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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
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Ausstellungen
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BEIBLATT MITTEILUNGEN D. D. GESELLSCH. F. CHR. KUNST. — AUSSTELLUNGEN 41

Mitteilungen der Deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst
RÖMISCHE AUSSTELLUNG
T m Herbst 1924 wurde die „Deutsche Gesell-
schäft“ durch persönlichen Besuch des Präsi-
denten Comm. Hon. Valentine Leonardo und
des Kunstmalers L. Lipinsky aus Rom im Auf-
trage der italienischen Regierung eingeladen, auf
der III. Biennale Romana (3. internatio-
nale Kunstausstellung in Rom) in einem eigenen
Saale Werke ihrer Mitglieder auszustellen in Ver-
bindung mit einer eigenen Abteilung für christ-
liche Kunst. Wir haben dieser Einladung Folge
geleistet. Die Einsendungen waren sehr zahl-
reich, allerdings außerhalb des Münchener Ge-
bietes sehr gering, obwohl die Geschäftsführung
großen Wert auch auf Nicht-Münchener Künst-
ler gelegt hätte. Die Jury hat Anfang Februar
folgende Künstler, meistens nur mit einem Werke
zur Ausstellung zugelassen: Theodor Baierl;
Joh. Baumann; Felix Baumhauer; Karl
Baur; A. B e c k e r t; Josef Bergmann; Karl
Bloch erer; A. Diemk e-Düsseldorf; J. F au 1-
haber; Alb. Figel; Hans Frey; Gebhard
F u g e 1; Otto G r a s s 1; Hans Huber-Sulze-
moos; Else J a s k o 1 1 a; Val. Kraus; Josef
K u i s 1; Matth. S c h i e s 11; Rudolf S c h i e s 11-
Nürnberg; Angelo N egretti; Anton Rausch;
Hans Böhm; Ferd. S t a e g e r; Paul T h a 1 h e i-
m e r; Heinrich W a d e r e; Theo Winter; Dom
Gregorius de W i t-Holland.
Den schönen zur Verfügung gestellten Saal
im römischen Ausstellungspalast, gleich beim
Bahnhof, richtete unser Delegierter, Herr Paul
Thalheimer mit Unterstützung des Herrn
A. L i p i n s k i Ende Februar—Anfang März per-
sönlich ein. Die Ausstellung wurde am 24. März
eröffnet. Wir bitten die zahlreichen Romreisen-
den, die Ausstellung in der Zeit vom April bis
Juni aufzusuchen, um unsere deutsche christliche
Kunst in Vergleich mit der modernen christli-
chen Kunst aus Frankreich, Italien, Österreich
und Ungarn zu ziehen. Ein kritischer Gesamt-
bericht wird folgen.
Der 1. Schriftführer Dr. Georg L i 1 1
Der „Tagung für christliche Kunst“ ist die
„Deutsche Gesellschaft“ als ständiges Mitglied mit
einem Jahresbeitrag von 100 Mark beigetreten.
Die neuen vorläufigen Statuten der Diö-
zesangruppen, die von den einzelnen Aus-
schußmitgliedern lebhaft begrüßt und wertvoll
kommentiert worden sind, werden in der näch-
sten Vorstandssitzung endgültig beraten werden.
Am 3. Februar veranstaltete die Deutsche Ge-
sellschaft mit der Ortsgruppe München
einen Vortragsabend in der Universität München.
Der 1. Schriftführer Herr Professor Dr. Georg
L i 1 1 sprach über „die heutige Lage der
christlichen Kuns t“. Der krisenhafte
Übergang der heutigen Zeit wurde in den Vor-
dergrund gestellt, jedoch ebenso klar betont, „daß
die Kirche schon problematischere Zeiten der
kirchlichen Kunst überwunden habe. Die ältere
wie die jüngere Generation müßten in gegen-
seitiger Duldung zu einem gemeinsamen inneren
Ziel streben. Der Vortrag war außergewöhnlich
stark von Mitgliedern und Gästen besucht.

Ausstellungen
GALERIE FÜR CHRISTLICHE
KUNST, MÜNCHEN
A m 13. Oktober hat der Präsident der Gesell-
TA. schäft, Prof. Dr. Strieder, die neuen Ausstel-
lungsräume in München, am Wittelsbacher Platz 2,
in schlichter Feier eröffnet. Vom Platze, der in
seiner Ruhe und Gehaltenheit durch Thorwaldsens
Reiterstandbild Maximilians I. mit seiner klassi-
zistischen Haltung eine noch feierlichere Gemessen-
heit empfängt, tritt man in die hellen, vornehmen
Räume: klare Verhältnisse, warme Farben. Sofort
wird der Blick festgehalten durch August Weck-
beckers monumentale Porträtbüste Papst Bene-
dikts XV., die in ihrer Sicherheit und Kraft an das
Quattrocento gemahnt. Leuchtend grüßt von der
Wand das sonore Rot von Sambergers Bildnis des
Kardinals Faulhaber. Nebenan lebt die stille innige
Welt Matthäus Schiestls. Das gibt dem Ganzen
eine ruhige Sicherheit und Hoffnung. Und das
klang auch durch die Feierworte des Präsidenten:
Wir haben die Pflicht zu wirken, aber wir hoffen
auf reiches, sich entfaltendes Leben und hier ist ein
großer Schritt in positiver Arbeit nach vorwärts
getan; die christliche Kunst hat damit ein allen
andern ebenbürtiges Heim, die unerläßlich not-
wendige Basis für einen Wettbewerb mit gleichen
Kräften; die Kunst hat heute wieder Sinn für das
Gedankliche und Religiöse, der christlichen Kunst
sind damit große Hindernisse für ihr Sichdurch-
setzen aus dem Wege geräumt. — Die Gesellschaft
ist, an ihrer Spitze besonders, durchdrungen von
dem Gedanken, daß sie als bloße Auftrags- und
Verkaufsorganisation nicht ihre Aufgabe erfüllt,
daß sie vielmehr alle schöpferischen Kräfte auf dem
Boden christlicher Kunst zu sammeln hat, nicht
im Festhalten einer bestimmten Schule und Stil-
richtung ihr Ziel erreicht, sondern im besonnenen
Aufnehmen neuer, dem Zeitempfinden entsprechen-
der Formulierungen christlicher Symbole. Sie will
verantwortungsbewußt in ein Stadium aktiven
Lebens treten. Die augenblickliche Ausstellung
umfaßt Malerei, Graphik, Plastik, Kleinplastik und
Kunstgewerbe, und vermag wohl, über den Aus-
druckswillen und die Kräfte innerhalb der christ-
lichen Künstlerkreise eine orientierende Überschau
zu vermitteln. Unter den Plastikern fallen neben
A. Weckbecker besonders ins Auge Karl Baur und
Thomas Buscher. Man sieht selten etwas von der
gleichen Eindrucksfähigkeit wie K. Baurs »Schmer-
zensmann«. Buscher geht in seinen beiden reich-
bewegten Holzreliefs »Aufopferung im Tempel« und
»Mariä Tod« mehr den Weg spätmittelalterlicher
deutscher Holzplastik. In Heinrich Waderes »Pieta«
klingen historisierende und moderne Stilelemente
zu starker Wirkung zusammen. Sonst ist unter
der Plastik noch zu vermerken : Paul Scheuerle mit
einem tieferfaßten Kruzifixus und einer feinen Ma-
donna und Hermann Goretzki mit mehreren klei-
neren Arbeiten. An Kleinplastik sind fast durchweg
sehr gute Arbeiten zu sehen: vorab Lissy Eckarts
Bronze-Plaketten und Eugenie Bemer-Langes Holz-
kleinplastiken «Franziskus« und»Madonna«. Neben
Leo Samberger, der durch seinenKardinal gewichtig
vertreten ist und neben Matthäus Schiestl — heraus-
gehoben seien aus der Reihe seiner ausgestellten
Bilder vor allem» St. Wolfgang« und die »Berg-
kapelle« treten an jüngeren Kräften besonders
hervor Felix Baumhauer, Johann Baumann, Peter

Die christliche Kunst. XXL 6

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