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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Ausstellungen
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Neue Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0364

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AUSSTELLUNGEN. — NEUE KUNSTWERKE

Hirsch und Anton Rausch. Baumhauer findet für
das künstlerisch so schwer zu bewältigende Problem
einer Herz-Jesu-Darstellung eine überaus glück-
liche und überzeugende Lösung; daneben stehen in
feiner Farbigkeit zwei Mariendarstellungen. Von
Baumann fällt der kühn gesehene »St. Sebastian«
sofort ins Auge, auch vermöge seiner farbigen
Qualitäten. Stärker durch das Inhaltliche wirken
seine beiden Franziskusdarstellungen. Peter Hirsch
tritt mit einem reichen, eindrucksvollen Bildnis
Papst Pius XL hervor. In der Art der Formgebung
und der Farbigkeit hat Anton Rausch vieles aus
der Art des älteren Cranach, aber auch der Um-
gebung Wolf Hubers, und im Motivischen und
Stimmungsmäßigen von Schiestl. Das zeigen seine
3 Bilder »Madonna an der Felswand«, »Maria mit
dem Kind« und besonders »Die hl. Familie mit
Landschaft«. Sonst sind noch zu nennen Albert
Figel — oft in der Art der Farbigkeit etwas von
Stuck —, Huber-Sulzemoos, Josef Madlener. Geb-
hard Fugels »Guter Hirte« mit seiner Fülle von
Licht, seiner liturgischen Haltung und Strenge
repräsentiert so recht die Art des Meisters. Aus-
gezeichnete Leistungen auf dem Gebiet der Graphik
liegen vor in den minutiösen, technisch vollendeten
und inhaltlich so vielfältigen Holzschnitten von
Marie Eckart; besonders eindrucksvoll in ihrer
straffen Komposition und Ausdrucksfähigkeit der
Linie ihre »Beweinung«. Nicht minder erfreulich
und hoffnungserweckend sind Berta Schneiders
kolorierte Schnitte, die ins Gebiet der Buchillu-
stration einschlagen; auf sie seien vor allem die
katholischen Verlage hingewiesen. An Rembrandt
geschult sind Gottlieb Teufels treffliche Radierun-
gen. Schöne Leistungen christlichen Kunstgewerbes
liegen vor: in dem aus der Erzgießerei Karl Pöllath
stammenden Christusanhänger mit Kette, in Franz
A. Frohnsbacks siebenarmigem Leuchter und Grab-
kreuz. Kurzum, eine Ausstellung von erfreulichem
Niveau, die als Beginn neuen aktiven Lebens freudig
zu begrüßen ist.
Dieser großen Eröffnungsausstellung schloß
sich im Monat Dezember eine Weihnachts-
verkaufsausstellung an, die meist mit kleineren
Werken beschickt war. Im Monat Januar
folgten zwei Kollektivausstellungen von jünge-
ren fortschrittlichen Künstlern: Karl Bloche-
rer und Otto Grassl, der sich im Monat
Februar eine Auswahl der Bibelbilder an Prof.
Gebhard F u g e 1 anschloß. Gerade die letztere
Ausstellung war außerordentlich stark (ungefähr
6ooo Besucher) aus allen Ständen besucht. Die
neue „Galerie für christliche Kunst“ hat bisher
in der gesamten Presse eine sehr wohlwollende
Besprechung erfahren.
AACHEN
ährend der Monate Mai bis einschließlich Juli
1925 findet im Kaisersaal und den übrigen
Räumen des ehrwürdigen Rathauses eine histo-
rische Aachener Jahrtausend-Ausstel-
lung statt, die anläßlich der Rheinischen Tausend-
jahrfeier die geschichtliche Bedeutung der schönen
alten Karls- und Kaiserstadt an der Westgrenze
im Rahmen des Deutschen Reiches darstellen soll.
Den Kern bildet die hier bis 1531 im alten Karls-
miinster vorgenommene deutsche Königskrönung
mit den Insignien des alten Reiches, Kaiserbil-
dern usw., andere Abteilungen handeln von Aachen
als Wallfahrtsort, von den hier 1668, 1748 und
1818 gehaltenen Friedenskongressen, dem Bade-

leben, das hier seit den Römertagen an den
heißen Quellen sich abspielte, dem alten Aachener
Gericht und seiner Bedeutung als Oberhof, von
der Aachener Münze, Architektur und Kunst-
gewerbe (besonders Goldschmiede-, Messing- und
Möbelkunst), Theater und Musik und stellen in
Porträts und Erinnerungen bedeutender Persön-
lichkeiten den geistigen und wirtschaftlichen Aus-
tausch zwischen Rhein und Reich dar. Festliche
Veranstaltungen theatralischer und musikalischer
Art, ferner Sonderausstellungen gehen neben der
Ausstellung einher. Das Stadttheater begeht vom
15- bis 17. Mai sein hundertjähriges Jubiläum. Im
Museum ist anläßlich der im Juli stattfindenden
Aachener Heiligtumsfahrt eine Ausstellung mo-
derner religiöser Malerei unter dem Titel »Bibel
und Bild«. Die Geschäftsstelle der Ausstellung ist
Fischmarkt 3, ein Reisebureau der Ausstellung be-
findet sich Hirschgraben 39.
Neue Kunstwerke
TAie neue Pfarrkirche zu B i ck e n r 1 e d e (Eichs-
feld). — Am 25. August (924 wurde unsere neue
Pfarrkirche durch den Hochwürdigsten Herrn
Weihbischof von Paderborn, H. H ähling v. Lan-
zenauer, feierlich konsekriert. Da der Bau wohl
den schönsten Innenraum von den neueren Kirchen
des Eichsfeldes aufweist, so dürfte es die Leser
dieser Zeitschrift sicher interessieren, etwas Nä-
heres über den Bau zu hören, den Architekt Anton
Wagner (München) errichtete. Die alte Kirche
zu Bickenriede genügte schon seit langem nicht
mehr der in Betracht kommenden Seelenzahl (1500).
Der leider vor Vollendung des Neubaues verstor-
bene Hochw. Herr Pfarrer Osburg hatte von ver-
schiedenen Architekten Pläne anfertigen lassen
auf eigene Kosten. Doch keiner fand allseitige
Annahme von Seiten der bischöflichen Behörde
und der Gemeinde, bis schließlich der Plan von
Architekt Wagner vorgelegt wurde (Oktober 1918).
Er ging von dem Grundsatz aus, daß die Kirche
in erster Linie Zweckbau sein soll. Deshalb ist
der Grundriß möglichst einfach gehalten, alle un-
nützen Winkel und Ecken sind vermieden, so daß
man von jedem Platz aus den Altar sehen kann.
Die Dimensionen sind dem Platzbedürfnis genau-
estens angepaßt. Das Schiff hat an Innenmaßen:
29,80 m Länge und 17,40 m Breite, das Chor 11 m
Länge und 9,50 m Breite, der alte Turmraum 9 m
und 6,5 m, so daß die stattliche Länge von fast
50 m herauskommt. Die Kirche hat rund 900 Sitz-
plätze. Dabei bleiben für den ungehinderten Ver-
kehr ein Mittelgang von 2 m Breite und zwei
Seitengänge von je 1,70 m Breite, die auch im
Falle einer Panik und bei größeren Festlichkeiten
eine rasche Entleerung des Gotteshauses ermög-
lichen. Bei der weit über 1000 Personen fassenden
Kirche war es notwendig, mindestens drei Ein-
und Ausgänge zu schaffen: Der Haupteingang
von der Südseite, der andere an der Siidwestseite
neben dem alten Turm und der dritte (Notaus-
gang) an der Nordostseite neben dem Chor. Die
Türe im alten Turm ist nur von innen zu öffnen,
da der Raum als Kriegergedächtniskapelle herge-
richtet ist und nicht als Schlupfwinkel für Spät-
kommer und Eckensteher dienen soll. Praktisch
ist auch die Anlage der Treppe zur Orgelbühne
und zum Turm. Die Sakristei liegt nach Süden
neben dem Chor, mißt 6 m in der Breite und 5 m
in der Länge und ist unterkellert. Dieser Keller
ist als späterer Heizungskeller vorgesehen.
 
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