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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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BUCHERSCHAU

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da man seinem Werk gerecht wird. Es ist ohne
Zweifel ein Verdienst der Mannheimer Kunsthalle
und ihres derzeitigen Leiters, Dr. G. F. Hartlaub,
allen Widerständen und Widersprüchen zum Trotz
durch diese erste Nachlaßausstellung mannhaft
und nachdrücklich für Haiders Kunst eingetreten
zu sein. Einsichtige Galerieleitungen haben sich
freilich rechtzeitig das eine oder andere Meister-
werk dieses von der »Moderne« über die Achsel
angesehenen Künstlers gesichert, und so haben die
großen öffentlichen städtischen und staatlichen
Sammlungen in Berlin, Elberfeld, Frankfurt, Karls-
ruhe, Leipzig, Mannheim, München, Stuttgart Ge-
mälde Haiders in ihrem Besitz. Die meisten dieser
Sammlungen haben der Mannheimer Kunsthalle
für zwei Monate ihre Haider-Bilder leihweise zur
Verfügung gestellt, aber auch namhafte Privat-
sammler sind daran beteiligt; so konnte eine fast
lückenlose Schau von 52 Gemälden und 43 Hand-
zeichnungen zusammengebracht werden, darunter
Haiders Meisterwerke wie »Moni«, »Der neue
Stutzen«, »Agatharieder Landschaft«, das Bildnis
der Frau Greinwald. Uber Haiders Kunst im all-
gemeinen braucht hier kaum etwas gesagt zu
werden, da sie in diesen Blättern wiederholt ge-
würdigtwurde. Ein besonderes Wort aber verdienen
Haiders Handzeichnungen, denn sie machen das
Wertvolle dieser Ausstellung aus und lassen uns
einen tiefen Blick tun in die Werkstatt, in die
innerste Schaffensart des Künstlers. Weitaus die
meisten der Skizzen und Handzeichnungen sind
mit dem Bleistift ausgeführt und zwar mit einer
Sorgfalt der Einzelheiten und oft einer Feinheit
des Striches, die zuweilen an Holbein und Dürer
denken läßt. Haider hat ja kein graphisches Werk
neben seiner Malerei geschaffen wie Hans Thoma,
dem er in jungen Jahren nahestand. Und doch
verdient er unmittelbar neben diesem Altmeister
der Kunst eine Stelle. Von der von Ernst Haider,
dem Sohne des Künstlers, geplanten umfassenden
Veröffentlichung dürfen wir mit Recht neue Auf-
schlüsse über Haiders Lebenswerk erwarten.
Dr. Otto Biehler
Wettbewerb. Zur Erlangung eines Plakat-
entwurfes für die im Juli 1925 stattfindende
Deutsche Rosenschau in Mainz ist ein Wett-
bewerb ausgeschrieben mit drei Preisen zu 500 M.,
300 M. und 200 M. — Text: Deutsche Rosen-
sc h au M a i n z 1925. Rheinische Festwoche
vom 12. bis 19. Juli. Hauptversammlung
des Vereins deutscher Rosenfreunde. —
Endtermin: 31. Dezember 1924. Einsendung an die
Geschäftsstelle Mainz, Städt. Gartenverwaltung
F.-A. 2955-
Georg Rasel (Breslau), der vielfach auf dem
weiten Gebiete der Graphik tätig war, zeichnete
für den nächsten Jahrgang des »Schlesischen Hed-
wigskalenders« die Kopfleisten für die Tabellen
zu den Monatstagen, ein Blatt mit den Darstel-
lungen der Hauptmomente des Lebens und einen
gut gewählten Ausschnitt vom Grabdenkmal der
hl. Hedwig in Trebnitz.
Köln. S. Em. Kardinal Schulte ernannte un-
term 8. Oktober den Architekten B. D. A. und
Diözesanbaumeiser Heinrich Renard zum Erz-
diözesanbaurat. In einem huldvollen Schreiben
hoben S. Eminenz die wertvollen Dienste hervor,
die der Künstler der Erzdiözese Köln durch herr-
liche Gotteshäuser und andere kirchliche Bauten,

die unter dessen Leitung entstanden, geleistet hat
und gedachten der sachverständigen Urteile des-
selben bei Begutachtung schwieriger Baufragen.
Berlin. Am 26.September 1924 starb hier ganz
unerwartet nach schwerer Operation der Gold-
und Silberschmied Josef Wilm (Dorfen), Lehrer
an den jetzt Verein. Staatl. Hochschulen für freie
und angewandte Künste. Mit Wilm verliert die
deutsche christliche Kunstbewegung eine ihrer
stärksten Stützen; der Berliner Kreis kath Künst-
ler aber wird seines eifrigsten und kenntnisreich-
sten Vorstands- und Gründungsmitgliedes beraubt.
Das Werk des Meisters, im einzelnen rühmlichst
bekannt, soll an anderer Stelle dieser Zeitschrift
noch gewürdigt werden, außerdem ist eine mono-
graphische Zusammenfassung in absehbarer Zeit
beabsichtigt, so daß die Früchte dieses Schaffens
nicht ganz verlorengehen. Die Folgen, die der
Tod des 44jährigen Mannes hinsichtlich der Ver-
tretung christlicher Kunst an einer öffentlichen
Lehranstalt nach sich ziehen wird, sind heute
noch nicht abzusehen. Dr. Gehrig

BÜCHERSCHAU
Geschichte der Kunst aller Zeiten und
Völker. Von Karl Wörmann. Zweite,neubear-
beitete und vermehrte Auflage. LBand: Die Kunst
der Urzeit. Die alte Kunst Ägyptens, Westasiens
und der Mittelmeerländer. Mit 548 Abb. im Text,
11 Tafeln in Farbendruck und 71 Tafeln in Ton-
ätzung und Holzschnitt. Leipzig und Wien, Biblio-
graphisches Institut, 1915.
Der hochangesehene Verfasser beging am 4. Juli
1924 den 80. Geburtstag. Er hat sich mit seiner
»Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker«
ein dauerndes, ruhmreiches Denkmal gesetzt. Die-
sem Werke sind umfassende, aus der auf vielen
Reisen gewonnenen unmittelbaren Anschauung ge-
wonnene Spezialstudien vorausgegangen. Als Sohn
eines hamburgischen Großkaufmanns von wirt-
schaftlichen Hemmungen nicht eingeengt, konnte
Karl Wörmann schon in früher Jugend sich die
Welt anschauen und seinem universellen Wissens-
drang leben. Ununterbrochen ließ sich der Ge-
lehrte angelegen sein, auf erneuten Reisen seine
Anschauung über die Kunstwerke zu vertiefen und
zugleich die Forschungen anderer durch eigenes
Studium an Ort und Stelle nachzuprüfen; noch
als 78jähriger machte er eine große Weltreise.
Nebenher lief die Kenntnisnahme der weitschich-
tigen Literatur und der briefliche Verkehr mit
Fachmännern. So kam ein Werk zustande, das in
ästhetischer und kunsthistorischer Beziehung An-
spruch auf eine führende Rolle erheben darf und
man kann es nur begrüßen, daß der dreibändigen
I. Auflage eine sechsbändige II. folgte. Zudem
ist der ungeheuere Stoff in vollendeter Sprache
geboten und die Illustrierung ausgezeichnet. Dem
Verfasser ist die Kunst eine freie, die Menschheit
beglückende und erhebende Geistesmacht und seine
in Wahrheit »allgemeine« Kunstgeschichte geht
darauf aus, die Entwicklung des künstlerischen
Geistes und der künstlerischen Formensprache der
Menschheit zu verfolgen. Er strebt das besondere
Kunstwollen jeden Volkes und jeder Zeit zu erfassen
und darzustellen, ist sich aber auch bewußt, daß
es kaum einem Kunstforscher gelingen wird, den
Standpunkt seiner eigenen Zeit und seines Volkes
völlig zu verleugnen und erkennt die Verkehrtheit,
 
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