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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (6): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1895

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No. 75 - No. 83 (2. Oktober - 30. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42838#0318
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K erren-Konfektioir.
Angeherrder KourniiS (Verkäufer) eveut.
bes s e r e r L n uf bursche der Brauche
sofort gesucht. Näh. iu der Eyped.
Der Einsender dieses Inserates ist nach dem „D.
Volksbl." der Kousektionsjude S. Schwarz in Augs-
burg, der neu einigen Wochen ein Herrenkleidergeschäst
in der Karlsstraße eröffnet hat, nicht weit non seinem
Stammesgenossen Wiesent Hal, welcher seit Langem
einen Ausverkauf wegen „Geschästsausgabe" inserirt,
ohne damit zu Ende zu kommen. Also Laufbursche und
Kommis ist dem Biedermann völlig gleich, ihm ist's
auch nur darum zu thun, eiue billige Arbeitskraft zu
erhalten, womöglich einen Kaufmann, der ihm für den
Schundlohn eines Lausburschen Dienste leistet. Auch ein
Beitrag zur Kenntnis unserer „mosaischen Mitbürger."
Zur Zeitgeschichte.
— Kaisertage im Weichskande. Im Beisein
des Kaiserpaares, der Kaiserin Friedrich, des Königs
von Württemberg, des badischen Großherzogspaares,
Prinzen und Prinzessin Heinrich von Preußen, sowie
zahlreicher anderer Fürstlichkeiten ist am Freitag in
Wört die Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals
vor sich gegangen. Der Feier wohnten auch der
Reichskanzler, der preußische Kriegsmiuister, sowie Ab-
ordnungen aller Regimenter, deren Chef Kaiser Frie>
drich gewesen, bei. Die Ankunft des Kniserpaares
erfolgte Mittags am Bahnhose in Wörth, welches im
reichsten Laubgewinde und Flaggenschmuck prangte.
Am Bahnhof war ein mit buntfarbigen Stoffen
prächtig geschmücktes Zelt erbaut, wo der Kaiser die
Kaiserin Friedrich erwartete und dann zum Ritt nach
dem Festplatz das Pferd bestieg. Auf dein ganzen
Wege wurden die Majestäten von der dichtgedrängten
Menschenmasse mit endlosem Jubel und Tücherschwenken
begrüßt. Auf dem Denkmalsplatze hielt nach der Be-
grüßung Statthalter Fürst Hohenlohe eine Ansprache
an den Kaiser, worauf der Straßburger Männerge-
sangverein mehrere Gesänge vmtrng. Nunmehr hielt
vom Fuße des Denkmals aus General von Mischte,
der langjährige Adjutant und Freund des Kronprinzen
Friedrich, bekanntlich ein Mitkämpfer von Wörlh, die
Festrede, welche die Zuhörer mächtig ergriff.
Ter Kaiser hat aus dem Schlachifelde von Wörth
eiue große Anzahl militärischer Beförderungen vollzogen.
— Der Ausschluß des Bundesrats für Iustizwesen
hat in den letzten acht Wagen nicht weniger als fünf
.Sitzungen abgehalten. Man wird nicht sehlgehen, wenn
man die angestrengte Thätigkeit dieses Bundesratsaus-
schusses auf die Vorberatung des Entwnrfs znn! Bürger-
lichen Gesetzbuchs zurückführt. Auch in de>l nächsten
Wochen dürfte ans demselben Grunde der Ausschuß für
Justizwesen noch recht häufig zusammentreten.
> , Im Reichstag sind in diesen Tagen die Anlagen
zu den Drucksachen der verflossenen Tagung, sowie das
Generalregister zu den stenographischen Berichten zur
.Verteilung gelangt. Die umfangreichen Arbeiten haben
geraume Zeit und große Mühewaltung in. Allspruch ge-
nommen, Die Disposition und Ausführung legen wieder
ein beredtes Zeugnis ab von der gewistenhaften Hingeb-
ung,,mit der unter der bewährten Nutung des Direktors
bei dem Reichstage, Geh. Regierungsrats Knack, im
Reichstagslmreaü.gearbeitet wird.
Der soziakvemotrratische Iteichstagsaögeordirete Korn
wurde Atzten .Freitag vom Landgericht in Dresden in Ar
Pikruffftrg.snrstanz ' wegen Beleidigung, eines sächsischen
Mghstikdirestors zir W Monaten Gefängnis verurteilt.
Megen'cher Höhe der Strafe wurde der Verurteilte sofort
in Hau genommen, sedvch wurde il l allheimgegeben,
seine Freilassung gegen eine Kaution nachzusucheu.
" Zu. HeSerr lch-Wugarn. Man schreibt aus Pest unterm
ist. d. Alts.: Die ill Budapest tagecrde Konferenz liberaler
Rabbiner hat mit allen gegen eine Stimme umter anderem
beschlossen: Eine gemischte Ehe, obgleich dieselbe in ihren
bürgerlichen Beziehilllgen vollständig ancrtanllt lvird, kann .
weder durch Trauung noch durch eine andere religiöse
Ceremonie eingesegnet werden. Die auf die Schließung
und Auslösung der Ehe bezüglichen israelitischen Religions-
gesetze bleiben iu ihrem vollen Umfange aufrecht und
obligatorisch. Bezüglich der ans gemischten Ehen ent-
stammenden Kindern ist dort, wo die Mutter Jüdin ist,
eine besondere Verfügung nicht notwendig, während das
Kitld einer Nichtjüdin nur damr Jude lvird , wenn es
den durch die jüdische Religion vorgeschriebenen Gesetzen
gemäß in deil Verband der jüdischen Religion ausgenommen
wurde. In einer am l->. Oktober in Budapest abgehaltenen
von hundert ullgarländischen Rabbinern besuchten Konfe¬

renz wurde mit allen gegen eine Stimme die Einsegnung
gemischter Eßen abgelehut. - So berichtet die „Frankfurter
Zeitung". Alenn aber Pfarrer der christlichen Kirche die
Ei'.lsegnuu.c geniischter Ehen, nämlich solcher bei denen ein
Teil dem Judentum angehört, ablehnen, so schreien alle
Juden über Toleranz.
Rußland. Gerüchtsweise verlautet, die russische
Schwärcemeer Flotte habe Befehl erhalten, sich bereit zu
hatten, um in kürzester Frist auszulausen. Uebrigens glaubt
Niemand hier, daß England wagen werde, die Meerengen
zu sorziren. Aus den Marinewerften wird mit verdoppel-
ter Kraft und bis spät Abends bei elektrischem Lichte ge-
arbeitet, uni die im Bau begriffenen Fahrzeuge schleunigst
fertigzustellen.
chstosten. Einer Meldung aus Formosa zufolge
Haven die Japaner am tu. Okt. Takao an der Westkülte
Formosas eingenommen. Ferner waren die Vorbereitungen
zu der Beschießung der Stadt Thai-Wan, die gestern statt-
sinden sollte, getroffen, welche sich im Besitze eines^Schivarz-
flaggenhäuptlings befindet, der die japanische Forderung
einer bedingungslosen Uebergabe de'' Stadt ablehnte. Ein
heftiger Kampf steht zu erwarten.
Der Erste!
„Hurrah, die erste Bresche!" In Weinheim hat
die natioualliberale Raubritterburg ein gründliches Loch
in ihren festesten Wartthurm bekommen, Herr Stab-
halter Pfisterer zieht als erster Deutsch-sozialer in
den badischen Landtag ein. Gerade während der Partei-
tag in Erfurt sich versammelte, unsere Führer aus
dem ganzen Reiche dort sich zusnmmenfanden, am Sams-
tag Nachmittag, war die Schlacht entschieden; Hellen
Jubel erregte die sosort vom Abg. Liebermann von
Sonnenberg kundgemachte Siegesdepesche: Pfisterer ge-
wählt mit 99 gegen 66 nationalliberale und 14 sozial-
demokratische Stimmen! Das war der Lohn für treue
Arbeit am Volk, der Dank unserer Weinheimer Bau-
ern für unsere Arbeit um sie. Während die National-
liberalen, wie gewöhnlich, ein behagliches Rentnerdasein
geführt, und siel um den Wahlkreis garnicht ge-
kümmert bis — 8 Tage vor der Wahl, hatten wir
im Winter und Frühling über 50 Versammlungen in
dem Bezirk abgehalten, Bauernvereine gegründet und so
manchen Landmann durch unseren Rechtsschutzverein in
der Stille den Klanen der Juden entrissen. Wir rech-
neten auf ein glatte Mehrheit. Da kamen kurz vor der
Wahl die Mannheimer Judodemokraten unter Führung
des Herrn Bensheimer mit einem eigenen Kandidaten,
um womöglich, während Deutsch-soziale und Liberale
heiß um den Vorrang kämpften, als lachende Dritte
„e Geschäftche" zu machen. Sie nahmen das Centrum
in's Schlepptau uud im ersten Wahlgang hatten wir
daher folgendes Ergebnis: 64 nationalliberale, 60 anti-
semitische, 32 demokratische, 23 sozialdemokratische, 2
unMige Stimmen- Vereint mitdenSozzen hofften die
Demokraten, nach Absplitterung ßiniger Stimmen von
uns, die Antisemiten um den Lohn ihrer Arbeit zu be-
trügen und ihren eigenen Kandidaten dnrchzubringen.
Aber — waih geschrien! — Das Geschäft ging fehl.
Nach dem ersten Wahlgang erklärte Herr Stein dein
in Weinheim anwesenden Zentrumsvertreter aus Mann-
heim, Herrn Feige, daß unsere Leute für den Juden-
freisinn nicht zu haben seien: wenn die katholschen
Antisemiten jetzt mit den protestantischen nicht Hand
in Hand gingen, garantire er für einen Sieg der Natio-
nalliberalen. Infolgedessen stimmten im zweiten
Wahlgang l l Zentrumsmänuer für uns, während 2
Antisemiten sich von den N.zi sangen ließen und die
Svzen für den Demokraten eiutraten; Ergebnis: 69
Antisemiten, 66 Liberale, 44 Demokraten. Der dritte
Gang brachte dann, die vorauszusehende Entscheidung.

P ar Lei N ach richten.
Weinheim, 19. Okt. Bei der heutigen Wahl
waren 3 Wahlgänge notwendig. Es erhielten im
1. Wahlgang: Hübsch (nat. lib.) 64, Pfisterer
^deutsch sozial) 60, Wolfgang (demokratisch-freisinnig)
32, wovon die größere Hälfte Centrum, und Pseissle
(sozialdemokr.) 23 Stimmen; im
2. Wahlgang: Pfisterer 69, Hübsch 66, Wolf-
gang 46 Stimmen; im
3. Wahlgang: Pfisterer 98, Hübsch 66 Stimmen.

Herr Pfisterer, der Kandidat der deutsch-sozialen
Reformpartei, ist somit zum Landtagsabgeordneten
gewählt. Heil!
* Sinsheim, 21. Okt. Bei der heute hier statt-
gefundenen Haupiwahl erhielten:
Neuwirth, nat.-liberal 63 Stimmen
Köster Antisemit 45 „
Seitz konserv. 7 „
Neuwirth ist sonach — wenigstens vorläufig —
gewühlt, auf wie lange, ist eine andere Frage, da
seitens der Deutsch-sozialen Reformpartei sosort wegen
der in 4 Orten bei den Wahlmünnerwahlen vorge-
kommenen Ungesetzlichkeiten Wahlprotest eingelegt
worden ist. Hoffentlich wird also dennoch unser vem
dienter Parteivorstand seinen Einzug im Landtage
halten. Einige allzu „liberale" Herren werden, wenn
eine Neuwahl stattsindet, wohl die Erfahrung machen
müssen, daß auch für sie das Strafgesetzbuch nicht
umsonst geschrieben und das Landesgesängnis nicht
umsonst erbaut ist. lkllat iuBitiu, percwt mmulim
— das Recht bricht sich Bahn trotz manches Bürger-
meisters !
-u- Zu unserem Siege in Weinheim. So
wären also die llkationalliberalen im Bezirke Weinheim
„hübsch" durchgefallen, die Majorität für Herrn
Pfisterer war nicht „klein". Welch' ein Schaudern
müssen die Liberalen und namentlich die Juden em
pfunden haben, als durch's schöne Badnerland die
Kunde drang, daß der Antisemitismus nun im badi-
schen Landtag seinen Einzug hält. Ja, es ist aber
auch schmerzlich, nicht wahr, Ihr zum Ueberfluß er-
probten Liberalen und Ihr am Marke des deutschen
Volkes zehrenden Söhne Juda's, daß statt Einer von
Euch ein „Klassen und Raffenhetzer", wie Ihr wohl
sagen werdet, nun im Landtage den Bezirk Weinheim
vertreten wird. Wir trauern nicht um Euch! Ihr
selbst seid schuld an Eurem Untergänge und merkt
Euch wohl: unser Sieg in Weinheim ist der
Vorbote des endgi lt igen Zusammenbruches
Eurer judoliberalen Mißwirtschaft, die
nur kapitalistische Interessen wahrt, vor
einer Besserstellung des schassenden Volkes
aber Auge und Ohr verschließt. Nun habt Ihr
Euren Lohn, aber Ihr sollt noch mehr erhalten,
wartet nur hübsch ab!-— Wenn man die Be¬
richte über den Ausfall der Weinheimer Wahl liest,
so stechen diejenigen der liberalen Blätter natürlich
sehr ab von den anderen. Mit dem Resultat der
Weinheimer Wahl braucht man die Leser nicht so
slugs überraschen, sagten sich die sonst so voreiligen
nalionalliberaleN Jntelligenzblätter. Um den Sieg des
Antisemiten zu veröffentlichen, hat es. ja am Montag
noch Zeit, dachte wohl die kleinlaut gewordene „Heidel-
berger Zeitung", denn sie schrieb als „Spezialtele-
gramm": „Weinheim, l9. Okt. Im ersten Wahlgang
verteilten sich die Stimmen auf 4 Kandidaten, Es
wird deshalb soeben zum zweiten Wahlgang ge-
schritten". Wie viel Stimmen im ersten Wahlgang
für Herrn Pfisterer und wie viel Jr die anderen Kan-
didaten abgegeben wurden, hat das Blatt erst am
Montag gebracht, es wird uns wohl nichtweißmachen
wollen, daß es nicht unterrichtet war. Und dann,
edle Heidelbergiu, daß nach dem ersten Wahlgang
nicht oer sechste, sondern der zweite konunl, wissen auch
Deine Leser, um das a .szu.echoen, bedarf es keines
Spezialkelegrammes. Dasselbe Blatt hat uns vor
rinig-m Tagen den Rat gegeben, wir follstm einmal
ins Budget der letzten Fahre unsere Nase ffwcken, um
zu sehen, was die nationalliberale Partei für die
Landwirtschaft gethan habe. Nur nicht so großartig
thun! Man könnte ja sonst meinen, Landwirtschaft
uud Handwerk seien durch die Fürsorge der Herren
Liberalen wohlhabende Stände. Daß die Sache aber
anders liegt, beweist die Thatsache, daß Bauern und
Handwerker in immer größeren Schauren der national-
liberalen Partei — den Rücken kehren ! Beide Stünde
klagen über ihre Not und diese ist groß, die Liebe
der Nationalliberalen aber zum arbeitenden Volke und

Nur ein Wechsel.
Erzählung von Adolf Schwarzwälder.
2) (Fortsetzung).
Da kam ein Engel in Hensels Haus, der gern
bereit war, ihm zu helfen. Er hatte zwar keine Flügel,
aber ein paar ungeheuer lange Arme, die ihm bis auf
die Knie herunter hingen; das Gesicht hatte nichts von
dem strahlenden Schimmer, mit dem die lieben Engelein
abgebildet werden, aber zu beiden Seiten der kühn
gebogenen Nase blitzten ein paar schwarze Augen wie
glühende Kohlen; feine Stimme hatte gewiß nichts von
einer Engelsstimme an sich, aber sie wußte so eindring-
lich zu reden, daß ihr selten ein Bauer widerstehen
konnte.
Samuel Einstein war ein alter Bekannter von
Hensel und hatte ihm schon manches Kalb aus dem
Hause geholt. Jetzt kam er und sprach von dem großen
Unglück, das den Hensel betroffen habe, bedauerte den
armen Bauern auf das herzlichste und bot ihm schließlich
ein paar Kühe an, gesund, prächtig gewachsen, zugkräftig,
kurz, Tiere, wie sie der Schulze in seinem Stalle nicht
habe. Und billig! Zweihundert Mark das Stück!
Ein Spottgeld! Aber er würde sie auch nur Hensel
zu diesem Preise lassen, weil sie alte Bekannte seien
und es auch bleiben wollen. !

Hensel zuckte die Aäffelu, soviel Geld habe er .
nicht.
Auf das Geld, meinte Samuel, komme es gar
nicht an; da sei der Mayer Rosenthal, der ihm gern
das Geld leihen werde gegen mäßige Zinsen. Mit der
Zahlung brauche er sich gar nicht beeilen; das Geld
sei bei einem so soliden Manne wie Hensel vollständig
sicher, uud Mayer werde gern warten, bis Hensel es
ihm zurückzahlen könne.
Nein, nein, wehrte Hensel heftig ab, mit Mayer
Rosenthal wolle er nichts zu thuu haben; der sei ein
Wucherer und Bauernschlächter.
Samuel war sehr entrüstet über solche Anklagen
und verteidigte seinen Freund mit vieler Wärme. Er-
hübe schon Tausenden von Leuten geholfen, die ohne
ihn hätten znm Bettelstab greifen müssen; aber es
gäbe manche böswilligen Schuldner, gegen die Mayer
Rosenthal streng vorgehen müsse, und diese seien es
dann, die den braven Mann i' schlechten Rus brächten.
Samuel wußte so überzeugend zu reden, daß
H nsel einwillte, sich am anderen Tage die Kühe, welche
bei einem anderen Bauern noch im Stalle standen,
wenigstens anzusehen. Hensel ging hin. Die Tiere
waren allerdings prächtig im Stand, rund und fest
gebaut, sodaß der Bauer sehr geneigt war, sie zu
nehmen, aber er wollte vorher noch den jetzigen Besitzer
der Kühe sprechen. Samuel suchte den Bauern, ohne
ihn zu finden; er brachte aber einen Mann mit, der !

aus einem weiter entfernten Dorfe zu sein vorgab und
ebenfalls Lust zeigte, die Kühe zu kaufen. Hensel
zitterte, daß der neue Bewerber ihm das schöne Vieh
vor der Nase wegschnappen werde, zog Samuel bei
feite und sagte zu ihm, er wolle die Kühe abnehmen
wenn es sich mit Mayer Rosenthal wirklich so verhalte,
wie Samuel gesagt habe. Einstein beteuerte, es sei
so, und sagte zu dem neuen Bewerber, er könne ihm
das Vieh nicht zuschlagen, weil Hensel das Vorkaufs-
recht habe. Der Mann entgegnete in sehr unwirschem
Tone, dann solle Hensel sich aber bald entschließen; er
habe keine Zeit länger zu warten.
Hensel ging nun mit Samuel zu Mayer Rosenthal,
der den Bauern höchst leutselig empfing. Er zeigte
sich nicht abgeneigt, Hensel das Geld zu leihen, wenn
derselbe sich damit einverstanden erkläre, einen Wechsel
zu unterschreiben. Von einem solchen Ding hatte der
Baller wohl schon reden hören, aber. er wußte nicht,
genau, was er sich dal unter vorzustellen habe. Oh,
meinte Rosenthal lächelnd, das wolle er ihm schon
klar machen, ließ eine Flasche Wein holen und schenkte
dein Bauern fleißig ein. Hemel trank begierig von
dem köstlichen Naß, von dem er bis dahin nur höchst
selten einen Tropfen ans die Zange erhalten hatte, lind
horchte aufmerksam den Belehrungen, welche Mayer
und Samuel ihm zu teil werden ließen. .
(Fortsetzung folgt))
 
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