Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

DOI Kapitel:
No. 59 - No. 67 (3. August - 31. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0257
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Irrr? Aeutsctztrrrrr

finden in der» wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Bolksboten"
die weiteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Ausnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

MesteTungeit
aus den „Badischen Volksboten" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postanstalren, ven Landbriefträgern, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. - Preis vierteljährlich durch die Post bezogen I M. 25 Pf.,
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf.

Gvgcrn bev deutsch-fozicrten Meforrm-McrrrLei in Melden und des
Mcrdifchen Muuevnbundes.

«s.

Heidelberg, den 24. August 189S.

6. Jahrg.

* Keidelberg, 22. Aug. Dern Vorsitzenden der
deutsch-sozialen Reformpartei in Baden, Herrn Konsul
Köster, ging heute srüh ein Schreiben zu, das
gewiß von Allen, die es mit unserer Bewegung
ehrlich meinen, mit Freuden ausgeiw amen werden wird.
Es lautet:
Berlin, 19. Aug. 1895.
An den Vorstand der deutsch-sozialen Reform-
partei Heidelberg,
z. H. des Herrn Consul Köster, Hochwohlgeb.
Auf einen Antrag des Abg. Liebermann
von Sonnenberg hat die Fraktion der deutsch-soz.
Reformpartei in ihrer heutigen Sitzung beschlossen,
daß auf Grund der Eisenacher Abmachungen und
Vereinbarungen vom 7. Oktbr. v. I. die Führung
der deutsch-sozialen Reformpartei für Baden
allein in Ihren Händen liegt; eine andere Or-
ganisation können wir sonach nicht als berech-
tigt anerkennen.
Hochachtungsvollst!
Die Fraktion der deutsch-soz. Reformpartei:
Im Auftrag:
I. Werner, Schriftführer.
Movkäufige Mekunntmcrchung.
Laut Beschluß des Gesamlvorstaudes soll
der allgemeine Parteitag
der deutsch - sozialen Neformpartei
am 5. und 6. Oktober in Erfurt
stattfindeu.
Eingeladen siud alle Antisemiten jeden Landes, die
auf dem Boden des Eisenacher Einigungswerkes ste-
hen. —
Die Abstimmungen auf dem Parteitage sollen in
folgender Weise geregelt werden:
Jeder Wahlkreis hat eine Stimme, außerdem
führen die Reichstags- und Landtagsabgeordneten der
Partei, sowie die Mitglieder der Programmkommission,
die nicht Abgeordnete" sind, je eine Stimme.
Jeder Vertreter des Wahlkreises muß in dem-
selben wohnen. Uebertraguug des Mandats an andere
Personen ist unzulässig.
Die Wahlkreise werden ersucht, in allgemeinen
Vertrauensmännern-Versamurlungeu baldmöglichst die
zu entsendenden Stimmführer zu wählen. Jeder
Stimmführer hat eine Vollmacht mitzubringen, die in
Erfurt vou einer besonderen Kommission geprüft
werden wird.
Die vorläufige Tagesordnung ist wie folgt fest-
gesetzt:
1. Beschlußfassung über den von der Kommission
vorzulegenden Programmentwurf.
2. Parteiorganisation.
3. Etwaige Anträge.
Anträge sind bis zum 28. September zu Händen
der Unterzeichneten einzureichen.
Nähere Bekanntmachungen werden demnächst in
unseren Parteiblättern erfolgen.
Berlin, am 19. August 1895.
Im Auftrage der deutsch-sozialen Ueformpartei:
Liebermaun v. Sonnenberg. Zimmermann.
Handwerk und Judentum
Auf dem Haudwerkertag in Halle erzählte Meister
Möller-Dortmund, dem alten Vincke sei einst die Not-
wendigkeit der Einführung des Befähigungsnachweises
dargelegt worden; da habe er geantwortet: „Ja, da

werden allerdings die Juden alle auswandern müssen".
Mit schallendem Jubel wurde dies Wort ausgenommen,
und so oft die Judenfrage gestreift wurde, ging eine
nervöse kampfesfreudige Stimmung durch die Ver-
sammlung. Unleugbar ist d.r Feind, der durch die
Macht des Geldsacks, durch Schwindelgeschäfte und
Schmutzkonkurrenz das Leben des Handwerks bedroht,
für unzählige Vertreter dieses Standes verkörpert, in
der Gestallt des Juden. Bei unfern bisherigen Erör-
terungen über die Not des Handwerks, ihre Ursachen
und den Weg zur Hilfe haben wir häufig mit einer
gewissen Kraftanstrengung zur Bezeichnung der feind-
lichen Mächte nach einem allgemeinen, sachlichen Aus-
druck gegriffen, anstatt „Jude" zu schreiben. Wahr-
scheinlich werden unsere Leser oft genug selber das
Wort zugesetzt haben. Wir können diese Erörterungen
nicht abschließen, ohne im Zusammenhang die Gefahr,
die vom Judentum dem Handwerk droht, zu kennzeichnen.
Schädigt das Judenvolk das deutsche
H andwerk?
Die Ursachen für den Niedergang des Handwerks
fanden wir in der kapitalistischen Entwickelung unserer
Zeit mit der gesetzlichen Bevorzugung der wirtschaft-
lich Starken, der Zerstörung der alten geschichtlichen
Ordnungen, der Heranbildung einer rücksichtslosen,
schwindelhaften Erwerbsthätigkeit. Die führenden
Geister für unsere Justiz- und Gesetzgebung aber waren
die Juden Lasker und Bamberger, den reichen Gewinn
dabei machten die Juden Rothschild und Bleichröder.
Jüdische Zeitungsschreiber, Stadtverordnete usw. waren
es, die die alten Zunftordnungen des Handwerks
lächerlich und verächtlich machten, die einrissen, was
hätte erneuert werden müssen. Jüdischer Geist war es,
der in der Gründerzeit unser wirtschaftliches und sitt-
liches Leben verseuchte, jüd. Stammes waren die Hohen-
priester beim Tanz um das goldene Kalb. So sind die
Mißstände in den wirtschastlichenVerhältuissen derGegen-
wart zum großen Teil von Juden herbeigeführt worden,
von Juden werden sie auch ausgenützt. Wer war es
denn, der durch seinen Ausverkauf von fertigen Klei-
dungsstücken die Werkstatt jenes Schneiders verödete,
der durch seinen Schuhwaren-Bazar jenen Schuhmacher
ruiuerte, der durch seine faule Pleite die Handwerker
betrog, durch Schwindelmanöver sie um ihr Geld
brachte? In zehn Fällen wird achtmal die Antwort
heißen: ein Jude. Das ist aber doch eine unver-
hältnismäßig starke Beteiligung des Judenvolkes an
solchen Dingen. Wie von oben der Kapitalismus, so
arbeitet von unten die Sozialdemokratie an der Zer-
störung des Handwerks. Wer führt da die Scharen
an? Wieder Juden, der frühere Mäntelfabrikant Singer,
Stadthagen, Schönlank, Wurm, und wie sie alle heißen.
Man kann wohl dein deutschen Handwerk es nicht
verdenken, wenn es im Judenvolk die Verkörperung
der ihm drohenden Gefahren sieht.
Worauf beruht die zersetzende Wirkung des
Judenvolks?
Mommsen hat bekanntlich die Juden „ein wirk-
sames Ferment der Dekomposition" genannt; die Be-
läge dafür hätte er noch besser aus unserer Zeit, wie
aus der römischen Geschichte entnehmen können. Es
Hilst nun aber sehr wenig dagegen zu schimpfen, zu-
nächst gilt es den Grund zu erkennen dieser zerfetzenden
Wirkung des Judenvolks, erst dann können wir das
Heilmittel finden. Dieser Grund ist nun sehr leicht
zu erkennen, wenn wir es uns klar machen, daß die
Juden, wie zu allen Zeiten in der Geschichte, so auch
jetzt unter uns ihr Leben führen als ein fest einge-
schloffenes Volk mit ausgeprägter Eigenart, mit be-
stimmten Charaktereigenschaften. In ihrer Volksart
tritt vor allem zu Tage ein stark entwickelter Erwerbs-
und Handelssinn, der bei der emsigen Betriebsamkeit
dem scharfen Verstände, der skrupellosen Gewissens-
freiheit, den reichen Geldmitteln und dem nationalen
Zusammenhänge dieses Volkes im vollsten Maße die
Möglichkeit der Auswirkung hat. Geschäft ist ihm
alles. Zum Handwerk oder zur Landwirtschaft greift

es nur im äußersten Notfall, das ist körperlich zu
anstrengend und geschäftlich zu wenig lohnend. Bei
dieser gefährlichen Thätigkeit wird es nun gar nicht
geplagt von Anhänglichkeit oder Liebe gegenüber ge-
schichtlich überlieferten Verhältnissen oder gegenüber
den Menschen, mit denen es in Verkehr tritt. Es
sind ja nicht seine Volksgenossen. Von Gemütsregun-
gen wird es auch weiter nicht geniert, statt dessen hat
es eigentlich nur ein kümmerliches Surrogat: Senti-
mentalität. Wenn er dabei verdienen kann, entwurzelt
ein Jude unbesehens einen Stamm, der seit Alters
her fest in seinem Erdboden gestanden, damit auch
der nun treibt in dem großen trübenStrom der beweglichen
Güter, die man kaufen und verkaufen, mit denen man
ein Geschäft machen kann. Von scharfen, berechnen-
den Verstandsüberlegungen wird allein diese Geschäss-
thätigkeit bestimmt, erleichtert aber wird sie dadurch,
daß der Jude mit treuherzigen, sentimalen Redensarten
bei seinen Opfern als Vertrauter und guter Freund
sich einzuschmeicheln versteht. So können wir uns nicht
darüber wundern, daß das Judenvolk mit seiner na-
tionalen Eigenart die Völker, unter denen es lebt, zer-
setzt und zum Zerfall bringt. Unter dieser Juden-
gefahr hat unser Volk fast auf allen Gebieten seines
privaten, wie seines öffentlichen Lebens zu leiden, in
Kunst und Wissenschaft, Recht und Sitte, Erwerb und
Geselligkeit, naturgemäß erfährt da das Handwerk,
dies Fundament unseres Wirtschaftslebens, in be-
sonderer Weise diese Volksnot an seinem eigenen Leibe.
Was ist da zu thun?
Der Weg, der da allein zur Rettung führt, ist
ja klar gegeben: es gilt das Judenvolk im staatlichen
Organismus als das anzuerkennen und zu behandeln,
was es in Wirklichkeit ist, als ein eigenes fremdes
Volk. Gastrecht können sie unter uns genießen, aber
selbstverständlich hat das Wirtsvolk allein die Berech-
tigung, darüber zu entscheide», wie das geschehen soll.
Es ist diese Ordnung der Dinge eine ganz selbstver-
ständliche Folge des Nationalitätsprinzips, ein einfaches
Gebot der Selbsterhaltung. Ohne Lärm und Leideil-
schaft muß dieser Weg beschritten werden, aber mit
aller Klarheit und Stetigkeit. Gewiß wird es Jahre
dauern, bis wir zum Ziel kommen, wenn aber unser
deutsches Volk seine nationale Selbständigkeit wahren
will, nluß es dies Ziel erreichen, und wenn wir da
auf die Errungenschaften der letzten Jahre zurückblicken,
so will es uns fast scheinen, als ob dieses Ziel nicht
so unendlich weit entfernt ist.
Hand in Hand damit muß aber die positive So-
zialreform gehen zum Schutze des Handwerkes vor dem
mobilen Großkapital und dem unredlichen Handel, zur
Erhaltung und Stärkung des Handwerks durch eine
lebenskräftige Organisation mit Befähigungsnachweis.
Jeder Schritt, der da vorwärts gemacht wird, ist ein
Sieg über die Judengefahr, ein Sieg deutschen Lebens.
Die Judenblätter wissen wohl, weshalb sie mit Auf-
bietung aller Lungenkraft schimpfen und zetern gegen
„Agrarier, Antisemiten und Zünftler": selbstverständ-
lich fehlen in dem Chor die jüdischen Führer der So-
zialdemokratie auch nicht. Es ist eben nur der krauke
Volkskörper, den man zersetzen, mit dem man ein Ge-
schäft machen kann.
Endlich hat aber auch ein jeder, der diese Juden-
gefahr erkannt, eine persönliche Pflicht. So wie die
Dinge im Augenblick liegen, müssen wir jeden gesell-
schaftlichen Verkehr mit Angehörigen dieses Volkes un-
bedingt meiden, müssen in allen Vereinen und Gesell-
schaften denen wir angehören, daraus hmwirken, daß
Judeu als Mitglieder nicht zugelassen werden. Im
gegenwärtigen Kampfe giebt es kein Vertrauensoerhält-
niß zwischen Juden und Deutschen. Der Bund der
Landwirte giebt uns da das rechte Vorbild. In glei
cher Weise muß im wirthschastlicheu Lebe» jede Ge-
meinschaft zwischen ihnen und uns vermieden werden.
Soweit wir irgend können, haben wir jede Geschäfts-
verbindung mit ihnen abzubrechen. Jeder Verdienst, der
ihnen zugewandt wird, ist ein Vertrag zur Schädigung
 
Annotationen