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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0415

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BÜCHERSCHAU

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Naumburger Domes und seiner plastischen
Schätze in die weiten deutschen Gaue tragen.
Der Kunsthistoriker und der Photograph haben
in enger Fühlung miteinander gearbeitet. Daß
sich beide auf die Hauptzeit des Baues be-
schränkt haben, ermöglicht ihnen, sich in die De-
tails mehr zu vertiefen. Die Bauzeit ist durch
die Regierung der beiden Bischöfe Engelhard
und Dietrich II. von Wettin wohl mit den Jahren
1207 und 1272 umschrieben. Das künstlerische
Schwergewicht liegt im Bau und in der Aus-
schmückung des Westchores und gehört also dem
Wettiner an, welcher 1249 hiefür ein Bittrund-
schreiben hat ergehen lassen. In der Beschrei-
bung ist mit Recht hervorgehoben, daß der Ost-
lettner das älteste erhaltene derartige Gebilde
in ganz Deutschland ist. Es wäre noch zu beto-
nen, daß er nicht bloß durch den Bau der dahin-
ter liegenden Krypta in seiner Form, sondern
auch in seinem Bestand bestimmt ist, er sollte
ja eine Art Schutzmauer des darüber liegenden
Chores bilden. Der Westlettner ist bereits aus
der neuen Idee entstanden: eine Scheidewand
zwischen Kirche und Chor herzustellen. Zu An-
fang der Untersuchung hat sich Professor Pinder
mit aller Entschiedenheit für einen Meister aus-
gesprochen, der das Ganze zum mindesten ge-
leitet, sowohl den Lettner, wie die Stifterstatuen.
Freilich die weitere Frage: wer dieser Meister
gewesen und woher er gekommen, ist stillschwei-
gend übergangen, obwohl sie für uns nicht min-
der wichtig ist. Hingegen ist am Schlüsse die
Bedeutung der Figuren gebührend herausgeho-
ben. Nicht minder als die Klarheit des wissen-
schaftlichen Textes fällt die Liebe und das Ver-
ständnis wohltuend auf, mit denen der Photo-
graph seine Aufnahmen gemacht hat. Selbst das
letzte Detail der Schönheit wird herausgeholt,
um den Beschauer die ganze Größe der Kunst
nachfühlen zu lassen. Und der Verlag hat sich
alle Mühe gegeben, diese Aufnahmen möglichst
gut herauszubringen, besonders die beabsichtigte
Stimmung wiederzugeben. So steht das Buch
nicht bloß im Zeichen, sondern auch auf der
Höhe der Zeit und besitzt alle Voraussetzungen,
mitzuhelfen an dem so notwendigen Aufbau un-
seres nationalen Gedankens. Dr. M. Hartig

unvergleichlichen deutschen Südens und Südostens.
Auf beinahe 250 sehr lesbaren, stets fesselnden
Seiten, unterstützt durch ein prachtvoll ausge-
wähltes und gut wiedergegebenes Abbildungsma-
terial, das die wechselnden Tendenzen schlagend
zu charakterisieren vermag, werden wir in die
Formabsichten, in die geistigen Voraussetzungen
und die Formabwicklungen unserer deutschen
Bildnerkunst, der architektonisch gebundenen wie
freien, eingeführt, lernen die Hauptmeister als die
sinngebenden Vollender oder Überwinder der zeit-
lichen Stile kennen, mitunter von ganz neuen Ge-
sichtspunkten aus ; mancher noch gar nicht ge-
läufige Name tritt auf und überrascht den Kunst-
freund. Ganz zwanglos konnte der Verfasser als
bekannter Spezialist das meiste auf dem so reich-
haltigen Untergründe bayerischen Museumsbesitzes
(Nationalmuseum München) aufbauen; hinzu tre-
ten wertvolle Ergänzungen durch markante Bei-
spiele aus anderen deutschen Sammlungen und vor
allem auch Werke, die an und in Kirchen und
öffentlichen Bauten aus den für die Entwicklung
bedeutsamsten Provinzen zum Glück noch stehen,
als in der ihnen angemessensten Umgebung. Das
Buch hat dadurch und durch die psychologisch
geschickt gefaßte, ja in den Untertiteln vielfach
schon klärende Darstellungsweise einen durch-
gehend lebendigen Zug erhalten. So vermag es
nicht nur, dieser Kunstgattung neue Freunde zu
sichern, sie erstmals überhaupt an den nicht leich-
ten Stoff heranzubringen, sondern es dringt gleich-
zeitig schon zu einer vertieften Betrachtung vor,
schafft damit bleibende Werte. Ausreichende Lite-
raturangaben unter Berücksichtigung des Neuesten
beziehen sich auf die einzelnen Kapitel und geben
weitere Orientierungsmöglichkeiten. Lills »Deut-
sche Plastik« ist aber, ohne daß wir hier bei der
Ausdehnung des Themas noch auf Einzelheiten
eingehen können, in keinem Falle eine Populari-
sierung der Materie, sondern eine den Standpunkt
der Forschung und die vielfachen Problemstel-
lungen berücksichtigende Zusammenfassung, die
eben den Vorzug hat, allgemein verständlich zu
sein und somit als Buch weitere Kreise zu ziehen.
Es wäre dringend zu wünschen, daß diese Neu-
erscheinung auch außerhalb des Volksverbandes
Verbreitung findet. Oskar Gehrig

Li 11, Georg: Deutsche Plastik. Mit 32
Vollbildern. Berlin 1925. Volksverband der Bücher-
freunde, Wegweiser-Verlag G. m. b. H.
Plastik, lange das Stiefkind der Kunstbetrach-
tung, ist auf einmal ein bevorzugtes Gebiet ge-
worden. Merkwürdig, wie anregend und genuß-
reich das Befassen mit den Bildwerken aus alten
und neuen Kunstperioden auch vom Laien bereits
empfunden wird. Wir alle wissen, mit welchem
Eifer und mit wie großer Sorgfalt sich die jüngste
kunsthistorische und »kunstwissenschaftliche« Pu-
blizistik diesen Dingen zugewandt hat, und zwar
unter besonderer Unterstreichung der Anfangs-
und Endstadien; romanische und barocke Plastik
stehen obenan. Von dem, was dazwischen lag,
hatte jede Kunstgeschichte immerhin schon etwas
zu berichten.
Der Volksverband der Bücherfreunde hat mit
dem vorliegenden Band einen besonders guten
Griff getan. Es handelt sich um nichts Geringeres
als um eine großzügige, in ihrem Verlaufe ge-
schickt unterteilte Zusammenfassung der »Deut-
schen Plastik«, von ihren um 800 anzusetzenden
Keimen an bis herab ins vollreife Rokoko des

Reiners Heribert, Die Kölner Maler-
schule. 40. Mit 347 S.' Text, 3 Farbdrucken,
45 Lichtdrucktafeln und 315 Textabbildungen.
München-Gladbach, B. Kühlen, Kunst- und Ver-
lagsanstalt. Preis in Halbleinen 55 M. (Vorzugs-
ausgabe, 100 Exemplare in Ganzleder und hand-
gebunden 80 M.)
Erst 1923 hat Professor Dr. Karl Schaefer, ein
Kölner Museumsdirektor, in einem umfangreichen
Tafelwerke die Geschichte der Kölner Malerschule
behandelt. Wenn nun jetzt, nach so kurzer Zeit,
eine zweite Arbeit das gleiche Gebiet behandelt,
so beweist diese Tatsache zunächst das große,
allgemeine Interesse an dem Thema. Schon früher
als Dr. Schaefer hat der damalige Direktor des
Wallraf-Richartz-Museums in Köln, Alfred Hagel-
stange, für den Verlag B. Kühlen eine derartige
Veröffentlichung vorbereitet, ist aber im Oktober
1914 darüber gestorben. Man wollte jetzt über die
vielen bisherigen kleineren Schriften hinauskom-
men, als deren letzte und beste A. Huppertz 1914
in seiner Altkölnischen Malerschule (Die Kunst
dem Volke Nr. 17 und 18) brachte. Seit 1805
Friedrich Schlegel in seiner Zeitschrift »Europa«
 
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