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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Personalnachrichten / Forschungen
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Bücherschau
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PERSONALNACHRICHTEN — FORSCHUNGEN — BÜCHERSCHAU

facher innerlicher Größe, die aus der Gruppe »Der
ungläubige Thomas«, schon deutlich und eindring-
lich spricht. Von E. Stoff an (Lübeck) sah man
neben feinen an-die Nazarener erinnernden Zeich-
nungen eine Weihnachtsdarstellung, in sicherer
Komposition aus einem Holzblock gearbeitet, doch
in der Technik des Holzschneidens konnte man
erfahren, wie sehr den Tiroler Bildhauern P.
Sellemond (Hall), M. Mau rach er (Zillertal)
und L. Penz (Schwaz) die heimische Tradition
des Schnitzens zugute kommt. J. Amberger
(Würzburg) fiel durch eine Madonnenstatue aus
Bronze, H.Domizlaff (Münster i. Westf.) durch
ihre feinempfundenen und für die Flügel kleiner
Hausaltärchen geschickt verwendeten Treibarbei-
ten in Messingblech auf. Prof. H. Perathoner
(Charlottenburg) fand sich mit Zeichnungen für
Bildhauerarbeiten ein, von denen eine Variation
einer Pietägruppe besonders hervorstach. Den herr-
lichen Altar, den Ch. Skikkild (Kopenhagen)
für das Kloster der ewigen Anbetung in Kopen-
hagen mit 6o meisterhaft komponierten Reliefs
ausführte, lernten wir wenigstens aus Abbildungen
schätzen.
Ein sehr erfreuliches Zeichen der Ausstellung
war die gute Vertretung der Architektur durch
Prof. Dr. C. Holzmeister (Innsbruck-Wien)
in seinen hervorragenden zum Teil ausgeführten,
zum Teil projektierten kirchlichen Bauten in Tirol,
durch A. Welzenbachers (Innsbruck) Entwürfe,
und durch D. Böhm (Offenbach a. M.) und Nor-
de n-K1 e c a t s ki (Innsbruck). Prof. F. Müller
(Innsbruck), der die Ausgestaltung der Ausstel-
lungsräume und die eindrucksvolle Innendekora-
tion des Stadtsaales in Innsbruck für die Vorträge
der Tagung schuf, war in der Ausstellung durch
einen Altarentwurf für die Begräbnisstätte Kaiser
Karls in Funchal auf Madeira und durch ein gut
gelöstes Erweiterungsprojekt der Kirche Dreihei-
ligen in Innsbruck vertreten. — Sobald die Archi-
tektur wieder ihre Führerrolle antreten kann, ist
auch eine Klärung der überall sehr divergent auf-
tretenden Formen in Plastik und Malerei zu er-
warten, denn sie wird zu monumentalem, einheit-
lichem, zu ihr gestimmtem Ausdruck zwingen und
auch unsere Künstler mehr vom traurigen Schaffen
auf Ausstellungs- und Zufallsverkauf befreien, be-
stimmte Aufgaben stellen und wieder zu einer
angewandten Kunst führe,n.
Dr. Josef Garber, Innsbruck

Personalnachrichten
TD e r 1 i n. Theodor Nüttgens fünfzig Jahre
alt! Der bekannte Kirchenmaler Theodor Nütt-
gens feiert am 5. September 1925 seinen fünfzig-
sten Geburtstag. Seit vielen Jahren in Berlin an-
sässig hat der Künstler weit hinaus ins Reich
gewirkt; außer in Berliner Kirchen und vor allem
in Spandau hat er Ausmalungen vorgenommen
in Rheinland-Westfalen — so Niederfischbach — in
Pommern — Stolp, ferner in Landsberg a. W„ in
Schlesien, vorab Breslau, Ägidienkirche u. a. m.
Die Magdeburger St. Agneskirche besitzt ein Tri-
ptychon »Kreuzigung« von seiner Hand. Auf zahl-
reichen Ausstellungen ist man seinen Tafelbildern
religiösen und auch profanen Inhalts begegnet.
Auf der großen Fläche hat sich der Künstler be-
sonders als Kase'.nmaler betätigt und technisch
bewährt. Der Geburt nach aus Aachen stammend
bildete Nüttgens sich vornehmlich auf der Düssel-

dorfer Akademie von 1898 —1902 und auf Reisen
durch Belgien sowie England. In Berlin machte
er sich nach dem Kriege durch die hauptsächlich
von ihm ausgehende Gründung des Kreises ka-
tholischer Künstler um die christliche Kunstbe-
wegung verdient. G.
Forschungen
lieber d i e S i g n a t u r a u f W e r k c n d e r B a -
rockkunst hat der Wiener Kunstgelehrte Ale-
xander Hajdecki in der Wiener „Reichspost“
(19. und 26. April) eine größere Studie veröffent-
licht, in welcher zum erstenmal die Frage einer
eingehenden Untersuchung unterzogen wurde,
warum so wenig signierte Werke der Barockkunst
vorhanden sind. Hajdecki, der über ein ebenso
tiefes Wissen wie über eine gründliche Kenntnis
der Werke verfügt, nimmt wie bei allen seinen
Untersuchungen den Ausgangspunkt auch diesmal
sehr tief unten. Zuerst scheidet er die Künstler in
zwei große Gruppen: Hofkünstler und „bürger-
liche“ Meister. An der Hand der Tatsachen kam
Hajdecki zu dem Ergebnis, daß nicht ideale Ur-
sachen (wie „Verzicht“ auf Nachruhm oder ähn-
liches) entscheidend waren, die Werke nicht zu
signieren, sondern nur folgende drei Gründe:
1. der Respekt vor der Majestät der Kunst, 2. die
Devotion vor der himmlischen und 3. die Ehr-
furcht vor der irdischen Majestät. Dies gilt für
die Hofkünstler,- ebenso wie für die zünftigen
Meister. Hajdecki belegt nun diese drei Gründe
mit archivalischen Dokumenten. In der Tat läßt
sich z. B. feststellen, daß die religiösen Darstel-
lungen kleineren Formats, die sogenannten An-
dachtsbilder für den kirchlichen oder für den
Hausgebrauch (für Hausaltäre oder in Betstühle
eingelassen u. dergl.) sehr selten mit einer Sig-
natur versehen sind. Dagegen entbehren die großen
Wand- und Kirchenschmuckbilder, welche auf die
weite Entfernung vom Auge des Beschauers be-
rechnetsind, selteneiner Signatur. Hajdecki schließt
nun, daß das Weglassen der Signatur nur aus der
tiefen Religiosität und Ehrfurcht vor der Majestät
Gottes zu erklären ist. Der Andächtige würde
durch das Lesen des Namens in seiner Andacht
gestört werden. Es wäre nur sehr zu wünschen,
daß diese interessanten Untersuchungen, die stellen-
weise zwar etwas unklar sind, was aber durch
die Kürzung der Arbeit in der Redaktion ent-
standen sein dürfte, einem größeren Leserkreis
zugänglich gemacht werden möchten.
Bruno Binder

Bucherscliau

T T ege, W alter und Pinder, Wilhelm, der
-*■ Naumburger Dom und seine Bildwerke. Berlin,
Deutscher Kunstverlag, 1925. Zu den bedeutend-
sten Bauwerken des 13. Jahrhunderts gehören die
Dome von Bamberg und Naumburg. Hier wie
dort haben wir nicht bloß eine gewaltige Archi-
tektur, sondern in enger Verbindung mit ihr auch
eine Plastik, welche mit zu dem Besten zählt,
was die deutsche Kunst überhaupt geschaffen
hat. Es ist recht erfreulich, daß wir Deutsche
uns endlich einmal der Größe unserer eigenen
Kunst besinnen. Schon aus diesem Grunde be-
deutet die vorliegende Publikation eine Tat. Sie
wird die Erkenntnis und das Verständnis des
 
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