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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0385
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Airv Deutschtum,

Breis vierteljährlich
durch den Briefträger frei in's Haus gebracht Mk. 1.25,
durch unfern Boten Mk. 1.—,
Am Postschalter od. unserer Expedition abgehvlt80 Pfg.
BosL-Zeitungs-Brelstiste Kr. 7'r5.

Ghrrou uuö ALterrr.

L Der „Madische WslksSate erscheint 2mal wöchentlich
(Dienstags und Freitags).
Verlag nrrd Leitung: Heidelberg, Babnhofftr. 5.
Telegramm-Adresse: WslksßsLe Keideköerg.
8 Anzeigenpreis: Die 5-zespaltene Garmondzeile 10 Psg.


Heidelberg, den 11. Dezember 1895.

6. Jahrg.

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Tagesfragen.
Air Konferenz z«r MevisioK des Karrdels-
gesetzßuches, welche im Reichsjustizamt tagt, ist am
Donnerstag zur Besprechung des Abschnitts über die
Actiengefellschasten übergegangen. In der Konferenz
entwickelte sich am Donnerstag eine lebhafte Debatte
über die einzelnen Punkte, namentlich die Definition
des Begriffs der Actiengesellschaft, Firma und Sitz,
Gegenstand des Unternehmens, Höhe des Grundkapitals,
die Art und Höhe der einzelnen Actien, Bestellung

eines Auffichtsrats, Gewinn-Berechnung und -Verteilung
Vorstand der Gesellschaft re. Die Discuffion wurde
Freitag fortgesetzt.
— Won unseren WationaNL ernten. Der in
veränderter Form dem Reichstage zugegangene Antrag
Kanitz, der im Interesse de- Landwirtschaft eine Be-
festigung der Getreidepreise aus mittlerer Höhe bezweckt,
ist auch von vier Mitgliedern der nationalliberalen
Partei unterschrieben worden, nämlich von den Herren
Freiherr Herst zu Herrnsheim, Graf Oriola, Hosang
nnd Schwerdtseger. Hierüber ist die „National-Zeitung"
aufs höchste entrüstet; sie hält jenen Herren vor, daß
der Führer der Partei, von Bennigsen, den Antrag
öffentlich im Reichstage als „gemeinschädlich" bezeichnet
hat, und es erscheint ihr unmöglich, daß Abgeordnete
welche für eine von den Führern ihrer Partei als
gemeinschädlich erklärte Maßregel eintreten, weiter in
der parlamentarischen Fraction bleiben dürfen, da die
am gemäßigten Liberalismus festhaltenden Kreise sonst
an der parlamentarischen Vertretung irre werden müssen.
t§s ist hiernach also ein Ausschluß jener vier Herren
aus der Fraction in Sicht. Den Herren National-
liberalen scheint nach der Wahl in Halle-Herford der
Kamm fehr geschwollen zu sein. Wenn sie jedoch den
Ausgang jener Wahl als einen Sieg des gemäßigten
Liberalismus hinstellen, so sind sie gewaltig im Irrtum.
Der gewählte Abgeordnete Quentin ist auf sozialdemo-
kratischen und Freisinnigen Krücken in den Reichstag
gekommen, und die Zahl der in der Stichwahl ihm
zugefallenen nationalliberalen Stimmen bildet die ver-
schwindende Minorität. Der Erfolg ist ein zweifel-
hafter, er ist nur auf unglückliche Auswahl des conser-
vativen Kandidaten zurückzuführen, der eine außerordent-
lich schwankende Haltung zu den wichtigsten wirt-
schaftlichen Fragen einnahm. Einem zielbewußten
Tivoli-Conservatwen oder einem antisemitischen Kandi-
daten gegenüber wäre der Nationalliberalismus wieder-
um unterlegen. Das haben die Wahlen des letzten
Jahres zur Genüge bewiesen. Wenn also die National-
liberalen die Anhänger des Antrages Kanitz in ihren
eigenen Reihen ächten wollen, so kann uns das nur
recht sein, sie werden damit auch den letzten Rest ihres
Anhanges verlieren.
X Mittelparteiliche Vertuschungen. Der
Minister des Innern, Herr v. Köller, ist seit Mon-
tag voriger Woche beurlaubt und sein demnächstiger
Abschied steht wohl außer allem Zweifel. Die eigent-
liche Ursache seines Rücktritts soll — wie gut unter-
richtete Leute versichern — eine unausgleichbare
Meinungsverschiedenheit mit dem Kriegsmimster über
die neue Regelung des Militärstrafversahrens sein.
Fälschlicherweise behaupten mittelparteiliche Blätter auch,
daß das Strafverfahren Herrn v. Köllers gegen den
Professor v. Delbrück den Sturz des Ministers her-
beigesührt habe. Das Berliner Tageblatt weiß sogar
zu erzählen, der Kaiser habe Herrn v. Köller den Auf-
trag gegeben, persönlich Herrn Delbrück mitzuteilen,
daß der Strafantrag zurückgenommen sei. Es mag
im Geschäft des Berliner Tageblattes nichts unge-
wöhnliches sein, daß Mosse-Pascha seinen Tintenkulis
Befehle giebt, deren Ausführung ein sehr geringes
Maß von Selbstachtung vorausfetzt. Einem preußi-
schen Minister werden aber derartige „Befehle" nicht
gegeben. Thatsache ist nur, daß Herr v. Köller in
einer Unterredung mit Herrn Delbrück sich von diesem
hat überzeugen lassen, daß eine Beleidigung der
Polizei nicht beachsichtigt war, weßhalb er den Straf-
antrag zurückgenommen Hal; soweit sind wir in Deutsch-
land noch nicht, daß Zivilstrategen, wieHerrDelbrück,
von dem Pros. Treitfchke einmal sagte, er sei „von
hervorragender Mittelmäßigkeit", Minister stürzen
können. Was uns den Rücktritt Herrn v. Köllers in
diesem Augenblick als ganz besonders bedauerlich er-
scheinen läßt, ist der Umstand, daß den sozialdemo-
kratischen Blättern em Anschein von Berechtigung
für die Behauptung geboten worden ist, die Schließung
der sozialdemokratischen Vereine sei die Veranlassung
zu diesem Ministerwechsel. Daran ist natürlich kein
wahres Wort. Das Verfahren des Ministers steht
durchaus im Einklang mit den ost kundgegebenen Er-

um sie ganz in seine Gewalt zu bringen; das aber
dürfen und wollen wir nicht dulden, so lange wir uns
des Namens Deutsche rühmen !
In derselben Nummer des jüdischen Blattes,
deren „Leitartikel" der oben angeführte Satz ent-
nommen war, schreibt ein „Volksschullehrer L. Wein-
berg, Bodenfelde", in einem Aussatz mit der Ueber-
schrift: „Die jüdischen Lehrerinnen an den Gemeinde-
schulen Berlins", in welchem er die bekannte Verord-
nung des Provinzialschulkollegiums bespricht, wonach
jüdische Lehrerinnen nicht mehr in Geschichte und
Deutsch unterrichten sollen, wörtlich folgenoes:
„Ihr Lehrer und Lehrerinnen, die Ihr ein
nichtjüdisches Seminar besucht habt, vergegenwärtigt
Euch einmal, daß das in Eurem Zeugnis ver-
merkte Prädikat der Lehrbefähigung eine Unwahr-
heit ist. Vergegenwärtigt Euch, daß Ihr nur be-
fähigt sein sollt, nur jüdische Schüler zu unter-
richten; daß man aber gern sieht, wenn Ihr diese
Qualifikation in nichtjüdischen Anstalten erlangt,
daß man auch ganz gern den jüdischen Schülern die
Rolle der p>isd8 niwsru st eoutriftusus zuweist!
Vergegenwärtigt Euch, Ihr Juden, daß man Euch
die Rolle des ewigen Schülers zugedacht, daß Ihr
wohl von Nichtjuden lernen, aber sie beileibe nicht
lehren dürft. Ihr werdet niemals volle Deutsche
sein! Sowie Ihr Euch anschickt. Deutsch zu lehren,
so verfälscht Ihr das Deutschtum; wollet Ihr
einigermaßen Deutsch sein, so müßt Ihr Euer
Deutschtum fortwährend von nichtjüdischen Anstalten
von nichtjüdischen Lehrern beziehen. Ich kann mir
eine größere Beleidigung des Judentums garnicht
denken!"
Also eine größere Beleidigung des Judentums
kann sich der jüdische Schreiber nicht denken, als daß
Juden an deutschen Schulen nicht Deutsch und Ge-
schichte lehren sollen? Ja, kann sich denn dieser Herr
vielleicht eine größere Beleidigung des Christentums
und Deutschtums denken, als die Worte seines
rabbinischen Vorartikelschreibers: „Ja, die moderne
Welt ist „verjudet"? Was würde dieser Herr wohl
für ein Gesicht ziehen, wenn ein Deutscher den An-
spruch erheben wollte, ein „voller Jude" zu sein?
Und wenn uns Deutschen diese Möglichkeit abge-
sprochen wird, so sehen wir wahrhaftig nichts weniger
als eine Beleidigung darin! Nein, nie kann ein
Deutscher ein voller Jude sein; aber nie kann auch
ein Jude ein voller Deutscher werden, das ist ganz
selbstverständlich! Juden und Deutsche sind eben
vollständig verschiedene Rassentppen, und nicht nur-
äußerlich, sondern auch geistig völlig verschieden.
Wer in der Anerkennung einer so selbstverständlichen
Thatsache eine Beleidigung sieht, der kann nur durch
den aamaßlichen Anspruch verblendet sein, sich stets
als den höheren zu betrachten. Es kommt dann aus
die Behauptung des Rabbiners Reich hinaus, daß die
ganze Welt „verjudet" sei. Wir wollen aber diese
Behauptung Lügen strafen; wir wollen das deutsche
Volk vor der völligen Verjudung schützen, und des-
halb müssen vor allem unsere Kinder davor bewahrt
werden. Wenn das eine „Beleidigung des Juden-
tums" ist, so können wir diesem nur ratenJich solcher
Beleidigung dadurch zu entziehen, daß es schleunigst
einen Judenstaat gründet, in dem keine deutschen Lehrer
angestellt werden. Schon dadurch aber, daß es un-
fähig ist, ein eigenes Staatswesen zu gründen, beweist
es auch seine Unfähigkeit zur Volkserziehung. Und
deshalb überhaupt hinweg mit den jüdischen Lehrkräften
aus christlich deutschen Schulen!

Eine „Beleidigung des Judentums"!
Die Inden sind, wie bekannt, nicht damit zu-
frieden, daß ihnen durch die Emanzipation die volle
staatsbürgerliche Rechtsstellung eingeräumt worden ist;
nein, sie beanspruchen mehr; sie, die uns als „unrein"
verachten und ihre Speisegefäße und -Geräte vor un-
serer Berührung zu bewahren beflissen sind, fordern
als ihr gutes Recht, aus unfern Schüsseln mitzuessen;
nicht wir haben zu entscheiden, ob wir das wünschen,
oder dulden wollen, sondern wir haben uns bei dem
Beschlüsse zu bescheiden, den der Jude faßt, und wir
haben es womöglich noch dankbar aufzunehmen, wenn
der Jude seine wertvollen „koscheren" Gefäße der
„treifen" Berührung aussetzt. Und daß ein großer
Teil von uns dies nicht einmal als eine Ungebühr-
lichkeit empfindet, das beweist ja die Willfährigkeit,
mit der so viele christliche Deutsche den Einladungen
zu den Gastmählern jüdischer Emporkömmlinge folgen!
Kann mau sich daher wundern, daß der Uebermut und
die Anmaßung des Judentums immer größer wird?
Und so strecken sie ihre Hände nicht nur aus, um sie
in unsere Schüsseln zu tauchen, sondern auch, um nach
unfern höchsten und heiligsten Gütern zu greisen: denn
sie leben in dem Wahne, daß, was unser ist, auch
ihnen gehört; nicht als Bittende kommen sie, sondern
als Fordernde! Und dabei wagen sie es, uns in der
herausforderndsten Weise mit bitterem Hohne zu über-
schütten und zu verspotten, wie es z. B. der Rabbiner
Ad. Reich in Baden in einer der jüngsten Nummern
des „Jeschurun" thut, indem er schreibt:
„Es ist „nicht ohne", das Geschrei der Anti-
semiten, daß die moderne Welt „verjudet" sei. Sie
ist es, von der Religion angefangen bis zu den
Idealen der Zukunftsrräumer, von der staatlichen
Culturspitze bis zu der gemeingiltigen Arbeitsein-
teilung. Ja, die moderne Welt ist „verjudet" ; vom
Scheitel bis zur Zehe von semitischen Blutkügelchen
durchzogen, wenn auch die übergroße Zahl der ci-
vilisirten Menschheit arischer Abstammung sein sollte.
Sie ist es; der Gott, der angebetet wird,
die Krone, die mit dem Salböl geweiht,
die Kirche mit ihren Festen und auch der
Staat mit seinen Einrichtungen."
Kann es eine frechere Verhöhnung der Bestreb-
ungen geben, unsere heiligen religiösen und nationalen
Ideale vor dem Herabziehen in den Staub zu schützen?
Kann ein Jude vermessener mit wenigen Worten
Christentum, Monarchie, Kirche und Deutschtum unter
seine Füße ersten, als es hier geschieht? Aber es ge-
schieht uns schon recht! Warum haben wir aus übel
angebrachter-TM-" «ls-ine
unverzeihlich
Gastfreiheit, D
Beziehung,
nahmestelluu
dies in eckst
über uns

vi —
deutschen Vc^
daß unser
judet" sei.
vorzugte Sh^-
gebührenden U
sittliche und
einrichten, d^
tum erfahren
Christen zP U_n
ihrem Deuts S
als Deutschs
und Deutsch
Judentum !
 
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