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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Kreitmeier, Joseph: August Weckbecker
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0064

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42

AUGUST WECKBECKER STURM AUF DEM SEE GENEZARETH
Text S. 43


AUGUST WECKBECKER
Von JOSEF KREITMAIER S. J.

ITs ist für Künstler nicht gut, wenn ihnen
das Leben allzuviel Blumen streut. Fast
immer verweichlichen dabei Charakter und
Kunst. Michelangelo- und Beethoven-Natu-
ren bilden sich nur im Läuterungsfeuer der
Leiden, und tiefe tragische Kunst, die seeli-
sche Wahrheit über ideale Schönheit stellt,
kann nur in einer Künstlerseele gedeihen,
die selber durch Kampf und tragisches
Ringen hindurchgeschritten ist. Ein echter
Künstler, der Schöpfer ist und nicht nur
Könner, muß mit Naturnotwendigkeit Ab-
bilder der eigenen Seele gestalten, und er

versagt vor Aufgaben, die ihm anderes zu-
muten. Das ist z. B. die Tragik bei einem
Richard Strauß, daß ihm die Tragik im
Leben fehlte; es ging dem verhätschelten
Liebling der Musen jederzeit viel zu gut.
So kam es, daß er zwar die Ausdrucks-
mittel seiner Kunst wie kaum ein anderer
beherrscht, und doch den Ausdruck für gei-
stiges Ringen nicht findet. Ein Künstler
sollte nicht murren gegen das Schicksal,
sondern die Stunde segnen, wo ihm der
Becher der Leiden gereicht wird; es ist für
ihn die Stunde, wo sich der Künstler um
 
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