DECKENMALEREIEN VON HANS GEORG ASAM U. JULIUS BREYMIZER 109
weil wenig Sinn für die Kunst vorhanden
scy. Das Publikum hingegen findet wohl
eine flüchtige Augenweide an den modernen
Produktionen, allein keineswegs ein so tiefes
dauerndes Intereße, um dieselben immer um
sich sehen oder besitzen zu wollen. Die
Ursache davon liegt vornämlich in den Ob-
jekten der neuen Bilder; nebstdem in der
Auffaßung derselben, und endlich in der
Intention, mit der sie dargestellt werden.
Untersucht man die Auffaßung und Inten-
tion, so findet es sich, daß es dabey meistens
auf den Beifall der Welt abgesehen war.
Dieser Zweck kann nur teuschen, und die
beliebtesten Bilder werden auch, sobald ein
neuer Geschmack Mode wird, bald als ab-
geschmackt und altmodisch in die Rumpel-
kammer verwiesen. Die Hauptursache liegt
jedoch in den Objekten. Es ist schon früher
erwähnt worden, daß das Heidenthum und
seine Fabelwelt: das ideale Objekt; die ge-
wöhnliche Natur aber das reelle der neuen
profanen Malerey geworden ist, und bekannt-
lich beschäftigt sie sich fast durchgängig mit
dem bloßen Conterfeyen der Natur. Die Ge-
mälde Ausstellungen, welche in den Haupt-
städten veranstaltet werden, enthalten daher
fast überall nur: imposante Darstellungen
aus der Mythologie, oder heydnischen Ge-
schichte; grandiose Bilder von Begeben-
heiten neuerer Zeit, KriegsgetümmefiParade-
szenen, Hoffeste; Momente aus den belieb-
testen Romanen, Gedichten und Schauspie-
len; aus dem Stadt und Landleben; Fami-
lien Gruppen und Bildniße aller Art; ferner
Jagdstücke, Thierhetzen, Wettrennen, Stu-
tereyen, Vieh in Heerden und Gruppen,
Geflügel, Wildpret und Fische; Landschaf-
ten, Veduten, Seehäfen, Stürme und Schiff-
brüche; vulkanische Eruptionen, Feuers-
brünste; architektonische Prospekte; Still-
leben, Früchte und Blumen sammt In-
sekten und Thautropfen.
(Fortsetzung folgt.)
ZWEI AUFGEDECKTE UND RESTAURIERTE BAROCKE DECKEN-
MALEREIEN VON HANS GEORG ASAM UND JULIUS BREYMIZER
Von RICHARD HOFFMAMN
TAie ehemalige Hauskapelle der Eng-
lischen Fräulein im alten Polizei-
gebäude zu München, Weinstraße, ist in
ihrer ursprünglichen reichen Bemalung wie-
der erstanden. Baudirektor Professor Dr.
Grässel hat sich um die Erneuerung des
wirkungsvollen Raumes mit dankenswerter
Tatkraft angenommen. Bisher war der Ge-
wölberaum der Kapelle nur Speicher über
dem Sitzungssaal. Die Zwischendecke ist
nunmehr entfernt und dadurch der Raum
auf eine Höhe von 10 m gebracht worden.
So präsentiert sich heute der Sitzungssaal
der Lokalbaukommission als ein stattlicher
hoher Raum, mit einer flachen Kuppel über-
wölbt, die auf Wandlisenen und reichprofi-
liertem Gesimse ruht. Um das Gesimse läuft
ein mit Reliefs geschmückter Fries, dessen
Stuck die immer sich wiederholenden Motive
von Rosenzweigen und Lilienstengeln durch
einen Kronenreif miteinander verbunden
zeigt. Die Flächen der Schildbögen, die von
Ovalfenstern durchbrochen sind, sowie die
vier Gewölbezwickel und endlich die Kup-
pelfläche selbst sind reich mit Malereien ge-
schmückt. Diese Fresken sind unter der Lei-
tung des Landesamtes für Denkmalpflege
durch Kunstmaler Joseph Albrecht-Mün-
chen ihrer ursprünglichen Schönheit wieder
zurückgegeben worden. Die Restaurierung
ist mit Verständnis und großer Sorgfalt
innerhalb der Zeit vom Mai bis Spätherbst
des verflossenen Jahres 1924 durchgeführt
worden. Wir haben laut Signierung das vir-
tuose Werk des Malers Hans Georg Asam
vor uns, des Vaters des genialen Brüder-
paares Egid Quirin und Cosmas Damian
Asam. Die Entstehung des Kuppelbildes
dürfte in die Zeit um 1696 fallen. Die Stadt
München ist durch die Wiedergeburt eines
bedeutenden Werkes des kirchlichen Barock
aus der Hand eines der faustfertigsten Mei-
ster damaliger Zeit bereichert worden. Von
diesem Hans Georg Asam rühren viele
Wandmalereien und Altarblätter in Alt-
bayern her. so vor allem die großen Ge-
wölbefresken der barocken Klosterkirchen
von Benediktbeuern und Tegernsee, das
Hochaltarblatt zu Gmund usw. Das Kuppel-
bild im alten Polizeigebäude zeigt zunächst
eine hohe um die ganze Rundung laufende
Balustrade, die vorzüglich von dem kräf-
tigen Stuckrahmen zur eigentlichen figür-
lichen Darstellung überleitet. Das Thema
behandelt die Krönung Mariä mit reichem
allegorischem Apparate zur Verherrlichung
des Hochgebenedeiten. Asam hat hier in
der virtuosen Bewegtheit der Figuren, in
weil wenig Sinn für die Kunst vorhanden
scy. Das Publikum hingegen findet wohl
eine flüchtige Augenweide an den modernen
Produktionen, allein keineswegs ein so tiefes
dauerndes Intereße, um dieselben immer um
sich sehen oder besitzen zu wollen. Die
Ursache davon liegt vornämlich in den Ob-
jekten der neuen Bilder; nebstdem in der
Auffaßung derselben, und endlich in der
Intention, mit der sie dargestellt werden.
Untersucht man die Auffaßung und Inten-
tion, so findet es sich, daß es dabey meistens
auf den Beifall der Welt abgesehen war.
Dieser Zweck kann nur teuschen, und die
beliebtesten Bilder werden auch, sobald ein
neuer Geschmack Mode wird, bald als ab-
geschmackt und altmodisch in die Rumpel-
kammer verwiesen. Die Hauptursache liegt
jedoch in den Objekten. Es ist schon früher
erwähnt worden, daß das Heidenthum und
seine Fabelwelt: das ideale Objekt; die ge-
wöhnliche Natur aber das reelle der neuen
profanen Malerey geworden ist, und bekannt-
lich beschäftigt sie sich fast durchgängig mit
dem bloßen Conterfeyen der Natur. Die Ge-
mälde Ausstellungen, welche in den Haupt-
städten veranstaltet werden, enthalten daher
fast überall nur: imposante Darstellungen
aus der Mythologie, oder heydnischen Ge-
schichte; grandiose Bilder von Begeben-
heiten neuerer Zeit, KriegsgetümmefiParade-
szenen, Hoffeste; Momente aus den belieb-
testen Romanen, Gedichten und Schauspie-
len; aus dem Stadt und Landleben; Fami-
lien Gruppen und Bildniße aller Art; ferner
Jagdstücke, Thierhetzen, Wettrennen, Stu-
tereyen, Vieh in Heerden und Gruppen,
Geflügel, Wildpret und Fische; Landschaf-
ten, Veduten, Seehäfen, Stürme und Schiff-
brüche; vulkanische Eruptionen, Feuers-
brünste; architektonische Prospekte; Still-
leben, Früchte und Blumen sammt In-
sekten und Thautropfen.
(Fortsetzung folgt.)
ZWEI AUFGEDECKTE UND RESTAURIERTE BAROCKE DECKEN-
MALEREIEN VON HANS GEORG ASAM UND JULIUS BREYMIZER
Von RICHARD HOFFMAMN
TAie ehemalige Hauskapelle der Eng-
lischen Fräulein im alten Polizei-
gebäude zu München, Weinstraße, ist in
ihrer ursprünglichen reichen Bemalung wie-
der erstanden. Baudirektor Professor Dr.
Grässel hat sich um die Erneuerung des
wirkungsvollen Raumes mit dankenswerter
Tatkraft angenommen. Bisher war der Ge-
wölberaum der Kapelle nur Speicher über
dem Sitzungssaal. Die Zwischendecke ist
nunmehr entfernt und dadurch der Raum
auf eine Höhe von 10 m gebracht worden.
So präsentiert sich heute der Sitzungssaal
der Lokalbaukommission als ein stattlicher
hoher Raum, mit einer flachen Kuppel über-
wölbt, die auf Wandlisenen und reichprofi-
liertem Gesimse ruht. Um das Gesimse läuft
ein mit Reliefs geschmückter Fries, dessen
Stuck die immer sich wiederholenden Motive
von Rosenzweigen und Lilienstengeln durch
einen Kronenreif miteinander verbunden
zeigt. Die Flächen der Schildbögen, die von
Ovalfenstern durchbrochen sind, sowie die
vier Gewölbezwickel und endlich die Kup-
pelfläche selbst sind reich mit Malereien ge-
schmückt. Diese Fresken sind unter der Lei-
tung des Landesamtes für Denkmalpflege
durch Kunstmaler Joseph Albrecht-Mün-
chen ihrer ursprünglichen Schönheit wieder
zurückgegeben worden. Die Restaurierung
ist mit Verständnis und großer Sorgfalt
innerhalb der Zeit vom Mai bis Spätherbst
des verflossenen Jahres 1924 durchgeführt
worden. Wir haben laut Signierung das vir-
tuose Werk des Malers Hans Georg Asam
vor uns, des Vaters des genialen Brüder-
paares Egid Quirin und Cosmas Damian
Asam. Die Entstehung des Kuppelbildes
dürfte in die Zeit um 1696 fallen. Die Stadt
München ist durch die Wiedergeburt eines
bedeutenden Werkes des kirchlichen Barock
aus der Hand eines der faustfertigsten Mei-
ster damaliger Zeit bereichert worden. Von
diesem Hans Georg Asam rühren viele
Wandmalereien und Altarblätter in Alt-
bayern her. so vor allem die großen Ge-
wölbefresken der barocken Klosterkirchen
von Benediktbeuern und Tegernsee, das
Hochaltarblatt zu Gmund usw. Das Kuppel-
bild im alten Polizeigebäude zeigt zunächst
eine hohe um die ganze Rundung laufende
Balustrade, die vorzüglich von dem kräf-
tigen Stuckrahmen zur eigentlichen figür-
lichen Darstellung überleitet. Das Thema
behandelt die Krönung Mariä mit reichem
allegorischem Apparate zur Verherrlichung
des Hochgebenedeiten. Asam hat hier in
der virtuosen Bewegtheit der Figuren, in