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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 59 - No. 67 (3. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0249
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Nestettunge«
auf den „Badischen Volksboten" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postanstalten, den Landbriefträgern, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. — Preis vierteljährlich durch die Poft bezogen l M. 25 Pf.,
bei unseren Agenturen I Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf.

Inserate
stnden m dem wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Volksboten"
dre weiteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

GHvon rrnö Aktcr^.

Grgcrn der deutsch-sozialen Weform-Wartet in Waden und des
Wadischen Wanerndrindes.

63.

Heidelberg, den 17. August 1895.

6. Jahrg.


Bestellungen "MI
auf den

„Badischen Volksboten"
Organ der deutsch-sozialen Reforinpartei in Baden
und des Badischen Bauernbundes.
könnnen jederzeit bei den Postanstalten, den Landbries-
trägern, unseren Agenten, sowie für Heidelberg
bei unserer Geschäftsstelle — Hirschstraße 13 — oder
unserm Austräger gemach? werden.

Preisaufschlag auf Häute, Leder
und Schuhwaaren.
Wie das Publikum gegenwärtig zu Gunsten weniger
Leute in gewissenloser Weise ausgebeutet wird, darüber
giebt ein in Frankfurt a. M. von nicht christlicher
Seite herausgegebenes Fachblatt „Der Ledermarkt" in
dankenswerther und offenherziger Weise eine sehr be-
merkenswerte und präcise Auskunft. Danach geht der
internationale Handel bald ganz auf eine saubere Ge-
sellschaft über, die lediglich durch die Macht des Gel-
des bezw. durch Bildung von Ringe in kurzer Zeit
keck und vor aller Welt mühelos sich zu bereichern
sucht; selbst die Minister, so wird ausdrücklich hervor-
gehoben, ständen diesem Treiben rath- und machtlos
gegenüber. —
Das betreffende Blatt läßt sich aus New-York
berichten und wir geben den Inhalt dieser Zuschrift,
da Nachdruck nicht verboten ist, hier wörtlich wieder,
er lautet: „Wir stehen eben unter dem Zeichen einer-
künstlichen Teuerung, die selbst hier ihresgleichen noch
nicht hatte und die im Begriff ist, sich aller Haupt-
zweige unserer Lebenshaltung zu bemächtigen. Ver-
gebens hat der freie Handel selbst in seinen kapital-
kräftigsten Vertretern sich der erdrückenden Umarmung
der Milliardär Ringe zu erwehren versucht, um wenig-
stens noch einen Schatten „freier Conkurrenz" zu er-
halten. Selbst diese Parodie aus das „freie Spiel der
Kräfte" haben die Ringkönige nicht weiter aufführen
lassen wollen und heute ist ihr Sieg ein so vollstän-
diger, jener Widerstand so absolut gebrochen, daß keine
Kornhändler, kein Schlächter, kein Leder- oder Schuh-
fabrikant und keine Spinnerei mehr sich völliger Un-
abhängigkeit von dem allmächtigen Ringsystem rühmen
kann, von dem Petroleumhandel ganz zu schweigen.
Daß das Petroleum heute völlig monopolisiert, in kürze-
ster Frist von 80 Cents auf 2,67 Dollars gestiegeu,
ist ebenso bekannt, wie der berüchtigte Vertrag zwischen
den amerikanischen Petroleumfürsten und dem Kaukasus-
syndikade; ja man hat sich hier schon so fest an die
Thatsache der Verdreifachung des Preises des Petro-
leums gewöhnt, daß kaum noch jemand davon spricht.
Man hat sich mit dieser unabänderlichen Thatsache ab-
gefunden; mau weiß, daß die nächsten Monate eine
Reihe von Bankerott kleinerer Petrolenmspekulanten,
welche ungedeckte Verkäufe abgeschlossen, bringen wird,
und das einzige Interessante dabei ist höchstens der
noch an Goldfieber grenzende Eifer, mit dem jetzt alle
Welt in Pennsylvanien, Ohio und Virginien, mit der
Sonde in der Hand, nach Petroleumquellen sucht. Aber
viel wichtiger als die unerhörte Verthenerung unseres
hauptsächlichsten Belenchtungs- und Heizungsfaktors ist
die plötzliche, jeder Begründung entbehrende Steiger-
ung aller Fleischspeisen, die in den letzten 14 Tagen
um 100 pCt. in die Höhe gegangen und in den großen
Slädten bis uni 180 pCt. in die Höhe schnellten. Auch
hier hat ein Ring, derjenige der „Vier Riesen", wie
man die Firmen Ärmour, Swift, Nelson Mörris und
Hammond in Chigago nennt, den ganzen Fleischmarkt
accapariert. Seit Jahren schon beherrschten diese Häuser,
aber zum Teil sich Konkurrenz machend, den amerika-
nischen Fleischmarkt; jetzt haben sie sich verbündet, mit

den großen Viehheerdenbesitzern und allen großen Vieh-
händlern Monopolkontrakte abgeschlossen, die ihnen aus-
schließlich deren ganzen Viehbestand bis zu dahin un-
erhört niedrigen Preisen sichern, und auf anderer Seite
sämtliche Schlächter, Fleischhauer rc. gezwungen, unter
eisernen Contrakten ihren ganzen Fleischbedarf von
ihnen zu beziehen. Wo ein Schlächter nicht durch das
eaudinische Joch kriegen wollte, eröffnete der Ring
neben ihm einen Konkurrenzladen, der das Fleisch zu
halben Preisen verkaufte, bis der obstinate Schlächter
sich den eisernen Bedingungen der Ringes unterwarf.
Ein bewunderungswürdiger Dienst von langen Balast-
wagenzügen für die Ausnah e der Viehheerden aus
den Bergen, Prärien und Firmen, ebensolcher Züge
modernster Eiswaggons, welche in prächtigster Ordnung
die zerlegten Ochsen, Kühe, Kälber, Schweine und Hüm-
mel nach allen Städten der Union führten, umspannt
wie ein Spinnennetz fast das ganze, weite Staatenge-
biet und versorgt täglich Hunderttausende von Ver-
kaufslüden. So kommt es, daß zu einer Zeit, wo die
Viehpreise im Sinken begriffen, die Fleischpreise bis
180 Proz. innerhalb 14 Tagen steigen konnten. Der
Ring steckt wöchentlich Millionen ein, die das Publi-
kum ihm murrend und schimpfend, aber widerstands-
unfähig aushändigt. Der Ackerbau-Minister ist ebenso
entrüstet, wie die ganze, so brutal gebrandschatzte Be-
völkerung. Er stellt Enquete auf Enquete an, aber an
der Thatsache vermag er nichts zu ändern; das Pub-
likum wird weiter ausgebeutet. Hinter den vier Riesen
und zum Teil mit ihnen verbunden und verschwägert,
steht das Syndikat der Gerber, welche jenen ihre Häute
abkaufen und deren Preise und damit die des Schuh-
werks genau nach demselben Rezept in die Höhe trei-
ben. Auf dem weiten Gebiet der Zeug- und Kleidungs-
produktion, der Spinnereien und Webereien vollzieht
sich genau derselbe Prozeß und trotzdem die letzte Baum-
wollenernte überaus reich gewesen und die große Fa-
briklager bis zum Brechen voll sind, Haben Verschwore-
nen des Baumwollenringes innerhalb wenigen Wochen
eine Hausse von 140 Points durchgesetzt.
Das Blatt führt dann in Bezug auf die Steiger-
ung der Lederpreise weiter fort. Man vergißt bereits
vollständig, wie nur der allerkleinste Theil des Auf-
schwunges aus den gegebenen Verhältnissen herausge-
wachsen ist, die starke und unvermittelte Erhöhung
der Werte aber auf eine künstliche Treiberei der Trust-
leute an der New-Yorker Börse und der mit ihnen
verbündeten Schlächterkönige in Chicago zurückgesührt
werden muß. Ein Rückschlag kann nicht ausbleiben.
Er wird allem Anscheine nach nicht bald, in diesem
Jahre möglicherweise gar nicht mehr eintreten, aber
er wird kommen, sobald die Ringleute in New-York
ihre Ilnitocl 8tat68 zu
hohen Coursen an diejenigen abgestoßen haben werden,
die bekanntlich nie alle alle werden. Die New-Yorker
Staatszeitung nennt das Treiben der Leute vom Leder-
Trust geradezu ein freches; ein so verbrecherisches Spiel
hätten nicht einmal die Zuckermagnaten und die Leute
vom Seilerei-Trnß getrieben. An dem Tage des un-
ausbleiblichen Krachs, schreibt das genannte Blatt,
werde unter den Leder-Aküen-Spielern der Newyorker
Börse Heulen und Zähneklappern sein, aber die Ma-
tadore hätten bis dahin ihr Schäfchen längst in's
Trockne gebracht". Soweit das Frankfurter Fachblatt.
Die deutscheu Gerbereien befinden sich größten-
teils in kapitalkräftigen Händen, nicht so der Handel
in rohen Häuten. Deutschland deckt bekanntlich seinen
Bedarf an rohen Häuten kaum zur Hälfte und ist
daher auf das Ausland unbedingt angewiesen. Das
weiß man in Interessentenkreisen ganz genau; hier-
liegt auch der Schlüssel der ganzen Bewegung. Ver-
einigen sich nun die Rohwaarenhändler, so geht das
Spiel los: Cohn setzt sich auf die eine Wagschale
und Schmuhl aus die andere und Hausse und Baisse
werden ganz nach Belieben gemacht. Wann wird end-
lich diesem Treiben gesteuert?

Tagesfrage».
* Per Aaü Steern. Es wird hiesigen Blättern
berichtet, daß der amerikanische Jude Stern durch seinen
Rechtsanwalt Bernstein seine Begnadigung durch den
Prinzregenten betreibe, damit die Gefängnisstrafe von
14 Tagen, zu der er verurteilt ist, in Geldstrafe um-
gewandelt werde. Daß Stern solche Schritte lhun würde,
war vorauszusehen und er ist leider durch das Ver-
halten bayerischer hochgestellter Beamten, welche sich
die größte Mühe gegeben haben, die Sache durch Ver-
gleich zu beendigen, zu einer Bitte um Begnadigung
geradezu aufgefordert worden. Wenn nicht Herr von
Thüngen eine so anerkennungswerte Festigkeit entwickelt
hätte, so wäre es auch zu einem Vergleich gekommen,
und Stern hätte sich ins Fäustchen gelacht über die
bayerischen Beamten, welche seiner „Reue" über sein
schmähliches Betragen Glauben schenkten. Nun liegt
es sehr nahe, daß jetzt wieder alle Hebel in Bewegung
gesetzt werden, um Sterns Wunsch zn erfüllen; aber
wir hoffen und vertrauen, daß sich kein Ratgeber dec
Krone Bayerns bereit finden wird, das Begnadigungs-
gesuch dem Prinzregenten zur Berücksichtigung zu em-
pfehlen. Welch einen Eindruck würde es in ganz
Deutschland machen, wenn der jüdische Protz, der sich
einbildet, mit seinem Gelde alles erreichen zu können
und nun in Angst vor dem Gefängnis zittert, von der
gerechten Strafe befreit würde? Denn es wäre für
ihn gar keine Strafe, wenn er statt der 14 Tage
Gefängnis etwa noch 600 Mk. zu zahlen hätte. Hütte
ein einfacher Mann sich dermaßen vergessen wie Stern,
daß er einen bayrischen höheren Beamten vor einer-
großen Gesellschaft in einer so gemeinen Weise beschimfte,
so würde kein Mensch für seine Begnadigung eintreten,
und wir sind überzeugt, daß — immer die Möglichkeit
eines solchen Betragens vorausgesetzt — auch ein reicher
aber nicht jüdischer Mann keine Fürsprecher finden
würde. Eine Begnadigung Sterns würde die übelsten
sozialen Folgen nach sich z khen; mit Recht würde
sich nicht nur der Arbeiter, sondern auch der ganze
Mittelstand sagen, daß Recht und Gerechtigkeit zu
Gunsten der ausländischen Juden ihren Ernst und ihre
Würde aufgeben müssen und ein allgemeiner Schrei der
Entrüstung im ganzen deutschen Volke mit Ausnahme
der Juden und Judengenossen wäre die Antwort auf eine
solche Schwäche der bayr. Regierung. Welch ein Vor-
schub dadurch der sozialdemokratischen Agitation geleistet
werden würde, darüber braucht man sich nicht weiter
zu verbreiten. Aber daß alle Welt, so weit sie noch
vom Judentum unabhängig ist, mit Mitleid auf die
deutsche Justiz herabschauen würde, unterliegt keinem
Zweifel. So ist denn aus sozialen Gründen unserer
Ueberzeugung nach die Begnadigung Sterns eine Un-
möglichkeit.
* Juden in der Aresse. Einen ungefähren Begriff
von dem Einfluß des Judentums auf das öffentliche
Leben bekommt man, wenn man folgende Zahlen liest.
In der Redaktion der „N. Freien Presse" in Wien sitzen
18 Juden, in jener des „Neuen Wiener Tageblatt"
20 Juden; in jener des „Wiener Tageblatt 12 Juden.
Das „Illustrierte Extrablatt" hat 16, die Wiener
Oesterr. Volkszeitung" (frühere „Vorstadtzeituug") hat
5, die „Presse" hat 16, die „Wiener AUg. Zeitung"
hat 10, „N. Wiener Journal" 8 jüdische Redakteure.
Aehnlich ist das „Fremdenblatt" mit Juden versehen.
Weiter sind die Redaktionen von 28 Zeitungen mit einem
oder mehreren Inden besetzt. Nicht minder ist so fast
die gesummte sogenannte Fachpresse und selbst die so-
genannte „wissenschaftliche" Presse in den Händen der
Inden, oder aber üben dieselben den entscheidenden
Einfluß auf sie aus. In Berlin ist er zwar nicht
ganz so arg, aber in der Majorität sind die Juden selbst-
verständlich auch. Daher der Name „deutsche" Presse!
* Jüdischer Geschäftsbetrieb. Die Juden Han-
novers raufen sich die Haare aus. Der Polizeibericht
zieht einmal wieder das saubere Treiben eines wür-
digen Staatsbürgers an das Licht, der sich bemühte,
es dem ollen ehrlichen Seemann möglichst gleichzuthun.
 
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