Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

DOI chapter:
No. 9 - No. 16 (2. Februar - 27. Februar)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0037
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Aharon nnd Attcrar.

Jürr AentschLrrrn,
Hvgcrn der- deutsch-sozicrLen Wefor-m-Wcrrtei in Woben und bes
Wobischen Wcruerrnönnbes.

ZSesteLu«ge«
auf de» „Badischen VolkSbot-il" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postanstalrs«, den Briefträgern, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. — Preis vierteljährlich durch oie Post bezogen 1 M. 25 Pf.,
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf.

Inserate —
finden m dem wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen BolkZbsten"
die wertcste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmoudzeile
öder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

10.

Mit dem 1. Jebruar
begann eine neue Bestellung auf unsere Zeitung
zum Preise von H7 Pfg. für die Monate
Jebvrrov rrnb Mövz.
Wir bitten unsere Gesinnungsfreunde, den im Inseraten-
teil befindlichen Bestellzettel zu benutzen.
Was ist die Grundursache
der immer mehr um sich greifenden
Unzufriedenheit?
1. Ist es die Fmauzgewalt der Juden an der
Börse.
2. Sind es die Handelsmonopolrechte der Juden
mit den Produkten nat onal n- Arbeit.
3. Die Verschuldung der Staaten und Kommunen.
An der Börse ist das Hazardspiel zur Regel ge-
worden, so daß nicht mehr im Sinne des ehrlichen
Handels Angebot und Handel regulirt wird, sondern
nach dem Umsatz im Spiel. Diese Spielbörse hat
bedeutend die ehrlich Börse überholt, so daß man
eigentlich nicht mehr von einer Einrichtung sprechen
kann, die den Effekten und Wertaustausch vermittelt,
sondern von einem Getriebe, welches im Stande ist,
alle Völker der Erde mit der Zeit an den Rand des
Abgrundes zu bringen. Die Börsenfürsten ü 1» Roth-
schild wissen recht genau, daß sie mit dieser Hölle des
Teufels alles auf den Kopf stellen können, wenn man
sie ruhig bestehen läßt.
Ponvgal, Argentinien, Griechenland und Mexiko
können davon ein Liedchen fingen, wie es mit dieser
Druck- und Säugpumpe der Börsengauner bestellt ist.
Es wird lange nicht mehr dauern, so folgen auch
größere Staaten nach. Wie soll es auch anders
kommen, wenn die Regierungen in ihrer Kurzsichtigkeit
die nationale Produktion und Arbeit nicht mehr
schätzen und das brave christliche Volk an die Aus-
beuter ausliefert? >
Soll das deutsche Volk schon soweit in dem
Sumpfe stecken, daß es den Kampf gegen diesen mo-
dernen Raubritter nicht mehr ausnehmen will? Nein,
das kann ich nicht glauben. An dem deutschen Wesen
muß noch einmal die Welt genesen; das walte Gott!
Die von dem Juden Bensheimer herausgegeben eNeue
Badische Landeszeitung in Mannheim will unter Bezug-
nahme auf die Versammlung des Bundes der Land-
wirte in Seckenheim, dem Volke weißmachen, daß nur
Handel und Industrie blühen müsse, wenn Wohl-
stand in das Volk kommen soll. Wer lacht da!
Die Landwirtschaft, der erste Stand im Staate, soll
also nichts gelten, Herr Bensheimer? Warum?
Weil die Juden sonst als geborene Freihändler ihre
Geschäfte nicht machen können. Ich danke Ihnen, Hr.
Bensheimer, für Ihre so unverhohlen ausgesprochene
Meinung.
Die Existenz der Christen ist also ganz Neben-
sache, wenn es nur den Herren Juden bei uns gut
geht. So sieht die Volk spart ei der Bensheimer-
schen Neuen Badischen Landeszeitung aus; merkt Euch
dar, Ihr Herren ans dem Lande, wenn diese Herren
Euch einmal wegen Wahlsachen einen Besuch machen!
Landwirte! schafft ein solches Blatt aus dem Hause,
denn eine Zeitung, die den Bauernstand nicht besser
zu vertrete« weiß, muß aus jedem Dorfe verschwinden.
Das soll zunächst Euere Sorge sein. Es find keine
leeren Phrasen, was ich der Landwirtschaft unter-
breite, sondern es ist — Gott soll mein Zeuge sein
— mein heiligster Ernst, weil ich sehe, daß mit
diesem Kurs, wie er eingeschlagen ist und zur Zeit
noch besteht, über unser Volk schlimme Tage, ja sogar
sehr schlimme Tage kommen müssen. Nach meinen
kaufmännischen Erfahrungen bin ich in der Lage kon-
statiren zu können, daß alle Vertreter, die für die

Heidelberg, den 6. Februar Z89F.

Handelsverträge, besonders mit Rußland gestimmt
haben, eine große Verantwortung auf sich luden.
Die Zollherabsetzung von 5 Mk. auf 3 Vs Mk.
pr. Doppelzentner Getreide ist et zwar nicht allein,
sondern die nach jüdischer Denkungsart eingeführte
Preisnotirung an der Getreidebörse. Zum besseren
Verständnis führe ich ein Beispiel an.
Angenommen in Danzig würde die Tonne (20
Zentner) russischer Roggen mit Mk. 100 und die
deutsche mit Mk. 120 an der Börse notirt sein.
Diese beiden Preise bilden also die Waarenwährung,
wenn der Papierrubel Mk. 2 als Valuta zu Grunde
gelegt ist. Bei einer solchen Notirung muß der Un-
eingeweihte zu der Ansicht kommen, daß der deutsche
Roggen höher als der russische bewertet ist, was aber
nicht zutrifft. Nämlich der Russe erhält für seine
Waare den Wert in Goldrubel n Mk. 3.20 berechnet,
während an der Börse in Danzig der Papierrubel
als Valuta dient. Mk. 100 für die russische Tonne
find gleich 50 Rubel in Gold ü Mk. 3.20 Alk.
100, wlglich hat der Rnffc Mk. 40 mehr als der
Deutsche erhalten; die Sache kann sich für den deut-
schen Bauer noch ungünstiger stellen, wenn der Papier-
rubel noch weiter sinkt. Dieses ist also das Schachspiel
der internationalen Börsenjobber worüber sich die Regier-
ung und die Vertreter des Reichstags die Köpfe zerbrochen
haben, weil es ihnen nicht klar war, was unter Va-
luta und Währung zu verstehen ist. Valuta ist der
Wertmesser der Waare und Währung ist der Wert-
messer des Goldes, deshalb darf die Goldwährung
nicht über die Waarenwährung die führende, sondern
die untergeordnete Rolle spielen, wenn wir an Leib
und Seele wieder gesund werdeu wollen.
Dex Händler geht nun her, wenn das Geschäft
zum Abschluß gekommen ist und fängt an zu kal-
kuliren.
Mk. 120 kostet mich der deutsche Roggen pr. Tonne
Mk. 160 kostet mich der russische Roggen pr. Tonne
Mk. 280 140
Hieran geht die
Zollermäßig¬
ung ab 75^8
pr. Ctr. — 20
Ctr. 15
verbleibt ein
Durchschnitts¬
preis von Mk. 125 pr. Tonne.
Nach dieser Berechnung sollte man doch eigentlich
denken, der Händler fährt doch besser, wenn er nur-
deutschen Roggen zum Preise von 120 Mk. kauft.
Die Sache hat auch ihre Richtigkeit, allein wir haben
es doch hier mit keinen deutschen, sondern mit jüdischen
Händlern zu thun. Was fragen diese nach der Exi-
stenz eines Vaterlandes; ihr Vaterland find die üb-
rigen Juden der ganzen Erde. Das Solidaritäts-
gefühl setzt diese Rasse über Alles hinweg; deshalb
kann es dem Juden gleichgiltig sein, ob der deutsche,
russische, österreichische oder amerikanische Bauer zu
Grunde geht, wenn nur das Jobbertum in allen
Herren Ländern hoch kommt.
Der deutsche Jude sorgt also bei Abnahme des
russischen Getreides für den russischen Juden, selbst
wenn er einen höhern Preis dafür zahlen muß; bei
dem deutschen Bauer kann die Frucht auf dem Speicher
verfaulen. Würde die Waarenwährung der Gold-
währung gleichgestellt werden, dann könnte unsere Land-
wirtschaft und Industrie von den Börsenjobbers nicht
ruinirt werden. Nach dem Wert des Goldrubels
iMk. 3.20) hätte der deutsche Bauer ebenfalls Mk.
160 für die Tonne Roggen zu empfangen, nicht aber
Mk. 120 nach der Börsennotiz.
Wenn man nationale Wirtschaftspolitik treiben
will, muß man darauf sehen, daß das Geld im Lande
bleibt; was hat unsere Industrie durch die Handels-
verträge profitiert, wenn jetzt schon nach kaum ein-
jährigem Bestehen überall Klagen wegen des schlechten
Geschäftsganges erhoben werden?

H

Wir können unmöglich 10 Jahre den Vertrags-
abschluß mit Rußland aushalten; es giebt kein an
derer Ausweg, als den Juden den Handel mit land-
wirtschaftlichen Produkten und den Handel mit Vieh
ganz zu verbieten. Versteht sich die Regierung dazu
nicht, dann hat sie auch die Folgen zu tragen.
In einer sozialdemokratischen Zeitung konnte man
lesen, daß die Börse die beste Verbündete der Sozial-
demokratie sei. Wir sagen dies auch, trotzdem wir
streng monarchisch und vaterländisch gesinnt sind, weil
die Sozialdemokratie von den Juden vollftändiz ins
Schlepptau genommen ist.
Der größte Theil der Sozialdemokraten versteht
nicht, wie die Börsenjobberei mit dem Niedergang un-
seres wirtschaftlichen Lebens zusammenhängt. Die Ju-
den wollen absolut die Staaten ruiniren und dazu be-
nöthigen sie die Hilfe einer unaufgeklärten Masse.
Die Sozialdemokratie, welche sich meistens an- In-
dustriearbeitern zusammensetzt, will nicht haben, daß die
Schutzzölle für die Industrie aufgehoben werden, aber
wenn die Landwirtschaft durch Zölle geschützt werden
soll, so ist sie ganz außer sich, weil die Juden solche
gerne beseitigt sehen möchten.
Die Regierungen und die Reich-Vertreter streiten
sich herum wegen Jesuiten- und Umsturz. Gesetze, dabei
übersehen sie ganz und gar die Krankheitsursache unseres
wirtschaftlichen Lebens. Für die Kreise der Volksaus-
beuter wäre es also besser angebracht, wenn man da
verschärfte Strafgesetze schaffen würde, denn der Um-
sturz kommt nicht von Unten, sondern von Oben, da letz-
tere ihre Sonderinteressen über die Staatsinteresfen
stellen. Nach dieser Darstellung müssen also die Reichs-
regierung und diejenigen Vertreter des Reichstages, die
für die Handelsverträge gestimmt haben, zugestehen, daß
ihre Prämissen falsch sein mußten, nachdem sie sich da-
rüber nicht klar gewesen, was unter Valuta und Währ-
ung zu verstehen ist. Von dieser Vertragsschließung
profitirt nur das Börsenjudentum, während Reich, Land-
wirtschaft und Industrie die Dupirten find.
Daß die russischen Bauern jetzt auch um einen
Spottpreis ihr Getreide loSschlagen müssen, kommt da-
her, weil in Deutschland die Ernte auch gut ausfiel
und die Börsenjobber augenblicklich dafür keinen Absatz
finden. Also wegen paar Getreidewucherer richtet man
einen ganzen Stand von 30 Millionen zu Grunde;
das ist in allen Staaten gleich und dagegen soll man
nichts machen können? Wenn die Juden nicht fürchten
müßten, daß es auffällt, so würden sie von dem Deut-
schen Bauer überhaupt kein Getreide abkaufen. Die
Vertreter des Juden-Freisinns haben es ja schon durch«
blicken lassen, daß es besser wäre, wenn der deutsche
Bauer sich auf die Gänsezucht verlegen würde, anstatt
Getreide zu bauen. Soweit bringst du den deutschen
Bauer nicht, lieber Jude, eher wirst du aus dem Lande
gejagt. Die Stimmung gegen die Juden ist in allen
Ländern gleich. Hören wir, was die „Wiener deutsche
Volkszeitung" schreibt:
„In Ungarn sind durch den Kornwucher unzählige
Aristokraten, die auf einen Jahrhundert alten Stgmm«
bäum zurückweisen können, an den Bettelstab gebracht
und viele Tausende kleine uud größere Landwirte, fer-
ner zahllose Pächter um Haus und Hof gebracht und
zu Grunde gerichtet worden."
Nun Herr Bensheimer, was sagen Sie dazu, es
sind doch nur Ihre Stammes-Genossen, die so etwa-
fertig kriegen?
Bei uns in Deutschland fängt es auch schon an,
daß sich die Finanzwirthschaft verschlechtert. Kein Ge-
ringerer hat es gesagt, als der Finanzminister Miquel
selbst und seine Worte will ich hier zitiren:
„Die Finanzlage ist eine glänzende, sagte Herr
„Richter; ja aber der Gesamtbetrag unserer Schulden
„wächst, er beträgt jetzt in Preußen über 6 Milliarden.
„Die Mehrausgaben aus Anlehen zu decken, ist aus die
„Dauer unmöglich. Die Finanzen des Reiches können
„so nicht länger gehalten werden?" Das heißt mit an-
dern Worteu, es ist vorbei mit der liberalen Weisheit,
 
Annotationen