorganisieren. Selbstverständlich hat er sich die nötigen
Garantien geben lassen, daß es ihm auch ermöglicht würde,
seine Pläne tatsächlich zu verwirklichen. Und ebenso selbst-
verständlich ist es, daß er von seinen Machtbefugnissen Ge-
brauch macht.
Ls ist von allen Seiten mit Freuden begrüßt worden,
daß es endlich einmal einem tüchtigen Künstler vergönnt
sein sollte, etwas Ganzes und nichts palbes zu leisten —
sofern das bei den eigenartigen Kunstverhältnifsen in Preußen
überhaupt möglich sein wird. Wie dem auch fei, der neue
Direktor erkannte, daß er mit einem veralteten Lehrkörper
das „Ganze", das feine Kunst von ihm verlangt, nicht
würde leisten können. Die Kündigungen sind die not-
wendige Konsequenz dieser Erkenntnis. Es wäre töricht,
dem Direktor wegen dieser Entlassungen einen Vorwurf
zu machen. Er handelte durchaus im Rahmen seiner Be-
fugnisse! V. W. v. K.
ctle Anwersilätsaula m Kiel.
Nun frage ich: warum werden die Zeichnungen nicht
gleich in der verlangten Größe ausgegeben? und vor allen
Dingen, auf gutem Aquarellpapier, sondern auf
solchem Zeug, wo die Farbe beim Bearbeiten sich bis auf
den Grund loslöft?
Die Auslagen würden sich im ersten Fall so
stell en:
Die Unterlagen 3,70 Mk.
l Aquarellbogen ;,50 „ — 5,20 Mk.
Jetzt st eilen sich die Auslagen für den Maler:
Die Unterlagen.3,70 Mk.
Vergrößerung auf gutem Papier 20,— „ — 23,70 Mk.
Abgesehen von der Zeit, die einem verloren geht, ist
die Ausgabe — und diese hätte sich vermeiden lassen —
um das vierfache vergrößert worden.
Vielleicht dienen diese Zeilen dazu, hier Ab-
hilfe zu schaffen."
 
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