Aiurr Derrischirrnr
HZ-con rrraö Alters.
Heidelberg, den 31. Dezember L8G5.
Füe'rs vrerLeljäßrkich
durch den Briefträger frei in's Haus gebracht Mk. 1.25,
durch unfern Boten Mk. 1.—,
m Postschalter od. unserer Erpedition abgeholt80 Vsa.
V'c-st-Zertttugs-Wreislistr
Der „Aadischc Wskllsöote erscheint 2mal wöchentlich
(Dienstags und Freitags).
Vertag und Leitung: Heidelberg, Bahnhofstr. 5.
Telegramm-Adresse) Mskksöote KeidekSerg.
Anzeigenpreis: Die ogespaltene Garmondzeile 10 Pfg.
Girr Jahr voll Kampf mrd Mühe
liegt wieder hinter uns. Wir dürfen wohl behaupten, daß der „Badische Volksbote" in dieser
Zeit seiner Ausgabe, die Interessen des Mittelstandes in Stadt und Land, der schaffenden Kreise
unseres Volkes zu vertreten, nach Möglichkeit gerecht geworden ist. Aus kleinen Anfängen, unter
Ueberwindung gewaltiger Schwierigkeiten hat sich der „Bad. BoLksbste nach 6-jährigem
Bestehen zu einem Blatte emporgearbeitet, das Achtung und Beachtung bei Freund und Feind
genießt. Um an all' den heißen Kämpfen, die für die Sache des deutschen Volkes geführt
werden, noch regeren Anteil nehmen zu können, wird der „Badische Volksbote" von nächster
Woche an
drei mal wöchentlich "WI
bei gleichem Bezugspreis erscheinen, und zwar: Dienstags, Donnerstags und Samstags. —
Wir richten an alle unsere Getreuen rings im Lande die dringende Bitte und zugleich
ernste Mahnung, mit aller Kraft für die weiteste Verbreitung ihres kampferprobten „Volksboten"
Sorge zu tragen, damit in immer weiteren Kreisen unseres Volkes die Flagge aufgehißt werde,
worauf mit goldenM Lettern geschrieben steht: Für Deutschtum, Thrsrr und Altar?
Znsammenschaaren müssen sich alle königstreuen, deutschgesinnten Männer, die es mit Freiheit
und Volkswohl ehrlich meinen: der „Bad. Vslksbste" sei die Fahne, um die sie sich
sammeln, der geistige Mittelpunkt einer volkstümlichen Bewegung, welcher der endliche Sieg
gewiß ist!
Zum MMR Ichre!
Ein Jahresring hat wieder sich vollendet
Mn Stamm der tausendjähr'gen deutschen Eiche,
And durch die unversehrten Wurzeln sendet
Ihr Lebenssaft aus dunkelm Schattenreiche
Die Mutter Erde, dasi an Stamm und Marke
Sie auch im ueuen Jahre neu erstarke.
Wohl uns! noch steht sie fest und trvhi dem Sturme,
Nur Raupenfraß verödete die Neste.
Das Mark ist heil! die Rinde nur vom Wurme
Zernagt, doch trieb der Kuckuck aus dem Neste
Die Sänger fort; statt ihrer ohn' Erlahmen
Ruft jeht die Ruckucksbrut den eig'nen Namen.
Noch ist es Zeit! auf, deutsche Volksgenossen!
Helft uns dem Wurm am Eichenstamme wehrenl
Teilt unsere Mühe, rastlos, unverdrossen
Die eklen Raupennester zu zerstören,
Und um zu Enden unsrer Sänger Klagen
Helst uns die Kuckucksbrut zum Kuckuck jagen!
Dann werden, von den dichtbelaubten Kronen
Beschirmt, am kerngesunden Eichenstamme
In Frieden die Grrmanenstämme wohnen. —
Durchwärmet von des deutschen Herdes Flamme
Blüht deutsche Kunst und tönen deutsche Lieder!
Ein hohes Ziel! Drum auf zur Arbeit, Brüder!
Liebermann von Sonnenberg.
Heil!
Mit diesem fröhlichen Ruse, der als Triukspruch
und Grußsorm zwischen Alpen und Meer, zwischen
Weichsel und Vogesen das Erkennungszeichen der deutsch-
sozialen Reformer geworden ist, beglückwünschen wir
heute alle unsere treuen Freunde und Mitkämpfer im
lieben Badnerlande zum Feste der Jahreswende!
Fürwahr, kein herrlicherer Wunsch läßt sich für
Leib und Seele ersinnen als der Heilwunsch. Vertraut
wie Sprache aus der Jugendzeit unseres Volkes und
aus der eigenen Kindheit muthet und der .Klang des
Wortes an, germanisch zugleich nnd christlich.
Heil! so hallte der germanische Jubelgruß, mit
dem unsere Vorvordern ihren Heerkönig auf den Schild
erhoben, bevor sie in den Kampf zogen. Heil' so
tönte es beim frohen Male, wenn das überschüumende
Triukhorn unter den Siegern aus der Reckenschlacht
kreiste. Und als das Weltheilands Lehre sich innig mit
unserm Volkstum vermählt, es geläutert und verklärt
hatte, da fangen die christlichen Germanen zum Klange
der Weihnachts-Glocken: „Es ist das Heil uns
kommen her".
Wahrlich, wir können an dem bösen Kampfe
der Zeit, darinnen wir stehen, etwas brauchen von
dstm fröhlichen, ungebrochenen Mute der alten Ger-
manen und von dem Berge-versetzeud u Märtyrer-
Glauben der ersten Christenheit! Die Geschichte der
antisemitischen Reform-Bewegung giebt uns diesen
Mut, auszuharren im Kampfe bis zürn letzten Atem-
zuge, und den unerschütterlichen Glauben an eine
schönere Zukunft unseres deutschen Volkes. Nament-
lich dem scheidenden Jahre 1895 dürfen wir es nach-
rühmen, daß es ein gutes antisemitisches Jahr war.
An uns ist es nun, dafür zu sorgen, daß sein
Nachfolger es darirr noch übertreffe. Die Judenherr-
schast in Deutschland ist ein Kind des 19. Jahr-
hunderts. Sie muß gebrochen werden, bevor das
Jahrhundert zur Rüste geht.
In diesem großen Geisteskampse wollen wir, die
wir das Panier ergriffen und bisher getragen haben,
es fernerhin Hochhalten und vorantragen. Heil! sei
unser Schlachtruf auch im kommenden Jahre!
Die deutschen Großstädte noch der
Volkszählung.
Von den 28 deutschen Großstädten, d. h. Städten
mit mehr als 100,000 Einwohnern liegen jetzt die
vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vor. Wir
geben sie nachstehend der Reihenfolge nach wieder und
bemerken dazu, daß München wieder von der 4. Stelle
an die 3., Frankfurt a. M. von der 9. an die 8.
Stelle gerückt ist;
München hat nämlich Leipzig und
Frankfurt hat Magdeburg überholt.
Einwohnerzahl
1. Berlin
Dezember 1895
1. Dezember 1890
1,676,352
1,578,244
2. Hamburg
622,745
573,189
8. München
405,521
350,594
4. Leipzig
5. Breslau
398,448
357,147
372,687
335,186
6. Dresden
334,066
289,844
7. Köln
320,056
281,681
8. Frankfurt
228,750
198,695
9. Magdeburg
215,447
202,324
10. Hannover
209,116
174,454
11. Düsseldorf
175,861
171,641!
144,642
12. Königsberg
161,666
18. Nürnberg
160,962
142,590
14. Chemnitz
160,243
145,352
15. Stuttgart
157,700
139,817
16. Altona
1ich811
143,249
17. Bremen
141,937
125,6^4
18. Stettin
140,276
116,228
19. Elberfeld
139,569
125,899
2.
Dezember 1895
1. Dezember 1890
20. Strayburg
135,313
123,500
21. Eharlottenburg
132,443
76,859
22. Barmen
126,502
116,144
23. Danzig
125,700
110,338
24. Halle
116,207
101,452
25. Braunschweig
114,686
101,047
26. Dortmund
111,276
89,663
27. Aachen
110,463
103,470
28. Krefeld
107,266
105,376
Tagesfragen.
— Juristendeutsch. Der § 248 des Entwurfes
eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich
lautet wörtlich: „Hat der Schuldner einen bestimmten
Gegenstand herauszugeben, so bestimmen sich vom Ein-
tritt der Rechtshängigkeit a» soweit sich nicht aus dem
Schuldverhältuiß oder dem Verzüge des Schuldners zu
Gunsten des Gläubigers ein anderes ergiebt, die An-
sprüche des Gläubigers auf Herausgabe oder Vergüt-
ung von Nutzungen sowie auf Schadenersatz wegen
Untergangs oder Verschlechterung und der Anspruch des
Schuldners auf Ersatz von Verwendung nach dem Vor-
schriften, welche für das Verhältniß zwischen den Eigen-
tümer und dem Besitzer vom Eintritt der Rechtshängig-
keit des Eigentumsauspruch gelten." Ein schlimmeres
Deutsch ist das Nothwelsch der Zigeuner auch nicht.
— Merhößnmrg des WerhnaHLsfestes. Eine jü-
dische Studenten-Verbindung in Würzburg hat einen
Christbaum mit lauter Schweinsblasen behängt.
Solches erlauben sich die Juden zu einer Zeit, wo die
Bsogen des Antisemitismus so hoch schlagen; aber immer
noch nicht hoch genug, sonst würden sich die Herren
Hebräer eine solche Verhöhnung des schönsten Festes
der Christenheit nicht unterstehen können. Nur immer
zu! Dereinst wird das deutsche Volk dem Jndenthum
tür allen Frevel, den es am Deutschtum und Christen-
tum verübt hat, gebührende Vergeltung schaffen.
— Jüdische Toleranz- „Das Beichtsiegel ist eine
Einrichtung, die man so schnell als möglich beseitigen
sollte". So stand vor einigen Tagen wörtlich zu lesen
in der Berlmer Volks-Zeitung, einem Blatte von und
für Juden. Das freche Judenblatt meint also christ-
liche, in diesem Falle katholische Institutionen ändern
zu können, wie mau voll amtswegen etwa veraltete
Straßentaseln wegnimmt. Wenn man aber auch nur
an den schänd!ici sten rituellen Gebräuchen der Juden,
wie z. B. dem Schächten rühren will, dann schreit ganz
Israel Zeter und Mordio über Judenverfolgung,
— MationaMöerale und Wrmd der Landwirte.
Ein interessanter Ausspruch des interessanten national-
liberalen Herrn Konsul Weber, der als einziger deutscher
Staatsbürger zu gleicher Zeit Mitglied des Reichstags
und zweier Landtage des badischen und preußischen
— ist, verdient der Vergessenheit entrissen zu werden.
Dieser vielseitige Herr, der bekanntlich mit Hilfe des
Bundes der Landwirte in den Reichstag u. den badischen
Landtag gewählt worden ist, erklärte im Sommer d.
I. aus einer Bundesversammlung in Neckargemünd,
wenn er gewußt hätte, daß Juden nicht in den Bund
der Landwirte ausgenommen werden dürfen, wäre er
sicher nicht demselben beigetreten! Hoffentlich merken
sich die Antisemiten und der Bund der Landwirte das
für die nächsten Wahlen.
— GrganisaLion des Kaudwerks. Nach Mit-
teilungen in der auswärtigen Presse wird im Handels-
ministerium eifrig an der Fertigstellung des Organi-
satiousentwurss für das Handwerk gearbeitet. Der
Entwurf soll so ausgearbsitet werden, daß man die
Mehrheit des Reichstags dafür zu gewinnen yofft.
Dagegen fürchtet mau, daß die Meinungen der ver-
bündeten Regierungen im Bundesräte nicht von vorn-
herein übereinstimmcn dürften. Einzelne größere Re-
gierungen sollen sich schon jetzt als Gegner der
Zwangsorgauisation gezeigt haben. — Welche denn?
Außer Württemberg und vielleicht dem liberalen
Musterlande wüßten wir keine.
— Vereinfachung der KrkeitsrVerstcherung.
Offiziös wird gemeldet, daß Oie Frage der Verein-
fachung der Arbeitervsrsicherung noch nicht spruchreif
sei, und daß bis zu ihrer Lösung noch längere Zeit
HZ-con rrraö Alters.
Heidelberg, den 31. Dezember L8G5.
Füe'rs vrerLeljäßrkich
durch den Briefträger frei in's Haus gebracht Mk. 1.25,
durch unfern Boten Mk. 1.—,
m Postschalter od. unserer Erpedition abgeholt80 Vsa.
V'c-st-Zertttugs-Wreislistr
Der „Aadischc Wskllsöote erscheint 2mal wöchentlich
(Dienstags und Freitags).
Vertag und Leitung: Heidelberg, Bahnhofstr. 5.
Telegramm-Adresse) Mskksöote KeidekSerg.
Anzeigenpreis: Die ogespaltene Garmondzeile 10 Pfg.
Girr Jahr voll Kampf mrd Mühe
liegt wieder hinter uns. Wir dürfen wohl behaupten, daß der „Badische Volksbote" in dieser
Zeit seiner Ausgabe, die Interessen des Mittelstandes in Stadt und Land, der schaffenden Kreise
unseres Volkes zu vertreten, nach Möglichkeit gerecht geworden ist. Aus kleinen Anfängen, unter
Ueberwindung gewaltiger Schwierigkeiten hat sich der „Bad. BoLksbste nach 6-jährigem
Bestehen zu einem Blatte emporgearbeitet, das Achtung und Beachtung bei Freund und Feind
genießt. Um an all' den heißen Kämpfen, die für die Sache des deutschen Volkes geführt
werden, noch regeren Anteil nehmen zu können, wird der „Badische Volksbote" von nächster
Woche an
drei mal wöchentlich "WI
bei gleichem Bezugspreis erscheinen, und zwar: Dienstags, Donnerstags und Samstags. —
Wir richten an alle unsere Getreuen rings im Lande die dringende Bitte und zugleich
ernste Mahnung, mit aller Kraft für die weiteste Verbreitung ihres kampferprobten „Volksboten"
Sorge zu tragen, damit in immer weiteren Kreisen unseres Volkes die Flagge aufgehißt werde,
worauf mit goldenM Lettern geschrieben steht: Für Deutschtum, Thrsrr und Altar?
Znsammenschaaren müssen sich alle königstreuen, deutschgesinnten Männer, die es mit Freiheit
und Volkswohl ehrlich meinen: der „Bad. Vslksbste" sei die Fahne, um die sie sich
sammeln, der geistige Mittelpunkt einer volkstümlichen Bewegung, welcher der endliche Sieg
gewiß ist!
Zum MMR Ichre!
Ein Jahresring hat wieder sich vollendet
Mn Stamm der tausendjähr'gen deutschen Eiche,
And durch die unversehrten Wurzeln sendet
Ihr Lebenssaft aus dunkelm Schattenreiche
Die Mutter Erde, dasi an Stamm und Marke
Sie auch im ueuen Jahre neu erstarke.
Wohl uns! noch steht sie fest und trvhi dem Sturme,
Nur Raupenfraß verödete die Neste.
Das Mark ist heil! die Rinde nur vom Wurme
Zernagt, doch trieb der Kuckuck aus dem Neste
Die Sänger fort; statt ihrer ohn' Erlahmen
Ruft jeht die Ruckucksbrut den eig'nen Namen.
Noch ist es Zeit! auf, deutsche Volksgenossen!
Helft uns dem Wurm am Eichenstamme wehrenl
Teilt unsere Mühe, rastlos, unverdrossen
Die eklen Raupennester zu zerstören,
Und um zu Enden unsrer Sänger Klagen
Helst uns die Kuckucksbrut zum Kuckuck jagen!
Dann werden, von den dichtbelaubten Kronen
Beschirmt, am kerngesunden Eichenstamme
In Frieden die Grrmanenstämme wohnen. —
Durchwärmet von des deutschen Herdes Flamme
Blüht deutsche Kunst und tönen deutsche Lieder!
Ein hohes Ziel! Drum auf zur Arbeit, Brüder!
Liebermann von Sonnenberg.
Heil!
Mit diesem fröhlichen Ruse, der als Triukspruch
und Grußsorm zwischen Alpen und Meer, zwischen
Weichsel und Vogesen das Erkennungszeichen der deutsch-
sozialen Reformer geworden ist, beglückwünschen wir
heute alle unsere treuen Freunde und Mitkämpfer im
lieben Badnerlande zum Feste der Jahreswende!
Fürwahr, kein herrlicherer Wunsch läßt sich für
Leib und Seele ersinnen als der Heilwunsch. Vertraut
wie Sprache aus der Jugendzeit unseres Volkes und
aus der eigenen Kindheit muthet und der .Klang des
Wortes an, germanisch zugleich nnd christlich.
Heil! so hallte der germanische Jubelgruß, mit
dem unsere Vorvordern ihren Heerkönig auf den Schild
erhoben, bevor sie in den Kampf zogen. Heil' so
tönte es beim frohen Male, wenn das überschüumende
Triukhorn unter den Siegern aus der Reckenschlacht
kreiste. Und als das Weltheilands Lehre sich innig mit
unserm Volkstum vermählt, es geläutert und verklärt
hatte, da fangen die christlichen Germanen zum Klange
der Weihnachts-Glocken: „Es ist das Heil uns
kommen her".
Wahrlich, wir können an dem bösen Kampfe
der Zeit, darinnen wir stehen, etwas brauchen von
dstm fröhlichen, ungebrochenen Mute der alten Ger-
manen und von dem Berge-versetzeud u Märtyrer-
Glauben der ersten Christenheit! Die Geschichte der
antisemitischen Reform-Bewegung giebt uns diesen
Mut, auszuharren im Kampfe bis zürn letzten Atem-
zuge, und den unerschütterlichen Glauben an eine
schönere Zukunft unseres deutschen Volkes. Nament-
lich dem scheidenden Jahre 1895 dürfen wir es nach-
rühmen, daß es ein gutes antisemitisches Jahr war.
An uns ist es nun, dafür zu sorgen, daß sein
Nachfolger es darirr noch übertreffe. Die Judenherr-
schast in Deutschland ist ein Kind des 19. Jahr-
hunderts. Sie muß gebrochen werden, bevor das
Jahrhundert zur Rüste geht.
In diesem großen Geisteskampse wollen wir, die
wir das Panier ergriffen und bisher getragen haben,
es fernerhin Hochhalten und vorantragen. Heil! sei
unser Schlachtruf auch im kommenden Jahre!
Die deutschen Großstädte noch der
Volkszählung.
Von den 28 deutschen Großstädten, d. h. Städten
mit mehr als 100,000 Einwohnern liegen jetzt die
vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vor. Wir
geben sie nachstehend der Reihenfolge nach wieder und
bemerken dazu, daß München wieder von der 4. Stelle
an die 3., Frankfurt a. M. von der 9. an die 8.
Stelle gerückt ist;
München hat nämlich Leipzig und
Frankfurt hat Magdeburg überholt.
Einwohnerzahl
1. Berlin
Dezember 1895
1. Dezember 1890
1,676,352
1,578,244
2. Hamburg
622,745
573,189
8. München
405,521
350,594
4. Leipzig
5. Breslau
398,448
357,147
372,687
335,186
6. Dresden
334,066
289,844
7. Köln
320,056
281,681
8. Frankfurt
228,750
198,695
9. Magdeburg
215,447
202,324
10. Hannover
209,116
174,454
11. Düsseldorf
175,861
171,641!
144,642
12. Königsberg
161,666
18. Nürnberg
160,962
142,590
14. Chemnitz
160,243
145,352
15. Stuttgart
157,700
139,817
16. Altona
1ich811
143,249
17. Bremen
141,937
125,6^4
18. Stettin
140,276
116,228
19. Elberfeld
139,569
125,899
2.
Dezember 1895
1. Dezember 1890
20. Strayburg
135,313
123,500
21. Eharlottenburg
132,443
76,859
22. Barmen
126,502
116,144
23. Danzig
125,700
110,338
24. Halle
116,207
101,452
25. Braunschweig
114,686
101,047
26. Dortmund
111,276
89,663
27. Aachen
110,463
103,470
28. Krefeld
107,266
105,376
Tagesfragen.
— Juristendeutsch. Der § 248 des Entwurfes
eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich
lautet wörtlich: „Hat der Schuldner einen bestimmten
Gegenstand herauszugeben, so bestimmen sich vom Ein-
tritt der Rechtshängigkeit a» soweit sich nicht aus dem
Schuldverhältuiß oder dem Verzüge des Schuldners zu
Gunsten des Gläubigers ein anderes ergiebt, die An-
sprüche des Gläubigers auf Herausgabe oder Vergüt-
ung von Nutzungen sowie auf Schadenersatz wegen
Untergangs oder Verschlechterung und der Anspruch des
Schuldners auf Ersatz von Verwendung nach dem Vor-
schriften, welche für das Verhältniß zwischen den Eigen-
tümer und dem Besitzer vom Eintritt der Rechtshängig-
keit des Eigentumsauspruch gelten." Ein schlimmeres
Deutsch ist das Nothwelsch der Zigeuner auch nicht.
— Merhößnmrg des WerhnaHLsfestes. Eine jü-
dische Studenten-Verbindung in Würzburg hat einen
Christbaum mit lauter Schweinsblasen behängt.
Solches erlauben sich die Juden zu einer Zeit, wo die
Bsogen des Antisemitismus so hoch schlagen; aber immer
noch nicht hoch genug, sonst würden sich die Herren
Hebräer eine solche Verhöhnung des schönsten Festes
der Christenheit nicht unterstehen können. Nur immer
zu! Dereinst wird das deutsche Volk dem Jndenthum
tür allen Frevel, den es am Deutschtum und Christen-
tum verübt hat, gebührende Vergeltung schaffen.
— Jüdische Toleranz- „Das Beichtsiegel ist eine
Einrichtung, die man so schnell als möglich beseitigen
sollte". So stand vor einigen Tagen wörtlich zu lesen
in der Berlmer Volks-Zeitung, einem Blatte von und
für Juden. Das freche Judenblatt meint also christ-
liche, in diesem Falle katholische Institutionen ändern
zu können, wie mau voll amtswegen etwa veraltete
Straßentaseln wegnimmt. Wenn man aber auch nur
an den schänd!ici sten rituellen Gebräuchen der Juden,
wie z. B. dem Schächten rühren will, dann schreit ganz
Israel Zeter und Mordio über Judenverfolgung,
— MationaMöerale und Wrmd der Landwirte.
Ein interessanter Ausspruch des interessanten national-
liberalen Herrn Konsul Weber, der als einziger deutscher
Staatsbürger zu gleicher Zeit Mitglied des Reichstags
und zweier Landtage des badischen und preußischen
— ist, verdient der Vergessenheit entrissen zu werden.
Dieser vielseitige Herr, der bekanntlich mit Hilfe des
Bundes der Landwirte in den Reichstag u. den badischen
Landtag gewählt worden ist, erklärte im Sommer d.
I. aus einer Bundesversammlung in Neckargemünd,
wenn er gewußt hätte, daß Juden nicht in den Bund
der Landwirte ausgenommen werden dürfen, wäre er
sicher nicht demselben beigetreten! Hoffentlich merken
sich die Antisemiten und der Bund der Landwirte das
für die nächsten Wahlen.
— GrganisaLion des Kaudwerks. Nach Mit-
teilungen in der auswärtigen Presse wird im Handels-
ministerium eifrig an der Fertigstellung des Organi-
satiousentwurss für das Handwerk gearbeitet. Der
Entwurf soll so ausgearbsitet werden, daß man die
Mehrheit des Reichstags dafür zu gewinnen yofft.
Dagegen fürchtet mau, daß die Meinungen der ver-
bündeten Regierungen im Bundesräte nicht von vorn-
herein übereinstimmcn dürften. Einzelne größere Re-
gierungen sollen sich schon jetzt als Gegner der
Zwangsorgauisation gezeigt haben. — Welche denn?
Außer Württemberg und vielleicht dem liberalen
Musterlande wüßten wir keine.
— Vereinfachung der KrkeitsrVerstcherung.
Offiziös wird gemeldet, daß Oie Frage der Verein-
fachung der Arbeitervsrsicherung noch nicht spruchreif
sei, und daß bis zu ihrer Lösung noch längere Zeit