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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
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Ausstellungen
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BEIBLATT MITTEILUNGEN D. D. GESELLSCH. F. CHR. KUNST. — AUSSTELLUNGEN 49

Mitteilungen der Deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst
Juristischer Beirat. Für die Künstlermitglieder
der »Deutschen Gesellschaft« wurde eine Rechts-
beratungsstelle in allen Fragen, die mit künstleri-
schen Aufträgen und Honorarforderungen Zusam-
menhängen, eingerichtet. Die Beratung ist kosten-
los. Man wende sich wegen derartigen Anfragen an
die Geschäftsstelle, die nach Prüfung der formalen
Fragen (Zugehörigkeit) die Angelegenheit an Herrn
Rechtsanwalt Roman Simon, München, Kaufinger-
straße 29, weitergeben wird. Die Vorstandschaft.
Ausstellungen
DIE FRÜHJAHRS-AUSSTELLUNG
DER BERLINER SECESSION 1925
Aquarell — Pastell — Plastik
JTnde März wurde die erste offizielle Ausstellung
des Berliner Kunstjahres 1925 eröffnet; mit
einer Spezialausstellung der alten „Secession“ unter
Corinths Führung tat man einen nicht schlechten
Griff, wenn auch von restloser Lösung der gestellten
Aufgaben nur in den wenigsten Fällen gesprochen
werden kann. Zunächst dachten viele an bevor-
stehende Verstärkungen aus den Reihen der vor
kurzem aufgelösten „Freien“ Secession, der Lieber-
manngruppe, die sich durch die organisierten, neu-
belebten Akademieveranstaltungen überlebt hatte,
aber das Gesicht der „Corinther“ zeigte nach der
Richtung hin kaum Veränderungen. Dafür be-
merkte man auf dieser „Aquarell- und Pastell-
schau“ einige Gäste, die das Niveau zu heben im-
stande waren. Im Ganzen sind, um es vorweg-
zunehmen, bemerkenswerte farbige Akkorde erzielt
worden, besonders da, wo das echte Aquarell er-
schien. Wir erlebten etwas, was ungefähr in der
Mitte zwischen den in den letzten Jahren üblichen
Schwarz-Weiß-Ausstellungen und einer der andern,
allgemeinen, technisch wie stofflich nicht begrenz-
ten Veranstaltungen liegt. In seiner Ansprache
betonte Lovis Corinth folgendes: „Gegenwärtig
haben wir neben der Plastik unsere Ausstellung
nur auf Aquarell und Pastell beschränkt, da un-
sere kleinen Räume eine ausreichende Erfüllung
des Themas „Zeichnende Künste“ nicht zulassen.
Aber auch der bekannte Ausspruch: Zeichnen heißt
Weglassen, hat für das Aquarell und das Pastell
dieselbe Bedeutung. In unserer Ausstellung zeigen
wir ein typisches Beispiel für unsere Kunstauf-
fassung in den Werken des französischen Malers
Paul Signac, des Präsidenten der Societe des In-
dependents. Er sandte uns auf unseren Wunsch
eine größere Kollektion seiner neuesten Aquarelle,
indem er uns deutschen Künstlern die Hand bietet
zu einem ideellen Zusammenarbeiten.“
Inwieweit hat Corinth bezüglich dieser Seces-
sionsausstellung nun recht? Insoweit, als gerade
er selbst am typischsten noch von allen Ausstellern
die. thematisch angedeutete „Entwicklung des Stils
aus der Technik“ aufgezeigt. Als Aquarellist. Viel
mehr als sein Kollege aus Frankreich, der eine
Reihe in sich gleichmäßiger kolorierter Zeichnungen
gibt. Nicht als ob er das reine Aquarell nicht be-
herrschte. In ziemlich klarer, vielleicht für die duf-
tige Leichtigkeit dieser Kunstarten doch zu klarer
und vorsichtiger Hängung und Anordnung bieten
sich fast vierhundert Werke dar. Von der flüch-

tigen, doch prägnanten kolorierten Bleistiftskizze
bis zum fast bildmäßigen Großaquarell und Pastell.
Die sich hieraus ergebenden Grenzverwischungen
können freilich mitunter verwirren. Ohne Frage,
aber die Leitung muß ja gewußt haben, warum
sie die Grenzen etwas weiter steckte. Oder war's
Mangel an verfügbaren Typen ? In Berlin, wo eine
Aquarellschau symptomatische Bedeutung haben
muß, weil im Tempo dieser Stadt während der
letzten Jahre nicht zuletzt das führende neue Aqua-
rell erzeugt worden ist ? Es war somit Aufgabe
der Secession, heute einmal in engerem Rahmen
zusammenzufassen, was sich bruchstückweise bis-
her wiederholt gezeigt hat. Daß hierbei auch ge-
schickte Mitläufer, die im Aquarell einen „billi-
geren Ersatz“ für das Ölbild suchen, auftreten,
darf heute kaum verwundern. Erst recht nicht
im Rahmen einer Gruppenausstellung, die eben nun
einmal ihre Mitgliederschaft möglichst vollzählig
zu Wort kommen lassen will. Doch heben sich
gut diejenigen heraus, die im Aquarell wie im Pa-
stell bewußt auf den „Zusammenhang zwischen
Motiv und Technik“ hinarbeiten und dabei, ohne
sich historisch zu orientieren, eine Art „Zwischen-
form zwischen Zeichnung und Malerei“ aufzeigen.
Alle Möglichkeiten von Feststellungen, Notizen oder
Selbstaufklärungen tun sich vor uns auf; Hand in
Hand geht damit die Liebe des heutigenKunstfreun-
des und Sammlers zur künstlerischen Handschrift
und das verständnisinnige Auskosten ihrer Reize.
Wollen wir eine ungefähre Gruppierung vor-
nehmen, so können wir außer von den reinen Aqua-
rellisten sprechen von den Stilisten, die auch zum
Teil recht stark sind, dagegen von einer Minder-
zahl der Naturalisten, Luministen und Koloristen
neben Bildstrebigen, die schon über das Programm
der Ausstellung hinausgehen, und einigen „Routi-
nierten“, die an der Oberfläche haften bleiben. Un-
ter den Erstgenannten, die wir in jeder Hinsicht
voranstellen müssen, bildet wiederum fast eine
Gruppe für sich: Corinth. Auf ein paar Töne führt
er den Extrakt seiner Walchenseelandschaften nun
zurück in unerhörter Kühnheit und Sicherheit.
Doch scheint ihm das leichter von der Hand zu
gehen, als es in Wirklichkeit der Fall ist bei die-
sem Schöpfer des modernen klassischen Aquarells.
„Corinth malt viele Stunden an einem Aquarell,
oft länger als an einem Ölgemälde, er arbeitet mit
äußerster Anstrengung, dieser eigentümlichen Tech-
nik in seiner Art Herr zu werden“, so und noch
eingehender schildert Charlotte Berend die Arbeits-
weise ihres Malergatten; wie Keiner gestaltet er
aus der verlaufenden Farbe, bis zur Unnachahm-
lichkeit. Der begabte Kohlhoff hat vieles von die-
ser Technik in sich, auch im Hinblick auf einen
anderen klassischen Aquarellisten: Delacroix. Dei-
erling bringt auf ähnlichem Wege vergeistigte
Landschaftsergebnisse zustande. Aquarellisten im
echten Sinne sind ferner Röhricht, mit pikanten
und knappen Mitteln Gerson, in seinem Schmelz
Kath, bisweilen Spiro und Scholtz. Daneben, wenn
auch manchmal nur in den Ecken aufzustöbern
mit Einzelblättern weniger bekannte wie Beringer,
Friedmann oder Nowak. Krauskopf, dessen „Som-
merfest“ ordentlich leuchtet, ist zu nennen und
der kluge Waske in einigen Großaquarellen, wie
wir sie in der Art von Kokoschka her kennen. Im
Ganzen wirkt Waske noch stark dekorativ und
leitet auch sonst zu den genannten Stilisten über.
Batö, in der Farbe so fein und abwägend, in der
Form sicher und fest, steht da neben Hartmann
und dem biedermeierlichen Illustrator Simon; in

Die christliche Kunst. XXL 7
 
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