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ZUR AUSMALUNG DER KIRCHE IN OLCHING
L. Eckart. — Dem Freunde unserer gegenwärtigen
Christ ichen Kunst sind unter den Namen der so-
eben erwähnten Plastiker viele wohlbekannte begeg-
net; seh zahlr iche, g rade von den Hervorragend-
sten und Wichtigstei freilich hat er mit Bedauern
verm ßt. Noch weit ungüns iger sti ht dieseSactiebei
der Malerei ur dGraphik. Von den Zugehörigen
des engerenKreises christlicherKünstkr erscheinen
hier nur sehr wenige. Zu ihnen gehört Fr. Beckert
O P. mit einem von tiefer Poesie erfüllt n jugend-
lichen hl Thomas von Aquin Ferner O. Graßl mit
einer in ihrer Herbheit der Form und Farbe ins
Überwirkliche gehenden Auferweckung der Toten,
einer fast noch abstrakteren Stigmatisirung des
hl. Franziskus und einer Ver-pottung desselben
Heiligen durch die Kinder von Assisi ein ergrei-
fendes Werk, bei dem die Gefahr, ins Illustrative
zu verfallen, mit überlegenem künstlerischem Ge-
fühl vermieden ist. Zarte Poesie, die deutschinnige
Sprache an italienischer Schönheit veredelt hat,
tönt aus den Werken von A. Rausch, Malereien
und Radierungen, allermeist zur Verherrlichung
der Mutter Gottes. Kraft und tiefgründige Einfach-
heit walten in den Radierungen und Ölgemälden
von H. Röhm; den Drachenkampf des hl. Georg
hat er in beiden Techniken behandelt. Eine monu-
mental erfaßte Gefangennahme Christi ist von
P. Thalheimer. Damit sind die bekannten Namen
alle aufgezählt. Von den übrigen Bearbeitern re-
ligiöser Themata können wir nur die beachtens-
wertesten herausgreiten. Ein liebliches Bild der
jugendlichen Mutter Gottes mit dem Knaben schuf
W. Einbeck (Landesverband bildender Künstler) ;
altitalienischen Einfluß zeigen zwei Phantaisen über
das Jüngste Gericht von P. H. Schoedder. Lösung
schwieriger Beleuchtungsprobleme sucht F. Naager
in seinen »Jüngern von Emmaus«. Trocken ist die
Darstellung zweier Halbfiguren von Evangelisten
von A. Miller Ein hübsch gemaltes Genrebild ist
A. Hengelers »Ruhe auf der Flucht nach Ägypten«.
Damit wäre erledigt, was die Secession an reli-
giösen Werken darbietet. Habermanns Magdalena
und Stucks »Versuchung« sind bereits an anderer
Stelle erwähnt; in den Zusammenhang unserer vor-
liegenden Betrachtung gehören sie nicht. Von der
Münchener Künstlergenossenschaft bringt H. Vol-
kert eine lieblich farbige Zeichnung der hl. Jung-
frau, sowie eine kräftige Pieta (Radierung»; kraft-
volle Holzschnitte mit Darstellung der hl. Nacht
und des kreuztragenden Heilands K. Schiestl; tüch-
tige Radierungen E. Riegele; Holzschnitte voll
Kraft E. Pfefferle. Von abgeklärter Ruhe sind die
biblischen und legendarischen Gemälde von W. Orth.
H. E Kozel schildert die »Ruhe auf der Flucht« und
den barmherzigen Samaritaner. Skizzenhafte Art
zeigt das umfangreiche »Am Kalvarienberg« von
H. Heider. An die Historienmalerei A. v. Kellers
fühlt man sich erinnert beim Anblicke der »Aufer-
weckung« von F. Guillery, eines Werkes, das durch
die sichere Lösung erdenklichster Schwierigkeiten
der Zeichnung, Farbe, Beleuchtung Bewunderung
erregt und innerlich kalt läßt. Voll Zartheit ist die
Madonna (Radierung) von C. Graf Pfaff. Ergrei-
fend ist die volltönige Darstellung des barmher-
zigen Samaritans von Th. Geyr. Mit nicht minder
tiefer seelischer Wirkung malt W. Ditz einen am
Kreuze betenden Hirten, ein Werk von schlichter,
kühler Farbenstimmung (blau, grün, braun).
5. Die Neue Secession
Sie sei der Vollständigkeit halber mit erwähnt,
weil sie nun einmal auch im Glaspalaste ist. Es
ist wie ein Sinnbild, daß sie dort ihre eigenen
Räume besitzt, die von der übrigen Ausstellung
her unzugänglich sind So wie hier von den Lei-
stungen der ernst zu nehmenden Kunst, so sperren
sich diese Maler und Bildner auch von der ge-
sunden Wirklichkeit ab, sie trotzen auf ihr Eigen-
wesen, auf dieses verbohrte Festhalten an ästhe-
tis 'h und intellektuell unmöglichen Auffassungen
und Grundsätzen Was sollen wir mit allen diesen
Hirngespinsten noch unreifer oder unreif geblie-
bener Leute, die für keine Schönheit Auge und
Sinn, für keinen Verstand Verständnis zu haben
scheinen. Mit diesen Malereien, die größtenteils
ohne, oft genug auch mit Absicht in die Irre
gehen, die Zeugnis geben, von der Armseligkeit,
welche außerstande ist, auch im scheinbar Kleinen
und Geringen die Hoheit des Schöpfungswillens
zu entdecken, und die das Hohe, ja mit sonder-
licher Vorliebe das Höchste, die Gegenstände des
Glaubens und der Religion mit ihrem Unglauben
und ihrer Zweifelsucht verwässern und herab-
würdigen. Wer noch im Besi ze natürlichen Ge-
fühles ist, verläßt diese Ausstellung — es ist die
zehnte, welche die Neue Secession veranstaltet
— mit Widerwillen Uber diese Mißleistungen zu
lachen, wie man sich bei nicht wenigen versucht
fühlen könnte, wäre nicht das Rechte. Die ■'ache
ist viel zu ernst dafür Höchstens könnte man
sich mit der Erwägung trösten, daß der gesunde
Sinn des Volkes sich durch derlei freud- und
seelenlose, innerlich und äußerlich verkehrte Dinge
nicht beirren läßt, sie einfach nicht annimmt, und
daß an einer »Kunst« wie dieser nur eine ganz
dünne, in eingebildetem Weltschmerz und revolutio-
nären Geberden sich selbst interessant findende
Schicht Geschmack findet. — Sollen wir nach die-
sem eben Gesagten wirklich noch Namen nennen?
Von den Phantastereien Kubins reden, oder von
den Farbenexperimenten Coesters und anderer,
von den religiösen Gegenständen in ihrer Behand-
lung durch Jutz oder durch Karl Caspar? Diese
und die übrigen alle, können sie wirklich neue
Wege zu einem neuen Leben finden selbst wer
von ihnen ein überzeugter und bestrebter Sucher
ist? Ein einziges letztes Ziel gibt es nur, sei es,
wofür es sei, das ist die Wahrheit. Niemand findet
sie, noch kann er andere zu ihr führen, wenn er
ihr absichtlich in befangenem Eigensinn ausweicht.
Doering
ZUR AUSMALUNG DER KIRCHE
IN OLCHING
TAie neue, zu Anfang dieses Jahrhunderts im
romanischen Stil erbaute Kirche zu Olching,
unweit München, besitzt eine gewölbte Apsis, die
samt der Stirnwand jüngst durch Joseph Berg-
mann (München), einem Becker-Gundahl-Schüler,
mit Fresken geschmückt wurde. Bei der Form der
Apsis lag es nahe, an eine Ausmalung in der Art
der Apsidenmalereien altchristlicher und romani-
scher Basiliken zu denken, zumal da durch wissen-
schaftliche Publikationen, allen voran das Pracht-
werk Wilperts über die altchristlichen Mosaiken
und Wandmalereien vom 4.—13. Jahrhundert, die
schon früher einzeln aufgenommenen Motive der
altchristlichen Kirchenmalerei beliebt wurden und
neuere Künstler ihre Stilbestrebungen als ver-
wandt mit denen der alten Mosaizisten und Maler
empfinden. So hat auch Bergmann von altchrist-
lichen Motiven Inhalt, Anordnung und Gestaltung
ZUR AUSMALUNG DER KIRCHE IN OLCHING
L. Eckart. — Dem Freunde unserer gegenwärtigen
Christ ichen Kunst sind unter den Namen der so-
eben erwähnten Plastiker viele wohlbekannte begeg-
net; seh zahlr iche, g rade von den Hervorragend-
sten und Wichtigstei freilich hat er mit Bedauern
verm ßt. Noch weit ungüns iger sti ht dieseSactiebei
der Malerei ur dGraphik. Von den Zugehörigen
des engerenKreises christlicherKünstkr erscheinen
hier nur sehr wenige. Zu ihnen gehört Fr. Beckert
O P. mit einem von tiefer Poesie erfüllt n jugend-
lichen hl Thomas von Aquin Ferner O. Graßl mit
einer in ihrer Herbheit der Form und Farbe ins
Überwirkliche gehenden Auferweckung der Toten,
einer fast noch abstrakteren Stigmatisirung des
hl. Franziskus und einer Ver-pottung desselben
Heiligen durch die Kinder von Assisi ein ergrei-
fendes Werk, bei dem die Gefahr, ins Illustrative
zu verfallen, mit überlegenem künstlerischem Ge-
fühl vermieden ist. Zarte Poesie, die deutschinnige
Sprache an italienischer Schönheit veredelt hat,
tönt aus den Werken von A. Rausch, Malereien
und Radierungen, allermeist zur Verherrlichung
der Mutter Gottes. Kraft und tiefgründige Einfach-
heit walten in den Radierungen und Ölgemälden
von H. Röhm; den Drachenkampf des hl. Georg
hat er in beiden Techniken behandelt. Eine monu-
mental erfaßte Gefangennahme Christi ist von
P. Thalheimer. Damit sind die bekannten Namen
alle aufgezählt. Von den übrigen Bearbeitern re-
ligiöser Themata können wir nur die beachtens-
wertesten herausgreiten. Ein liebliches Bild der
jugendlichen Mutter Gottes mit dem Knaben schuf
W. Einbeck (Landesverband bildender Künstler) ;
altitalienischen Einfluß zeigen zwei Phantaisen über
das Jüngste Gericht von P. H. Schoedder. Lösung
schwieriger Beleuchtungsprobleme sucht F. Naager
in seinen »Jüngern von Emmaus«. Trocken ist die
Darstellung zweier Halbfiguren von Evangelisten
von A. Miller Ein hübsch gemaltes Genrebild ist
A. Hengelers »Ruhe auf der Flucht nach Ägypten«.
Damit wäre erledigt, was die Secession an reli-
giösen Werken darbietet. Habermanns Magdalena
und Stucks »Versuchung« sind bereits an anderer
Stelle erwähnt; in den Zusammenhang unserer vor-
liegenden Betrachtung gehören sie nicht. Von der
Münchener Künstlergenossenschaft bringt H. Vol-
kert eine lieblich farbige Zeichnung der hl. Jung-
frau, sowie eine kräftige Pieta (Radierung»; kraft-
volle Holzschnitte mit Darstellung der hl. Nacht
und des kreuztragenden Heilands K. Schiestl; tüch-
tige Radierungen E. Riegele; Holzschnitte voll
Kraft E. Pfefferle. Von abgeklärter Ruhe sind die
biblischen und legendarischen Gemälde von W. Orth.
H. E Kozel schildert die »Ruhe auf der Flucht« und
den barmherzigen Samaritaner. Skizzenhafte Art
zeigt das umfangreiche »Am Kalvarienberg« von
H. Heider. An die Historienmalerei A. v. Kellers
fühlt man sich erinnert beim Anblicke der »Aufer-
weckung« von F. Guillery, eines Werkes, das durch
die sichere Lösung erdenklichster Schwierigkeiten
der Zeichnung, Farbe, Beleuchtung Bewunderung
erregt und innerlich kalt läßt. Voll Zartheit ist die
Madonna (Radierung) von C. Graf Pfaff. Ergrei-
fend ist die volltönige Darstellung des barmher-
zigen Samaritans von Th. Geyr. Mit nicht minder
tiefer seelischer Wirkung malt W. Ditz einen am
Kreuze betenden Hirten, ein Werk von schlichter,
kühler Farbenstimmung (blau, grün, braun).
5. Die Neue Secession
Sie sei der Vollständigkeit halber mit erwähnt,
weil sie nun einmal auch im Glaspalaste ist. Es
ist wie ein Sinnbild, daß sie dort ihre eigenen
Räume besitzt, die von der übrigen Ausstellung
her unzugänglich sind So wie hier von den Lei-
stungen der ernst zu nehmenden Kunst, so sperren
sich diese Maler und Bildner auch von der ge-
sunden Wirklichkeit ab, sie trotzen auf ihr Eigen-
wesen, auf dieses verbohrte Festhalten an ästhe-
tis 'h und intellektuell unmöglichen Auffassungen
und Grundsätzen Was sollen wir mit allen diesen
Hirngespinsten noch unreifer oder unreif geblie-
bener Leute, die für keine Schönheit Auge und
Sinn, für keinen Verstand Verständnis zu haben
scheinen. Mit diesen Malereien, die größtenteils
ohne, oft genug auch mit Absicht in die Irre
gehen, die Zeugnis geben, von der Armseligkeit,
welche außerstande ist, auch im scheinbar Kleinen
und Geringen die Hoheit des Schöpfungswillens
zu entdecken, und die das Hohe, ja mit sonder-
licher Vorliebe das Höchste, die Gegenstände des
Glaubens und der Religion mit ihrem Unglauben
und ihrer Zweifelsucht verwässern und herab-
würdigen. Wer noch im Besi ze natürlichen Ge-
fühles ist, verläßt diese Ausstellung — es ist die
zehnte, welche die Neue Secession veranstaltet
— mit Widerwillen Uber diese Mißleistungen zu
lachen, wie man sich bei nicht wenigen versucht
fühlen könnte, wäre nicht das Rechte. Die ■'ache
ist viel zu ernst dafür Höchstens könnte man
sich mit der Erwägung trösten, daß der gesunde
Sinn des Volkes sich durch derlei freud- und
seelenlose, innerlich und äußerlich verkehrte Dinge
nicht beirren läßt, sie einfach nicht annimmt, und
daß an einer »Kunst« wie dieser nur eine ganz
dünne, in eingebildetem Weltschmerz und revolutio-
nären Geberden sich selbst interessant findende
Schicht Geschmack findet. — Sollen wir nach die-
sem eben Gesagten wirklich noch Namen nennen?
Von den Phantastereien Kubins reden, oder von
den Farbenexperimenten Coesters und anderer,
von den religiösen Gegenständen in ihrer Behand-
lung durch Jutz oder durch Karl Caspar? Diese
und die übrigen alle, können sie wirklich neue
Wege zu einem neuen Leben finden selbst wer
von ihnen ein überzeugter und bestrebter Sucher
ist? Ein einziges letztes Ziel gibt es nur, sei es,
wofür es sei, das ist die Wahrheit. Niemand findet
sie, noch kann er andere zu ihr führen, wenn er
ihr absichtlich in befangenem Eigensinn ausweicht.
Doering
ZUR AUSMALUNG DER KIRCHE
IN OLCHING
TAie neue, zu Anfang dieses Jahrhunderts im
romanischen Stil erbaute Kirche zu Olching,
unweit München, besitzt eine gewölbte Apsis, die
samt der Stirnwand jüngst durch Joseph Berg-
mann (München), einem Becker-Gundahl-Schüler,
mit Fresken geschmückt wurde. Bei der Form der
Apsis lag es nahe, an eine Ausmalung in der Art
der Apsidenmalereien altchristlicher und romani-
scher Basiliken zu denken, zumal da durch wissen-
schaftliche Publikationen, allen voran das Pracht-
werk Wilperts über die altchristlichen Mosaiken
und Wandmalereien vom 4.—13. Jahrhundert, die
schon früher einzeln aufgenommenen Motive der
altchristlichen Kirchenmalerei beliebt wurden und
neuere Künstler ihre Stilbestrebungen als ver-
wandt mit denen der alten Mosaizisten und Maler
empfinden. So hat auch Bergmann von altchrist-
lichen Motiven Inhalt, Anordnung und Gestaltung