KLOSTER BATALHA, SÜDSEITE
BATALHA
Von FRITZ MIELERT, Dortmund
Mit Aufnahmen des Verfassers
T issabon, die königliche Stadt am Tajo,
wurde viel von Deutschen besucht, und
mit berechtigtem Staunen freuten sie sich
der köstlichen Vegetation und der wunder-
vollen Architekturen, die namentlich in den
Bauten von Belem einen wahren Triumph
der Schönheit des Steins feiern. Nach Ab-
solvierung des üblichen Ausflugs in das
paradiesische Cintragebirge kehrte der über-
wiegende Teil all der Tausende, die jähr-
lich Portugal besuchten, dem lusitanischen
Lande den Rücken, ohne mehr als seine
Hauptstadt kennen gelernt zu haben. Die
wenigsten wußten, welche überraschende
Fülle berauschender landschaftlicher und
baulicher Schönheiten das Hinterland von
Lissabon birgt! In Cintra war ich Zeuge
der Ausbrüche des Staunens einer deut-
schen Reisegesellschaft, die die phantastische
Perchaburg besuchte, und ich hörte, wie
ein Herr meinte: »Gnädige Frau, etwas
Schöneres werden sie schwerlich zum zwei-
ten Male in der Welt zu sehen bekommen!«
Ich konnte mich damals nicht enthalten,
an den Sprecher die Frage zu richten, ob
er Batalha, die Krone der portugiesischen
Prachtbauten, schon kenne. Als er verneinte
und ich ihm Aufschluß gab, wo dieses Bau-
wunder zu finden sei, meinte er: »Ach,
das ist zu entlegen. Wir haben keine Zeit,
bis dorthin zu fahren.« Zur Orientierung sei
bemerkt, daß der Ausflug von Lissabon oder
Cintra aus nur zwei Tage erfordert hätte.
Das Schicksal des Ubergangenwerdens
trifft überhaupt alle die märchenhaft schönen
Bauten Portugals, die nicht in Lissabon
oder Cintra stehen. Ich habe später zu
meinem stillen Vergnügen an reisende
Landsleute oft ähnliche Fragen mir erlaubt.
Und das Ergebnis? Es war überraschend
genug. Nicht einer dieser »Portugalfahrer«
wußte etwas von der ungeheuer großen und
schönen Zisterzienserabtei Alcobacu, nicht
einer von der indischen Zier der Christus-
ritterburg in Thomar, niemand kannte das
wahrhaft überirdisch schön gelegene, wie
eine exotische Urwaldblume in Waldeinsam-
keit aufragende Kloster-Hotel Bussaco; kei-
ner endlich hatte von Batalha gehört oder
gelesen! Es soll daraus niemandem ein Vor-
wurf gemacht werden. Vielleicht haben
meine Fragen nur zufällig ein so negatives
Resultat ergeben. Jedenfalls ist diese Un-
wissenheit verzeihlich. Gesteht doch selbst
Die christliche Kunst. XXL August, n.
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