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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 2 - No. 8 (7. Januar - 30. Januar)
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grauen Mänteln zu versehen. Das dazu bestimmte Tuch
ist etwas dunkler, als der Stoff bei den Offiziersmän-
teln. Von den für die Mantel abgelieferten Stücken
haben die Bekleidungsämter bisher sehr viele zurückge-
wiesen, da es noch nicht gelungen ist, jedesmal den
richtigen Farbentön zu treffen. Sind denn die grauen
Mäntel (fragt Frei-Deutschland mit Recht) so wenig
sichtbar in der Ferne? Bei dem neuen Pulver soll das
ja von großer Bedeutung sein! Wo liegt eigentlich die
zwingende Notwendigkeit für die jedenfalls bedeutende
Ausgabe? In einer Zeit, wo überall „gefpart" wer-
k' n soll, wo z. B. die Lehrer darben müssen und die
Eteuerfrage arge Kopsschmerzen macht?)
— Pie deutsche Marine. Se. Majestät der
Kaiser hat in einem kleinen Cirkelvon Reichstagsabgeord-
neten nnd Würdenträger, welche bei Ihm zum Abend-
brot eingeladen waren (im Hofstile sagt man: welche
zum Abendbrot befohlen waren) einen improvisirten
2 ^-stündigen Vortrag über unsere Marine gehalten
und dabei wieder gezeigt, mit welchem Eifer Er an
der Wehrhaftigkeit des deutschen Reiches unausgesetzt
arbeitet und wie Ihm diese so ganz besonders am
Herzen liegt. Zwar wollen die freisinnigen und demo-
kratischen Zeitungen von einer Vergrößerung unserer
Marine nichts wissen, und möchten dieselben mit allen
Mitteln dagegen arbeiten, doch wird das hoffentlich
Alles nichts nützen; denn jeder Deutscher, der die
Geschichte kennt, muß sich sagen, daß ein an das
Meer grenzendes Reich, ohne eine starke Marine sich
immer in einer mißlichen Lage befinden muß, speziell
im Falle eines Krieges. Wer aber den Frieden sichern
will, der bereite sich zum Kriege vor, nach dem la-
teinischen Sprichwort: N vm paeem, xura, lislluui.
Dabei klagt nun gleichzeitig die freisinnige Presse
schon seit geraumer Zeit über die mangelhafte Ver-
tretung unserer Interessen in Central-Amerika und
wie sollen diese Interessen denn mit Erfolg wahr-
genommen werden, wenn wir nicht die See beherrschen
und die fremden Nationen im Schach zu halten in
der Lage sind. Mit Worten und liebenswürdigen
Redensarten kann man bewaffneten Mächten nicht im-
ponireu. Wir wollen gewiß, daß selbst der aller-
ärmste Deutsche im Auslande den allerbesten Schutz
genieße, um diesen gewähren zu können, müssen wir
die Regierung auch in die Lage versetzen. Den Frei-
sinnigen kann es aber scheint's die Regierung nie recht
machen. Nun lerne man aber doch endlich aus der Ge-
schichte. Was hätte Napoleon I. noch Alles vollbracht
mit einer starken tüchtigen Flotte! Das Kaisertum
„Europa" unter Napoleon wäre sicherlich zur That
geworden, aber ohne eine derartige Flotte war Na-
poleon geradezu ohnmächtig gegen England, seine
Continentalsperre nützte ihn nichts, die Engländer
spotteten seiner; denn die englische Flotte beherschte
das Meer. Danken wir dem Kaiser, daß Er so hohe
Ziele verfolgt, daß Er den Frieden sichert und Deutsch-
land zu einer Macht emporheben will, die geeignet
ffi, die festeste Bürgschaft zu einem langen, segens-
reichen Frieden zu gewähren. Vergessen wir nicht,
wie die französischen Heere der Republik und des
Kaiserreiches unausgesetzt Deutschland gebraudschatzt
haben an Geld und Kunstwerken und opfern wir im
Kleinen, damit wir nicht eines Tages wiederum aller
unserer Habe und Ehre beraubt werden.
* Wrst Msmarck über den Absolutismus.
Wie Fürst Bismarck über das absolutistische Regiment
denkt, geht aus einer in dem kürzlich erschienenen 2.
Bande von Poschinger's Werk „Fürst Bismarck und
die Parlamentarier" enthaltenen Aeußerung unzweideutig
hervor, die Fürst Bismarck am 20 Dez. 1866 machte,
dieselbe lautet: „Ich kenne alle Souveräne Europas
und empfinde außerordentliche Hochachtung vor vielen
derselben; Sie werden aber, meine Herren, es nicht
als eine bloße loyale Phrase ansehen, wenn ich Ihnen
versichere, daß ich keinen von allen so tief verehre, wie
Seine Majestät unfern König Wilhelm. Selbst diesen
unfern König Wilhelm möchte ich jedoch nicht als ab-
Die Familie Haber,
später v. Haber genannt, in Karlsruhe
(1818-1843).
Aktenmäßig geschildert von ***
In der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in
Baden nimmt der Name Haber ein hervorragende Stell-
ung ein, weniger wegen des überaus großen Reichtums,
wie bei den Rothschilds in Frankfurt, als wegen der
bevorzugten Stellung bei Hofe, deren sich die Familie
dieses Namens in Karlsruhe erfreute. Kam der alte
Bankier S. Haber doch gerade während einer Regier-
ungsperiode unter Großherzog Ludwig, in den Jahren
1818—30, zu Reichthum und Ansehen, die auch von
loyalen Historikern nicht gelobt werden konnte, so z. B.
schreibt darüber Wolfgang Menzel: „Großherzog Karl
folgte sein alter Oheim, Ludwig, der in sehr bequemer
und etwas frivoler Weise regierte, noch in seinem Alter
Maitressen ergeben". Und in der Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Karlsruhe berichtet Prof. Fecht: „es
herrschten am Hofe selbst theilweise wenig erbauliche
< astände, und manche Persönlichkeiten und Günstlinge
h ckten dort einen Einfluß gewonnen und geübt, welcher
nicht geeignet war, dem Fürsten die besondere Liebe
seines Volkes zu erwerben.*)
*) Die Badische Geschichte des Herrn F. v. Weech, Gr.
Hofarchivars, berührt diese Dinge nicht und selbst zwischen
den Zeilen läßt sich nur weniges heraustisteln. Derselbe

soluten Monarchen sehen — wie ich denn überhaupt
den Absolutismus für die unglücklichste aller Staats-
formen halte. Sie glauben nicht, welchen Antheit an
den Geschicken eines Landes ost der Einfluß eines ras-
finirten Kammerdieners besitzt". Dieser Ausspruch des
größten Staatsmannes unserer Zeit verdient besonders
in der Gegenwart besondere Beachtung.
* Zur Umsturzvorlage, die z. Zt. im Reichstage
beraten wird, schreiben die „Grenzboten" : „Noch ist es
Zeit, mit einem unbedingten Nein unser Staatswesen
vor den unvermeidlichen ernsten Folgen zu bewahren,
die sich aus der Annahme des Gesetzes ergeben wer-
den". Auch die doch recht ruhig gemäßigte „Tägliche
Rdsch." meint: „Wir hoffen, daß der Reichstag sich
diesen Gründen nicht verschließen und das Gesetz ab-
lehnen wird. Er folgt damit den Weisungen eines sehr
konservativen Politikers, des Volkswirthschastslehrers
Roscher, der einmal meinte: Nichts ist thörichter, als
wenn eine Regierung, welche die Demokratie bekämpft,
um augeublicklicher Vorteile willen die Unabhängigkeit
der Gerichte verletzt oder ohne viel Bedenken wohl ein
Vierteldutzend Verfaffungsparagraphen aufhebt (in die-
sem Falle ein Vierteldutzend Strafthaten schafft), um
eine ihr mißliebige Partei besser mit neuen Gesetzen
angreisen zu können".
* Km Jude als Weihnachksreduer! Ein kaum
glaubliches Ereignis hat sich in den Weihnachtstagen
in der Stadt Düsseldorf zugetragen. In einem dortigen
großen Geselligkeitsverein, dessen zahlreiche Mitglieder
sich vornehmlich aus deu besseren Mittelstandskreisen
rekrutieren, sand nach Weihnachten eine Weihnachtsfeier
mit Bescheerung statt, bei der — man höre und staune!
— ein jüdischer Herr in schwungvollen Worten die
Festrede hielt und die Verteilung der Geschenke vor-
nahm ! Viele Mitglieder des Vereins waren über die-
ses vom Vorstande ausgehende Arrangement im höch-
ster! Grade erstaunt und unwillig und fragten sich mit
Recht, ob es denn dem wohllöblichen Vorstande nicht
möglich gewesen sei, auch nur einen Deutschen aus dem
großen Verein auszusuchen, der Festrede und Geschenke-
vertheilung übernommen hätte. Die Taktlosigkeit, um
uns gelinde auszudrücken, einer jüdischen Rede zum
Weihnachtsfeste übersteigt doch alles, was sich selbst das
geduldigste und gutmüthigste Publikum gefallen lassen
kann. Man weiß nur nicht, worüber man sich mehr
wundern soll — über den unbegreiflichen Fehlgriff des
Vorstandes oder über die kaltlächelnde Ungeniertheit,
mit der der jüdische Herr die ihm so wenig angemessene
Rolle übernahm und ausführte! Jedenfalls aber hat
die deutsch-christliche Bevölkerung Düsseldorfs ein Recht,
den Wunsch auszusprechen, daß sich derartige Vorkomm-
nisse nicht wieder ereignen.
* Pas Judentum im französischen Keer. Nach-
dem Hauptmann Dreyfus von seinem Geschick ereilt
worden, tritt sein Glaubensgenosse Levy Mirmann
wieder in den Vordergrund. Levy Mirmann hatte
sich verpflichtet, zehn Jahre als Lehrer thätig zu sein,
um dem Militärdienst zu entgehen. Inzwischen fand
er, daß sich für ihn anderweit bessere Aussichten boten,
er ließ sich zum sozialistischen Abgeordneten wählen,
wurde aber wider Erwarten genötigt, seiner Militär-
pflicht zu genügen. Als ehrlicher Mann hätte Mir-
mann sein Abgeordnetenmandat niederlegen müssen,
that es aber nicht und in der That wird seine Spe-
kulation, aus seiner unhaltbaren Doppelstellung Ge-
winn zu ziehen, glücken. Man sucht jetzt nach irgend
einem Vorwand, ihn für dienstuntauglich erklären zu
können. Jm Uebrigen wird Europa Ruhe haben, wenn
im französischen Heere jüdische Offiziere und jüdische
Soldaten das Uebergewicht erlangen sollten.

Bom Reichstag.
* Werkm. Die nationalliberale Fraktion beschloß,
eine Interpellation wegen mangelnden Schutzes der
Deutschen im Auslande einzubringen.
* Werkin. Während eine Rede des Herrn von
Stumm in der gestrigen Reichstagssitzung ereignete sich.

Zu diesen Günstlingen können wir wohl auch den
Bankier S. Haber rechnen.
In der Geschichte der Stadt Karlsruhe geschieht
zuerst um das Jahr 1818 des Namens Haber Erwäh-
nung und zwar kaufte S. Haber um diese Zeit das
Haus Nr. 147 in der langen Straße. Im Jahre 1821
erstand Haber, der jetzt schon „Hofbankier" genannt
wird, das Haus Nr. 3 der Waldhornstraße, verkaufte
dasselbe aber alsbald wieder an Großherzog Ludwig,
der es seiner Maitresse Katharina Werner, nachmaligen
Gräfin v. Langenstein, schenkte. Einige Jahre zuvor,
den 27. Aug. 1819, hatte in Karlsruhe eine Juden-
hetze stattgefunden und wurde auch das Haber'sche Haus
bestürmt, durch energisches Einschreiten der Polizei und
des Militärs wurde die Ordnung wieder hergestellt,
wobei sich Großherzog Ludwig selbst in das bedrohte
Haus des Bankiers S. Haber verfügte. Hören wir,
was M. v. Haber, der Sohn darüber berichtet:
„Als im Jahre 1816 ein administrativer Skandal
Herr giebt neuerdings eine „Geschichte der Stadt Karlsruhe"
heraus, trotzdem ein Bedürfniß dafür nicht ersichtlich, denn
Prof. Fecht's Geschichte der St. K. erschien erst 1887; die
Frkf. Ztg. drückt sich über das Weech'sche Werk wie folgt
aus: Der wirkliche Historiker würde auch ein Urteil fällen,
und vor Allem würde er auch andere Quellen als bloße Hof-
akten befragen und berücksichtigen. Beim badischen Hofe
hätte er dazu noch besondere Veranlassung gehabt, denn es
ist dort Mancherlei passiert, was nicht in den Hofakten sielst.
Anmerkung d- Eins.

wie wir der „Staatsb. Ztg." eutnehmeu, eine hochin-
teressante Episode. Unter Führung Singers bereiteten
die Sozialdemokraten Hrn. v. Stumm durch fortgesetzte
Zwischenrufe die denkbar schärfste Opposition, so daß
es dem Präsidenten Mühe machte,Me Ordnung auf-
rechtzuerhallen. Als der Abg. Singer immer vorlauter
wurde, fühlte sich der Redner veranlaßt, ihm einen
kleinen Dämpfer aufzusetzen. Er bezeichnete die gestrige
Bemerkung Auers, die Konservativen verstoßen den
armen Juden und machen mit den reichen Juden Ge
schäfte, als eine der größten Dummheiten, die er jemals
gehört habe; und als ihm von der Linken mit Lachen
geantwortet wurde, fuhr er fort: Wo sitzen denn die
Juden im Reichstage? Doch bei keiner anderen Frak-
tion als bei den Sozialdemokraten! (Stürmischer Bei-
fall rechts), dort finden sie sowohl die reichen, wie die
armen Juden. (Stürmischer Beifall, großer Lärm bei
den Sozialdemokraten.) Nachdem sich der Lärm einiger-
maßen gelegt und einige Sozialdemokraten im Interesse
ihres geliebten Singer weiter tobten, ries Herr von
Stumm boshaft: Ich glaube auch nicht, daß Herr
Singer als Mäntelfabrikant seinen Näherinnen mehr als
10 Mk. pro Woche bezahlt hat. (Großer Beifall rechts,
Lärm links.) Redner sprach nach diesem Zwischenfall
weiter, nachdem er, „um nicht in den Geruch des Anti-
semitismus zu kommen", vorher noch betont hatte, er
sei weder Philo- noch Antisemit. Natürlich!

Aus Baden.
)( Keideköerg. Wie berichtet wird, wird aus dem
Lande durch Agenten des vaterländischen Buchverlages
A. Naumburger zu Dresden ein Werk unter dem Titel
„Deutschlands größter Held" sür 20 Mk., vertrieben,
welches identisch ist mit dem Werk „Kaiser Wilhelm
und seine Zeit" von Kugler, verlegt von der Verlags-
buchhandlung für Kunst und Wissenschaft in München
und das jetzt laut des Kataloges in Prachtband mit
Goldschnitt für 14 Mk. zu haben ist; verändert sei au
dem Werke nur der Titel, die Angabe des Verlegers
und der Schnitt, der jetzt rot ist, und der Preis, der,
wie gesagt, jetzt 20 Mk. beträgt. Wir warnen deshalb
vor Ankauf.
§ Keideköerg. Die Verleger des Mannheimer Ge-
neralanzeigers sind mit der Drucklegung des Mann-
heimer Adreßbuches betraut worden, dabei schlich sich
ein verhängnißvoller Druckfehler ein, es wurde ein ge-
wisser M., Kassendiener, mit Ka sfend ieb bezeichnet.
Der Betreffende soll recht wenig erbaut über diese Ver-
wechslung sein.
)( Keideköerg. Vor der Srafkammer Mannheim
hatten sich wiederum die Bankier Wilhelm Maas und
Eugen Maas sowie Richard Traumann zu verant-
worten. Wilhelm Maas wurde wegen Betrugs zu einer
Zusatzstrafe von ein Jahr (im ganzen 3 Jahre) ver-
urteilt, während in dem die vier Beteiligten betreffen-
den Falle wegen Untreue und Anstiftung das Nrtheil
Samstag verkündet wird. Der Staatsanwalt beantragte
gegen Wilhelm Maas eine Gefängnisstrafe von fünf
Jahren, gegen Dr. Max Maas und Richard Traumanu
eine solche von 8 Jahren und gegen Eugen Maas 2
Jahre Gefängnis.
* Per Maaß'sche Strafprozeß. Das Plaidoyer
des Staatsanwalts Herrn Geiler in der Maaß'schen
Strafsache zeichnete sich durch bemerkenswerthe Schärfe
aus und richtige Würdigung des durch die Spekulan-
ten herbeigeführten Elends. Derselbe betonte, daß die
Angeklagten nicht nur sich selbst, ihrer Familie nnd ihrem
Namen, sondern auch dem öffentlichen Credit der Stadt
Mannheim unberechenbaren Schaden zugefügt haben.
Das ist thatsächlich der Fall. Der frühere Staatsan-
walt Dietz brachte bekanntlich als Milderungsgründe
bei, die Angeklagten seien eben Kinder ihrer Zeit (!!),
die Verluste seien verschmerzt (!!) usw. Man hat sich
damals nicht wenig im Handelsstande über diese Auf-
fassung gewundert.
* Karksruhe. 10. Jan. In der heutigen Sitz-
ung der Strafkammer wurde der jüdische Kaufmann
gegen die jüdischen Staatsbürger im Großherzogthum
Baden im Gange war, und mein verstorbener Vater
dem höchstseligen Großherzog Karl in dem benachbarten
Steinbach seine Aufwartung machte, nahm ihn der hoch-
herzige Fürst in seinen offenen sechsspännigen Wagen
mit nach Karlsruhe, wo er mit ihm durch die Straßen
suhr, um dem Volke die Achtung zu zeigen, die er von
diesem trefflichen Manne hegte, und vor aller Welt zu
beweisen, daß er keine Unbill dulden wolle. Im Jahre
1819 sollte gleichfalls das berüchtigte Feldgeschrei der
Hefe des Pöbels, Hepp-Hepp, mit den gewöhnlichen
Exzessen ertönen; der höchstselige Großherzog Ludwig
kam in das Haus zu meinem Vater und versicherte
ihm, daß nur, wenn man Ihn selber angreife, ihm,
meinem Vater, oder irgend einem Glieds seiner Fa-
milie, etwas zu Leide geschehen, oder er in seinem
Eigentums beschädigt werden solle, und zwei Stunden
blieb Er in unserem Hause, gab die nötigen Befehle,
in fünf Minuten erschien die Cavallerie, und in zehn
Minuten waren die Tumultuanten entflohen!" Daraus
geht unzweifelhaft hervor, daß S. von Haber sich der
denkbar größten Gunst seines hohen Landesherrn er-
freute! Von dieser Zeit ab, bis zum Jahre 1843,
hört man so gut wie nichts mehr von dem Namen
Haber in der Geschichte der Stadt. Indessen berichten
der Kulturhistoriker G. F. Kolb und Baron Alexander
von Artin übereinstimmend, daß der Hofbankier Haber
die Creditbriefe sür den famosen Lord Stanhope aus-
 
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