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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Sammelwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0353

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SAMMELWESEN

3i

die Menschen zurückzurufen, die Petrus in Fröm-
migkeit verehren. Ob die letztere Ergänzung rich-
tig ist, bleibe dahingestellt. Sie hat immerhin
nichts Wesentliches gegen sich. Das Relief bleibt,
als was Haupt es erklärt hat, ein solches von
hi«torisch-pohtischer Beziehung, aber diese kehrt
sich, wenn meine Ergänzung zutreffen sollte, in
ihr Gegenteil um, und die Inschrift wird eine
Kundgebung der Deutschen gegen die aufgezwun-
gene dänische Herrschaft. Doering
Sammelwesen
\Xfertvolle Nazarener Zeichnungen. —Ende
* * Oktober d. J. kam aus süddeutschem Kunsrbe-
sitz beiAmsler&Ruthard in Berlin eine große
Sammlung von Handzeichnungen deutscher und
ausländischer Künstler des 18., 19. und 20. Jahr-
hunderts unter den Hammer, die auch pracht-
volle Werke der großen deutschen Nazarener
von solch hervorragender Qualität enthält, daß
der Verfasser des Vorwortes zu dem mit reichem
Bilderschmuck ausgestatteten Katalog, W. Kurth,
sagen konnte, daß die Kenntnis dieser Zeichnungen
das allgemeine Urteil über diese Schule aufzuhellen
vermag. So repräsentiert gleich das eiste Blatt
eine Höchstleistung dieser Epoche: es ist eine
herrlich ausgeführte Federzeichnung von Peter
von Cornelius aus der Sammlung Flinsch, eine
Darstellung zu dem Gleichnis vom Pharisäer und
Zöllner (bezeichnet »Cornelius in Olevano 1817«).
W. Kurth < harakterisiert äußerst treffend: Die
scharfe, kühle Intelligenz eines Cornelius erzwingt
in den stahlartigen Spannungen eine graphische
Linie, mit der seine künstlerischen Energien die
Form zu vergeistigen strebt. Joseph Anton Koch
(1768—1839) stand während seines römischen Auf-
enthaltes zu den Nazarenern in guten Beziehungen.
Eine Federzeichnung von ungewöhnlicher Qualität
erinnert an diese Bekanntschaft: eine weite baum-
reiche italienische Landschaft mit Gebäuden dient
als Hintergrund iür eine sehr fein gestimmte Kom-
position: die Begegnung Boas mit Kuth (signiert:
A. Koch, Rom) Joseph R. v. Führich ist mit
drei wundervollen Kompositionen vertreten: Jakob
wird das blutige Gewand seines Sohnes überbracht
(Feder und Sepia. 1826), eine Taufe Christi (Feder
und Tusch, 1839), und eine reizende Darstellung:
der Heiland segnet Kinder (Bleistift auf braunem
Papier, 1843). Eine in Aquarellfarben prächtig aus-
geführte Apotheose des Christentums, die mit
1200 Rentenmark bewertet ist, stammt von Bona-
ventura Genelli. Von Franz Ittenbach ent-
hält die Sammlung einen in Blei sorgfältig aus-
geführten Entwurf einer »Kreuzabnahme«. Ikono-
graphisch sehr interessant ist die Bleistiftzeichnung
herdinand v. Oliviers. Der hl. Simon Stylites
in Mönchskleidung, von einem Postament aus den
Segen spendend. Johann Friedrich Overbeck
ist mit einer monumentalen Kopie eines schreiben-
den Evangelisten aus der Disputa del Sacramento
Raffaels vertreten, Alfred Rethel mit zwei
Tuschzeichnungen: Christus und Magdalena im
Hause des Pharisäers und Petrus wird von einem
Engel aus dem Gefängnis geführt. Von den Arbeiten
Julius Schnorrs v. Carolsfeld kommen zur
Versteigerung das Blatt aus der Bilderbibeljakob
ringt mit dem Engel, ferner Tobias und Sara sowie
eine überaus geschmackvolle Federzeichnung: An-
sicht von St. Peter vom Vatikan aus dem
Jahre 1867. Eine hl. Cäcilie, die Orgel spielend,

stammt von Moritz v. Schwind, der in seiner
Jugendzeit den Nazarenern ebenfalls sehr nahe-
stand. Es ist eine prachtvolle Federzeichnung mit
vollkommener Bildwirkung auf Tonpapier aus dem
Jahre 1830. Die für die Geschichte der Nazarener-
kunst höchst bedeutsame Sammlung beschließen
Edward v. Steinle mit einem Apostel Paulus
(erster Entwurf für das Straßburger Münster) und
Philipp Veit mit drei sehr schönen Blättern
Maria mit Christus und Johannes in einer Land-
schaft, Dalila läßt dem schlafenden Simson die
Haare abschneiden und der Apostel Paulus mit
einem Schwert in der Rechten und ein Bm'h in
der Linken haltend, nach links ausschreitend Wohl
selten wird sich eine so geschlossene und so reich
vertretene Sammlung von Originalen aus dieser
Epoche wiederfinden. Mögen die einzelnen Stücke
auch in Hände kommen, daß sie für spätere
Forschungen zugänglich bleiben. B. B.
RELIGIÖSE SCHMUCKSACHEN
UND ANHÄNGER
Durch eine Auktion, die am 27. März 1925 und fol-
gende Tage durch Hugo Helbing-München und
Paul Cassirer-Berlin in Berlin, Viktoriastraße 35,
stattfindet, kommt eine ganz ungewöhnliche Samm-
lung eines heute fast völlig erloschenen Gebietes
des religiösen Kunstgewerbes an die Öffentlichkeit.
Es handelt sich um eine Sammlung von religiösen
Schmucksachen und Anhängern, wie sie seit dem
Mittelalter als Schutz- und Trutzzeichen gegen
Tod und Gefahr, als Erinnerungsmerkmale an be-
suchte Wallfahrtsorte und als Bekenntnis für den
christlichen Glauben allgemein getragen wurden.
Der Wert dieser Sammlung liegt vor allem darin,
daß der Besitzer nicht die gewöhnlichen Erzeug-
nisse in Zinn, Blei oder Kupfer sammelte, sondern
nur qualitativ hochstehende Arbeiten der Gold-
schmiedekunst. Da die Sammlung von einer Reich-
haltigkeit und Vollständigkeit ist, wie sie kein
Museum aufzuweisen hat, bringen wir hier eine
Übersicht und eine Auswahl in Abbildungen.
Kataloge mit eingehenden Beschreibungen des
Unterzeichneten und Abbildungen der fast 300
Stücke sind durch Hugo Helbing-München, Wag-
müllerstr. 15, zu beziehen.
Allein die spätgotische Periode mit ihren Aus-
läufern ins 16. Jahrhundert ist ungemein stattlich
vertreten. An erster Stelle stehen hier die voll-
runden oder halbrunden Heiligenfigürchen in ver-
goldetem Silber, wie sie an Hüten oder Halsketten
getragen wurden, neben der Mutter Gottes meist
die Schützer gegen Pest und jähen Tod: die M utter
Anna, der heilige Sebastian, die heilige Barbara,
der heilige Christophorus. In einzelnen Fällen sieht
man an der mehrfachen Wiederkehr derselben Aus-
formung die betriebsmäßige Herstellung, bei an-
deren dagegen, wie besonders bei dem heiligen
Sebastian, darf man eine auftragsgemäße Her-
stellung annehmen. In diese Gruppe darf man auch
die Kreuzigungsanhänger rechnen, die meist aus
Kruzifixnebst Assistenzfiguren manchmal auch aus
einem figurenreichen Kalvarienberg bestehen und ge-
wöhnlich auf gebogenen, kordelartigen Schnüren
aufgebaut sind. Eine andere spätgotische Gruppe
geht von der Reliefbildung aus und bringt figuren-
reiche Szenen, wie die Anbetung der Könige, die
Beweinung, den Kalvarienberg, auch Maria im
Rosenkranz oder die sieben Schmerzen Mariä in
silhouettenreichem Ausschnitt mit runder oder
ovaler Kordelumrahmung. Auch einige gravierte
 
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