BÜCHERSCHAU
7
der Sammlung Le Secq des Tournelles stammte.
Den nächsten Platz behauptete Martin Schongauers
>H1. Michael« (4000 M.). Ein Blatt von höchster
Seltenheit und das auch kaum je im Handel vor-
gekommen ist, war eine »Geburt Christi«, ein be-
deutender frühitalienischer Stich mit dem Mono-
gramm J. J. CA, das von Bartsch fälschlich auf
Giulio Campagnola gedeutet wurde, während Passa-
vant bereits den Zusammenhang mit zwei anderen
Blättern dieses heute noch unbekannten Mono-
grammisten feststellte. Der Stil dieser Blätter weist
auf die Schule von Bologna und ihre Umgebung
hin. Das Blatt erreichte 3400 Mark. Ein ebenfalls
nicht minder seltenes Blatt »Die Muttergottes mit
dem Vogel« von dem Florentiner Cristofano Ro-
betta (1462—1522), dessen Charakter noch streng
quattrozentistisch ist, wurde mit 2900 Mark zu-
geschlagen. »Die hl. Familie mit dem Johannes-
knaben und Elisabeth«, ein Hauptblatt des Giovanni
Antonio da Brescia nach Mantegna, fand im ersten
Zustand, der sogar dem Britischen Museum fehlt,
mit 2300 Mark seinen Käufer Bd.
BÜCHERSCHAU
/'"'hristus. Von D. Walter Rothes, Verlag J. P.
Bachem, Köln. Preis brosch. G.-M. 12.50, geb.
G.-M. 15.—.
Im Verlage von J. P. Bachem in Köln hat der
ehemalige Dozent der Kunstwissenschaft an der
Akademie in Posen, Dr. phil. Walter Rothes,
nunmehr sein im Jahre 1910 mit so großem Er-
folg in erster bis sechster Auflage herausgekom-
menes Werk: Christus, des Heilands Leben,
Leiden, Sterben und Verherrlichung in der
bildenden Kunst aller Jahrhunderte, in
siebenter bis zehnter Auflage neu erscheinen las-
sen. Daß nach dem großen Erfolge seiner »Ma-
donna« und bei seiner glänzenden Schreibart,
seiner auf tiefgründigem Studium aufgebauter
Durcharbeitung dieses so umfangreichen und heh-
ren Themas das vorliegende Werk eine so rasche
Verbreitung finden würde, war jedem Künstler
und Kunstfreund nach dessen Erscheinen bald Ge-
wißheit und nur die Ungunst der Zeitverhältnisse,
die bisher jede Neuauflage oder Neuerscheinung
derartiger Werke unmöglich zu machen schien,
trägt die Schuld daran, daß die längst begehrte
Neuauflage nicht eher herauskam. Daß bei dieser
Gelegenheit bei einem Verfasser wie Rothes diese
Neuauflage auch einer zeitgemäßen und gründ-
lichen Überarbeitung und Erweiterung unterzogen
wurde, ist selbstverständlich. Die Frucht dieser
fleißigen Arbeit liegt nun in glänzender Ausstat-
tung, die ihr der rührige Kölner Verlag in jeder
Richtung, sowohl nach der buchtechnischen wie
bildlichen Seite hat angedeihen lassen, vor uns.
Mit ihren charakteristisch ausgewählten 233 Text-
abbildungen und 4 prächtigen Farbendrucktafeln
ist die neue Auflage sicher nicht nur ein fast un-
entbehrliches Hilfsbuch m jeder künstlerisch oder
kunsthistorisch eingestellten Bibliothek, sie ist
auch noch dazu in ihrer leichtverständlichen kla-
ren, volkstümlichen Darstellung ein Familienbuch,
das in keinem für Kunst empfänglichen Hause
fehlen dürlte. Man weiß wirklich nicht, was man
höher einschätzen soll, die Arbeitsleistung, die in
Bewältigung des so umfangreichen, hehren Stoffes
liegt, oder die ausgedehnten kunstgeschichtlichen
Kenntnisse, die das Kunstleben von 2000 Jahren
aller europäischen Völker und sogar der Vereinig-
ten Staaten Amerikas umfassen. Nicht nur die im
Bilde vorgeführten Darstellungen finden in dem
Buche eine durchaus zutreffende Auslegung, auch
die Schilderung der nicht abgebildeten Kunstwerke
gibt dem Kenner derselben eine treffliche Auffri-
schung seiner Eindrücke, sie vermittelt sogar dem
Nichtkenner in ihrer einfach klaren Darstellung
ein gutes Bild der Kunstwerke, so daß jeder Leser
nicht ohne inneren Genuß und mit wahrer Freude
das interessante Buch stets immer mehr schätzen
und lieben wird. Dabei hütet sich der Verfasser
vor jeder Parteinahme für eine bestimmte Rich-
tung, vor wenigsagenden, aber gelehrt klingenden
Phrasen, womit viele moderne kunstschriftstel-
lernde angebliche Kunstgelehrte ihre weniger ge-
schulten Leser einzufangen und zu blenden suchen.
Christliche Auffassung des Stoffs in freier, aber
dem hehren Thema gerecht werdender Form wer-
den das Buch bald zum allgemein gern gesehenen
Hausfreund christlich fühlender Familien machen;
aber auch dem schaffenden Künstler wird das Werk
stets ein willkommener Berater darüber sein, wie
die hervorragendsten Künstler aller Zeiten die be-
treffenden Aufgaben aus dem Leben Christi gemei-
stert haben und er wird es gern seiner Handbiblio-
thek einreihen. Die vornehme Ausstattung in dis-
kreter lichtblauer Kaliko-Nachahmung, schweins-
lederfarbenem Rücken und Ecken mit diskreter
Goldpressung macht es dazu sicher noch zu einem
gern gesehenen und auch gern gelesenen Geschenk-
werk für jung und alt. Baurat Krings
Ehrengabe Deutscher Wissenschaft.
Dargeboten von katholischen Gelehrten. Heraus-
gegeben von Franz Fessler. Mit 34 Bildern.
Dem Prinzen Johann Georg Herzog zu Sachsen
zum 50. Geburtstag gewidmet. Lex.-8° (XX und
858 S.; 7 Bildertafeln).
Wenn wir erst spät diese im Jahre 1920 er-
schienene stolze Leistung gediegener Wissenschaft
und ausdauernder Hingabe hier erwähnen können,
so geschieht es mit desto größerem Nachdruck.
In schwieriger Zeit unter der Zusammenarbeit einer
Reihe der Besten im Vaterlande entstanden und
einem der Besten gewidmet, behält die umfassende
und vorzüglich ausgestattete Publikation für alle
Zeiten ihren bedeutenden Wert, ist aber auch be-
fähigt und bestimmt, im besten Sinne, zur Heilung
des Elends unserer Zeit beizutragen. Als Ehren-
gabe zum 50. Geburtstag einem Mann gewidmet,
der sich niemals auf die Vorrechte seines Standes
zurückzog, sondern an allen religiösen, wissen-
schaftlichen und namentlich auch künstlerischen
und kunsthistorischen Angelegenheiten tatkräftig
mitarbeitet, enthält das Werk vorzügliche Abhand-
lungen über Religion und Kirche, über Kunst,
Literatur und Geschichte. Der größere Teil des
Gebotenen liegt außerhalb des dieser Zeitschrift
gezogenen Rahmens aber auch auf die Abteilung
»Kunst« können wir nur hinweisen; die Namen
der Autoren bürgen für die Gediegenheit des In-
halts. Josef Kreitmaier S. J. untersucht die theo-
logischen Grundbegriffe der kirchlichen Kunst.
Dr. Joseph Wilpert behandelt eucharistische Male-
reien einer Katakombe in Alexandrien. Die spät-
mittelalterlichen Kreuzigungsdarstellungen be-
spricht Dr. Joseph Sauer. Dr. Wilhelm Neuß ver-
breitet sich über Michelangelos Schönheitsideal. Mit
Abhandlungen sindferner vertreten Dr. PaulKarge,
Dr. C. M. Kaufmann, Dr. G. Swoboda, Dr. Ludwig
v. Pastor, Karl Muth, Robert Witte, Dr. Erwin
Hensler, Dr. J. Neuwirth, A. Hadelt. s. Staudhamer
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der Sammlung Le Secq des Tournelles stammte.
Den nächsten Platz behauptete Martin Schongauers
>H1. Michael« (4000 M.). Ein Blatt von höchster
Seltenheit und das auch kaum je im Handel vor-
gekommen ist, war eine »Geburt Christi«, ein be-
deutender frühitalienischer Stich mit dem Mono-
gramm J. J. CA, das von Bartsch fälschlich auf
Giulio Campagnola gedeutet wurde, während Passa-
vant bereits den Zusammenhang mit zwei anderen
Blättern dieses heute noch unbekannten Mono-
grammisten feststellte. Der Stil dieser Blätter weist
auf die Schule von Bologna und ihre Umgebung
hin. Das Blatt erreichte 3400 Mark. Ein ebenfalls
nicht minder seltenes Blatt »Die Muttergottes mit
dem Vogel« von dem Florentiner Cristofano Ro-
betta (1462—1522), dessen Charakter noch streng
quattrozentistisch ist, wurde mit 2900 Mark zu-
geschlagen. »Die hl. Familie mit dem Johannes-
knaben und Elisabeth«, ein Hauptblatt des Giovanni
Antonio da Brescia nach Mantegna, fand im ersten
Zustand, der sogar dem Britischen Museum fehlt,
mit 2300 Mark seinen Käufer Bd.
BÜCHERSCHAU
/'"'hristus. Von D. Walter Rothes, Verlag J. P.
Bachem, Köln. Preis brosch. G.-M. 12.50, geb.
G.-M. 15.—.
Im Verlage von J. P. Bachem in Köln hat der
ehemalige Dozent der Kunstwissenschaft an der
Akademie in Posen, Dr. phil. Walter Rothes,
nunmehr sein im Jahre 1910 mit so großem Er-
folg in erster bis sechster Auflage herausgekom-
menes Werk: Christus, des Heilands Leben,
Leiden, Sterben und Verherrlichung in der
bildenden Kunst aller Jahrhunderte, in
siebenter bis zehnter Auflage neu erscheinen las-
sen. Daß nach dem großen Erfolge seiner »Ma-
donna« und bei seiner glänzenden Schreibart,
seiner auf tiefgründigem Studium aufgebauter
Durcharbeitung dieses so umfangreichen und heh-
ren Themas das vorliegende Werk eine so rasche
Verbreitung finden würde, war jedem Künstler
und Kunstfreund nach dessen Erscheinen bald Ge-
wißheit und nur die Ungunst der Zeitverhältnisse,
die bisher jede Neuauflage oder Neuerscheinung
derartiger Werke unmöglich zu machen schien,
trägt die Schuld daran, daß die längst begehrte
Neuauflage nicht eher herauskam. Daß bei dieser
Gelegenheit bei einem Verfasser wie Rothes diese
Neuauflage auch einer zeitgemäßen und gründ-
lichen Überarbeitung und Erweiterung unterzogen
wurde, ist selbstverständlich. Die Frucht dieser
fleißigen Arbeit liegt nun in glänzender Ausstat-
tung, die ihr der rührige Kölner Verlag in jeder
Richtung, sowohl nach der buchtechnischen wie
bildlichen Seite hat angedeihen lassen, vor uns.
Mit ihren charakteristisch ausgewählten 233 Text-
abbildungen und 4 prächtigen Farbendrucktafeln
ist die neue Auflage sicher nicht nur ein fast un-
entbehrliches Hilfsbuch m jeder künstlerisch oder
kunsthistorisch eingestellten Bibliothek, sie ist
auch noch dazu in ihrer leichtverständlichen kla-
ren, volkstümlichen Darstellung ein Familienbuch,
das in keinem für Kunst empfänglichen Hause
fehlen dürlte. Man weiß wirklich nicht, was man
höher einschätzen soll, die Arbeitsleistung, die in
Bewältigung des so umfangreichen, hehren Stoffes
liegt, oder die ausgedehnten kunstgeschichtlichen
Kenntnisse, die das Kunstleben von 2000 Jahren
aller europäischen Völker und sogar der Vereinig-
ten Staaten Amerikas umfassen. Nicht nur die im
Bilde vorgeführten Darstellungen finden in dem
Buche eine durchaus zutreffende Auslegung, auch
die Schilderung der nicht abgebildeten Kunstwerke
gibt dem Kenner derselben eine treffliche Auffri-
schung seiner Eindrücke, sie vermittelt sogar dem
Nichtkenner in ihrer einfach klaren Darstellung
ein gutes Bild der Kunstwerke, so daß jeder Leser
nicht ohne inneren Genuß und mit wahrer Freude
das interessante Buch stets immer mehr schätzen
und lieben wird. Dabei hütet sich der Verfasser
vor jeder Parteinahme für eine bestimmte Rich-
tung, vor wenigsagenden, aber gelehrt klingenden
Phrasen, womit viele moderne kunstschriftstel-
lernde angebliche Kunstgelehrte ihre weniger ge-
schulten Leser einzufangen und zu blenden suchen.
Christliche Auffassung des Stoffs in freier, aber
dem hehren Thema gerecht werdender Form wer-
den das Buch bald zum allgemein gern gesehenen
Hausfreund christlich fühlender Familien machen;
aber auch dem schaffenden Künstler wird das Werk
stets ein willkommener Berater darüber sein, wie
die hervorragendsten Künstler aller Zeiten die be-
treffenden Aufgaben aus dem Leben Christi gemei-
stert haben und er wird es gern seiner Handbiblio-
thek einreihen. Die vornehme Ausstattung in dis-
kreter lichtblauer Kaliko-Nachahmung, schweins-
lederfarbenem Rücken und Ecken mit diskreter
Goldpressung macht es dazu sicher noch zu einem
gern gesehenen und auch gern gelesenen Geschenk-
werk für jung und alt. Baurat Krings
Ehrengabe Deutscher Wissenschaft.
Dargeboten von katholischen Gelehrten. Heraus-
gegeben von Franz Fessler. Mit 34 Bildern.
Dem Prinzen Johann Georg Herzog zu Sachsen
zum 50. Geburtstag gewidmet. Lex.-8° (XX und
858 S.; 7 Bildertafeln).
Wenn wir erst spät diese im Jahre 1920 er-
schienene stolze Leistung gediegener Wissenschaft
und ausdauernder Hingabe hier erwähnen können,
so geschieht es mit desto größerem Nachdruck.
In schwieriger Zeit unter der Zusammenarbeit einer
Reihe der Besten im Vaterlande entstanden und
einem der Besten gewidmet, behält die umfassende
und vorzüglich ausgestattete Publikation für alle
Zeiten ihren bedeutenden Wert, ist aber auch be-
fähigt und bestimmt, im besten Sinne, zur Heilung
des Elends unserer Zeit beizutragen. Als Ehren-
gabe zum 50. Geburtstag einem Mann gewidmet,
der sich niemals auf die Vorrechte seines Standes
zurückzog, sondern an allen religiösen, wissen-
schaftlichen und namentlich auch künstlerischen
und kunsthistorischen Angelegenheiten tatkräftig
mitarbeitet, enthält das Werk vorzügliche Abhand-
lungen über Religion und Kirche, über Kunst,
Literatur und Geschichte. Der größere Teil des
Gebotenen liegt außerhalb des dieser Zeitschrift
gezogenen Rahmens aber auch auf die Abteilung
»Kunst« können wir nur hinweisen; die Namen
der Autoren bürgen für die Gediegenheit des In-
halts. Josef Kreitmaier S. J. untersucht die theo-
logischen Grundbegriffe der kirchlichen Kunst.
Dr. Joseph Wilpert behandelt eucharistische Male-
reien einer Katakombe in Alexandrien. Die spät-
mittelalterlichen Kreuzigungsdarstellungen be-
spricht Dr. Joseph Sauer. Dr. Wilhelm Neuß ver-
breitet sich über Michelangelos Schönheitsideal. Mit
Abhandlungen sindferner vertreten Dr. PaulKarge,
Dr. C. M. Kaufmann, Dr. G. Swoboda, Dr. Ludwig
v. Pastor, Karl Muth, Robert Witte, Dr. Erwin
Hensler, Dr. J. Neuwirth, A. Hadelt. s. Staudhamer