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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 59 - No. 67 (3. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0237
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Hvgcrn dev deuLsch-sozicrcen Wefovm-Mcrr-Lei in Melden und des
Merdifchen Merue^nbundes.

2 —«!ü Inserate >»»nr
ftndeu m dem wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Volksboten"
dle werteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

MesteCunge«
auf deu „Badischen Volksboten" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postanstalten, den Landbriefträgern, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. — Preis vierteljährlich durch die Post bezöge« 1 M. 25 Pf
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf

M 60.

Heidelberg, den 7. August 18SS.

6. Juhrg.

Für 67 Pfg.
abonnirt n»an für den Monat August und September
bei allen Postanstalten ans den
„Badischen Volksbotrn"
Organ der deutsch-sozialen Reformpartei in Baden
und des Badischen Bauernbundes.
Bestellungen für Heidelberg werden jederzeit bei
unserer Geschäftsstelle — Hirschstraße 13 — entgegen-
genommen und die bereits erschienenen Nummern aus
Wunsch kostenfrei zugestellt.
Juden und Börse vor 25 Jahren.
Um Krieg führen zu können, muß man nicht nur
festen Mut haben, sondern auch, wie Monteeuculi ge-
sagt haben soll, noch drei Dings: Geld, Geld und
nochmals Geld.
Es war daher selbstverständlich, daß sich die krieg-
führenden Nationen dieses Mittel zu beschaffen suchten
und ohne Weiteres an die Ausnahme von Kriegsan-
leihen gingen. Der Reichstag des Norddeutschen Bun-
des bewilligte denn auch sofort am Tage der Kriegs-
erklärung 120 Millionen Thaler.
Man hätte nun eigentlich erwarten und glauben
sollen, es würden sich die großen Bankhäuser in pa-
triotischem Eifer überbieten, die Summe zusammen zu
bringen ; die Bankhäuser, die doch jetzt so gerne Geld-
geschäfte machen, allerhand faule Papiere unter das
Publikum bringen und sich nicht schämten in Deutsch-
land für das französische Kriegsanlehen thätig zu
sein. —
Fehl geschossen!
Bis zum 4. August waren auf das deutsche
Kriegsanlehen nur drei Millionen gezeichnet, und wir
sind überzeugt, daß bei diesen, sowie bei den späteren
Zeichnungen im Nominalbetrag von 68,323,300 Mk.
und einem Kapitalbetrag von 60,124,504 Mark sich
auch kein Bankhaus beteiligt hat, und hierfür über-
lassen wir der „Magdeb. Zeitung" das Wort, welche
sagte:
„Die großen Finanziers waren an diesem Resul-
tate so gut wie ganz unschuldig, und nur weil alle
Schichtender Bevölkerung, namentlich die kleinen
Sparer, freudig an dem patriotischen Werke sich be-
teiligten, floß überhaupt Geld in die Reichskasse. Ge-
zeichnet wurden in Berlin von 5,542 Zeichnern
21,960,550 Thlr., in Hamburg von 1451 Zeichnern
5,900,000 Thaler, in Breslau von 1093 Zeichnern
3,030,250 Thlr., in Köln von 617 Zeichnern 2,617,000
Thlr., in Frankfurt a. M. von 532 Zeichnern 2,476,300
Thlr., in Leipzig von 971 Zeichnern 1,878,650 Thlr.,
in Stettin von 1071 Zeichnern 1,765,650 Thlr., in
Magdeburg von 1118 Zeichnern 1,590,700 Thlr., in
Königsberg von 506 Zeichnern 1,433,550 Thlr. An
den übrigen Zeichnungsstellen gingen Beträge unter
einer Million ein, an 56 Stellen Summen über 100,000
Thlr. Das Frankfurter Haus Rothschild, das hier für
das französische Anlehen Hrn. v. Bleichröder thätig
sein ließ, rührte sich 1870 mit seinem Berliner Agen-
ten gar nicht, ja der Abg. Karl Mayer v. Rothschild
erschien nicht einmal in der Sitzung des Reichstages,
welche zur Diskussion der Anleihe angesetzt worden
war. Er hätte zu viel in seinem Geschäfte zu thun,
ließ er sagen".
Soweit die „Magd. Zeitung", deren Ansicht wir
theilen; denn aus den kleinen Summen, die durch-
schnittlich gezeichnet wurden, ist erkenntlich, daß kein
Bankhaus dabei beteiligt war.
Aber wie dann nach unendlichem Blutvergießen
und gewaltigen, schweren, unvergeßlichen Opfern der
große Krieg beendet war und der Milliardensegen über
Deutschland kam, da waren sie auf dem Plane! Da

schossen die Banken, Bankhäuser und Schwindelgrüud-
nngen aller Art empor, wie Pilze aus der Erde. Da
kamen die Drohnen, nahmen und mästeten sich von dem,
was dem Volke gehörte! Mit Hilfe einer feilen, durch
geschenkte Aktien oft an den Gründungen selbst beteilig-
ten Tagespresse wurde die Auswucherung der Bevöl-
kerung im Großen betrieben. Von einem Ende Europas
bis zum anderen konnte man das jüdische Hosiana beim
Silberklange der Millionen vernehmen, sagt Drumont.
Die Juden wiederholten in verstärktem Maaße, was
Rothschild im kleinen beim Friedensschluß im Jahre
1815 gethau hatte: sie bereicherten sich, indem sie den
Franzosen liehen, und gewannen an dem, was die Deut-
schen erhielten. Von 5 Milliarden blieben wenigstens
4 in ihren Händen. Thiers lag auf den Knieen vor
diesen Menschen, welche seinem durch eine furchtbare
Niederlage darniederliegeuden Vaterlande den Schein-
ruhm des Goldreichtums liehen.
Und wie dann im Deutschen Reichstage der Jude
Lasker die Gründer „enthüllte", da nannte er, — um
erstens den Adel im Allgemeinen beim Volke zu dis-
kreditiren und zweitens, um oie wahren Schuldigen zu
verbergen — da nannte er einige vornehme deutsche
Namen, deren Träger sich leider, leider sich hatten hin-
einzerren lassen in den tollen, wüsten Tanz ums gol-
dene Kalb! Wie Lasker aber die eigentlichen Gründer,
die massenhaft auftauchenden Juden nennen sollte, da
hüllte er sich in Schweigen. Es ist noch keine größere
Komödie gespielt worden, als die Gründerenthüllungen
des Juden Lasker im Deutschen Reichstage!
Was aber lehrt uns die Geschichte?
Sie lehrt uns, daß das arbeitsame, fleißige deut-
sche Volk sich nur auf Gott und sich selbst verlassen
darf in den ernsten Zeiten der Gefahr. Wie die Droh-
nen den Bienenstock nicht verteidigen helfen, wenn ein
Feind naht, so werden auch die Schmarotzer, die von
deutscher Arbeit leben, die Leute, die nicht säen und
doch ernten, niemals zu finden sein, wenn es gilt, für
unser Land einzutreten.
Darum muß das deutsche Volk auf seiner Hut
feig! Es soll nicht den Fremdlingen trauen, die ihm
zu schmeicheln suchen, um es besser betrügen zu können,
nicht auf die falschen Propheten hören, die ihm von
Humanität und Toleranz predigen, und doch auf seine
Knechtung sinnen; es soll aber auch selbst nicht den
Priestern des goldenen Kalbes nachlaufen, um dem
Götzen Mammon und seinen Nebengöttern zu dienen.
Erweist es sich stark und kräftig gegen sich selbst,
dann wird es auch stark gegen andere sein, stark gegen
innere und äußere Feinde; und dann wird der Segens-
wunsch in Erfüllung gehen, den der alte Achtund-
vierziger Johannes Scherr an den Schluß seiner
„Germania" setzte:
Rastlos in seiner Arbeit, kühn in seinem Denken,
gerecht in seinem Thun, fest in seiner Sitte, sicher in
seinem Recht in seiner Wehr, so wandle unser Volk
zuversichtlich seine Zukunftsbahn! Mäßig im Glück,
mutig im Mißgeschick erring' es die Vollendung seiner
Einheit, den Frieden, die Freiheit! Heil dir Germania!

Tagesfragen.
* Pie Juden kommen doch immer wieder auf
neue Schliche, um das Publikum anzulocken! Da
prangen jetzt an dem Laden eines Herrn Lamm in
der Oranienstraße in Berlin gelbe Zettel mit der
Aufschrift: „Verkauf sämmtlicher Maaren". Natürlich
denkt das Publikum bei flüchtigem Lesen, es handle sich
um einen Ausverkauf und strömt in den Laden, um
die gute Gelegenheit zum billigen Kaufe mitzunehmen.
Herr Lamm aber lacht sich ins Fäustchen. Er ist mit
seinen Plakaten ganz bei der Wahrheit geblieben und
hat doch seinen Zweck erreicht. Daß das ganze Plakat
sinnlos ist, weil wir den Kaufmann sehen möchten, der
nicht „sämmtliche Waren verkauft", merken die, die
nicht alle werden, natürlich nicht. Und darauf spe-
kuliert Herr Lamm. Juristisch unanfechtbar, aber. . .
* Pie Jobber sind „sittlich" entrüstet. Gegen-

über dem auch von uus gebrachten Artikel der „Nat.
Lib. Korr." über das Schwanken der Getreidepre: e
erläßt die Mannheimer Börse folgende öffentliche Er-
klärung : „Ein Artikel der Berliner „Nat.-Lib. Korr.",
welcher nach Erklärungen sucht für die gegenwärtigen
Schwankungen der Getreidepreise, kommt nach Auf-
zählung all der Gründe, welche einen Aufschlag recht-
fertigen würden, zu dem Ergebniß, daß erfahrungsge-
mäß die Spekulation gerade in dem Momente, in
welchem der Bauer seine Saat zu Markte bringe, die
ausländischen Vorräche in stärkerem Maße heranziehe,
um einen Druck auf das inländische Getreide auszu-
üben und so den Bauer zu schädigen. Wenn diese
Behauptung, welche eine Beleidigung des gesammten
deutschen Getreidehandels enthält, von irgend einem
Organ der Bundes der Landwirte aufgestellt worden
wäre, so würde es nicht der Mühe wert sein, sie zu
widerlegen. Die „Nat.-Lib. Korr." aber müßte wissen,
daß jede künstliche Beeinflussung der Getreidepreise ein
Schnitt ins eigene Fleisch wäre und daß dieseble selbst
mit den größten Geldopfern nicht durchgeführt werden
könnte. Hier scheitert glücklicherweise alle Kunst an
der Macht der Verhältnisse. Die Schwankungen der
Getreidepreise der letzten Wochen erklären sich auf ganz
natürliche Weise durch eine Unterschätzung der noch
vorhandenen alten Bestände und durch eine Neber-
schätzung des argentinischen Ernteausfalles." —Daß die
Börsenjobber die angebliche Unausführbarkeit ihrer
Manöver für „glücklich" halten, ist ja sehr schön; daß
sie aber so sittlich entrüstet thun, wirkt doch nur
— hochkomisch.
* Schkeubervtrkäufe und Wamfchöazare, das
sind auch so Errungenschaften, mit welchen uns der
edle Stamm der russisch-polnischen Juden beglückt hat.
Nicht mehr auf Berlin, Breslau und die anderen Groß-
städte beschränken sie sich, sie sind auch schon bis zu
den Landstädten unseres lieben Hessenlandes vor-
gedrungen. In einer unserer Kreisstädte, die bis vor-
wenigen Jahren noch keine Judenniederlassung kannte
und das Privilegium sich in wohlüberlegter Hart-
näckigkeit erhalten hatte, über Nacht keinen Juden be-
herbergen zu dürfen, sind jetzt zwei polnisch-jüdische
Menschenfreunde eingezogen, wir wollen sie mit dem
ungewöhnlichen Namen Schmuhl und Hirsch nennen,
die den Schleuderverkauf in wahrhaft visuoser Weise
betreiben und dort die ehrlichen christlichen Kaufleute
auf das Empfindlichste schädigen. Sie haben an den
besten Plätzen der Stadt sich Läden zu bisher uner-
hörten Preisen gemietet und schleudern nun ihre Waren
flott darauf los zu staunenswert billigen Preisen, so
daß der harmlose Spießbürger sich verwundert fragt,
wie die Leute das nur ermöglichen können. Es sind
freilich nur gewisse Ware«, die sie so zu verschleudern
scheinen. So verkaufte Schmuhl neuljch Küchenschürzen,
das Stück zu 30 Pfg., die man sonst nicht unter 1,30
Mk. kaufen konnte. Gleich aber war Hirsch da, der
davon gehört hatte, wie das Volk scharenweise zu seinem
Conkurrenten strömte, um sich mit den billigen Schür-
zen zu versehen, und ließ den ganzen Vorrat für sich
aufkaufen: dann aber ließ er die Schürzen noch um
einen Groschen billiger verkaufen und legte also ans
jede Schürze noch 10 Pf. darauf. Das find nur solche
Reklame-Manöver. Schmuhl verkauft die Schürzen so
billig, ebenso ganz leidliche Shlipse, 3 Stück zu 10
Pfg. und Hirsch kauft sie auf und verkauft sie noch
billiger, um in der Leute Mund zu kommen, um von
sich reden und die Welt neugierig zu machen. Wie
der Grieche Aleibiades einst, der seine Mitbürger auf
sich aufmerksam machen wollte, einen mit einem präch-
tigen Schweife versehenen Hund zu einem enormen
Preise kaufte und ihm dann sofort den Schweif ab-
hieb, so schädigte Schmuhl sich durch den Schlender-
verkauf nur selbst, und Hirsch übertrumpfte ihn noch,
nur, am zum Stadtgespräch zu werden. Sie wissen
gut genug, wenn von ihnen erst gesprochen wird, dann
kommen die Neugierigen auch, um sich die Sache ein-
mal anzusehen, und um einen Versuch zu machen. Der
 
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