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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 50 - No. 58 ([3. Juli] - 31. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0229
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Hvgcrn dev beutsch-sozrcrcen Wefor7M--Mcr^tei in Maden und des
Mudifchen Wcruerrnbundes.

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finden m dem wöchentlich 2mal erscheinenden „Badischen Volksboten"
dre werteste Verbreitung und kostet die viergespaltene Garmondzeile
oder deren Raum nur 10 Pfg., bei mehrmaliger Aufnahme wird
bedeutender Rabatt gewährt.

.... WesteKungen
aus den „Badischen Volksboten" können jederzeit bei allen kaiserl.
Postnnstalten, ven Landbriefträgern, sowie unseren Agenturen genrach!
werden. — Preis vierteljährlich durch die Post bezogen 1 M. 25 Pf.,
bei unseren Agenturen 1 Mk., bei der Expedition abnebvlt 80 Pf.

58.

Heidelberg, de» 31. Juli 18SS

6. Jahrg.


Für 67 Pfg.
abonnirt man für den Monat August und September
bei allen Postanstalten auf den
„Badischen Volksboten"
Organ der deutsch-sozialen Reformpartei in Baden
und des Badischen Bauernbundes.
Bestellungen für Heidelberg werden jederzeit bei
unserer Geschäftsstelle — Hirschstraße 13 — entgegen-
genommen und die bereits erschienenen Nummern auf
Wunsch kostenfrei zngestellt.

Heraus mit den „Verhandlungen".
Bekanntlich hat der Abg. Zimmerman am 3. Mai
die Negierung wegen der Maßnahmen interpellirt, die
sie gegenüber der gänzlich unmotivirten und exorbitanten
Steigerung des Petroleumpreises zu nehmen gedächte.
Es wird unfern Lesern noch erinnerlich sein, wie kläg-
lich damals die Haltung des Reichstages war, welche
er gegenüber der berechtigten Anfrage der deutsch-sozi-
alen Reformpartei beobachtete und daß auch die Re-
gierung damals nicht diejenige Stellung einnahm, welche
das Volk von ihr mit Recht erwarten durfte. Man
wird sich noch darauf besinnen, daß damals ein Ent-
rüstungsschrei durch die gesamte antisemitische und die
ihr nahe stehende Presse ging und der Reichstag so-
wohl wie die Regierung in derselben in schärfster
Weise kritisirt wurden. Unsere Leser werden sich außer-
dem ins Gedächtmß zurückrufen, daß gerade kurz vor
der Interpellation Zimmermanns die Preise für das
Petroleum zurückgingeu und daß ein Anonymus dem
Abg. Zimmermann einen Ausschnitt aus der „New-
Aorker Staatsztg." zuschickte, in welcher aus den Preis-
rückgang aufmerksam gemacht wurde, mit der imper-
tinenten Bitte, er möchte sich doch künftig nicht mehr
so blamiren, welche Frechheit der Herr Abgeordnete
in der Tonhallen-Versammlung in Berlin gebührend
kritisirte. Wir haben bei allen diesen Gelegenheiten
daraus hingewiesen, daß es gar nicht darauf ankommt,
daß die Preise für ein so unentbehrliches Gebrauchs-
mittel, wie das Petroleum, steigen oder nicht steigen,
sondern wir haben damals gleich betont, daß in der
Preissteigerung für das Petroleum ein Sympton zu
finden ist, wie sehr wir vom Großkapital abhängig
geworden, wenn es demselben möglich ist, die Preise
jeweilig nach Gutdünken zu verändern, hauptsächlich
also empor zu schrauben. Einer solchen Uebermacht
gegenüber war die Interpellation des Abg. Zimmer-
mann durchaus am Platze. Leider ist aber die Gefahr-
nicht vorüber, im Gegenteil sie ist von Tag zu Tag
größer geworden und einer der letzten Artikel im Han-
delsteile des „Berl. Tagebl." beweist aufs deutlichste,
wie sehr Abgeordneter Zimmermann das Sprachrohr
des deutschen Volkes gewesen ist. Das jüdische Blatt
schreibt nämlich:
„Vom Petroleummarkt veröffentlicht die Firma
Alexander Jahn u. Co. in Hamburg einen Bericht,
der fin bezug auf die im Herbst zu erwartende Preis-
bildung zur Vorsicht ratet. Wir entnehmen demselben
folgendes: „„Eine Schwankung der Pipelines- und
Resined-Notirungen nach unten hat bei den Käufern,
die sich noch zu versorgen haben, wieder die Hoffnung
aus billigere Preise aufkommen lassen. Ob nun selbst
(!) zu etwas erhöhten Preisen wirklich große Quanti-
täten, wie sie der Bedarf im Herbst benötigen wird,
zu haben sein werden, ist zweifelhaft. Der gegenwär-
tige Konsum — der ja ganz verschwindend ist — kann
natürlich befriedigt werden, man muß aber den Herbst
abwarten, wenn die große Bedarfszeit einsetzt. Da ist
seil Jahren immer auf die Bestände zurückgegriffen
woQeu, weil die Produktion nicht ausreichte??! Bis

jetzt sieht es nicht so aus, als wenn die Produktion
entsprechend gesteigert werden könnte und die Bestände
sind so gelichtet, daß sie nicht mehr viel hergeben
können. Der Standard Oil Co. paßt es für ihre Ziele
und Zwecke besser, die amerikanischen Preise noch nuten
zn halten, da sie einen großen Teil des von ihr ver-
arbeiteten Rohöls von unabhängigen Produzenten be-
ziehen muß. Von Mitte Juni meldet der Bericht aus
Pittsburg, daß der Standart Oil Trust den unab-
hängigen Oelinteressenten im vergangenen Monat wie-
der einen harten Schlag zugefügt hat, und zwar durch
den Ankauf von drei zu den größten in Westpensylva-
nien zählenden Raffinerien, die bisher ihr Oel aus
Quellen der unabhängigen Produzenten bezogen hatten.
Ueberdies sucht die Standart Oil Co. die Verlänger-
ung der Pipe-Linie der unabhängigen Produzenten bis
zur See durch alle Mittel zu Hintertreiben. Die, aus
den Oel-Distrikten kommenden Berichte lassen erkennen,
daß die Bohrthätigkeit nach wie vor eine sehr lebhafte
bleibt; welche Resultate erzielt werden können, bleibt
abzuwarten; über die geringen Mai Ergebnisse ist be-
reits gemeldet. Aus dem unifangreichen und bis Mitte
Juni vorliegenden Berichtsmaterial ergibt sich, daß die
Unternehmungen vielfach durch Brände (?) zu leiden
hatten, und eine gar nicht geringe Anzahl Bohrwerke
sind dem Feuer zum Opfer gefallen.""
Wer also eine feine Nase hat, der weiß, was uns
im Herbste bevorsteht, und die Juden sind ja in dem
Punkte so außerordentlich beschlagen! Sie sind also in-
sormirt und das bezweckt denn auch in der Hauptsache
der Abdruck jenes Artikels. Damit aber die Deutschen
nicht etwa aus dein Schlafe auswachen, in welchem sie
durch jüdische Raffinements gebracht worden sind, fügt
das Mosse'sche Blatt „aus dem Eigenen" folgendes
hinzu:
„Wir halten den Aufruf zur Vorsicht in bezug
auf die Deckung des Herbstbedarfes für nicht ungerecht-
fertigt, da die Manipulationen der Standard Oil Co.
sehr undurchsichtig sind und überdies von einer immen-
sen Kapitalsmacht unterstützt werden. Betreffs der zu
erwartenden Produktion sehen wir aber weniger schwarz
(!), da wir nicht glauben, daß die seit mehreren Jahr-
zehnten ziemlich regelmäßig von gleichem Erfolge auf-
recht erhaltene Bohrthätigkeit so ganz plötzlich einen
Mißerfolg haben wird. Vorübergehende Rückgänge in
der Produktion traten schon mehrmals ein, wurden aber
stets durch reiche Neubohrungen wieder eingeholt. Ueber-
dies nimmt in Rußland die Rohölproduktion außer-
ordentlich (!) zu. Nach dem Exportbulletin des Schatz-
amtes in Washington für den Mai betrug die Aus-
fuhr für Mineralöl im Mai 1895 4,613,133 Dollar
gegen 3,285,003 Dollar im Mai 1894, und in den
letzten 11 Monaten um 400,000 Dollar mehr als in
derselben Periode des Vorjahres. Die Steigerung des
Wertes des exportirten Petroleums ist eine Folge der
eingetretenen Preisbesserung."
Um diese Worte in ihrer Verlogenheit zu illu-
strieren, muß man sich vergegenwärtigen, daß Roth-
schilds Manipulationen, sowie diejenigen Nobels, hier-
bei gar nicht erwähnt werden, daß ferner dasselbe
Blatt, welches die Preissteigerung mit Rücksicht aus
den vermehrten Konsum in Rußland schob, jetzt mit
einem Male „von einer außerordentlichen Produktion
in Rußland" erzählt, obwohl man weder von der erste-
ren noch bis jetzt von der letzteren auch nur eine Silbe
gehört hat. Schwindel, nichts als Schwindel! Denn
es ist durchaus nicht einzusehen, daß die Russen sich
gerade im Frühjahr 1895 so sehr aus den Konsum
von Petroleum gelegt haben, während früher da von
einem solchen Verbrauch keine Rede war und wir
wollen zu Ehren unserer östlichen Nachbarn annehmen,
daß sie es nicht als Nahrungsmittel benutzt haben!
Eine solche Geschmacksverirrung würde sogar Ben Akiba
zur Revolution gezwungen haben.
Doch Scherz bei feite! Es geht jedenfalls aus
diesem Artikel hervor, daß die Gefahr sehr nahe liegt,
daß uns im Herbst eine Verteuerung des Petroleums,

eines notwendigen Gebranchsmittels, bevorsteht, wie sie
die Welt noch nie gesehen hat. Man glaube doch nicht,
daß das amerikanische Konsortium die noch unabhäng-
igen Konkurrenten unterbieten wird, uni nicht mit
Scheffeln einzuheimsen, was sie jetzt nur mit Löffeln
sich haben aneignen können.
Es ist dies ein Beweis von der Allmacht des
Großjudentums, und der deutschsozialen Reformpartei
gebührt das Verdienst, zur rechten Zeit auf den großen
Fischzug, deu das Judentum abhält, aufmerksam ge-
macht zu haben. Und da frage noch einer, ob der Anti-
semitismus berechtigt ist!
An die Regierung tritt aber jetzt die Verpflichtung,
ihre Unterthemen, das gesamte deutsche Volk, vor diesem
unerhörten Schwindel zu schützen und nicht den Glauben
immer mehr verbreiten zu lassen, daß die Negierung
im Bande mit dem Großkapital stehe, oder gar, daß
sie unfähig sei, zu schützen, was Gott ihr anvertraut
hat. Freilich, die unsagbar traurigeHaltung derRegierung
nm 3. Mai läßt eine von diesen beiden Erklärungen
als gerechtfertigt erscheinen, auch war die Wahl des
Vertreters der Regierung die ungünstigste, welch:
man sich denken konnte, besonders nach den neuesten
Enthüllungen der „Zukunft" und der „Hamb. Nach-
richten" ! — Nun hat aber damals Herr von Bötti-
cher die Erklärung abgegeben, daß Verhandlungen ge-
genüber diesem Wucher gepflogen würden und wir
hoffen nicht nur, sondern fordern, daß die Regierung,
nachdem mehrere Monate verlaufen sind, offiziell be-
kannt machen wird, mit wem Verhandlungen gepflogen
worden sind und zu welchem Resultat sie geführt haben.
Also: „Heraus mit den Verhandlungen!"
(Deutscher Gen.-Anz.)
Tagesfragen.
* Die Getreidepreife bewegen sich nun wieder
abwärts, aber ohne daß natürliche Ursachen vorhanden
wären. Für blindgläubige Menschkinder, die noch immer
glauben, daß in der Welt der Güter Angebot und
Nachfrage immer die Preise regeln, leuchtet die „Natl.
Korrespond." in die dunklen Gänge der Börse hinab.
Sie schreibt: Die Getreidebörse macht augenblicklich
Schwankungen durch, die ihre Ursache kaum in den wirk-
lichen Verhältnissen haben können. Eine Preisbewegung
beim Getreide nach unten, wie sie dieser Tage eingesetzt
hat, widerspricht Allem, was, abgesehen von der Speku-
lation bezüglich der Getreidepreisbildung, zur Zeit in
Betracht kommt, d. h. der augenscheinlichen Abnahme
der vorhandenen Vorräte und den Ergebnissen der
neuen Ernte. In dieser Beziehung ist den bereits vor-
handenen Momenten, die auf eine künftige Preis-
steigerung Hinweisen, leider auch eine Verschlechterung
der Aussichten für die diesjährig einheimische Ernte ge-
treten. Der „Reichsanzeiger" hat vorgestern die amt-
liche Uebersicht des Saatenstandes im ganzen Reiche
für Mitte Juli veröffentlicht. Diese thut dar, daß
sich bei den Hauptgetreidearten im Vergleich zum Juni
eine weitere, wenn auch nicht gerade bedeuteutende Ver-
schlechterung der Aussichten vollzogen hat, so daß besten
Falles auf eine Mittelernte zu rechnen ist. Für Deutsch-
land steht mithin im Vergleiche zum Vorjahre ein
stärkerer Bedarf an eingeführtem Getreide in Aussicht.
Das gleiche ist aber der Fall bei den übrigen wichtigsten
Getreideeinfuhrländern, namentlich in Frankreich, das
statt einer sehr guten Ernte im Vorjahr nur eine
Mittelernte zu erwarten hat, und in England, wo diese
Ernte sogar unter mittel bleiben dürfte. Diesem ver-
stärkten Bedarf wird, und das ist die Hauptsache, ein
vermindertes Angebot der Ausfuhrländer gegenüber-
stehen. Die Ursache davon sind teils stetig, teils zu-
fällig und vorübergehend. Die genannte Korrespondenz
glaubt an eine baldige Abnahme der Getreideerzeugung
der Hauptaussuhrländer. Darüber wollen wir hinweg-
gehen. Für die Gegenwart kommt jetzt nur der
schlechte Ernteausfall draußen in Betracht. Die ganze
Weizenernte der Ausfuhrländer läßt sich nur als
Mittelernte schätzen. Nun meint die Korrespondenz:
 
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