DIE KRIEGERGEDÄCHTNIS-KAPELLE IN RUHPOLDING
KREUZIGUNG
Glasgemälde von Karl Blocherer und Otto Loht ;un.
dinger Marmor ausgeführt. Eine Rund-
bogentüre mit Gewänden in Ruhpoldinger
Marmor führt in das gewölbte Innere,
dessen Nische auf niedrigem unverputztem
und mit dem gleichen Marmor abgedeck-
tem Backsteinsockel die Holzgruppe der
Pieta von Bildhauer Georg Walli sch-
München beherrscht. Das Kunstwerk ist
schon in einer früheren Nummer der Zeit-
schrift beschrieben worden (Heft 4/5, Januar
und Februar 1925, S. 102). Die Gruppe ist
aus Lindenholz geschnitten und dann mit
Nußbeize eingelassen, wodurch ein weicher
samtener Ton erreicht worden ist. Die Auf-
fassung, wie die Madonna sitzend den Leich-
nam ihres Sohnes auf dem Schoße trägt, wie
die Schmerzensmutter ihren Oberkörper
etwas zurücklegt und die Arme ausbreitend
auf ihren göttlichen Sohn weist, ist tief er-
greifend. In den seitlichen Engelsfiguren
erhält der erschütternde Ernst der Kunst-
schöpfung eine wohltuende Milderung. In
ihrer zurückhaltenden Tönung spricht das
Werk unmittelbar zu uns und bildet in dem
einfachen Kapellenraum, der auf ornamen-
talen Schmuck bewußt verzichtet, den Brenn-
punkt der ganzen Anlage. Die beiden seit-
lichen ovalen Fenster sind mit Glasgemäl-
den — Kreuzigung und Auferstehung —
nach dem Entwürfe von Kunstmaler Blo-
cherer geschmückt. Die Ausführung der
Gemälde stammt von Glasmaler Otto
L o h r jun. - München. Durch diese Fenster
fällt mystisches Licht in den sonst schmuck-
losen Raum und überhaucht das Kalkweiß
der Wände mit zartem farbigem Schimmer.
Vortrefflich harmoniert damit das gedämpfte
Rot des Ziegelpflasters.
Die Ruhpoldinger Kriegergedächtnis-
Kapelle gehört entschieden zu den künst-
lerisch besten Lösungen, welche die Gegen-
wartskunst auf dem Gebiete der Krieger-
ehrungen geschaffen hat. Das Gelingen
des Werkes beruht vor allem darauf, daß
Architekt Erb mit seltenem Geschick und
künstlerischem Takt in der Gesamtanlage
des Baues wie auch bei Durchführung der
Einzelheiten vorgegangen ist. Alles wirkt
zusammen, um hohe künstlerische Werte zu
erzielen: Im Kalkweiß des Mauerwerks, in
KREUZIGUNG
Glasgemälde von Karl Blocherer und Otto Loht ;un.
dinger Marmor ausgeführt. Eine Rund-
bogentüre mit Gewänden in Ruhpoldinger
Marmor führt in das gewölbte Innere,
dessen Nische auf niedrigem unverputztem
und mit dem gleichen Marmor abgedeck-
tem Backsteinsockel die Holzgruppe der
Pieta von Bildhauer Georg Walli sch-
München beherrscht. Das Kunstwerk ist
schon in einer früheren Nummer der Zeit-
schrift beschrieben worden (Heft 4/5, Januar
und Februar 1925, S. 102). Die Gruppe ist
aus Lindenholz geschnitten und dann mit
Nußbeize eingelassen, wodurch ein weicher
samtener Ton erreicht worden ist. Die Auf-
fassung, wie die Madonna sitzend den Leich-
nam ihres Sohnes auf dem Schoße trägt, wie
die Schmerzensmutter ihren Oberkörper
etwas zurücklegt und die Arme ausbreitend
auf ihren göttlichen Sohn weist, ist tief er-
greifend. In den seitlichen Engelsfiguren
erhält der erschütternde Ernst der Kunst-
schöpfung eine wohltuende Milderung. In
ihrer zurückhaltenden Tönung spricht das
Werk unmittelbar zu uns und bildet in dem
einfachen Kapellenraum, der auf ornamen-
talen Schmuck bewußt verzichtet, den Brenn-
punkt der ganzen Anlage. Die beiden seit-
lichen ovalen Fenster sind mit Glasgemäl-
den — Kreuzigung und Auferstehung —
nach dem Entwürfe von Kunstmaler Blo-
cherer geschmückt. Die Ausführung der
Gemälde stammt von Glasmaler Otto
L o h r jun. - München. Durch diese Fenster
fällt mystisches Licht in den sonst schmuck-
losen Raum und überhaucht das Kalkweiß
der Wände mit zartem farbigem Schimmer.
Vortrefflich harmoniert damit das gedämpfte
Rot des Ziegelpflasters.
Die Ruhpoldinger Kriegergedächtnis-
Kapelle gehört entschieden zu den künst-
lerisch besten Lösungen, welche die Gegen-
wartskunst auf dem Gebiete der Krieger-
ehrungen geschaffen hat. Das Gelingen
des Werkes beruht vor allem darauf, daß
Architekt Erb mit seltenem Geschick und
künstlerischem Takt in der Gesamtanlage
des Baues wie auch bei Durchführung der
Einzelheiten vorgegangen ist. Alles wirkt
zusammen, um hohe künstlerische Werte zu
erzielen: Im Kalkweiß des Mauerwerks, in