PERSONALNACHRICHTEN — BÜCHERSCHAU
rend seines Lebens, zumeist aus den Federn seiner
näheren Freunde, hat in manchen Kunstunkun-
digen die Meinung aufkommen Jassen daß hier
wirklich ein großer Künstler am Werke ist. Doch
schon eine flüchtige Durchsicht seiner Arbeiten
zeigt, daß hier der Wille immer größer war als
das Können. Es war ein Verhängnis für diesen
Meister, daß er früh mit Menschen zusammen-
kam, die Kunst und Kunsthandwerk nicht zu tren-
nen vermochten, was allerdings gerade bei plasti-
schen Schöpfungen nicht immer leicht ist. Brand-
stetters Anfänge waren allerdings viel verheißend.
Seine Heiligenfiguren, Krippenmanderln, Volks-
typen waren vorzüglich Hätte sich dieser Mann
mit Aufgaben der Kleinplastik beschieden, so hätte
sein Werk dauernde Bedeutung. Er hatte weder
an die Wiener Akademie, noch viel weniger nach
Rom gehört, w’ohin er mit einem Reisestipendium
fuhr. Was er einst bei dem Altmeister der kirch-
lichen Plastik in Steiermark Jakob Gschiel ge-
lernt hatte, das wäre für ihn ausreichend gewesen.
Er hat später zwar Hamerling, Wilhelm Kienzl,
Peter Rosegger usw. porträtiert, worüber viel
Tinte vergossen wurde, doch das Wenigste davon
reicht über ein besseres Kunsthandwerk hinaus.
Wie unerfreulich ist z. B. das Hebenstreitdenkmal
an der Außenseite der Grazer Domkirche. Bei
Gschiel studierte er die Arbeiten Führichs, Stein-
les und der anderen Nazarener und hat sich in
diesen strengen Geist der Linie recht gut einge-
arbeitet gehabt, wie eine Georgsstatue in der Nähe
von Krieglach es beweist, die damals entstanden
ist. In seine Lehr- und Gesellenzeit fallen die un-
glückseligen Regotisierungsbestrebungen, der die
prachtvolle barocke Innenausstattung der Stadt-
pfarr- und Franziskanerkirche zum Opfer fielen,
ohne daß Gleichwertiges an dessen Stelle gekom-
men wäre. Da gab es auch für Brandstetter viel
zu tun. In der Werkstätte Gschiels machte er auch
die Bekanntschaft Peter Roseggers, wo; über Brand-
stetter ausführlich im Grazer Volksblatte einst
berichtete. So lebensvoll seine ersten kirchlichen
Arbeiten waren, so bedeutungslos sind seine spä-
teren. Man sehe sich nur die Arbeiten in der neuen
Grazer Herz-Jesukirche an, so z. B. die Altar-
figuren in der größten östlichen Kapelle (Unbe-
fleckt empfangene Jungfrau) oder den figuralen
Schmuck des Retable in der Unterkirche. Auch
die Engelstatuen der Kanzel befriedigen an sol-
cher Stelle nicht. Nur die Statuetten der knieenden
Engel neben dem Tabernakel und die Statuen des
Ciboriums haben etwas Ausdruck und beweisen
Empfindung. Wien hat in diesem Nagelschmieds-
sohn verschüttet, was in schönen Anfängen vorlag.
b. b.
Wettbewerbserfolg. Der Dortmunder
Bildhauer Walter J. Becker erhielt bei dem
Wettbewerb, den die Stadt Mülheim-Ruhr
unter den Bildhauern Rheinlands und Westfa-
lens zwecks Erlangung von vier figürlichen
Gruppen für die dortige Stadthalle ausschrieb, den
dritten Preis. Ein erster Preis wurde nicht verteilt.
Zum Jubiläum des hundertjährigen Be-
stehens der Küh lense h en Kunst- und Ver-
lagsanstalt in M.Gladbach. Am i. April d. J.
feierte die weltbekannte Kühlensche Kunst- und
Verlagsanstalt in M.Gladbach ihr hundertjähriges
Bestehen. Am i. April 1825 von Bernhard Kühlen
als eine der ersten lithographischen Kunstanstalten
Deutschlands gegründet, hat sie sich aus ganz be-
scheidenen Anfängen zu einer Weltfirma entwickelt.
Hatte schon der Gründer, Bernhard Kühlen, Be-
deutendes geleistet, so wurde er doch von seinem
Sohne Oskar Kühlen (geb. 11. November 1846) noch
übertroffen. Dieser übernahm die alleinige Lei-
tung nach dem Tode des Vaters am 14. Dezem-
ber 1879, und unter ihm gelangte die Firma zu
jener Ausdehnung und Berühmtheit, die sie welt-
bekannt gemacht hat. Sind M.Gladbachs Spinne-
reien und Webereien Weltlieferanten, ist der Volks-
verein für das katholische Deutschland, der in
M.Gladbach seinen Sitz hat, eine allenthalben be-
kannte Einrichtung, so hat doch den international-
sten Ruf die Kühlensche Kunstanstalt. Kühlens
religiöse Bilder sind in allen Formaten in der gan-
zen Welt verbreitet und haben in religiöser und
künstlerischer Hinsicht ein Weltapostolat erfüllt,
dessen Aufgabe für die Zukunft nicht minder groß
ist. Fast ein Jahrhundert haben Bernhard und
Oskar Kühlen an der Spitze des Geschäftes ge-
standen, und was der Vater, Bernhard Kühlen,
mit Mut und Gottvertrauen begonnen, hat sein
Sohn, Oskar Kühlen, mit Fleiß und Ausdauer
weitergefüfirt. Seine Hoffnung, den großen Jubel-
tag der Firma noch zu erleben, hat sich leider
nicht erfüllt. Er starb am 19. Juli 1924, und so
fällt der Jubiläumstag in ein Trauerjahr. Aus
Pietät gegen den Verstorbenen ist darum auch am
Gründungstage selbst von allen äußeren Feierlich-
keiten abgesehen worden und soll der Freudentag
erst nach Beendigung des Trauerjahres öffentlich
gefeiert werden. In weiser Vorsicht hat Oskar
Kühlen dafür Sorge getragen, daß der Charakter
des Geschäftes als katholischer Kunstverlag für
die Zukunft gesichert ist, dadurch, daß er gleich
nach Beendigung des Krieges, als er zu altern be-
gann und wiederholt von Krankheiten heimgesucht
wurde, seinen langjährigen Mitarbeiter Johannes
Neuenhofer als Teilhaber aufnahm. Dank dessen
Tätigkeit wurde im letzten Jahrzehnt der gewal-
tige Aufschwung der Firma erreicht, dessen die-
selbe sich gegenwärtig erfreut. — Von der großen
Förderung der Kunst durch die bisherige Leitung
der Kunstanstalt zeugt auch noch die Tatsache,
daß der verstorbene Oskar Kühlen sein Wohn-
haus mit allen Kunstschätzen der Stadt M.Glad-
bach zu Museumszwecken für christliche Kunst
vermacht hat.
Bucherschau
T udwig Baldass. Der K ü n s 11 e r k r e i s
-•—'Kaiser Maximilians. Mit 100 Bildertafeln
nach Werken der Meister Albrecht Dürer, Cra-
nach, Altdorfer, Burgkmair, Peter Vischer u. a.
Wien, Kunstverlag Ant. Schroll & Co., 1923.
Der große Einfluß, den Kaiser Maximilian I.
auf die Entwicklung der deutschen Kunst am Aus-
gange des Mittelalters geübt hat, ist längst kein
Geheimnis mehr, aber in der letzten Zeit wurde
mehr der Einfluß auf die verschiedenen Künste
einzeln behandelt und nur in großen Zügen sein
Gesamtverdienst gewürdigt. Baldass unternimmt
es in diesem Buche, den Verdiensten dieses Mäze-
naten in allen Zweigen der Kunst nachzugehen
und so die erste Gesamtübersicht zu geben. Der
Verfasser zählt nicht bloß die einzelnen Verdienste
in sachlicher und chronologischer Reihenfolge auf,
sondern bemüht sich auch, die Zweckideen des
Fürsten in seiner Unterstützung der Kunst zu
finden. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß sein
rend seines Lebens, zumeist aus den Federn seiner
näheren Freunde, hat in manchen Kunstunkun-
digen die Meinung aufkommen Jassen daß hier
wirklich ein großer Künstler am Werke ist. Doch
schon eine flüchtige Durchsicht seiner Arbeiten
zeigt, daß hier der Wille immer größer war als
das Können. Es war ein Verhängnis für diesen
Meister, daß er früh mit Menschen zusammen-
kam, die Kunst und Kunsthandwerk nicht zu tren-
nen vermochten, was allerdings gerade bei plasti-
schen Schöpfungen nicht immer leicht ist. Brand-
stetters Anfänge waren allerdings viel verheißend.
Seine Heiligenfiguren, Krippenmanderln, Volks-
typen waren vorzüglich Hätte sich dieser Mann
mit Aufgaben der Kleinplastik beschieden, so hätte
sein Werk dauernde Bedeutung. Er hatte weder
an die Wiener Akademie, noch viel weniger nach
Rom gehört, w’ohin er mit einem Reisestipendium
fuhr. Was er einst bei dem Altmeister der kirch-
lichen Plastik in Steiermark Jakob Gschiel ge-
lernt hatte, das wäre für ihn ausreichend gewesen.
Er hat später zwar Hamerling, Wilhelm Kienzl,
Peter Rosegger usw. porträtiert, worüber viel
Tinte vergossen wurde, doch das Wenigste davon
reicht über ein besseres Kunsthandwerk hinaus.
Wie unerfreulich ist z. B. das Hebenstreitdenkmal
an der Außenseite der Grazer Domkirche. Bei
Gschiel studierte er die Arbeiten Führichs, Stein-
les und der anderen Nazarener und hat sich in
diesen strengen Geist der Linie recht gut einge-
arbeitet gehabt, wie eine Georgsstatue in der Nähe
von Krieglach es beweist, die damals entstanden
ist. In seine Lehr- und Gesellenzeit fallen die un-
glückseligen Regotisierungsbestrebungen, der die
prachtvolle barocke Innenausstattung der Stadt-
pfarr- und Franziskanerkirche zum Opfer fielen,
ohne daß Gleichwertiges an dessen Stelle gekom-
men wäre. Da gab es auch für Brandstetter viel
zu tun. In der Werkstätte Gschiels machte er auch
die Bekanntschaft Peter Roseggers, wo; über Brand-
stetter ausführlich im Grazer Volksblatte einst
berichtete. So lebensvoll seine ersten kirchlichen
Arbeiten waren, so bedeutungslos sind seine spä-
teren. Man sehe sich nur die Arbeiten in der neuen
Grazer Herz-Jesukirche an, so z. B. die Altar-
figuren in der größten östlichen Kapelle (Unbe-
fleckt empfangene Jungfrau) oder den figuralen
Schmuck des Retable in der Unterkirche. Auch
die Engelstatuen der Kanzel befriedigen an sol-
cher Stelle nicht. Nur die Statuetten der knieenden
Engel neben dem Tabernakel und die Statuen des
Ciboriums haben etwas Ausdruck und beweisen
Empfindung. Wien hat in diesem Nagelschmieds-
sohn verschüttet, was in schönen Anfängen vorlag.
b. b.
Wettbewerbserfolg. Der Dortmunder
Bildhauer Walter J. Becker erhielt bei dem
Wettbewerb, den die Stadt Mülheim-Ruhr
unter den Bildhauern Rheinlands und Westfa-
lens zwecks Erlangung von vier figürlichen
Gruppen für die dortige Stadthalle ausschrieb, den
dritten Preis. Ein erster Preis wurde nicht verteilt.
Zum Jubiläum des hundertjährigen Be-
stehens der Küh lense h en Kunst- und Ver-
lagsanstalt in M.Gladbach. Am i. April d. J.
feierte die weltbekannte Kühlensche Kunst- und
Verlagsanstalt in M.Gladbach ihr hundertjähriges
Bestehen. Am i. April 1825 von Bernhard Kühlen
als eine der ersten lithographischen Kunstanstalten
Deutschlands gegründet, hat sie sich aus ganz be-
scheidenen Anfängen zu einer Weltfirma entwickelt.
Hatte schon der Gründer, Bernhard Kühlen, Be-
deutendes geleistet, so wurde er doch von seinem
Sohne Oskar Kühlen (geb. 11. November 1846) noch
übertroffen. Dieser übernahm die alleinige Lei-
tung nach dem Tode des Vaters am 14. Dezem-
ber 1879, und unter ihm gelangte die Firma zu
jener Ausdehnung und Berühmtheit, die sie welt-
bekannt gemacht hat. Sind M.Gladbachs Spinne-
reien und Webereien Weltlieferanten, ist der Volks-
verein für das katholische Deutschland, der in
M.Gladbach seinen Sitz hat, eine allenthalben be-
kannte Einrichtung, so hat doch den international-
sten Ruf die Kühlensche Kunstanstalt. Kühlens
religiöse Bilder sind in allen Formaten in der gan-
zen Welt verbreitet und haben in religiöser und
künstlerischer Hinsicht ein Weltapostolat erfüllt,
dessen Aufgabe für die Zukunft nicht minder groß
ist. Fast ein Jahrhundert haben Bernhard und
Oskar Kühlen an der Spitze des Geschäftes ge-
standen, und was der Vater, Bernhard Kühlen,
mit Mut und Gottvertrauen begonnen, hat sein
Sohn, Oskar Kühlen, mit Fleiß und Ausdauer
weitergefüfirt. Seine Hoffnung, den großen Jubel-
tag der Firma noch zu erleben, hat sich leider
nicht erfüllt. Er starb am 19. Juli 1924, und so
fällt der Jubiläumstag in ein Trauerjahr. Aus
Pietät gegen den Verstorbenen ist darum auch am
Gründungstage selbst von allen äußeren Feierlich-
keiten abgesehen worden und soll der Freudentag
erst nach Beendigung des Trauerjahres öffentlich
gefeiert werden. In weiser Vorsicht hat Oskar
Kühlen dafür Sorge getragen, daß der Charakter
des Geschäftes als katholischer Kunstverlag für
die Zukunft gesichert ist, dadurch, daß er gleich
nach Beendigung des Krieges, als er zu altern be-
gann und wiederholt von Krankheiten heimgesucht
wurde, seinen langjährigen Mitarbeiter Johannes
Neuenhofer als Teilhaber aufnahm. Dank dessen
Tätigkeit wurde im letzten Jahrzehnt der gewal-
tige Aufschwung der Firma erreicht, dessen die-
selbe sich gegenwärtig erfreut. — Von der großen
Förderung der Kunst durch die bisherige Leitung
der Kunstanstalt zeugt auch noch die Tatsache,
daß der verstorbene Oskar Kühlen sein Wohn-
haus mit allen Kunstschätzen der Stadt M.Glad-
bach zu Museumszwecken für christliche Kunst
vermacht hat.
Bucherschau
T udwig Baldass. Der K ü n s 11 e r k r e i s
-•—'Kaiser Maximilians. Mit 100 Bildertafeln
nach Werken der Meister Albrecht Dürer, Cra-
nach, Altdorfer, Burgkmair, Peter Vischer u. a.
Wien, Kunstverlag Ant. Schroll & Co., 1923.
Der große Einfluß, den Kaiser Maximilian I.
auf die Entwicklung der deutschen Kunst am Aus-
gange des Mittelalters geübt hat, ist längst kein
Geheimnis mehr, aber in der letzten Zeit wurde
mehr der Einfluß auf die verschiedenen Künste
einzeln behandelt und nur in großen Zügen sein
Gesamtverdienst gewürdigt. Baldass unternimmt
es in diesem Buche, den Verdiensten dieses Mäze-
naten in allen Zweigen der Kunst nachzugehen
und so die erste Gesamtübersicht zu geben. Der
Verfasser zählt nicht bloß die einzelnen Verdienste
in sachlicher und chronologischer Reihenfolge auf,
sondern bemüht sich auch, die Zweckideen des
Fürsten in seiner Unterstützung der Kunst zu
finden. Er kommt dabei zu dem Schluß, daß sein