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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 42 - No. 49 (1. Juni - 29. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0165
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Mr: Deutschtum,

Anserate / -u
finden in dein wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Bolksboten"
die weiteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

Hchr:on und Attcrv.
Gvgciu dev deutsch-soziuten Wesorm -Harter m Melden und des
Mcrdifchen Wunevnb undes.

Aiestessungen >> >
aus den „Badischen Bolksboten" können jederzeit bei allen kaiserl
Postanstalten, oen Landbriefträgeru, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. — Preis vierteljährlich durch die Post bezogen 1 M. 25 Pf.,
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf.


M 4S.

Heidelberg, de» l Juni 1895.

6. Jahrg.

Pfingsten!
Von Neuem grüßt im Lenzesrauschen,
Das Fest der Maien wonnesam —
Der Offenbarung laßt uns lauschen.
Die uns in seinem Wehen kam.
Und die aus tausend Blüthenleben
Verkündet, was der Herr verheißt:
Ich will ein neues Herz Euch geben,
Euch schenken einen neuen Geist!
Gewiß, es liegt ein hehrer Segen
In eines Pfingstenmorgens Pracht,
Sie läßt in Herz und Seele regen
Sich herrlich neue Lebensmacht —
Hinweg mit Zagen d'rum und Bangen,
Jetzt frommt ein kühnes Wagen nur —
Was soll die Thräne auf den Wangen,
Da Freude pulst durch die Natur?
Hinweg d'rum mit den letzten Klagen,
Die noch gebar des Winters Zeis.
Zu Ende mit den alten Plagen,
Vergesfen sei das letzte Leid —
Strahlt nicht ringsum in Flur und Auen,
Der Hoffnung Bild, das Maiengrün?
So pög' das hoffende Vertrauen
In allen Herzer. widerglüh'n!
So sei willkommen. Tag der Maien,
In deinem Rauschen wunderbar.
Wir Alle wollen uns dir weihen
In deinem Lichte rein und klar —
O ziehe ein in alle Herzen,
Du Fest voll ch'rem Gnadenschein,
Du Wonnefest der Blütenkerzen —
O komme, Pfingsten, komm' herein!
R. ^Vellsndorn.

Aufruf!
Der Reichstag hat mit großer Mehrheit die
Wahl des Abg. Dr. Böttcher für den Wahlkreis
Waldeck für ungültig erklärt. Es muß daher binnen
kurzem in dem genannten Kreise eine Nachwahl statt-
finden. Bereits im Jahre 1893 wäre unser Kandidat,
wenn nicht bei der Zustellung des Wahlergebnisses
mancherlei Verstöße und Irrtümer vorgekommen wären,
in die Stichwahl gekommen. Diesmal müssen wir den
Kreis nehmen nnd damit den durch das Zusammen-
treffen von mancherlei ungünstigen Umständen herbei-
geführten Verlust von Dresden-Land ausgleichen. Aber
der Kampf wird sehr hart werden, denn die national-
liberale Partei wird alles aufbieten, um ihren alten
Besitzstand zu erhallen; sie hat Dr. Böttcher aufs neue
ausgestellt, während die Freisinnigen sich auf dem Bade-
Sanitätsarzt Dr. Schücking aus Pyrmont geeinigt haben.
Die Sozialdemokraten bringen wahrscheinlich wieder
ihren früheren Kandidaten, den Cigarrenhändler Garbe
aus Kassel. Außerdem find zwei wilde Kandidaten in den
Wahlkreis eingefallen, ein Tapetenfabrikant Engelke aus
Hannover und der bekannte Oberstlieutenant v. Egidy,
der sich zu einem Reformator des Christentums berufen
glaubt.
Unsere deutsch-soziale Reformpartei stellt gemein-
sam mit dem Bunde der Landwirte den
Gutsbesitzer Kerrn I. Müller aus Wutzhorn
(Oldenburg)
auf. Unser Herr Kandidat ist ein tadelloser Ehrenmann,
ein erfahrener Landwirt und guter Antisemit.
Um schleunigst mit der Wahlagitation beginnen

zu können, bitten wir die Gesinnungsgenossen im Lande,
überall für die Heranschaffung ausreichender Wahl-
mittel zu sorgen. Sendungen sind zu richten an
den Schatzmeister der Partei Hrn. Kempke,
Kassel Rothenditmolderstraße 9.
Per Worsiand der deutsch-sozialen Ueforrnpartei:
Liebermann v. Sonnenberg. Zimmermann.
Für 34 Pfg.
abonnirt man für den M.onat Juni bei allen
Postanstalten auf den
„Badischen Volksboten"
Organ der deutsch-sozialen Reformpartei in Baden
und des Badischen Bauernbundes.
Bestellungen für Heidelberg werden jederzeit bei
unserer Geschäftsstelle — Hirschstraße 13 — entgegen-
genommen und die bereits erschienenen Nummern auf
Wunsch kostenfrei zugestellt. -
. .

Tagesfragen.
* Pas Aeöerhandnehmen des Iudeuthums in
unseren Wadeorten. Eine Erscheinung, die in allen
Badeorten zum Nachdenken veranlassen sollte, ist es,
daß eine Anzahl Bäder, die sich von jeher eines be-
deutenden Rufes erfreuten und Sammelpunkte der sashio-
nablen Welt waren, plötzlich vereinsamten und von
früher fast unbekannten Bädern in den Schatten gestellt
wurden. Forsch: man nach den Gründen dieser Er-
scheinung, so kommt man überall zu dem gleichen Re-
sultat, daß die Geburts- und Geistesaristokratie der
Geldaristokratie das Feld geräumt hat. Es ist ein be-
kannter Charakterzug aller Emporkömmlinge, sich hoch-
gestellten und berühmten Leuten aufzudrängen, um in
deren Gesellschaft gesehen zu werden und mit „vor-
nehmer Bekanntschaft" renommieren zu können. Und
diese freche Aufdringlichkeit ist bekanntlich in ganz be-
sonders hohem Maße bei den Angehörigen der jüdischen
Nation ausgebildet. Ihr hat es z. B. auch Herings-
dorf zu verdanken, daß es heute nicht mehr als fashio-
nables Bad gilt. Auch das Seebad Colberg zeigt von
Jahr zu Jahr in steigendem Maße eine orientalische
Physiognomie, und es ist zu befürchten, daß alle Opfer,
welche die Stadt zur Hebung des Bades bringt, er-
folglos sein werden, daß vielmehr der gute Ruf, dessen
sich Colberg bis jetzt noch immer erfreut, verloren geht,
wenn die Judaisirung in bisheriger Weise fortschreitet.
Ein „Mene Tekel", das man sich auch bei uns zu Her-
zen nehmen mag, bringt eine Brochüre: „Wohlgemein-
tes Mahnwort allen Bewohnern Friedrichrodas", die
im Verlag der Hofbuchdruckerei von Jak. Schmidt u.
Co. in Friedrichroda erschienen ist. In derselben wird
auf das Schicksal des einst so beliebten Bades Lieben-
stein hingewiesen und dann folgendes bemerkt: „Wenn
wir nun ergründen, wodurch die Verödung und Ver-
armung des einst sa vielbesuchten Liebensteins entstan-
den ist, so können wir statistisch nachweisen, daß mit
dem Einzuge „des auserwählten Volkes Israel" der
Niedergang Liebensteins begonnen hat und nach mensch-
licher Voraussicht sich dieser einst so viel besuchte Bade-
ort niemals zu der früheren Höhe wieder wird empor-
schwingen können. Die gleichen Ursachen, . 'elche Lieben-
stein den Lebensnerv abgeschnitten haben, gelten auch
für den schon jetzt teilweise empfundenen Stillstand und
zu befürchtenden Rückgang Friedrichrodas. Wo einmal
sich das „auserwählte Volk" mit seinen unerzogenen
Rangen und frechen, unverschämten Jünglingen, mit
seinen genußsüchtigen Männern und lüsternen Greisen,
mit seinen ungebildeten und anspruchsvollen Weibern
eingenistet hat, da kann keine anständig und vornehme

Familie mehr verkehren. Man sehe sich nur die Kur-
liste an und man kommt sofort zu der traurigen Ueber-
zeugung, daß dieselbe von Judennamen wimmelt, christ-
liche Namen aber, namentlich in der Hauptsaison, wenig
aufzuweisen hat".
* Wecht bedenkliche Beziehungen zwischen Be-
amten und Juden brachte ein Wucherprozeß zu Tage,
der kürzlich in Berlin verhandelt wurde und sich gegen
den jüdischen Trödler Jakob Scholem richtete, dessen
Geschäft hauptsächlich darin bestand, daß er Offizieren
und Beamten alte Sachen und Uniformstücke abkaufte.
Dadurch kam er mit diesen Kreisen in eine nähere Be-
rührung und es entwickelte sich daraus ein Geldver-
kehr zwischen ihm und seinen Kunden. Wenn letztere
Geld brauchten, dann wandten sie sich an Scholem und
dieser besorgte ihnen die gewünschten Summen, zum
kleinsten Teil aus eigenen Mitteln, zum größten Teil
aus Mitteln anderer Geldgeber. Unter den Kunden be-
fand sich auch ein Staatsanwalt, welcher gestrenge Herr
mit dem alten Trödeljuden recht gut zu stehen schien,
er redete ihn brieflich mit: „Mein lieber Scholem" an,
lud ihn zur „koscheren Gans" ein und verriet ihm in
einem Brief, daß er in Karlsbad eine „kleine Fran-
zösin" habe kennen lernen, welche ihn sehr viel Geld
koste, so daß er wieder eine Anleihe machen müsse. Es
ist gut, daß derartige Sachen auch manches Mal an
die Oeffentlichkeit kommen.
* Aus der Geschäftsüöerstcht des Hteichstags er-
giebt sich u. a., daß in den 171 Tagen der Session
99 Plenarsitzungen und 277 Kommissionssitzungen statt-
gefunden haben. Von den 27 Gesetzentwürfen der Re-
gierung sind nur zwei abgelehnt (Umsturzvorlage und
Tabakfabrikatsteuergesetz) und vier (Automat, Gewerbe-
novelle, Kommunalbesteuerung des Weins und Justiz-
novelle) unerledigt geblieben. Von den 65 Initiativ-
anträgen der Mitglieder dagegen sind 40 unerledigt ge-
blieben und 6 abgelehnt. Unter den 59,894 Petitionen
belesen 26,060 die Umsturzvorlage, 10,509 das Mili-
tärinvalidenwesen, 6057 das Jmpfgesetz, 3886 die Ta-
baksteuer, 5988 den Verkehr re. mit Margarine, 859
die Abänderung der Gewerbeordnung (Hausirhandel re.),
760 die Genossenschaften, Konsumvereine re., 613 kom-
munale Besteuerung des Weins, 406 den Zoll auf Que-
brachoholz re., 340 die Zuckersteuer, 305 den Ein- und
Verkauf ausländischen Getreides durch das Reich, 68
den Handelsvertrag mit Argentinien, 92 Binnenschiff-
fahrt und Flößerei, 319 die Währung, 316 Brannt-
weinsteuer. Die meisten Petitionen sind durch die Be-
schlüsse des Reichstags erledigt worden. Die Petitionen,
betreffend das Jmpfgesetz, die Margarine, die kommu-
nale Besteuerung des Weins und die Genossenschaften,
sind auch in der Kommission nicht zur Erledigung ge-
langt.
* Zum Wörfengesetzentwurf schreibt die „Berl.
Korr.": Nachdem im Reichstage und in der Presse die
Frage erörtert worden ist, weshalb der Entwurf eines
Börsengesetzes dem Reichstage nicht vor dem nunmeh-
rigen Abschlüsse der Session habe vorgelegt werden
können, wird es von Interesse sein, die einzelnen Sta-
dien, welche der Entwurf bis zu seiner Fertigstellung
zu durchlaufen hatte, etwas näher ins Auge zu fassen.
Der Berich: der Börsenenquetekommission vom 11. Nov.
1893 ging mit seinen etwa 7000 Foliodruckseiten um-
fassenden Anlagen am 15. Nov. 1893 im Reichsamt
des Innern ein. Bereits am 30. Dez. 1893 waren
dort die Erwägungen so weit vorbereitet, um mittels
Rundschreibens mit denjenigen Bundesregierungen ins
Benehmen treten zu können, in deren Gebiet Börsen
sich befinden. Die letzte der von diesen Regierungen ab-
gegebenen Antworten, bis zu deren Eintreffen eine
weitere Verhandlung ausgesetzt bleiben mußte, datirt
vom 19. Mai 1894. Unter dem 28. Mai 1894 über-
mittelte der Reichskanzler den genannten Regierungen
den Vorschlag, auf Grund des dnrch die schriftlichen
Aeußerungen gewonnenen umfangreichen Stoffs in münd-
liche kommissarische Erörterungen einzutreten. Diese Er-
örterungen haben zunächst in engerem Kreise während
 
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