BEIBLATT MITTEILUNGEN D. D. GESELLSCH. F. CHR. KUNST. — AUSSTELLUNGEN 25
Mitteilungen der Deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst
TZ üns tleris ch er Wettbewerb. Der von der
Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
E.V.,München, Karlstraßeö, ausgeschriebene Wett-
bewerb für drei katholische Pfarrkirchenneubauten
in Ludwigshafen am Rh. wurde mit 97 Entwür-
fen beschickt. Der Wettbewerb war auf Mitglie-
der der Gesellschaft aus Bayern, Württemberg,
Baden und Hessen beschränkt.
Der Erfolg des Wettbewerbes liegt in der über-
wiegend starken Betonung guter neuzeitlicher Lö-
sungen, die ebenso der sakralen Bestimmung wie
den Anforderungen in städtebaulicher und peku-
niärer Hinsicht voll gerecht werden.
Die Jury erkannte folgende Preise zu:
1. Projekt Marienkirche: Je ein Preis zu
M.I300.-—: Reg.-Baumeister Herkommer,Stuttgart;
Reg.-Baurat Bosslet, München, mit Dipl.-lng.
Lochner, Ludwigshafen; Josef Beck, Mannheim;
je ein Ankauf zu M. 300.— Karl Badberger, Mün-
chen; W. Leonhardt, Mannheim; Reg.-Baurat
Bosslet, München; Emil Freymuth, München.
2. Projekt St.-Josefs-Kirche : 1. Preis M.
2000.— K. Latteyer, Ludwigshafen; 2. Preis M.
1200.— L. Welzenbacher, München; 3. Preis M.
1000.— H. Scherrmann, Ludwigshafen; je ein An-
kauf zu M. 400.— A. Kirchmayer, Augsburg; A.
Teuffel, Ludwigshafen.
3. Projekt H er z - Jes u-Kir ch e: 1. Preis M.
2000.— Reg.-Baürat Bosslet, München, mit Dipl.-
lng. Lochner, Ludwigshafen; 2. Preis M. 1200.—
Reg.-Baumeister H. Herkommer, Stuttgart; 3.Preis
M. 700.— L. Welzenbacher, München; je ein An-
kauf zu M. 300.— M. Kurz, Augsburg; Karl Lat-
teyer, Ludwigshafen; M. Simon, München; R.
Steidle, München.
Die Entwürfe werden in München und Ludwigs-
hafen ausgestellt. Ein prinzipieller Aufsatz mit Ab-
bildungen von Prof. Dr. Hans Karlinger an der
Technischen Hochschule München wird in einem
der nächsten Hefte eingehenden Bericht bringen.
Ausstellungen
DIE REICHSTAGSAUSSTELLUNG
DES BERLINER KREISES KATHO-
LISCHER KÜNSTLER 1925
TAer Berliner Kreis katholischer Künstler veran-
-1-7 staltete Ende Januar im Rahmen der Alber-
tus-Magnus-Studentenhilfe und der Caritas für
Akademiker seine diesjährige zweite Reichstags-
ausstellung. In geschmackvollem Aufbau waren
Architektur, Malerei und Graphik, Plastik und
angewandte Kunst vertreten. Wilh. Fahlbusch,
der Erbauer der Diasporakirche zu Berlinchen
(Neumark), brachte Entwürfe zum Vergrößerungs-
und Umbau der Kirche des Berliner Hedwigs-
krankenhauses und der geplanten Kirche mit Pfarr-
haus in Wannsee. Kühne, zusammengeschlossene
Formen drücken wirkliche architektonische Ideen
aus. Eigenartig wird der Zentralgedanke mit dem
Langhausbau verbunden, diesem eingegliedert.
Auf dem Gebiete des modernen Kirchenbaus ist
Fahlbusch eine der größten Hoffnungen. W. Bü-
nings Landhaus bei Potsdam offenbart kultur-
bewußte Bauweise, die den Sinn des Wohnens
mit der besonderen Landschaft verbindet.
Da sich der Berliner Kreis katholischer Künst-
ler nicht auf Richtung, sondern auf Qualität
festgelegt hat, gleich welcher Richtung, so muß-
ten auch heuer nach Lage der Dinge die Stürmer
und die Anhänger der traditionellen Weise, die
Stilisten hier und die Naturalisten dort, und welche
Unterscheidungen man machen will, sich beson-
ders stark voneinander abheben, ohne daß Über-
gänge zu fehlen brauchten. Dabei waren die Aller-
extremsten von Links und Rechts, wie man sie
von der »Juryfreien« oder der »Großen Berliner«
her kennt, weggeblieben. Hinter den Komposi-
tionen Schelhasses steckt Ernst und Können.
Bei allem Vorwärtsschreiten blickt er doch auf
die wahrhaft monumentale Malerei des Mittel-
alters und lernt aus ihr, aus dem Prinzip, nicht
dem ausschließlich Formalen oder gar Formali-
stischen. Der Künstler, der von Dülberg herkommt,
hat in seinem eigenartigen Kreuzweg zu Berlin-
chen die Fähigkeit zur Ausgestaltung großer Flä-
chen bewiesen. Vor Paul Plontkes deutscher
Madonna, sagen wir »Mutter und Kind«, die in
ihrer technischen Auflockerung feinste Tonskalen
aufweist, bedauerte man wiederum, daß dem Mei-
ster noch nicht Gelegenheit gegeben wurde, sich
dem kirchlichen Rahmen einordnen zu können. In
den Bahnen Plontkes wandelt zum Teil Gg. Kin-
zer (Madonna im Gebirge). Herrn. T eub er, be-
reits ein Graphiker von Rang, zeigte hier erst-
mals Malereien, Landschaften, von jedem Effekt
freie Bilder, streng und geschlossen, Hoferschule.
Häuser und leichte Gebirgsmotive aus Rhein und
Eifel brachte Otto Kainz zugleich mit seiner
persönlich aufgefaßten Madonna mit Kind, die
man im Vorjahre in Dresden neben dem ergrei-
fenden Schmerzensmann sah. Ein stärkeres An-
gleichen der Technik ans Thematische wäre neuer-
dings bei Kainz wünschenswert. Theo Land-
manns große Aquarelle »Ölberg« und »Grab-
legung« sind recht ernstgemeinte Versuche auf
einem Weg zu Lösungen, nach Form wie Inhalt.
Entzückend, lichtfroh ist Julius Wehingers ins
Profil gesetzte kleine Madonna, ja volkstümlich
im besten Sinne und sehr distinguiert in der Far-
bengebung, das Werk eines ehrlich Strebenden.
Prickelnden Reiz offenbaren die lebenswahr er-
faßten und doch in einen ganz persönlichen Stil
übertragenen italienischen Volkstypen Fillide Le-
vastis, die heute schon ein Stück europäischer
Malerei bieten; in Deutschland ein stets gern ge-
sehener Gast! Ein Zeichner von höchster Quali-
tät ist Aug. Lachenmeyer, den alten Hollän-
dern blutsverwandt. Theod. Nüttgens stellte
einige beachtliche Bildnisse aus, unter denen sich
das männliche durch großen Kontur sowie durch
seine Gesamthaltung auszeichnete. Jahn-Hei-
ligenstadt hat mit der Innenansicht des Lübecker
Domes einen Höhenpunkt in seinem fein abwägen-
den, impressionistischen Schaffen erreicht; intim
die kleine, so saftig gemalte Sakristei.
In den Graphiken kam das Drängen nach neuer
Formung noch stärker zum Ausdruck: Hubert
Schöllgen und Schelhasse standen mit ihren
wuchtigen Holzschnitten an der Spitze. Schöll-
gens zehn Blätter zum jungen Drama sind ein
Dokument unserer Zeit und ein interessantes Bei-
spiel für eine sichtbare Parallelität der Künste.
Vassilieres, Teubers, Lehners Radierungen, Dörthe
Ulmers Holzschnitte (Heilige!) oder Irene Brock-
hausens Aquarelle, Franz Timms edle Gebrauchs-
graphik seien aus der Fülle genannt.
Die Plastik, wenn auch aus äußeren Gründen
Die christliche Kunst. XXI. 4,
4
Mitteilungen der Deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst
TZ üns tleris ch er Wettbewerb. Der von der
Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
E.V.,München, Karlstraßeö, ausgeschriebene Wett-
bewerb für drei katholische Pfarrkirchenneubauten
in Ludwigshafen am Rh. wurde mit 97 Entwür-
fen beschickt. Der Wettbewerb war auf Mitglie-
der der Gesellschaft aus Bayern, Württemberg,
Baden und Hessen beschränkt.
Der Erfolg des Wettbewerbes liegt in der über-
wiegend starken Betonung guter neuzeitlicher Lö-
sungen, die ebenso der sakralen Bestimmung wie
den Anforderungen in städtebaulicher und peku-
niärer Hinsicht voll gerecht werden.
Die Jury erkannte folgende Preise zu:
1. Projekt Marienkirche: Je ein Preis zu
M.I300.-—: Reg.-Baumeister Herkommer,Stuttgart;
Reg.-Baurat Bosslet, München, mit Dipl.-lng.
Lochner, Ludwigshafen; Josef Beck, Mannheim;
je ein Ankauf zu M. 300.— Karl Badberger, Mün-
chen; W. Leonhardt, Mannheim; Reg.-Baurat
Bosslet, München; Emil Freymuth, München.
2. Projekt St.-Josefs-Kirche : 1. Preis M.
2000.— K. Latteyer, Ludwigshafen; 2. Preis M.
1200.— L. Welzenbacher, München; 3. Preis M.
1000.— H. Scherrmann, Ludwigshafen; je ein An-
kauf zu M. 400.— A. Kirchmayer, Augsburg; A.
Teuffel, Ludwigshafen.
3. Projekt H er z - Jes u-Kir ch e: 1. Preis M.
2000.— Reg.-Baürat Bosslet, München, mit Dipl.-
lng. Lochner, Ludwigshafen; 2. Preis M. 1200.—
Reg.-Baumeister H. Herkommer, Stuttgart; 3.Preis
M. 700.— L. Welzenbacher, München; je ein An-
kauf zu M. 300.— M. Kurz, Augsburg; Karl Lat-
teyer, Ludwigshafen; M. Simon, München; R.
Steidle, München.
Die Entwürfe werden in München und Ludwigs-
hafen ausgestellt. Ein prinzipieller Aufsatz mit Ab-
bildungen von Prof. Dr. Hans Karlinger an der
Technischen Hochschule München wird in einem
der nächsten Hefte eingehenden Bericht bringen.
Ausstellungen
DIE REICHSTAGSAUSSTELLUNG
DES BERLINER KREISES KATHO-
LISCHER KÜNSTLER 1925
TAer Berliner Kreis katholischer Künstler veran-
-1-7 staltete Ende Januar im Rahmen der Alber-
tus-Magnus-Studentenhilfe und der Caritas für
Akademiker seine diesjährige zweite Reichstags-
ausstellung. In geschmackvollem Aufbau waren
Architektur, Malerei und Graphik, Plastik und
angewandte Kunst vertreten. Wilh. Fahlbusch,
der Erbauer der Diasporakirche zu Berlinchen
(Neumark), brachte Entwürfe zum Vergrößerungs-
und Umbau der Kirche des Berliner Hedwigs-
krankenhauses und der geplanten Kirche mit Pfarr-
haus in Wannsee. Kühne, zusammengeschlossene
Formen drücken wirkliche architektonische Ideen
aus. Eigenartig wird der Zentralgedanke mit dem
Langhausbau verbunden, diesem eingegliedert.
Auf dem Gebiete des modernen Kirchenbaus ist
Fahlbusch eine der größten Hoffnungen. W. Bü-
nings Landhaus bei Potsdam offenbart kultur-
bewußte Bauweise, die den Sinn des Wohnens
mit der besonderen Landschaft verbindet.
Da sich der Berliner Kreis katholischer Künst-
ler nicht auf Richtung, sondern auf Qualität
festgelegt hat, gleich welcher Richtung, so muß-
ten auch heuer nach Lage der Dinge die Stürmer
und die Anhänger der traditionellen Weise, die
Stilisten hier und die Naturalisten dort, und welche
Unterscheidungen man machen will, sich beson-
ders stark voneinander abheben, ohne daß Über-
gänge zu fehlen brauchten. Dabei waren die Aller-
extremsten von Links und Rechts, wie man sie
von der »Juryfreien« oder der »Großen Berliner«
her kennt, weggeblieben. Hinter den Komposi-
tionen Schelhasses steckt Ernst und Können.
Bei allem Vorwärtsschreiten blickt er doch auf
die wahrhaft monumentale Malerei des Mittel-
alters und lernt aus ihr, aus dem Prinzip, nicht
dem ausschließlich Formalen oder gar Formali-
stischen. Der Künstler, der von Dülberg herkommt,
hat in seinem eigenartigen Kreuzweg zu Berlin-
chen die Fähigkeit zur Ausgestaltung großer Flä-
chen bewiesen. Vor Paul Plontkes deutscher
Madonna, sagen wir »Mutter und Kind«, die in
ihrer technischen Auflockerung feinste Tonskalen
aufweist, bedauerte man wiederum, daß dem Mei-
ster noch nicht Gelegenheit gegeben wurde, sich
dem kirchlichen Rahmen einordnen zu können. In
den Bahnen Plontkes wandelt zum Teil Gg. Kin-
zer (Madonna im Gebirge). Herrn. T eub er, be-
reits ein Graphiker von Rang, zeigte hier erst-
mals Malereien, Landschaften, von jedem Effekt
freie Bilder, streng und geschlossen, Hoferschule.
Häuser und leichte Gebirgsmotive aus Rhein und
Eifel brachte Otto Kainz zugleich mit seiner
persönlich aufgefaßten Madonna mit Kind, die
man im Vorjahre in Dresden neben dem ergrei-
fenden Schmerzensmann sah. Ein stärkeres An-
gleichen der Technik ans Thematische wäre neuer-
dings bei Kainz wünschenswert. Theo Land-
manns große Aquarelle »Ölberg« und »Grab-
legung« sind recht ernstgemeinte Versuche auf
einem Weg zu Lösungen, nach Form wie Inhalt.
Entzückend, lichtfroh ist Julius Wehingers ins
Profil gesetzte kleine Madonna, ja volkstümlich
im besten Sinne und sehr distinguiert in der Far-
bengebung, das Werk eines ehrlich Strebenden.
Prickelnden Reiz offenbaren die lebenswahr er-
faßten und doch in einen ganz persönlichen Stil
übertragenen italienischen Volkstypen Fillide Le-
vastis, die heute schon ein Stück europäischer
Malerei bieten; in Deutschland ein stets gern ge-
sehener Gast! Ein Zeichner von höchster Quali-
tät ist Aug. Lachenmeyer, den alten Hollän-
dern blutsverwandt. Theod. Nüttgens stellte
einige beachtliche Bildnisse aus, unter denen sich
das männliche durch großen Kontur sowie durch
seine Gesamthaltung auszeichnete. Jahn-Hei-
ligenstadt hat mit der Innenansicht des Lübecker
Domes einen Höhenpunkt in seinem fein abwägen-
den, impressionistischen Schaffen erreicht; intim
die kleine, so saftig gemalte Sakristei.
In den Graphiken kam das Drängen nach neuer
Formung noch stärker zum Ausdruck: Hubert
Schöllgen und Schelhasse standen mit ihren
wuchtigen Holzschnitten an der Spitze. Schöll-
gens zehn Blätter zum jungen Drama sind ein
Dokument unserer Zeit und ein interessantes Bei-
spiel für eine sichtbare Parallelität der Künste.
Vassilieres, Teubers, Lehners Radierungen, Dörthe
Ulmers Holzschnitte (Heilige!) oder Irene Brock-
hausens Aquarelle, Franz Timms edle Gebrauchs-
graphik seien aus der Fülle genannt.
Die Plastik, wenn auch aus äußeren Gründen
Die christliche Kunst. XXI. 4,
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