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PERSONALNACHRICHTEN — BÜCHERSCHAU
Personalnadinckten
AKADEMISCHER MALER SCHULRAT
LUDWIG R. VON KURZ
A m 25. August 1925 feiert der allgeachtete Künst-
1er und Kunstschriftsteller Schulrat Ludwig
Ritter von Kurz zum Thurn und Goldenstein in
Graz ein schönes und seltenes Jubelfest, das der
goldenen Hochzeit mit seiner Gattin Johanna, geb.
Schranzhofer. Ludwig R. v. Kurz entstammt einem
alten tirolisch - salzburgischen Adelsgeschlechte,
welches besonders in letzterer Zeit schon eine grö-
ßere Anzahl ausübender Künstler hervorbrachte.
Sein Vater, der akademische Maler Franz Seraph
v. Kurz, ließ sich in Laibach in Krain nieder, und
dort erblickte auch Ludwig am 7. Oktober 1850
als siebentes von neun Kindern das Licht der Welt.
Nachdem er 1867 die K. K. Oberrealschule in Lai-
bach absolviert hatte, zog die ganze Familie nach
Graz, und Ludwig besuchte daselbst die landschaft-
liche Zeichenakademie unter ihrem tüchtigen Direk-
tor, dem Nazarener Josef Tunner, dessen bedeu-
tendster Schüler er wurde. Seit 1872 wirkte er als
Zeichenlehrer an den Grazer Gymnasien und wurde,
nachdem er 1875 die Lehramtsprüfung für Zeich-
nen abgelegt, 1880 Professor. Bei seinem Übertritt
in den Ruhestand wurde er 1906 mit dem Titel
eines Schulrates ausgezeichnet, erhielt 1910 von
Kaiser Franz Joseph I. den erblichen Ritterstand
und 1920 von Sr. Heiligkeit das Ehrenzeichen Pro
ecclesia et pontifice. Die Römische Künstlerzunft
und der Christliche Kunstverein der Diözese Seckau
ernannten ihn 1904 zum Ehrenmitgliede. In seiner
Kunstrichtung, auf die mehrfache Reisen in Öster-
reich-Ungarn und Deutschland bestimmend ein-
wirkten, war der Künstler anfänglich Romantiker,
schloß sich dann aber an die Nazarener und an
die österreichische Barocke an. Er übt'starken
Einfluß auf die kirchliche Kunst und das kirch-
liche Kunstgewerbe in Steiermark aus, betätigt
sich seit 1891 auch literarisch und lieferte seit 1892
auch zahlreiche architektonische Entwürfe. Zahl-
reich sind seine Werke, und nicht nur in Steier-
mark, sondern auch außerhalb dieses Landes findet
man solche. Von seinen größeren Arbeiten seien
besonders erwähnt: »Die Gründung des Serviten-
ordens« in der Klosterkirche zu Frohnleiten (1895),
»Johannes Bapt. als Prediger« in der Grabenpfarr-
kirche in Graz (1899), Altar- und Wandbilder in
Voitsberg, Leibnitz, Groß-St.-Florian, Hz, Walters-
dorf, Gnas usw. Auch als Buchillustrator für den
Verlag »Styria« in Graz machte er sich in den
beiden letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahr-
hunderts einen Namen.
Seit der Besprechung seines für St. Johann im
Saggautale, Steiermark, gemalten St. Agnesbildes
im XX. Jahrgange 1923 unserer Zeitschrift (S. 11
des Beiblattes), dem kurz zuvor der Entwurf eines
vollständigen Kreuzweges für den Kalvarienberg
in St. Peter am Ottersbach, Steiermark, voraus-
ging, schuf der unermüdliche Künstler im Jahre
1924, abgesehen von kleineren Arbeiten, ein schö-
nes großes Ölbild der Schmerzensmutter für die
Pfarrkirche zu Gnas, Steiermark, und vollendete
erst vor kurzem wieder ein Tafelbild in Ölfar-
ben, 2,20 m hoch und 1,45 m breit, als Hochaltar-
bild für die Pfarrkirche in Ligist, Steiermark.
Die Patronin dieser Kirche, die hl. Katharina, er-
scheint auf demselben vor einer Glorie auf Wol-
ken kniend und für die Pfarrkinder betend. Zwei
Engel vor ihr halten eine Palme und ihre Marter-
werkzeuge, das Rad mit dem Eisenhaken und das
Schwert. Die einfache, gut durchgeführte Kom-
position, die Korrektheit der Zeichnung der Kör-
per und Gewandungen, die prächtige Lichtvertei-
lung und Farbengebung, der edle Ausdruck in den
Gesichtern, die Ruhe und Erhabenheit in den Be-
wegungen verraten den auch gegen sich strengen,
gewissenhaften Meister guter Schulung. Trotz der
dem Stile der Kircheneinrichtung entsprechenden
Anklänge an die Barocke ist in dem Bilde des
Meisters Eigenart gewahrt. — Für die genannte
Kirche entwarf der Künstler auch die Ausmalung
des Presbyteriums und zeichnete hierfür den Kar-
ton für ein Deckenbild, darstellend die Übertra-
gung des Leichnams der hl. Katharina durch Engel
von Alexandrien auf den Berg Sinai. Gegenwärtig
arbeitet der Meister an einer kleineren Herz-Jesu-
Darstellung für Privatbesitz, die nahezu vollendet
ist, und schafft außerdem an Entwürfen für einen
großen Deckenbilderzyklus für die Pfarrkirche zum
hl. Johannes Bapt. am Graben in Graz, das Leben
dieses Heiligen darstellend.
Der Künstler verrät trotz seiner 75 Jahre in
seinen Werken noch keinerlei Zeichen des Alterns.
Im Gegenteil; nicht mehr wie früher eingeengt
und behindert durch die zeitraubende Tätigkeit
des Unterrichtes, konnte er sich nun in seiner
Eigenart erst recht entfalten und vervollkommnen.
Auch wir wünschen dem edlen Jubilar und seiner
treuen Lebensgefährtin Gottes reichsten Segen und
besonders noch auf recht viele Jahre die Erhaltung
seiner bewundernswerten Rüstigkeit und Schaf-
fenskraft zur Ehre Gottes und zum Wohle wahrer
religiöser Kunst und Kunstwissenschaft, K. F.G.
Bucherschau
Andre Michel, Histoire de hart. Tome VII,
2e partie. Gr.-8°, .456 S., 6 Heliogravüren, 253 Text-
abbildungen. Armand Colin, Paris 1924. Geh. 60
fr. Fr., Halbfranz mit Kopfgoldschnitt 90 fr. Fr.
Der vorliegende Band ist der vierzehnte einer
großangelegten Kunstgeschichte, die im ganzen
16 Großoktavbände umfassen wird. Im Gegensatz
zu den meisten Kunstgeschichten, die selbst bei
geringem Umfang die Kunst aller Zeiten, oder
sogar aller Völker behandeln, begrenzt Andre
Michel sein Werk auf die Kunst der christlichen
Kulturvölker. Der erste Band beginnt also mit
der Kunst der Katakomben, die beiden noch aus-
stehenden Bände werden die Kunst des 19. und
20. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit behandeln.
Denkbar weitgehend ist die Arbeitsteilung. Etwa
40 Kunstgelehrte haben an den bisher erschienenen
14 Bänden mitgearbeitet, darunter die führenden
Köpfe Frankreichs. Auch zwei deutsche Namen von
gutem Klang finden sich unter den Mitarbeitern der
früher erschienenen Bände: Otto von Falke und
Arthur Haseloff. Die zehn Kapitel des 14. Halbban-
des, von zehn verschiedenen Autoren gezeichnet,
behandeln die Kunst Frankreichs in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, die englische, spa-
nische, portugiesische und schweizerische Kunst
im 18. Jahrhundert, sowie das Kunstgewerbe Euro-
pas in dieser Zeit. Die Ausstattung hat stetig die
gleiche Güte bewahrt: schweres Kunstdruckpapier
und scharfe Bildplatten. Ein gediegenes Werk von
größtmöglicher wissenschaftlicher Zuverlässigkeit,
an dem auch der deutsche Kunsthistoriker nicht
vorübergehen kann. Dr. Richard Maria Stand
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg. Dill, München, Prinzregentenstr. 3; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A.G. — Sämtliche in München.
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Personalnadinckten
AKADEMISCHER MALER SCHULRAT
LUDWIG R. VON KURZ
A m 25. August 1925 feiert der allgeachtete Künst-
1er und Kunstschriftsteller Schulrat Ludwig
Ritter von Kurz zum Thurn und Goldenstein in
Graz ein schönes und seltenes Jubelfest, das der
goldenen Hochzeit mit seiner Gattin Johanna, geb.
Schranzhofer. Ludwig R. v. Kurz entstammt einem
alten tirolisch - salzburgischen Adelsgeschlechte,
welches besonders in letzterer Zeit schon eine grö-
ßere Anzahl ausübender Künstler hervorbrachte.
Sein Vater, der akademische Maler Franz Seraph
v. Kurz, ließ sich in Laibach in Krain nieder, und
dort erblickte auch Ludwig am 7. Oktober 1850
als siebentes von neun Kindern das Licht der Welt.
Nachdem er 1867 die K. K. Oberrealschule in Lai-
bach absolviert hatte, zog die ganze Familie nach
Graz, und Ludwig besuchte daselbst die landschaft-
liche Zeichenakademie unter ihrem tüchtigen Direk-
tor, dem Nazarener Josef Tunner, dessen bedeu-
tendster Schüler er wurde. Seit 1872 wirkte er als
Zeichenlehrer an den Grazer Gymnasien und wurde,
nachdem er 1875 die Lehramtsprüfung für Zeich-
nen abgelegt, 1880 Professor. Bei seinem Übertritt
in den Ruhestand wurde er 1906 mit dem Titel
eines Schulrates ausgezeichnet, erhielt 1910 von
Kaiser Franz Joseph I. den erblichen Ritterstand
und 1920 von Sr. Heiligkeit das Ehrenzeichen Pro
ecclesia et pontifice. Die Römische Künstlerzunft
und der Christliche Kunstverein der Diözese Seckau
ernannten ihn 1904 zum Ehrenmitgliede. In seiner
Kunstrichtung, auf die mehrfache Reisen in Öster-
reich-Ungarn und Deutschland bestimmend ein-
wirkten, war der Künstler anfänglich Romantiker,
schloß sich dann aber an die Nazarener und an
die österreichische Barocke an. Er übt'starken
Einfluß auf die kirchliche Kunst und das kirch-
liche Kunstgewerbe in Steiermark aus, betätigt
sich seit 1891 auch literarisch und lieferte seit 1892
auch zahlreiche architektonische Entwürfe. Zahl-
reich sind seine Werke, und nicht nur in Steier-
mark, sondern auch außerhalb dieses Landes findet
man solche. Von seinen größeren Arbeiten seien
besonders erwähnt: »Die Gründung des Serviten-
ordens« in der Klosterkirche zu Frohnleiten (1895),
»Johannes Bapt. als Prediger« in der Grabenpfarr-
kirche in Graz (1899), Altar- und Wandbilder in
Voitsberg, Leibnitz, Groß-St.-Florian, Hz, Walters-
dorf, Gnas usw. Auch als Buchillustrator für den
Verlag »Styria« in Graz machte er sich in den
beiden letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahr-
hunderts einen Namen.
Seit der Besprechung seines für St. Johann im
Saggautale, Steiermark, gemalten St. Agnesbildes
im XX. Jahrgange 1923 unserer Zeitschrift (S. 11
des Beiblattes), dem kurz zuvor der Entwurf eines
vollständigen Kreuzweges für den Kalvarienberg
in St. Peter am Ottersbach, Steiermark, voraus-
ging, schuf der unermüdliche Künstler im Jahre
1924, abgesehen von kleineren Arbeiten, ein schö-
nes großes Ölbild der Schmerzensmutter für die
Pfarrkirche zu Gnas, Steiermark, und vollendete
erst vor kurzem wieder ein Tafelbild in Ölfar-
ben, 2,20 m hoch und 1,45 m breit, als Hochaltar-
bild für die Pfarrkirche in Ligist, Steiermark.
Die Patronin dieser Kirche, die hl. Katharina, er-
scheint auf demselben vor einer Glorie auf Wol-
ken kniend und für die Pfarrkinder betend. Zwei
Engel vor ihr halten eine Palme und ihre Marter-
werkzeuge, das Rad mit dem Eisenhaken und das
Schwert. Die einfache, gut durchgeführte Kom-
position, die Korrektheit der Zeichnung der Kör-
per und Gewandungen, die prächtige Lichtvertei-
lung und Farbengebung, der edle Ausdruck in den
Gesichtern, die Ruhe und Erhabenheit in den Be-
wegungen verraten den auch gegen sich strengen,
gewissenhaften Meister guter Schulung. Trotz der
dem Stile der Kircheneinrichtung entsprechenden
Anklänge an die Barocke ist in dem Bilde des
Meisters Eigenart gewahrt. — Für die genannte
Kirche entwarf der Künstler auch die Ausmalung
des Presbyteriums und zeichnete hierfür den Kar-
ton für ein Deckenbild, darstellend die Übertra-
gung des Leichnams der hl. Katharina durch Engel
von Alexandrien auf den Berg Sinai. Gegenwärtig
arbeitet der Meister an einer kleineren Herz-Jesu-
Darstellung für Privatbesitz, die nahezu vollendet
ist, und schafft außerdem an Entwürfen für einen
großen Deckenbilderzyklus für die Pfarrkirche zum
hl. Johannes Bapt. am Graben in Graz, das Leben
dieses Heiligen darstellend.
Der Künstler verrät trotz seiner 75 Jahre in
seinen Werken noch keinerlei Zeichen des Alterns.
Im Gegenteil; nicht mehr wie früher eingeengt
und behindert durch die zeitraubende Tätigkeit
des Unterrichtes, konnte er sich nun in seiner
Eigenart erst recht entfalten und vervollkommnen.
Auch wir wünschen dem edlen Jubilar und seiner
treuen Lebensgefährtin Gottes reichsten Segen und
besonders noch auf recht viele Jahre die Erhaltung
seiner bewundernswerten Rüstigkeit und Schaf-
fenskraft zur Ehre Gottes und zum Wohle wahrer
religiöser Kunst und Kunstwissenschaft, K. F.G.
Bucherschau
Andre Michel, Histoire de hart. Tome VII,
2e partie. Gr.-8°, .456 S., 6 Heliogravüren, 253 Text-
abbildungen. Armand Colin, Paris 1924. Geh. 60
fr. Fr., Halbfranz mit Kopfgoldschnitt 90 fr. Fr.
Der vorliegende Band ist der vierzehnte einer
großangelegten Kunstgeschichte, die im ganzen
16 Großoktavbände umfassen wird. Im Gegensatz
zu den meisten Kunstgeschichten, die selbst bei
geringem Umfang die Kunst aller Zeiten, oder
sogar aller Völker behandeln, begrenzt Andre
Michel sein Werk auf die Kunst der christlichen
Kulturvölker. Der erste Band beginnt also mit
der Kunst der Katakomben, die beiden noch aus-
stehenden Bände werden die Kunst des 19. und
20. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit behandeln.
Denkbar weitgehend ist die Arbeitsteilung. Etwa
40 Kunstgelehrte haben an den bisher erschienenen
14 Bänden mitgearbeitet, darunter die führenden
Köpfe Frankreichs. Auch zwei deutsche Namen von
gutem Klang finden sich unter den Mitarbeitern der
früher erschienenen Bände: Otto von Falke und
Arthur Haseloff. Die zehn Kapitel des 14. Halbban-
des, von zehn verschiedenen Autoren gezeichnet,
behandeln die Kunst Frankreichs in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, die englische, spa-
nische, portugiesische und schweizerische Kunst
im 18. Jahrhundert, sowie das Kunstgewerbe Euro-
pas in dieser Zeit. Die Ausstattung hat stetig die
gleiche Güte bewahrt: schweres Kunstdruckpapier
und scharfe Bildplatten. Ein gediegenes Werk von
größtmöglicher wissenschaftlicher Zuverlässigkeit,
an dem auch der deutsche Kunsthistoriker nicht
vorübergehen kann. Dr. Richard Maria Stand
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg. Dill, München, Prinzregentenstr. 3; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A.G. — Sämtliche in München.