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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 50 - No. 58 ([3. Juli] - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0205
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Heidelberg, den 10. Juli 1895.

6. Jahrg.

Zö 52.

n 7 Uestessunge«
auf den „Badischen Volksboten" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postanstalten, den Landbriesträgern, sowie unseren Agenturen gemacht
werden. — Preis vierteljährlich durch die Post bezogen 1 M. 25 Pf
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abgeholt 80 Pf'

Aurr Deutschtum, —

Inserate ..
stnden rn dem wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Volksboten"
dre werteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

Ghrton und Attcrrr.
Gvgcrn dev deutsch-soziuten Wefo^m-Wcrr'ler in Mcröen und des
Wudifchen Wcure^ndundes.





Bestellungen


auf den
„Badischen Vvlkslwten"
Organ der deutsch-sozialen Reformpartei in Baden
und des Badischen Bauernbundes

kommen jederzeit bei den Postanstalten, den Landbrief-
trägern, unseren Agenten, sowie für Heidelberg
bei unserer Geschäftsstelle — Hirschstraße 13 — oder
unserm Austräger gemacht werden.

Was wir sind, und was wir wollen.
Der deutsche Antisemitismus ist der Freiheitskampf
des an Gesinnung und Charakter, in Denken, Fühlen
und Wollen noch germanisch gebliebenen Teiles unse-
res Volkes gegen eine fremde Sippe und gegen die
Schichten unseres Volkes, die von dieser Sippe bereits
vollständig vergiftet sind.
Aber auch um unsere Ehre und Kultur kämpfen
wir, und seit den Freiheitskriegen haben wir wohl
keinen so schweren Kampf zu bestehen gehabt wie den
seit geraumer Zeit gegen Israel entbrannten.
Deutschland hat vorübergehend Städte, ja ganze
Provinzen verloren, der dreißigjährige und der sieben-
jährige Krieg haben Deutschland böse Wunden ge-
schlagen, aber immer wieder hat es sich erholt, da ein
kerngesunder Rest immer noch vorhanden war. Heute
ist es dagegen anders, heute ist Deutschland bis in sein
innerstes Mark hinein gefährdet, seine Existenz ist be-
droht, denn heute steht uns nicht der Feind gegenüber,
der im ehrlichen Kampfe mit dem Schwert in der
Faust, mit der Büchse im Arm uns bekriegt, sondern
ein Feind, der mit fast unsichtbarer Macht alles das
zu vernichten bestrebt ist, das uns gut und deutsch er-
scheint; glaubt er sein Werk vollendet, so erscheint er
selbst nach und nach und ruft: Ich heiße Deutschland.
Dann — dann ist dem wahren Deutschtum Hirn und
Herz zerpreßt, und damit ist unser Deutschland ver-
schwunden. In den Freiheitskriegen opferten Tausende
und Zehntansende ihr Leben .freudig sür's Vaterland.
Wie steht es aber heute im Kampfe gegen das farben-
schillernde, im Volke umherkriechende Chamäleon?
Das eben ist das Furchtbare an der Gefahr: Den
ritterlich anziehenden Feind von außen erkennt jeder
sofort als den Feind, die schleichende Gefahr im In-
nern aber nicht; dazu kommt noch, daß dieser Feind
sich in vielerlei Gestalten den Dum -en und Leichtgläu-
bigen als Freund vorzustellen weiß. — List, Betrug,
Verrat, Meineid, Lüge, Sklavensinn und Rohheit sind
die wahren Farben des uns Antisemiten gut bekannten
Chamäleons.
Können wir in dem inneren Knmpfe fürs Vater-
land auch nicht mit der Waffe des Schwertes drein-
schlagen, weil eben der Feind unsichtbar ist, so bleiben
uns doch noch genug geistige Waffen: Mut, Energie,
Aufopferung, Treue, Wahrheit, Vaterlandsliebe, Be-
geisterung, und . . . Einigkeit.
Ja Mut! Da steht ein kleines Häuflein deutsch-
sozialer, mutiger Vorkämpfer, die nimmer rasten und
ruhen, sich für das liebe deutsche Vaterland aufzuopfern.
Aber die Massen? Sie bleiben gar oft in trägem
Flusse. Ist das Mut und Charakter, da, wo es heißt
„Farbe bekennen", zu schweigen? Wie mancher „Anti-
semit im Stillen" besitzt noch nicht einmal den Mut,
seinem deutschen Mitkämpfer zu bekennen: ich bin Anti-
semit. Wir denken, es ist eine Ehre, deutscher Anti-
semit zu sein, und wer es zu sein vorgiebt und es nicht
an rechter Stelle und zu rechter Zeit in der richtigen
Weise aussprechen kann und mag, der ist kein Anti-
semit, der mag ruhig mit in die Reihen unserer Geg-
ner treten und deren vielstimmiges Geschrei verstärken.
Aber nicht damit ist's allein gethan, nicht bloß
mit den. Bekennen des Antisemitismus machen wir uns

und unser Volk frei, nein, wir haben auch weitere
Pflichten zu erfüllen, die wir kurz in folgenden Sätzen
zusammenfassen möchten: Sei kein Herr/und sei kein
Knecht; was Du willst, das Dir die Leute thun sollen,
das thue Du ihnen; Euer Ja sei Ja, das Nein sei
Nein; gieb Vertrauen und nimm Vertrauen; haltet
Maß und seid mit dem Genügenden zufrieden; wahret
die Dankbarkeit; ein Leben allein für das Ich ist gar
kein Leben; hasset den Hochmut; verachtet die Sklaven;
erst wägen, dann wagen; thut Gutes nur um des
Guten willen; die Wahrheit geht über alles; verfolge
ein gutes Arbeits- und Lebensziel und halte eisern
fest; achtet den Feind; dem Juden aber ein Pfui!
(Deutsch-soziale Blätter.)

Tagesfragen.
X Iu—kius Katz aus Ungarn von der offi-
ziösen Karlsruher Zeitung glaubt mit einigen seichten
Mätzchen über die Anstandspflicht Hinwegspringen zu
können, die ihm gebietet, die Unwahrheit über den
österreichischen Abg. Schneider zurückzunehmen: „jene
Verhältnisse, sagt er, interessieren das Inland doch
nur in geringerem Maße", der „„angeblich Be-
leidigte"" habe keine Verananlassung genommen,
sich mit ihm (dem Julius Katz!) in's Benehmen zu
setzen", „der Ton der polemischen Artikel schloß eine
entsprechende Entgegnung aus". Ein anständiger
Mensch betrachtet es als eine Ehrenpflicht, ein Unrecht
unaufgefordert wieder gut zu machen. Was ist also
von — Katz zu halten ? In seltener Einigkeit ver-
urteilen diesmal die Zeitungen der nat.-lib. und der
Centrums-Partei das Betragen des Chef-Redakteurs
der Karlsruher Zeitung.
* Mehr praktischen Antisemitismus. (Zu-
schrift eines Deutschen ans Amerika an das „Deutsche
Volks-Recht".) Mit großer Befriedigung habe ich
die Aufforderung praktisch denkender Männer gelesen,
die es den Antisemiten ans Herz legt, ihre Gesinnungs-
genossen geschäftlich zu unterstützen. Liegt doch gerade
hier der Schwerpunkt für die Entwickelung der anti-
semitischen Sache. Es dürfte vielleicht nicht Jeder-
mann bekannt sein, daß heute ein sehr großer Teil
der kleinen Geschäftsleute jeder Branche zur Sozial-
demokratie gegangen ist. Der Grund hierfür ist für
denjenigen, der selbst Jahre lang den Kampf gegen
die Uebermacht des Kapitals mitgemacht hat, nicht
schwer zu stnden. Ist doch die Sozialdemokratie in
erster Linie eine Partei, die den Haß gegen jedes
Besitztum, ob berechtigt oder nicht, nährt. Sie ist
der schützende Hasen, der alle, die durch fremde Schuld
oder durch eigene ruinirt, liebevoll aufnimmt. In
zweiter Linie ist diese Partei aber organisirt, wie
keine zweite politische Partei in Deutschland. Wie
überall, so auch hier, haben die jüdischen Führer ihren
Grundsatz aufgestellt: „Geld regiert die Welt". Wohl
wissend, daß die Schwere des Geldsacks auch den poli-
tischen Einfluß eines Menschen bestimmt, heißl die
Parole: „Jeder Gegner, und vor allen Dingen jeder
gefährliche Antisemit muß finanziell ruinirt werden".
Nach obigen Grundsätzen wird bei allen Parteien mit
jüdischer Führung operirt. Darum Antisemiten, die
Ihr es ernst meint mit dem heiligen Kampf um's
Vaterland, lernet von den Juden! Seht, wie sie den
Deutschen keinen Groschen gönnen, wenn sie nicht
müssen. Unterstützt Eure Gesinnungsgenossen so viel
Ihr immer könnt, ganz gleich, ob Ihr Beamte seid
oder Privatleute. Gehört Ihr zu den wenigen Glück-
lichen, die ein gutes Einkommen haben, so kauft Euren
Bedarf nicht in den großen glänzenden Geschäften,
sondern sucht die kleineren auf, die es am nötigsten
haben, wenn der Weg dahin auch zuweilen etwas
weiter ist. Ihr glaubt es kaum, wie sich der kleine
Handwerker freut, wenn es wohlhabende Leute nicht
verschmähen, seinen bescheidenen Laden aufzusuchen.
Und wie dieses wieder andere Käufer beeinflußt, in-
dem sie denken, wo so feine Leute kaufen, willst du
auch mehr hingehen. Nur auf diese Weise wird man

Hunderttausenden, die heute der Bewegung noch gleich-
gültig und zweifelnd gegenüberstehen, den Glauben
beibringen, daß die antisemitische Sache aus dem
Herzen kommt und nicht nur ein geschäftliches Phrasen-
geklingel ist. Nun noch ein paar Worte zum Schluß.
Wäre ich noch in der alten Heimat, so könnte viel-
leicht von anderer Seite der Verdacht Platz greisen,
ich wollte für mein Geschäft Propaganda machen.
Aber als Amerikaner kann mich jedoch ein solcher
nicht treffen.
* Kapitalismus. Der „Schles. Ztg". wird aus
Görlitz geschrieben: „Seit einigen Jahren hat sich
in unserer Stadt die Fabrikation von photographischen
Apparaten usw. zu einer ganz bedeutenden Höhe em-
porgeschwungen; in einem Dutzend Fabriken werden
mehrere Hundert Arbeiter beschäftigt. Der Export
geht nach aller Herren Länder. Seit einiger Zeit
haben nun Kapitalisten den Plan gefaßt, alle diese
Fabriken zu einer Aktiengesellschaft zu vereinigen, und
bis auf eine Firma haben sich alle mit den ihnen ge-
machten Anerbietungen einverstanden erklärt. Die
Bildung der Aktiengesellschaft dürfte daher in nächster
Zeit erfolgen." Es ist äußerst bedauerlich, daß es
gar kein Mittel giebt, der Aufsaugung kleinerer und
mittlerer gewerblicher Betriebe durch das Großkapital
entgegenzntreten. Die Folgen dieser Aufsaugung sind
natürlich nur unheilvoll. Einmal werden z. B. die
Görlitzer Fabrikanten durch Geldabfindung ihrer
Thäkigkeit beraubt, denn sie können doch nicht alle
„Direktor" der Aktiengesellschaft werden. Ferner wirkt
bekanntlich die Aktiengesellschaft als unpersönlich:
Herrin höchst ungünstig aus das Verhältnis zu den
Arbeitern, die mit Recht das Gefühl haben, daß sie
keinem Arbeitgeber oder Brodherrn mehr, sondern einer
gefühllosen Rechenmaschine gegenüberstehen, kurz nach
allen Richtungen hin ergeben sich durch dieses Ueber-
maß des Kapitalismus nur volkswirtschaftliche Nach-
teile, ohne daß irgend ein Vorteil außer für das
Großkapital selbst dabei herausspringt. Selbstverständ-
lich wird auch der Industriezweig durch den Wettbewerb
der Einzelunternehmer weit mehr gefördert, als durch
die Aktiengesellschaft, die nur bezahlte Kräfte beschäf-
tigen kann. So leidet auch der gewerbliche Fortschritt
Not, dessen einzelne Erfolge fast immer, wie wir
das heute täglich beobachten können, die Bildung von
Aktiengesellschaften zu großartiger Ausbeutung der
Allgemeinheit zur Folge haben. (D. Tgsztg.)
* Me «Leipziger Wokkszeitung", das von dem
Juden Schönlank geleitete Organ für „Brieffunde" an
diskreten Orten, leistet sich folgendes: „Den agrarischen
Freunden des Antrages Kanitz hat einer ihrer Be-
rufsgenossen, ein schlesischer Landwirt, eine eigenartige
Ueberraschung bereitet. Er zeigte dem Bezirksvorsitzen-
den des Bundes der Landwirte in einem niederschlesi-
schen Kreise seinen Austritt aus dem Bunde an und
begründete denselben damit, daß sich die Bestrebungen
des Bundes gegen das allgemeine Kirchengebet richte-
ten, das Gott um Schutz gegen die Teuerung bitte.
Und das müssen sich die frommen Junker von einem
der ihrigen sagen lassen". Natürlich handelt es sich
hier um einen sogenannten „Witz", der ohne Zweifel
bald die Runde durch die ganze „gutgesinnte" Presse
machen dürfte. Da aber eine Hand die andere wäscht,
so möge Herr Schoenlank sich an folgender Erzählung
erfreuen. Als in Ungarn die antisemitische Bewegung
auftauchte, verlangte ein jüdischer Gutspatron von seinem
Ortsgeistlichen, er solle im Kirchengebet auch der Juden
gedenken. Dieser aber antwortete: das thun wir schon,
denn wir beten immer im Vaterunser : „erlöse uns von
dem Uebel".
* Zer „Segen" des Konfektionshauses. „Die
Löhne der Mäntelnäherinnen sind jetzt auf einem Stand-
punkte angelangt, der wirklich nicht mehr überschritten
werden kann". So äußert sich „wohlwollend" das Or-
gan der Konfektionshändler, der „Konfektionär". Gegen
das Festhalten des geradezu schamlosen „Standpunktes"
hat also das Konfektionsorgan anscheinend nichts ein-
 
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