Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]: Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben (21.1924/1925)

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JULIUS SEIDLER

JULIUS SEIDLER HL. HEINRICH
Am Heiliggeistspital in München



JULIUS SEIDLER ARCHITEKT
Am Stacltbauamt in München

lieh feierliche Tonart ist bei dem Gedächt-
nismai für die Familie von Neuschotz in
Harlaching bei München angeschlagen.
Emanuel von Seidl, der die architektoni-
schen Grundlinien des Werkes legte, war
über dessen Vollendung weggestorben, und
Seidler, der von vornherein bestimmt war,
den plastischen Schmuck zu gestalten, voll-
endete das Werk, eine große, offene Rund-
halle, die mannigfaltigen bildnerischen
Schmuck trägt, darunter, karyatidenhaft an-
mutend, in vier Gestalten die Lebensalter,
in kraftvoller origineller Weise (Abb. S. 36).
Voll Stimmung ruht das Bauwerk im Baum-
grün, es lädt zu Sammlung und Andacht.
Uber den Alltag schweifen die Gedanken in
erhabenere Bezirke. Und dies gelingt Seid-

ler fast bei jedem seiner Werke. Über das
ästhetische Moment hinaus hat er in seiner
Kunst ethische, metaphysische, religiöse
Werte zu geben. Wenn man aber dies von
einem Künstler mit gutem Gewissen rühmen
darf, so kann man wohl rechtens behaupten,
seine Kunst sei nicht nur um ihrer selbst
willen da, sei kein unfruchtbares ,,1’ art pour
l’art“, sondern sei berufen und in der Lage,
die idealsten Aufgaben zu lösen.
Dr. G. J. Wolf
Hinter jeder großen Kunstleistung steht eine
Unmenge bewußter oder unbewußter Arbeit. Die
Athene, welche gepanzert und behelmt dem Haupte
des Zeus entsprang, hatte eben auch eine Vor-
geschichte. M. Herbert