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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Beilage zu: 1908, April
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Neuerungen im Eisenbetonbau, [2]
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Bücherbesprechungen
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Pastor, Willy: [Rezension von: Karl Mohrmann, Ferd. Eichwede, Germanische Frühkunst]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0315

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DER BAUMEISTER,
1908, APRIL. VI. JAHRGANG, HEFT 7.

Neuerungen im Eisenbetonbau.
(Schluss aus Heft 6.)

Ferner sind Eisenbetondecken bekannt geworden, die aus
fertigen, den Zug- und Druckgurt bildenden und untereinander
durch Scherbügel verbundenen Teilen zusammengesetzt sind.
Eine von Franz Hell in Breslau an derartigen Decken vor-

genommene Verbesserung besteht darin, dass die Zuggurt-
teile im Querschnitt als Trapeze mit abgestumpften spitz-
winkligen Ecken, die Druckgurtteile als gewölbte Kappen
ausgebildet sind, so dass nach dem Zusammenbau eine unten
geschlossene Decke mit grossen Hohlräumen entsteht. Die
Decke (Fig. 5) besteht aus den trapezförmigen Eisenbeton-


trägern a, deren spitzwinklige
Ecken zum besseren Zusammen-
schluss abgestumpft sind, und
den, falls notwendig, gleichfalls
bewährten gewölbten Kappen b.
Die Trennungsfuge zwischen
diesen beiden Teilen liegt wie
üblich in der Nähe der Nullinie.

Bei der Herstellung werden zunächst die von Auflager zu
Auflager reichenden Teile a verlegt, die Stossfugen dazwischen
mit Mörtel ausgefüllt. Darauf werden die Kappen so verlegt,
dass sie über den Zuggurtteilen Zusammenstössen. Nachdem
alsdann die Querreifen o mit den Scherbügeln r verbunden
sind, werden die Fugen zwischen den Kappen b, die der
Länge nach auch aus einzelnen Teilen zusammengesetzt
sein können, mit Zementblei vergossen.
Nach Angaben von Paul Leschinsky in Berlin soll eine
Putzdecke unter Eisenrippenbetondecken auf Schalung fol-
gendermassen hergestellt werden. Das Wesentliche des neuen
Verfahrens besteht darin, dass die Schalung, auf der die Putz-
decke nachträglich unter der fertigen Eisenbetonrippendecke
hergestellt werden soll, nicht in voller Fläche, sondern brett-
weise angebracht wird, so dass die Bretter von unten und
von der Seite her mit Mörtel überdeckt werden können. In

Rippen r (Fig. 6) sind in bekannter Weise Drähte a einge-

bettet, die zur Verbin-
dung der Putzdecke mit
der tragenden Decke p, r
dienen. Unterhalb der
Decke werden Hölzer b
in festem Abstande von
der Unterkante der Rip-
pen r angebracht, worauf
nur so viele Schalbret-
ter c, c für die Herstel-
lung der Putzdecke in


Streifen gelegt werden, dass man den Mörtel in Richtung des

Pfeilers d von unten und von der Seite her mit der Hand

aufbringen kann. Dann werden wieder ebenso viele Schal-
bretter e, e danebengelegt und mit Mörtel überdeckt. Nach
der Erhärtung des Mörtels werden die einzelnen Schalbretter
zur Wiederverwendung entfernt. Wird von beiden Seiten
eines Raumes nach der Mitte gearbeitet, so bleibt schliess-
lich ein Streifen. Dieser Zwischenraum wird durch An-
pressen eines vorher mit Mörtel belegten Brettes geschlossen.
Fig. 7 zeigt einen w förmigen Scherbügel für Eisenbeton-
träger, dessen Erfinder Francois Brazzola in Lausan •

D.JLP 183I0Z


Diese Erfindung macht es möglich, Längseisen, die in der
Ebene der w-Bügel verlaufen, von oben her in die unteren
Biegungen des w zu legen. Bei ähnlichen bekannten An-

ordnungen müssen entweder die mehrgliederigen Bügel durch
Umschlingen eines Drahtes um die Längseisen gebildet
werden, was ziemlich umständlich ist, oder es müssen die
Längseisen ihrer ganzen Länge nach seitlich in die Windungen
der Bügel hineingeschoben werden, was unbequem ist, weil
es viel Platz erfordert. Der Träger a erhält eine eiserne
Bewehrung, die aus Längsstangen g und h und Scherbügeln l
besteht. Die aus Rundeisen hergestellten Scherbügel sind
mehrarmig und so zu einer w-Form gebogen, dass die inneren
und äusseren Schenkel des w paarweise in verschiedenen
Ebenen liegen; auf diese Weise ist in dem w förmigen Bügel
eine Art Rinne gebildet, in die von oben her die Längseisen
bequem hineingelegt werden können. Ein Arm jedes Scher-
bügels kann ausserdem so verlängert werden, dass er durch
die Sohle des Trägers a von einer Seite zur andern hindurch-
geführt und so eine Verbindung mit dem gegenüberstehenden

Bügel herstellt.
Zum Schlüsse sei noch eine Eiseneinlage für Eisenbeton
beschrieben, die aus Stangen mit Rillen besteht, in denen
in beliebigen Abständen dünnere Seitenglieder sitzen, die
durch Zusammenpressen der Rillenlippen befestigt sind. Die
von den Seitengliedern nicht ausgefüllten Teile der Rillen
werden bei der Umschliessung mit Beton von diesem aus-
gefüllt, was zur Festlegung der Einlagen im Beton beiträgt.
Fig. 8 zeigt den Grundriss einer Ausführungsform dieses

D R P 18339z.


Gegenstandes nebst dazuge-
höriger Endansicht. Die Längs-
stangen 1 bestehen aus gewalztem
Stahl und besitzen eine oder zwei
Rillen 2, die von den Lippen 5
begrenzt werden. Der Quer-
schnitt der Längsstangen ist ein
beliebiger und kann beispiels-
weise rund oder rechteckig sein.
Die Seiten- oder Verbindungs-
glieder 3 sind so gebogen, dass
Fuss- oder Querstücke 4 ent-
stehen, die in die Rillen 2 zwi-
schen die Lippen 5 gelegt wer-
den. — Die Seitenglieder können
einzeln von der einen Längs-
stange zu anderen reichen oder
aber durchlaufend hergestellt
sein. Die zweite Anordnung
ist für die Steifigkeit des Ge-

samtgebildes günstiger. Die Seitenglieder 3 werden mit den
Längsstangen dadurch fest vereinigt, dass die Lippen 5 der
Längsstangen nach Einlegung der Seitenglieder zusammen-
gedrückt werden. Die Längsstangen können im Gesenk oder
durch Walzen zusammengedrückt werden. Erfinder dieses
Gegenstandes ist John French Golding in Washington.

Bücherbesprechungen.
Germanische Frühkunst. Herausgegeben von Karl
Mohrmann und Ferd. Eichwede. Lieferung 10—12 (enthaltend
die Tafeln 90—120); Leipzig 1907; Verlag Chr. H. Tauchnitz.
Von der Anlage des Werkes und von seinen Eigenheiten
ist hier bereits ausführlich die Rede gewesen. Die letzten
Lieferungen liegen nunmehr vor. Wir können stolz sein auf
diese 120 Tafeln, die ein Zeugnis echt deutschen Forscher-
fleisses sind. Nie sind bisher die Einzelheiten nordischer
Stabkirchen, schottischer und irischer Steinkreuze, das
labyrinthische Ornament „frühromanischer“ Kirchen und Schlös-
ser und so weiter mit einer solchen Akkuratesse wiederge-
geben worden, die trotzdem nie pedantisch wirkt. Durch
einen angenehmen Gesamtton und passende Belichtung ist
dafür gesorgt, dass die Gegenstände auch dem fesselnd er-
scheinen, der nicht nur Belehrung, sondern auch unmittel-
baren künstlerischen Genuss sucht.
Unsere gesamte ästhetische Erziehung geht noch immer aus
von dem Dogma der künstlerischen Unfruchtbarkeit Alteuropas
und der gigantischen Ueberlegenheit des Orients in diesen
 
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