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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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11. Heft
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Fachnotizen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0415

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11. HEFT

FACHNOTIZEN

395


Grunde ausgeschlossen ist, dafs sich abgekürzte
Namensbezeichnungen niemals auf Blutrinnen be-
finden, möchte ich auf Band YI, Heft io, S. 357
dieser Zeitschrift hinweisen, wo ein Degen der
Braunschweigischen Sammlung auf Schlofs Blanken-
burg am Harz in ähnlicher Weise das Zeichen
des Herzogs Julius von Braunschweig, welches
nur in den Abkürzungen IVLIVS • H ■ Z ■ B V- L
oder H-H-Z-B'V-L vorkommt, trägt.

Die in der Königl. Staatsbibliothek in München
befindlichen Einbände des Herzogs Albrecht V.,
Sohnes Wilhelms IV., geb. 29. Febr. 1528, f 24.0kt.
1579 sind mit den Initialen A-H'I'B gezeichnet.
Siehe Katalog der Wittelsbacher Ausstellung im
Fürstensaale der Königlichen Hof- und Staats-
bibliothek, München 1911, bearbeitet von Georg
Leidinger.
K. Graf von Rambaldi.

LITERATUR

Friedrich Deters, Die englischen Angriffswaffen
zur Zeit der Einführung der Feuerwaffen (1300
bis 1350), Heidelberg 19x3. Anglistische For-
schungen ed. J.Hoops, Heft 38. XVI und 15öS.
Dies Buch, das auf Grund englischer, in erster Linie
literarischer Quellen der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
das gesamte Gebiet der Angriffswaffen bei einer Dreiteilung
in Nah-, Fern und Belagerungswaffen behandelt, an dieser
Stelle anzuzeigen, habe ich mich nur zögernd entschliefsen
können. Die Arbeit ist zu sehr auf dem Boden einer andern
Disziplin erwachsen, um Mafsstäbe zu finden, mit denen
die Wissenschaft von den Waffen allein messen darf.
Problemstellung sowohl wie Resultate lassen die Waffen-
kunde nur als Hilfswissenschaft der Philologie erscheinen,
die jetzt erfreulicherweise beginnt, Literaturdenkmäler auch
sachlich zu interpretieren und den Bedeutungswandel eines
Wortes durch eindringendes Sachstudium verstehen zu
lernen.
Hier erfolgt die Sachinterpretation nach dem üblichen
Schema, die gesammelten literarischen Belege in den von
vornherein fertigen Zusammenhang, wie ihn die bekann-
testen Waffenhandbücher bieten, mosaikartig einzuordnen,
woraus der Waffenkunde nur mittelbar ein Vorteil er-
wachsen kann. Derartige lexikographische Sammelarbeiten
aus dem Gebiet der romanischen Philologie hat Ch. V.
Langlois im Anhang seines Buches La sociöte frangaise au
XIIIe siede d’apres dix romans d’aventure (Paris 1904) zu
einer lehrreichen Liste von 135 Nummern zusammengestellt,
die in der Einleitung im allgemeinen treffend charakterisiert
werden. Leider sind jedoch die aufgestellten Forderungen
nicht konsequent durchgeführt, sonst hätte weder A. Schultz’
Höfisches Leben als nachahmenswertes Muster empfohlen
werden können, noch würde sich Langlois selbst mit der
Nacherzählung charakteristischer Epen, d. h. einer Auf-
reihung idealistisch gefärbter Kulturbilder begnügt haben
unter dem ausdrücklichen Verzicht selbständig historischer
Quellenforschung mit eigner Fragestellung.

In den einleitenden Ausführungen meiner Schrift ,Zur
Geschichte von Speer und Schwertim 12. Jahrhundert1, die
mein Rezensent an dieser Stelle (Bd.VI, 253 f.) kurz resümiert
hat, wollte ich der archäologischen Durchforschung mittel-
alterlicher Epen neue Richtlinien ziehen und versuchte
die Richtigkeit meiner theoretischen Beweisführung durch
angefügte Beispiele zu erhärten. Den dort von mir kriti-
sierten Gegenbeispielen mufs nun auch diese Arbeit von
Deters angereiht werden, deren methodische Mängel ich
also nicht noch einmal zu begründen brauche: Historische
Quellenwertung und Quellenkritik sucht man auch hier
vergeblich, wie denn überhaupt die Fälle, in denen sich
D. der älteren französischen oder lateinischen Vorlage einer
me. Dichtung erinnert, überaus selten sind.
Da D. die Waffenform aus Dichtungen unmittelbar
erschliefsen will, erkennt er selbst auf Schritt und Tritt
den geringen Illustrationswert seines überreichen literari-
schen Materials, woraus dann der Zwang erwächst zu
archäologischen öder bildlichen Beispielen zu greifen. Denn
zahlenmäfsige, wenn auch z. T. übertriebene Mafsangaben
eines Schwertgriffs zu anderthalb Hand — nicht Biden-
handergriff (S 9) — oder einer Lanze (S. 40 f.) gehören nun
einmal in Denkmälern der schönen Literatur ganz natur-
gemäfs zu den gröfsten Seltenheiten.
Dafs sich die höchst bezeichnenden Wendungen wie
,über die Form . . erfahren wir also nichts aus unseren
Texten. Auf Grund bildlicher Zeugnisse verzeichnet Hewitt
folgende Formen . . ‘ (S. 12) gerade über den ersten Teil
so zahlreich verstreut finden (siehe S.io; 14; 50; 61; 70; 79),
erklärt sich aus der verschiedenen Fundierung der einzelnen
Teile: Der erste Teil von den Nahwaffen schöpft vor allem
aus Denkmälern der schönen Literatur, während im zweiten
Teil englische Dichtungen hinter historiographischen Doku-
menten zurücktreten und damit philologische Textinterpre-
tation hinter archäologischer Sachforschung, eine Kursände-
rung, zu der auch die vielbenutzten Spezialarbeiten von
Longman, Walrond und Payne-Gallwey beigetragen haben,
deren Attribut ,glänzend1 nicht jeder unterschreiben wird,
s. E. Haenels durchaus zutreffende Besprechung (Bd. III, 238).
So verleiteten die kriegsgeschichtlichen Arbeiten der Del-
brtickschen Schule über die Schlacht bei Crecy (i. J. 1346)
und Azincourt (i. J. 1415) zur Überschreitung des gespannten
 
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