2S
JULIUS SEIDLER
JULIUS SEIDLER
HL. ELIGIUS
Am Fritz-v.-Miller-Haus, München. — Text S. 2J
den Sinn für gute, anständige Wirkung, die
glückliche Verbindung mit der umgebenden
Natur und die seelische und religiöse Ver-
tiefung- gegenüber. Er ging darin erfreuli-
cherweise soweit, daß er sich nicht allein als
praktischer Grabmalplastiker betätigte,
sondern auch mit einem sachlich gehaltenen
Vorlagen-Werk neidlos und uneigennützig
die schönsten Anregungen vermittelte.
Neben einer Auswahl aus den schönen
Hauszeichen Seidlers, unter denen auch
seine neuesten Schöpfungen für den Müh-
len-Silo in Dachau und für Schloß Holzen
bei Donauwörth erscheinen (Abb S. 38 und
39), tritt Seidler hier in erster Linie als
Grabmalplastiker und als Schöpfer von Ge-
dächtnismälern für die Kriegsgefallenen auf.
Bei einer so tief religiösen Natur
wie der seinigen bedeutet dies
im besten Sinne christliche
Kunst. Hier läutert sich sein
Humor zu der wahrhaft in Gott
heiteren Gläubigkeit, die an
Gräbern nicht verzweifelt, aber
auch andere nicht verzweifeln
macht und verzweifeln läßt, son-
dern sie durch die Mittlerschaft
der Kunst, durch deren beredte
Sprache an Zeichen und Mah-
nung wieder aufrichtet und
ihren Sinn aus den irdischen
Gebreiten in eine bessere Hei-
mat führt. Einige der Krieger-
grabmäler Seidlers könnten
einen an die Art Loy Herings,
des großen Meisters der deut-
schen Hochrenaissance, ge-
mahnen, insofern nämlich ein
erzählender, auf anmutige Schil-
dereien ausgehender, die Tragik
in sanfte Elegien verwandelnder
Ton angeschlagen wurde. Die
Vorliebe Seidlers für das Re-
lief kommt ihm dabei zustatten.
Der Reliefplastiker nimmt ge-
wissermaßen eine Stellung zwi-
schen dem Bildhauer und dem
Maler ein; er darf, ohne ästhe-
tischen Gesetzen Zwang anzu-
tun, auch erzählen, Begeben-
heiten schildern, während der
Freiplastiker allein auf die
Wiedergabe der Erscheinung,
des Seins der Gestalten ange-
wiesen ist. Wie früher schon
bei dem Gabriel-Seidl-Relief in
Tölz und bei dem Grabmal Des-
coudres in Emmering bei Bruck
(Abb. S. 31), hat Seidler diese Note auch
angeschlagen bei der Kriegergedächtnis-
tafel in Reichersbeuern, wo unter dem
Schutze der von einem ländlichen Paar an-
gebeteten Muttergottes in der Mandorla die
ganze schöne, bewegte, ländlich reiche Heimat
der Gefallenen erscheint: es ist ein rühren-
der, poetischer Gedanke, der wohl bei manch
anderem Kriegerdenkmal auch anzuschlagen
versucht wurde, aber nirgends diese harmo-
nische Ausformung erfuhr (Abb S. 29). Eine
verwandte Arbeit ist die Grabplatte Schnell
im Waldfriedhof in München (Abb. S. 24).
Die reliefartigen Lösungen der Grabmäler
Mühlbauer in Passau und Leiß in Pullach
über dem Isartal (eine hl. Barbara in einem
an Einzelerscheinungen reichen üppigen
JULIUS SEIDLER
JULIUS SEIDLER
HL. ELIGIUS
Am Fritz-v.-Miller-Haus, München. — Text S. 2J
den Sinn für gute, anständige Wirkung, die
glückliche Verbindung mit der umgebenden
Natur und die seelische und religiöse Ver-
tiefung- gegenüber. Er ging darin erfreuli-
cherweise soweit, daß er sich nicht allein als
praktischer Grabmalplastiker betätigte,
sondern auch mit einem sachlich gehaltenen
Vorlagen-Werk neidlos und uneigennützig
die schönsten Anregungen vermittelte.
Neben einer Auswahl aus den schönen
Hauszeichen Seidlers, unter denen auch
seine neuesten Schöpfungen für den Müh-
len-Silo in Dachau und für Schloß Holzen
bei Donauwörth erscheinen (Abb S. 38 und
39), tritt Seidler hier in erster Linie als
Grabmalplastiker und als Schöpfer von Ge-
dächtnismälern für die Kriegsgefallenen auf.
Bei einer so tief religiösen Natur
wie der seinigen bedeutet dies
im besten Sinne christliche
Kunst. Hier läutert sich sein
Humor zu der wahrhaft in Gott
heiteren Gläubigkeit, die an
Gräbern nicht verzweifelt, aber
auch andere nicht verzweifeln
macht und verzweifeln läßt, son-
dern sie durch die Mittlerschaft
der Kunst, durch deren beredte
Sprache an Zeichen und Mah-
nung wieder aufrichtet und
ihren Sinn aus den irdischen
Gebreiten in eine bessere Hei-
mat führt. Einige der Krieger-
grabmäler Seidlers könnten
einen an die Art Loy Herings,
des großen Meisters der deut-
schen Hochrenaissance, ge-
mahnen, insofern nämlich ein
erzählender, auf anmutige Schil-
dereien ausgehender, die Tragik
in sanfte Elegien verwandelnder
Ton angeschlagen wurde. Die
Vorliebe Seidlers für das Re-
lief kommt ihm dabei zustatten.
Der Reliefplastiker nimmt ge-
wissermaßen eine Stellung zwi-
schen dem Bildhauer und dem
Maler ein; er darf, ohne ästhe-
tischen Gesetzen Zwang anzu-
tun, auch erzählen, Begeben-
heiten schildern, während der
Freiplastiker allein auf die
Wiedergabe der Erscheinung,
des Seins der Gestalten ange-
wiesen ist. Wie früher schon
bei dem Gabriel-Seidl-Relief in
Tölz und bei dem Grabmal Des-
coudres in Emmering bei Bruck
(Abb. S. 31), hat Seidler diese Note auch
angeschlagen bei der Kriegergedächtnis-
tafel in Reichersbeuern, wo unter dem
Schutze der von einem ländlichen Paar an-
gebeteten Muttergottes in der Mandorla die
ganze schöne, bewegte, ländlich reiche Heimat
der Gefallenen erscheint: es ist ein rühren-
der, poetischer Gedanke, der wohl bei manch
anderem Kriegerdenkmal auch anzuschlagen
versucht wurde, aber nirgends diese harmo-
nische Ausformung erfuhr (Abb S. 29). Eine
verwandte Arbeit ist die Grabplatte Schnell
im Waldfriedhof in München (Abb. S. 24).
Die reliefartigen Lösungen der Grabmäler
Mühlbauer in Passau und Leiß in Pullach
über dem Isartal (eine hl. Barbara in einem
an Einzelerscheinungen reichen üppigen