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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Denkmalpflege
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Personalnachrichten / Kleine Mitteilungen / Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0346

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PERSONALNACHRICHTEN — KLEINE MITTE [LUNGEN — BÜCHERSCHAU

Kapellenraum in eine Kriegergedächtniskapclle zu
wandeln, ist ein äußerst glücklicher gewesen. Schon
die architektonischen Verhältnisse der beidengruft-
artigen gedrückten Gewölbe, die durch breite Gur-
ten voneinander getrennt sind, eignen sich ausge-
zeichnet zu einem den toten Helden des Welt-
krieges gewidmeten Gedächtnisraum. Die Ge-
wölbefelder sind rosa getönt, der schöne, aus
geometrischem Rahmenwerk zusammengesetzte
Stuck ist blendend weiß gehalten. In der gewissen-
haften Ergänzung des schadhaften Stuckes hat
Bildhauer Schuster in Berchtesgaden treffliche
Arbeit geleistet. An den Wänden hängen vier
große aus Eichenholz gefertigte Tafeln nach den
Entwürfen des Direktors Wenig der Berchtes-
gadener Schnitzschule. Sie tragen die Namen der
aus der Gemeinde Berchtesgaden gefallenen Hel-
den. Mit Absicht sind diese in der Naturfarbe des
Eichenholzes gehaltene Tafeln von großen ernsten
Formen. Sie sollen gleichsam als Urkunden wir-
ken, die den kommenden Geschlechtern die Namen
der edlen Toten vermitteln. Zwischen den Tafeln
sind, ihren Ernst mildernd, dreiteilige Wandarme
in Schmiedeisen gefertigt und grün getönt, im
Benehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege
angebracht. Den Brennpunkt des Kapellenraumes
bildet der an der Ostwand sich erhebende neu-
marmorierte Barockaltar des 18. Jahrhunderts.
Sein gefälliger Aufbau umschließt die in Polier-
weiß gefaßte Holzgruppe des hl. Martinus zu Pferd,
eine ausdrucksvolle Arbeit des Münchner Bild-
hauers Professor Thomas Buscher. Eine künst-
lerisch gute und zugleich sinnreiche Wirkung
rufen die beiden alten Traglaternen hervor, die
auf Stangen vor den Altarstufen angebracht sind.
Alles in allem zählt die Berchtesgadener Krie-
gergedächtniskapelle zu den stimmungsvollsten
Ehrungen, welche Bayern seinen toten Helden zu-
gedacht hat: Das sichere Formen- und Farben-
gefühl der vergangenen Kunst verbindet sich mit
guter Gegenwartskunst, die bei aller Anlehnung
an den alten Bestand frei und selbständig sich be-
hauptet. Dr. Richard Hoffmann
Personalnachricliten
A rchitekt Franz Drobny f. — In Graz starb
am8.Dezember der Professorderhiesigentech-
nischen Hochschule Oberbaurat Franz Drobny
im 61. Lebensjahre. Seine bedeutendsten Bauten
sind in Salzburg und Karlsbad. In Steiermark hat
er u. a. auch die Kirche in Klein-Lobming bei Knit-
telfeld in den Jahren 1919—20 erbaut. Drobny
schuf sich auch auf fach wissenschaftlichem Ge-
biete einen guten Namen. Bd.
Berlin. — Am 17. November 1924 verstarb zu
Charlottenburg die bekannte Bildnis- und Figuren-
malerin Ansche Fuhrmann. Ihre farbenfrohen
und hellen Werke atmen Lebensfrische und Kraft,
Mit sicherem Strich und Pinselschlag bannte sie
ihre Menschen auf die Leinwand. Von beachtens-
wertem und über den Durchschnitt weit hinaus-
gehendem Können zeugen Gruppenbilder wie ihr
großer »Sommer«, der uns auf verschiedenen nam-
haften Ausstellungen begegnete (jetzt in Berliner
Privatbesitz). Mit besonderer Liebe und vielem
Glück wandte sie sich auch dem heiklen Kinder-
bildnis in Pastell und Öl zu; daneben entstanden
frohgestimmte Stilleben bei strengem Aufbau.

Ansche Fuhrmann war eines der eifrigsten Mit-
glieder des Berliner Kreises katholischer Künstler;
so erleidet diese Vereinigung neuerdings. wieder
einen schweren Verlust. Es ist beabsichtigt, bei
erster Gelegenheit das treue Mitglied und die
sympathische Künstlerin durch eine Gedächtnis-
ausstellung zu ehren. pr. Gehrig
Kieme Nlitteilungen
TD affaels Disputa, Joseph Kellers be-
rühmtester Stich. Zu den Seltenheiten der
graphischen Nazarenerkunst gehört bekanntlich
dieser große Stich, der nur mehr in einigen wenigen
Exemplaren vorhanden ist, da die Platte durch
den Brand des Hauses des Düsseldorfer Kunst-
vereins, wo sie verwahrt war, zugrunde-gegangen
ist. Ein Prachtstück in bezug auf Erhaltung, dazu
ein Druck von außergewöhnlicher Qualität soll
in den nächsten Tagen in den Kunsthandel kommen.
Eine Dame muß dieses langgehütete Familienstück
veräußern. Es wäre zu wünschen, daß dieses Blatt
nicht in Spekulantenhände gerät, sondern daß
Freunde christlicher Kunst dieses selten schöne
Stück erwerben. Die Anschrift dieser Dame liegt
aus besonderer Gefälligkeit in der Redaktion.
Bucherscliau
A/T atthäus Schiestl. Ein deutscher Maler-
poet. VonP.Cajetan Oßwald. Verlag der
Gesellschaft für christliche Kunst m. b. FL, Mün-
chen. — Der große Beifall, welchen das durch sei-
nen warmherzigen Text und durch seine Fülle ent-
zückender Bilder ausgezeichnete Buch bei seinem
Erscheinen 1921 begrüßte und Ursache wurde, daß
der Vorrat in kurzer Zeit vergriffen war, hat den
Verlag veranlaßt, eine zweite Auflage zu veran-
stalten. Inhalt und Ausstattung des Buches sind
unverändert geblieben. Trotz guter Aussichten
bedeutet das Unternehmen unter jetzigen Verhält-
nissen immerhin kein geringes Wagnis. Es verdient
Dank und Anerkennung. Der Preis (12 M.) ent-
spricht, nach heutigem Geldwerte berechnet, dem
der ersten Auflage. Doering
Mittelalterliche Plastik Würzburgs.
Von Wilh. Pinder. Zweite verbesserte Auflage.
Mit 56 Tafeln. Leipzig, Curt Kabitzsch, 1924.
Dieses Werk, das im Jahre 1911 zum erstenmal
erschien, war damals eine kunstwissenschaftliche
Leistung, die für die ganze Forschung in ihrem
methodischen Aufbau vorbildlich wurde. Dies
rechtfertigt auch die neue Auflage des viel ge-
fragten Buches. Leider kam der Verfasser nicht
dazu, einige notwendige Änderungen, die durch
neue Ergebnisse veranlaßt wären, im Text vor-
zunehmen. Er konstatiert dies nur im Vorwort
und gibt die wichtigsten Stellen an. wo inzwi-
schen durch neue Forschungen sich Änderungen
ergeben haben. Aber das Buch hat auch in seiner
unveränderten Gestalt für die ernste Kunstfor-
schung, die sich nicht mit einigen schönen Schlag-
worten zufrieden gibt, heute noch unverminderten
Wert, weil es in seiner methodologischen Art
zeigt, wie man zeitliche Stilbedingtheiten von in-
dividueller Gestaltung unterscheiden muß und weil
es vorbildlich darin ist, wie man Schulzusammen-
hänge herstellen kann.
München Georg Lill

Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg. Lill, München, Prinzregentenstr. 3 ; Dr. Mich. Hartig. Dr. Rich. Hoffmann ; Verlag
der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A. G. — Sämtliche in München,
 
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