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Raetze, Robert A.: Das "El Tovar"-Hôtel am grossen Canyon des Colorado in Arizona
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0128
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DER BAUMEISTER « 1907, DEZEMBER.
Pueblos; ab und zu sieht man kleine Niederlassungen, die
Die ganz kolossalen Dimensionen können nur begriffen werden,
der weisse Farmer oder der rote jetzt friedliche Krieger an-
wenn man in den Canyon hinabsteigt, der nach dem Pas-
gelegt hat; Indianer auf niedrigen, zottigen „Broncos“ und
malerisch gekleidete, sonnverbrannte Cowboys, wie jeder
sieren des ersten 2500 Fuss tiefer gelegenen Plateaus so
eng wird, dass hier schon um 3 Uhr nachmittags die Däm-
Wester-
ner im
mexikani-
schen Sat-
telmitden
breiten
hölzernen
Steigbü-
geln rei-
tend, ga-
loppieren
über die
Steppen,
die still
und ein-
sam, aber
in ihrer
stark far-
bigen Er-
schei-
nung
nicht wü-
stenartig
anmuten.
Allmäh-
lich be-
ginnt eine
grössere
Steigung,
Wasser
und Vege-
tation er-
scheinen
reich-
licher, die
Kontinen-
talwasser-
scheide
zwischen
dem stil-
len und
dem at-
lantischen
Ozean
wird über-
schritten,
obgleich
nichts da-
rauf hin-
merung
einsetzt.
DasChao-
tischeund
Groteske
der gan-
zen For-
mation
und die
enormen
Propor-
tionen
sindgenm
gend, um
grosse Er-
war-
tungen zu
befriedi-
gen, aber
die wun-
derbare
Schönheit
diesesNa-
turwun-
ders liegt
wieder in
der farbi-
gen
Erschei-
nung. Von
dem
weissli-
chen Gelb
der obern
Sand-
stein-
schichten
steigert
sich die
Farbe
zum tiefen
Purpur-
rot, und
die Be-
leuchtung
beson-
ders am
Morgen
und vor
deutet,
dass man
Das „El Tovar“-Hotel.
Zigarrenstand und Kamin-Ecke in der Konversationshalle *
Sonnen-
unter-
sich in der bedeutenden Höhe von 2225 m befindet. Gallup,
ein eintöniger Eisenbahnpunkt mit Kohlenbergwerken taucht
auf, dann Navajo Springs, der Sitz der Agentur für die
grossen Navajo-Reservationen ; jenseits Manuelito betritt man
das Territorium von Arizona, (das Recht eines Staates hat
Arizona vorläufig noch nicht) das „Land des Sonnenunter-
ganges“. Bei Carrizo etwas abseits der Bahn ist ein merk-
würdiger versteinerter Wald, Canyon Diabolo, Flagstaff werden
passiert; die Gegend wird mehr und mehr gebirgig; endlich
in Williams führt eine Zweigbahn direkt zum grossen Canyon.
Der „Grand Canyon“ des Colorado-Flusses ist eine 300 eng-
lische Meilen lange Schlucht, deren Tiefe zwischen 300 und
2000 m variirt. Die einschliessenden Felswände sind in
unzählige Zacken und Türme zerspalten und ebenso unzäh-
lige Seitencanyons unterbrechen die zirka 7000 engl. Fuss
hohe Hochebene, welche den Canyon umgibt. Die Breite
sowie die Bildung wechseln, indem zuweilen Terrassen von
grösserer Ausdehnung auftreten, sodass man im allgemeinen
den tief im Abgrunde brausenden Fluss nicht sehen kann.
gang, wenn die tiefvioletten Schatten die Formen plastischer
verschärfen, gibt wirklich zauberhafte Bilder. Neben der
landschaftlichen Schönheit befriedigt den Wissenschaftler
selbstredend die geologische Merkwürdigkeit, dass fast alle
Perioden, von den Kohle führenden Schichten bis zu den
Granatfelsen der Urzeit an den Wänden beobachtet werden
können. Als Erklärung für die grosse Tiefe der Schlucht
nimmt man an, dass,- während der Fluss den Auswaschungs-
prozess vollzog, sich die umliegende Hochebene hob. Major
Powell, jetzt Chef der U. S. Geological Survey, entdeckte
sozusagen den Canyon; er war der erste, welcher im Jahre
1869 den Fluss vom Green River bis zum Virgin River in
einem Boote hinabfuhr, ein Wagestück, das er selbst zwar
wiederholt hat, das aber manchem anderen das Leben ge-
kostet hat.
Hier, direkt am Rande des Canyons hat nun die Santa
Fe Railroad ein neues Hotel „El Tovar“ erbaut, so benannt
nach einem spanischen Hero, der in frühen Kolonialzeiten
sich einen Namen gemacht hat. Das Hotel ist mit dem Kom-
* Sämtliche Abbildungen sind mit Erlaubnis der Detroit Photographing Cie. und durch besonderes Entgegenkommen des Mr. Fred Harvey hergestellt.
DER BAUMEISTER « 1907, DEZEMBER.
Pueblos; ab und zu sieht man kleine Niederlassungen, die
Die ganz kolossalen Dimensionen können nur begriffen werden,
der weisse Farmer oder der rote jetzt friedliche Krieger an-
wenn man in den Canyon hinabsteigt, der nach dem Pas-
gelegt hat; Indianer auf niedrigen, zottigen „Broncos“ und
malerisch gekleidete, sonnverbrannte Cowboys, wie jeder
sieren des ersten 2500 Fuss tiefer gelegenen Plateaus so
eng wird, dass hier schon um 3 Uhr nachmittags die Däm-
Wester-
ner im
mexikani-
schen Sat-
telmitden
breiten
hölzernen
Steigbü-
geln rei-
tend, ga-
loppieren
über die
Steppen,
die still
und ein-
sam, aber
in ihrer
stark far-
bigen Er-
schei-
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nicht wü-
stenartig
anmuten.
Allmäh-
lich be-
ginnt eine
grössere
Steigung,
Wasser
und Vege-
tation er-
scheinen
reich-
licher, die
Kontinen-
talwasser-
scheide
zwischen
dem stil-
len und
dem at-
lantischen
Ozean
wird über-
schritten,
obgleich
nichts da-
rauf hin-
merung
einsetzt.
DasChao-
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Groteske
der gan-
zen For-
mation
und die
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Propor-
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grosse Er-
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befriedi-
gen, aber
die wun-
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Schönheit
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turwun-
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wieder in
der farbi-
gen
Erschei-
nung. Von
dem
weissli-
chen Gelb
der obern
Sand-
stein-
schichten
steigert
sich die
Farbe
zum tiefen
Purpur-
rot, und
die Be-
leuchtung
beson-
ders am
Morgen
und vor
deutet,
dass man
Das „El Tovar“-Hotel.
Zigarrenstand und Kamin-Ecke in der Konversationshalle *
Sonnen-
unter-
sich in der bedeutenden Höhe von 2225 m befindet. Gallup,
ein eintöniger Eisenbahnpunkt mit Kohlenbergwerken taucht
auf, dann Navajo Springs, der Sitz der Agentur für die
grossen Navajo-Reservationen ; jenseits Manuelito betritt man
das Territorium von Arizona, (das Recht eines Staates hat
Arizona vorläufig noch nicht) das „Land des Sonnenunter-
ganges“. Bei Carrizo etwas abseits der Bahn ist ein merk-
würdiger versteinerter Wald, Canyon Diabolo, Flagstaff werden
passiert; die Gegend wird mehr und mehr gebirgig; endlich
in Williams führt eine Zweigbahn direkt zum grossen Canyon.
Der „Grand Canyon“ des Colorado-Flusses ist eine 300 eng-
lische Meilen lange Schlucht, deren Tiefe zwischen 300 und
2000 m variirt. Die einschliessenden Felswände sind in
unzählige Zacken und Türme zerspalten und ebenso unzäh-
lige Seitencanyons unterbrechen die zirka 7000 engl. Fuss
hohe Hochebene, welche den Canyon umgibt. Die Breite
sowie die Bildung wechseln, indem zuweilen Terrassen von
grösserer Ausdehnung auftreten, sodass man im allgemeinen
den tief im Abgrunde brausenden Fluss nicht sehen kann.
gang, wenn die tiefvioletten Schatten die Formen plastischer
verschärfen, gibt wirklich zauberhafte Bilder. Neben der
landschaftlichen Schönheit befriedigt den Wissenschaftler
selbstredend die geologische Merkwürdigkeit, dass fast alle
Perioden, von den Kohle führenden Schichten bis zu den
Granatfelsen der Urzeit an den Wänden beobachtet werden
können. Als Erklärung für die grosse Tiefe der Schlucht
nimmt man an, dass,- während der Fluss den Auswaschungs-
prozess vollzog, sich die umliegende Hochebene hob. Major
Powell, jetzt Chef der U. S. Geological Survey, entdeckte
sozusagen den Canyon; er war der erste, welcher im Jahre
1869 den Fluss vom Green River bis zum Virgin River in
einem Boote hinabfuhr, ein Wagestück, das er selbst zwar
wiederholt hat, das aber manchem anderen das Leben ge-
kostet hat.
Hier, direkt am Rande des Canyons hat nun die Santa
Fe Railroad ein neues Hotel „El Tovar“ erbaut, so benannt
nach einem spanischen Hero, der in frühen Kolonialzeiten
sich einen Namen gemacht hat. Das Hotel ist mit dem Kom-
* Sämtliche Abbildungen sind mit Erlaubnis der Detroit Photographing Cie. und durch besonderes Entgegenkommen des Mr. Fred Harvey hergestellt.