Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0214
DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Feulner, Adolf: Eine Prunkgarnitur von Georges Jacob
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trägt, bilden die Bekrönung. Die Quasten an der Säule sind, zur Erläuterung
der Abbildung sei dies beigefügt, geschnitzt.
Bei den Stühlen sind die jonischen Balustersäulen mit den Pyr-Enden als
Rahmen der Lehne verwendet. Die Füllhörner bekrönen das Oval der
Lehne, die Flechtbänder dekorieren die Zarge. Die Umwandlung der einzelnen
Teile in einfache geometrische Formen ist schon fast ganz durchgeführt.
Ein Jahrzehnt später hätte man auch die unbestimmte Abrundung der Zarge
und die unklare Volutenform der Stütze der Armlehnen mit der ausladenden
Blattranke vermieden, und die einzelnen tektonischen Bestandteile, Füße,
Zarge, Lehne, noch deutlicher voneinander geschieden. Die Schwere und
Massigkeit ist bei den anderen Möbeln Jacobs in dieser Zeit ganz ungewöhn-
lich. Sie erklärt sich aus dem besonderen Zweck einer Prunkgarnitur und
vielleicht auch aus Wünschen des Bestellers.
Die Garnitur muß Teil einer ungewöhnlich prunkvollen Raumausstattung
gewesen sein. Auch darüber hat Lefuel eine Notiz gebracht, die eine Ahnung
von dem Reichtum und der Kostbarkeit gibt, die hier ausgebreitet waren.
Im Livret du Salon von 1781 findet sich bei der Zitierung der Werke des
Bildhauers Martin Claude Monot die Notiz: du xo septembre jusqu’ä la fin du
meme mois on verra dans l’atelier de M. Monot, cour du Louvre, deux
figures en marbre de grandeur naturelle. C’est le moment oü Psyche vient
voir l’amour. Ces figures sont destinees ä orner le lit de Son Altesse Sere-
nissime M. le prince des Deux-Ponts. Die beiden lebensgroßen Marmor-
figuren von Amor und Psyche können die Bestimmung gehabt haben,
die Draperie des Betthimmels zu halten. Das ist ganz gut möglich. Man
könnte sich die Situation noch weiter ausmalen und sich vorstellen, wie
Psyche den Betthimmel zurückschlägt und zum erwachenden Amor hinüber
über den Schläfer hinwegblickt. In die antikische Sentimentalität des frühen
Klassizismus würde die Situation ganz gut hineinpassen. Möglich auch, daß
der Zusammenhang ein anderer gewesen ist. Die Figuren sind leider nicht
mehr erhalten. Von der Ausstattung, die wir uns nach dem Vorhandenen und
diesen Notizen kaum prächtig genug vorstellen können, ist nichts übrig
als diese wenigen Möbel.
Wo diese Ausstattung war? Kein Zweifel, daß die Möbel einmal im Haupt-
sitz der Wittelsbacher in der Pfalz, im riesigen Schloß Karlsberg eines der
tausend Zimmer geschmückt hatten1, von deren unheimlichem Reichtum uns
nur mehr Aufzeichnungen und Archivalien erzählen. Heute ist kaum mehr
der Platz zu erkennen, wo das Schloß einmal gestanden ist. 1797 ist es von den
Franzosen zerstört worden.
1 Weitere Nachweise wird der Möbelkatalog des Residenzmuseums München bringen.
der Abbildung sei dies beigefügt, geschnitzt.
Bei den Stühlen sind die jonischen Balustersäulen mit den Pyr-Enden als
Rahmen der Lehne verwendet. Die Füllhörner bekrönen das Oval der
Lehne, die Flechtbänder dekorieren die Zarge. Die Umwandlung der einzelnen
Teile in einfache geometrische Formen ist schon fast ganz durchgeführt.
Ein Jahrzehnt später hätte man auch die unbestimmte Abrundung der Zarge
und die unklare Volutenform der Stütze der Armlehnen mit der ausladenden
Blattranke vermieden, und die einzelnen tektonischen Bestandteile, Füße,
Zarge, Lehne, noch deutlicher voneinander geschieden. Die Schwere und
Massigkeit ist bei den anderen Möbeln Jacobs in dieser Zeit ganz ungewöhn-
lich. Sie erklärt sich aus dem besonderen Zweck einer Prunkgarnitur und
vielleicht auch aus Wünschen des Bestellers.
Die Garnitur muß Teil einer ungewöhnlich prunkvollen Raumausstattung
gewesen sein. Auch darüber hat Lefuel eine Notiz gebracht, die eine Ahnung
von dem Reichtum und der Kostbarkeit gibt, die hier ausgebreitet waren.
Im Livret du Salon von 1781 findet sich bei der Zitierung der Werke des
Bildhauers Martin Claude Monot die Notiz: du xo septembre jusqu’ä la fin du
meme mois on verra dans l’atelier de M. Monot, cour du Louvre, deux
figures en marbre de grandeur naturelle. C’est le moment oü Psyche vient
voir l’amour. Ces figures sont destinees ä orner le lit de Son Altesse Sere-
nissime M. le prince des Deux-Ponts. Die beiden lebensgroßen Marmor-
figuren von Amor und Psyche können die Bestimmung gehabt haben,
die Draperie des Betthimmels zu halten. Das ist ganz gut möglich. Man
könnte sich die Situation noch weiter ausmalen und sich vorstellen, wie
Psyche den Betthimmel zurückschlägt und zum erwachenden Amor hinüber
über den Schläfer hinwegblickt. In die antikische Sentimentalität des frühen
Klassizismus würde die Situation ganz gut hineinpassen. Möglich auch, daß
der Zusammenhang ein anderer gewesen ist. Die Figuren sind leider nicht
mehr erhalten. Von der Ausstattung, die wir uns nach dem Vorhandenen und
diesen Notizen kaum prächtig genug vorstellen können, ist nichts übrig
als diese wenigen Möbel.
Wo diese Ausstattung war? Kein Zweifel, daß die Möbel einmal im Haupt-
sitz der Wittelsbacher in der Pfalz, im riesigen Schloß Karlsberg eines der
tausend Zimmer geschmückt hatten1, von deren unheimlichem Reichtum uns
nur mehr Aufzeichnungen und Archivalien erzählen. Heute ist kaum mehr
der Platz zu erkennen, wo das Schloß einmal gestanden ist. 1797 ist es von den
Franzosen zerstört worden.
1 Weitere Nachweise wird der Möbelkatalog des Residenzmuseums München bringen.