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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Doering, Oskar: Zwei schriftstellerische Fragmente Joseph Führichs, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0081

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ZWEI SCHRIFTSTELLERISCHE FRAGMENTE JOSEPH FÜHRICHS 59

ZWEI SCHRIFTSTELLERISCHE
FRAGMENTE JOSEPH
FÜHRICHS
Mitgeteilt von Dr. O. DOERING
(Fortsetzung)
A Vielleicht findet sich einmal ein Heraus-
* geber für den bisher ungedrucktenTeil des
Führichschen schriftstellerischen Nachlasses.
Zu diesem Nachlasse (die Briefe rechne ich
hier nicht dazu) gehört auch eine Anzahl
von Dichtungen, auf die ich hier nicht näher
eingehen kann; ich hoffe, an anderer Stelle
darauf zurückzukommen. Ein —- recht un-
dramatisches — Drama ist dabei, betitelt
»Zwei Nächte und ein Tag«; ferner eine
lange Erzählung »Der alte Heilmann, ein
Landmaler und die Zeit«; weiter das. um-
fangreiche Bruchstück einer Künstler- und
Konversionsgeschichte; endlich eine gan-
ze Anzahl von Gedichten, zum Teil schon
aus Führichs früher Jugend, auch aus der
römischen Zeit und aus späteren Epochen,
auch kleine poetische Prosastücke. Alles ist
voll edler, tiefer, frommer Gedanken, schön
in der Form, wenn auch höchste literarische
Ansprüche nicht immer befriedigt werden.
Vielem, was er geschrieben, haftet infolge der
großen Gedankenfülle eine gewisse Schwer-
fälligkeit an, die das Lesen nicht zum leichten
Genüsse macht, so herrlich auch zahlreiche
Stellen sind. Auch dürfte der philosophisch
geschulte Leser spüren, daß bei dem Ver-
fasser dieserSchriften Verstand und Begeiste-
rungberufen sind, jene Schulung zu ersetzen.
Von Studien, die Kunstfragen betreffen,
sind bisher ungedruckt seine, leider auch
Fragmente gebliebenen Abhandlungen über
»Kunst und Nationalität«, sowie über »Alt-
und Neudeutsche Kunst« — der Zeit nach
etwa gleichalterig mit dem von uns hier
veröffentlichten ersten Stücke. Der gesamte
schriftliche Nachlaß Führichs, auch der größte
Teil seiner Korrespondenz befindet sich in
den Händen seiner Nachkommen, denen wir
für die Erlaubnis, die beiden Fragmente ver-
öffentlichen zu dürfen, dankbar sind.
Sehr vieles von dem, was der Künstler
schrieb, ist bereits gedruckt. Dazu gehören
die Erläuterungen, die er zu einer Reihe
seiner Werke verfaßte: zur Genovefa (1834),
zum Triumph Christi (1839), zu den »Denk-
blättern für unsere Zeit« (1856), zu dem
Zyklus der Altlerchenfelder Kirche (1861
und 1873), zum Bethlehemitischen Weg und
zu »Er ist auferstanden« (beides 1868), zur
Nachfolge Christi (1870), zum Buche Ruth

(1875). Von anderen Schriften sei hier er-
wähnt »DieKirchenuhr«, ferner »EineKrippe,
kein Krippenspiel, noch weniger Krippen-
spieltheater« (1853, gedruckt im »Gral«,
1913) . In den Jahren 1866 —1869 erschienen
zuerst in Wien, dann bei Manz in Regens-
burg vier Hefte »Von der Kunst«. Sie be-
handeln die Fragen »Kennerschaft«, »Kunst
und Wissenschaft«, »Kunst und Handwerk«,
endlich»DiechristlichenBilder«,letzteres eine
Parallelschrift zu einem Buche des Bischofs
Wessenberg (f 1860). Ein fünfter Teil »Die
Kunst und ihre Formen« verfaßt 1869, er-
schien erst 1880 aus dem Nachlasse, in
Heft 59 der »Katholischen Studien«. Was
sonst von seinen Schriften noch veröffent-
licht wurde, ist in dem Buche »Joseph Füh-
richs Werke« von H. von Wörndle (Wien
1914) mitgeteilt.
Wir geben nunmehr den Wortlaut der
beiden Fragmente. Die Überschriften haben
wir hinzugefügt. Im übrigen ist Wortlaut und
Schreibart strengstens beibehalten worden.
I. VON KATHOLISCHER UND
UNKATHOLISCHER MALEREI
17. Januar 828
Einleitung
1. Wenn von einer katholischen und un-
katholischen Malerey die Rede ist, wird
darunter natürlicherweise nichts anderes ver-
standen, als daß es Maler gab, die ihr Kunst-
talent in dem einen oder andern Geiste aus-
geübt haben. Allein, da das Abwägen ihrer
persönlichen Verdienste oder Verschuldungen
nur dem ewigen Richter zusteht, ist es auf
alle Weise geziemender, nicht sie persönlich,
sondern nur ihre Werke in Betracht zu
ziehen. Ohnedieß sind manche unbekannt,
die meisten bereits abgeschieden : ihre Werke
aber sind uns, sammt und sonders zum
Nutzen oder Schaden hinterblieben. — So
beruht nun in allen vorhandenen Kunstwer-
ken Eine Masse von Erfahrungen, aus denen
sich gewiße Resultate deutlich ergeben. —
— Daß es eine katholische und unkathol.
Malerey giebt, wird Niemand, der nur einige
Übersicht im Fache der Kunst erlangt hat,
in Zweifel ziehen können. Es ist bekannt,
daß die Malerey vom Anbeginn des Christen-
thumes bis zur Zeit des Raphaels, durch-
gängig katholisch-religiös, das heißt, allge-
mein-christlich, war. Wohlzumerken ist da-
bey, daß sie in dieser universellen Allge-
meinheit jede Besonderheit der sogenannten
Fächer umfaßte, und es ist daher eine grund-
falsche Ansicht oder ein gänzliches Ver-

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