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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

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Kreitmeier, Joseph: August Weckbecker
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0065

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AUGUST WECKBECKER

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so höher emporreckt, je tiefer der Mensch
gebeugt wird.
Auch unsern Künstler, der mit seinen
sechsunddreißig Lebensjahren, und ob-
wohl erst spät zur Kunst gekommen, ein
so reiches und mannigfaltiges künstleri-
sches Werk zeigen kann, hat das Schick-
sal des öfteren und von Jugend an mit
Eisenhandschuhen gepackt, und der Ge-
mütsmensch, der in ihm steckt, mag oft
innerlich geknirscht haben unter diesen
harten rücksichtslosen Zugriffen. Aber
Weckbecker besitzt außer einem zarten
empfindsamen Gemüt auch einen unbeug-
samen Willen, der ein festgesetztes Ziel
nicht wieder aus den Augen läßt und
mit zäher Entschlossenheit verfolgt. Un-
ter den Spielzeugen, die man Kindern
gibt, und die einem weisen Erzieher Cha-
rakterbildungsmittel sein können, gibt es
Figuren, die sich, man mag sie legen
und werfen, wie und wohin man will,
allemal wieder von selbst auf die Füße
stellen. Oft schon hat sich mir dieser Ver-
gleich aufgedrängt, wenn ich Einzelheiten
aus dem Leben des Künstlers erfuhr, wo
er immer wieder Herr verzweifelter Situa-
tionen wurde, bei denen andere, weniger
starke Naturen bestimmt unterlegen wä-
ren. In dem Tonentwurf »Sturm auf dem
Meer« (Abb. S. 42) hat er seinen Lebens-
schicksalen, diesem Wandeln durch Fähr-
nisse aller Art, ergreifenden Ausdruck
verliehen. Für die Plastik ist ein solches
Thema außerordentlich kühn, und wehe
dem, dem es von außen als Aufgabe ge-
stellt würde. Eine Lösung kann nur der
finden, dem es sich von selbst aus der
Seele losringt. Und ich meine, selbst die
Weckbeckersche Lösung ist einzig in
dem Zustande, in dem sie vor uns steht,
als impressionistische Skizze möglich.
Jeder Vollendungsversuch käme einer Zer-
störung gleich. Das feste Gottvertrauen,
das den Grundgedanken dieses Werkes
bildet, hat denn auch durch alle bitteren
Erfahrungen hindurch sein sanguinisch-
rheinländisches, optimistisches Tempera-
ment unerschüttert gelassen.
Unter den Werken des Meisters ragen
drei Gipfel über die übrigen hinaus. So
scheint es mir wenigstens. Aber viel-
leicht möchte eine genaue Messung er-
geben, daß andere ihnen gleichkommen.
Diese drei Gipfel sind: Das Bettinger-
Denkmal im Münchner Dom, die mächtige
Herz-Jesu-Figur in der Kathedrale von
Solothurn, die Bildnisbüste des Kardinals


AUG. WECKBECKER DENKMAL SEINER EMINENZ
KARDINAL BETTINGER
Text S. 45
 
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