AUSSTELLUNGEN UND KONGRESSE
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gewarnt, dieser Rücksicht allzu weitgehende Be-
achtung zu schenken. So lasse es sich sehr wohl
verantworten, einen kirchlichen Prachtbau in ein
bescheidenes Ortsbild zu setzen; Beispiele dafür
aus der Vorzeit (man denke nur etwa an St. Bla-
sien!) sind in großer Zahl vorhanden. — An letzter
Stelle sprach Regierungsbaurat Waldo Wenzel,
Vorsitzender des Reichsausschusses für Friedhof
und Denkmal, Dresden, über »Friedhofskunst und
Kriegerehrungen«. Die Friedhofskunst ist eine
Angelegenheit höherer Ordnung. In diesem Sinne
ist sie von unsern Vorfahren behandelt worden.
Heute ist das nicht mehr der Fall. Der alten ge-
mütvollen Art steht neuzeitliche Seelenarmut
gegenüber. Ehemals galt der Wert des Menschen,
heute ist statt dessen der materielle Standpunkt
herrschend, das Grabzeichen zur Handelsware ge-
worden. Unsere Pflichten gegenüber der Kunst
wie der Pietät weisen uns darauf hin, neue Wege
einzuschlagen, die zur Besserung zurückführen.
Ein Problem ist die Einfügung des Grabmals in
das Gesamtbild des Friedhofes. Da behäbiges
Ausbreiten heute nicht mehr möglich ist, so ent-
steht die moderne Aufgabe, mit einer klugen, haus-
hälterischen Aufteilung des Friedhofes die Aus-
wirkung vorhandener Stimmungswerte und die
Erfüllung der künstlerischen Pflicht zu vereinigen.
Gerade für letztere haben viele, im übrigen fein-
fühlige Personen kein Verständnis, kein Urteil.
Sie müssen sich deshalb bescheiden, den Rat der
Sachverständigen anzunehmen. Bisher wenden
sich die wenigsten an den Künstler, die meisten,
bestimmt durch die Preisfrage und beeinflußt durch
die Anpreisungen der Kataloge und der Geschäfts-
reisenden, an die Firmen. So tragen die Verkäufer,
mit ihrer aus geschäftlichen Berechnungen her-
vorgegangenen Gegnerschaft gegen den Künstler
wesentlich die Schuld am Verfalle der Friedhofs-
kunst, an der Vernachlässigung des Grundsatzes,
daß bei der Herstellung des Grabdenkmals von
der Natur und Beschaffenheit des Werkstoffes
auszugehen ist, und an dem Verluste der Stim-
mung, die nur vom Künstler in das Werk hinein-
gelegt werden kann. Demgegenüber erwächst der
Seelsorge eine wichtige Erziehungsaufgabe. Sie
kann sie erfüllen, weil sie die Macht hat, Geneh-
migung zu erteilen oder zu versagen, und sie hat
dafür Hilfe und Stütze durch den Reichsausschuß
für Friedhof und Denkmal, der alle einschlägigen
I-ragen behandelt und vor allem der positiven Ar-
beit die rechten Wege weist. Mustergültig ist
auch die Paderborner bischöfliche Verordnung
von 1919. Als Grundsätze von besonderer Wich-
tigkeit haben darnach zu gelten: daß bei der An-
lage eines Friedhofes möglichst Umschau nach
einem landschaftlich geeigneten Platze gehalten
werde; — die Ausarbeitung des Planes durch
Sachverständige; — Genehmigung des Planes von
bischöllicher Seite; — Besserung der bisherigen
Friedhöfe nach modernen Grundsätzen oder min-
destens Beeinflussung ihrer zukünftigen Ausgestal-
tung. Im neuzeitlichen Sinne vertreten auch die
jetzigen Friedhofsordnungen die Regeln des guten
Geschmackes. Sie sind eine Notwehr gegen Ver-
wilderung und müssen nur den örtlichen Verhält-
nissen entsprechend geschickt gehandhabt werden.
Besonders wichtig ist die Aufklärung des Volkes;
sie geschieht durch die Zeitschriftenliteratur, durch
Elugschriften, Lichtbildervorträge usf. Auch die
Verbände der Industrie müssen sich ihrer Ver-
pflichtungen gegenüber diesem kulturellen Pro-
bleme bewußt werden und bleiben — ohne das ist
kein endgültiger Erfolg möglich. Viel ist immer-
hin schon erreicht, wenn auch wirkliche Spitzen-
leistungen noch nicht durchweg vorliegen. Für die
Kriegerdenkmäler gelten die gleichen Grundsätze
wie für die sonstige Grabmalkunst.
In einer Ausschußsitzung wurde u. a. die Frage
erörtert, wo die Tagung 1925 stattfinden solle.
Sehr eingehend wurde über Wien verhandelt, von
wo der Versammlung eine dringende und ver-
lockende Einladung von berufensten Stellen zu-
gegangen war. Nur eine Anzahl sehr erheblicher
Gründe konnte verhindern, daß schon für das kom-
mende Jahr auf diesen Vorschlag eingegangen
wurde; er ist unter Anerkennung der Wichtigkeit
einer Tagung an so bedeutsamer Stätte und unter
lebhaftem Danke für das bewiesene Entgegen-
kommen für 1926 zurückgestellt worden. Für 1925
schwankt noch die Wahl. Doering
DIE JAHRTAUSENDAUSSTELLUNG
DER RHEINLANDE
TAas Jahr 1925 hat für die Rheinlande eine ganz be-
sondere Bedeutung, da alsdann tausend Jahre
verflossen sein werden, seitdem sie mit dem Deut-
schen Reiche dauernd verbunden wurden. Aus An-
laß dieses hochwichtigen Ereignisses werden an
den Rheinufern von Worms und Speyer bis zur
holländischen Grenze zahlreiche Veranstaltungen
stattfinden, die sich auf die geschichtliche, künst-
lerische und wirtschaftliche Entwicklung der Rhein
lande beziehen Die bedeutsamste Erinnerungsfeier
wird in Köln, der Metropole des ganzen Westens,
unter Teilnahme des Herrn Reichspräsidenten und
zahlreicher Reichs - und Staatsminister im Mai vor
sich gehen. Tn Verbindung mit dieser Festlichkeit
wird eine Jah r t au s en d - Anss t e 11 u ng veran-
staltet, die einen Überblick über den gesamten
Werdegang der Rheinlande nach den verschieden-
sten Richtungen bieten wird. Außer einer Darstel-
lung der geographischen Beschaffenheit des Landes
durch Modelle, Karten, Landschaftsbilder,wird u. a
die staatliche Entwicklung durch das
Mittelalter und die Neuzeit bis auf unsere
Tage gezeigt werden. Dabei werden besondere
Bedeutung das römisch - deutsche Kaisertum, die
rheinischen Kurfürsten, die Kultur des Adels, der
Bauern und der Bürger beanspruchen. U.a. sollen
Erinnerungszeichen an d as r ö mis ch - deu t-
sche Kaisertum aufgestellt werden, wie sie in
dieser Fülle seit der Krönung des letzten
römisch-deutschen Kaisers vor annähernd
150 Jahren nicht mehr gesammelt wurden.
Die Darstellung der kirchlichen Entwicklung der
Rheinlande wird Gelegenheit bieten, die herrlichsten
Schätze kirchlicher Kunst vorzuführen. Die Kölner
Schreine, allen voran der Dreikönigenschrein, der
Siegburger Schatz, die Kunstwerke der alten Kirch en
der Mainzer Diözese, aus Trier und anderen im
Mittelalter bedeutsamen Städten sind der Ausstel-
lungsleitung bereits zugesagt. Auch Speyer, Worms
werden besondere Kojen mit ihren Schätzen füllen.
An die Kathedralkirchen wird sich ein Überblick
über die Dorf- und Pfarrkirchen, die Klöster und
Wallfahrtskirchen und ihre Schätze anschließen,
darunter werden zahlreiche hervorragende Schöp-
fungen der mittelalterlichen Malerei und Plastik
besondere Aufmerksamkeit erheischen. Auch das
Kunstgewerbe mit seinen feinen Arbeiten an kirch-
lichen Geräten und bürgerlichem Hausrat aller
Art, wird eine Fülle herrlichster Stücke zur Schau
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gewarnt, dieser Rücksicht allzu weitgehende Be-
achtung zu schenken. So lasse es sich sehr wohl
verantworten, einen kirchlichen Prachtbau in ein
bescheidenes Ortsbild zu setzen; Beispiele dafür
aus der Vorzeit (man denke nur etwa an St. Bla-
sien!) sind in großer Zahl vorhanden. — An letzter
Stelle sprach Regierungsbaurat Waldo Wenzel,
Vorsitzender des Reichsausschusses für Friedhof
und Denkmal, Dresden, über »Friedhofskunst und
Kriegerehrungen«. Die Friedhofskunst ist eine
Angelegenheit höherer Ordnung. In diesem Sinne
ist sie von unsern Vorfahren behandelt worden.
Heute ist das nicht mehr der Fall. Der alten ge-
mütvollen Art steht neuzeitliche Seelenarmut
gegenüber. Ehemals galt der Wert des Menschen,
heute ist statt dessen der materielle Standpunkt
herrschend, das Grabzeichen zur Handelsware ge-
worden. Unsere Pflichten gegenüber der Kunst
wie der Pietät weisen uns darauf hin, neue Wege
einzuschlagen, die zur Besserung zurückführen.
Ein Problem ist die Einfügung des Grabmals in
das Gesamtbild des Friedhofes. Da behäbiges
Ausbreiten heute nicht mehr möglich ist, so ent-
steht die moderne Aufgabe, mit einer klugen, haus-
hälterischen Aufteilung des Friedhofes die Aus-
wirkung vorhandener Stimmungswerte und die
Erfüllung der künstlerischen Pflicht zu vereinigen.
Gerade für letztere haben viele, im übrigen fein-
fühlige Personen kein Verständnis, kein Urteil.
Sie müssen sich deshalb bescheiden, den Rat der
Sachverständigen anzunehmen. Bisher wenden
sich die wenigsten an den Künstler, die meisten,
bestimmt durch die Preisfrage und beeinflußt durch
die Anpreisungen der Kataloge und der Geschäfts-
reisenden, an die Firmen. So tragen die Verkäufer,
mit ihrer aus geschäftlichen Berechnungen her-
vorgegangenen Gegnerschaft gegen den Künstler
wesentlich die Schuld am Verfalle der Friedhofs-
kunst, an der Vernachlässigung des Grundsatzes,
daß bei der Herstellung des Grabdenkmals von
der Natur und Beschaffenheit des Werkstoffes
auszugehen ist, und an dem Verluste der Stim-
mung, die nur vom Künstler in das Werk hinein-
gelegt werden kann. Demgegenüber erwächst der
Seelsorge eine wichtige Erziehungsaufgabe. Sie
kann sie erfüllen, weil sie die Macht hat, Geneh-
migung zu erteilen oder zu versagen, und sie hat
dafür Hilfe und Stütze durch den Reichsausschuß
für Friedhof und Denkmal, der alle einschlägigen
I-ragen behandelt und vor allem der positiven Ar-
beit die rechten Wege weist. Mustergültig ist
auch die Paderborner bischöfliche Verordnung
von 1919. Als Grundsätze von besonderer Wich-
tigkeit haben darnach zu gelten: daß bei der An-
lage eines Friedhofes möglichst Umschau nach
einem landschaftlich geeigneten Platze gehalten
werde; — die Ausarbeitung des Planes durch
Sachverständige; — Genehmigung des Planes von
bischöllicher Seite; — Besserung der bisherigen
Friedhöfe nach modernen Grundsätzen oder min-
destens Beeinflussung ihrer zukünftigen Ausgestal-
tung. Im neuzeitlichen Sinne vertreten auch die
jetzigen Friedhofsordnungen die Regeln des guten
Geschmackes. Sie sind eine Notwehr gegen Ver-
wilderung und müssen nur den örtlichen Verhält-
nissen entsprechend geschickt gehandhabt werden.
Besonders wichtig ist die Aufklärung des Volkes;
sie geschieht durch die Zeitschriftenliteratur, durch
Elugschriften, Lichtbildervorträge usf. Auch die
Verbände der Industrie müssen sich ihrer Ver-
pflichtungen gegenüber diesem kulturellen Pro-
bleme bewußt werden und bleiben — ohne das ist
kein endgültiger Erfolg möglich. Viel ist immer-
hin schon erreicht, wenn auch wirkliche Spitzen-
leistungen noch nicht durchweg vorliegen. Für die
Kriegerdenkmäler gelten die gleichen Grundsätze
wie für die sonstige Grabmalkunst.
In einer Ausschußsitzung wurde u. a. die Frage
erörtert, wo die Tagung 1925 stattfinden solle.
Sehr eingehend wurde über Wien verhandelt, von
wo der Versammlung eine dringende und ver-
lockende Einladung von berufensten Stellen zu-
gegangen war. Nur eine Anzahl sehr erheblicher
Gründe konnte verhindern, daß schon für das kom-
mende Jahr auf diesen Vorschlag eingegangen
wurde; er ist unter Anerkennung der Wichtigkeit
einer Tagung an so bedeutsamer Stätte und unter
lebhaftem Danke für das bewiesene Entgegen-
kommen für 1926 zurückgestellt worden. Für 1925
schwankt noch die Wahl. Doering
DIE JAHRTAUSENDAUSSTELLUNG
DER RHEINLANDE
TAas Jahr 1925 hat für die Rheinlande eine ganz be-
sondere Bedeutung, da alsdann tausend Jahre
verflossen sein werden, seitdem sie mit dem Deut-
schen Reiche dauernd verbunden wurden. Aus An-
laß dieses hochwichtigen Ereignisses werden an
den Rheinufern von Worms und Speyer bis zur
holländischen Grenze zahlreiche Veranstaltungen
stattfinden, die sich auf die geschichtliche, künst-
lerische und wirtschaftliche Entwicklung der Rhein
lande beziehen Die bedeutsamste Erinnerungsfeier
wird in Köln, der Metropole des ganzen Westens,
unter Teilnahme des Herrn Reichspräsidenten und
zahlreicher Reichs - und Staatsminister im Mai vor
sich gehen. Tn Verbindung mit dieser Festlichkeit
wird eine Jah r t au s en d - Anss t e 11 u ng veran-
staltet, die einen Überblick über den gesamten
Werdegang der Rheinlande nach den verschieden-
sten Richtungen bieten wird. Außer einer Darstel-
lung der geographischen Beschaffenheit des Landes
durch Modelle, Karten, Landschaftsbilder,wird u. a
die staatliche Entwicklung durch das
Mittelalter und die Neuzeit bis auf unsere
Tage gezeigt werden. Dabei werden besondere
Bedeutung das römisch - deutsche Kaisertum, die
rheinischen Kurfürsten, die Kultur des Adels, der
Bauern und der Bürger beanspruchen. U.a. sollen
Erinnerungszeichen an d as r ö mis ch - deu t-
sche Kaisertum aufgestellt werden, wie sie in
dieser Fülle seit der Krönung des letzten
römisch-deutschen Kaisers vor annähernd
150 Jahren nicht mehr gesammelt wurden.
Die Darstellung der kirchlichen Entwicklung der
Rheinlande wird Gelegenheit bieten, die herrlichsten
Schätze kirchlicher Kunst vorzuführen. Die Kölner
Schreine, allen voran der Dreikönigenschrein, der
Siegburger Schatz, die Kunstwerke der alten Kirch en
der Mainzer Diözese, aus Trier und anderen im
Mittelalter bedeutsamen Städten sind der Ausstel-
lungsleitung bereits zugesagt. Auch Speyer, Worms
werden besondere Kojen mit ihren Schätzen füllen.
An die Kathedralkirchen wird sich ein Überblick
über die Dorf- und Pfarrkirchen, die Klöster und
Wallfahrtskirchen und ihre Schätze anschließen,
darunter werden zahlreiche hervorragende Schöp-
fungen der mittelalterlichen Malerei und Plastik
besondere Aufmerksamkeit erheischen. Auch das
Kunstgewerbe mit seinen feinen Arbeiten an kirch-
lichen Geräten und bürgerlichem Hausrat aller
Art, wird eine Fülle herrlichster Stücke zur Schau