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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 24
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0832

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Wir wollen dem Prinzip nicht untreu wer-
den, bei Ausstellungen dieser Art die ein-
zelnen Künstler nicht zu besprechen, keine
Zensuren zu erteilen. Nur über die Plastik
seien zwei Worte gesagt. Es ist erstaun-
lich, wie wenig gute Plastik in den letzten
Jahren gemacht worden ist. Immer sind es
die gleichen Namen, die auftauchen. Was
von der jüngeren Generation hinzugetreten,
ist zumeist durchaus unselbständig. Die
einen ahmen Maillol nach und glauben,
wenn sie dicke Frauen machen mit runden
Gliedern, so hätten sie das Wesen der pla-
stischen Kunst erfaßt. Die anderen bewegen
sich immer noch in einem ausgelebten For-
malismus. Nur Porträts erhebenteich manch-
mal über den Durchschnitt. Auch in dieser
Ausstellung ist es nicht anders gewesen.
Wirklich befriedigend sind die Köpfe von
Scharff: die feinen Bildnisse von Frl. Paul
und Frau Hausenstein. Außerordentlich ta-
lentvoll der „Nurmi“ von Renee Sintenis.
Eine Leistung für sich die Büste Slevogts
von Kolbe. Alfred. Kuhn.
EINE CORINTH-AUSSTELLUNG
IN DRESDEN
Der hiesige Kunstverein bereitet für die
Zeit von Mitte Januar bis 15. März 1927 eine
Lovis-Corinth-Gedächtnisausstel-
lung vor, die die bedeutendsten Gemälde
des Meisters aus öffentlichem und Privat-
besitz, ferner aus dem Nachlaß zeigen wird,
dazu Aquarelle, Zeichnungen und druck-
graphische Werke. Sie dürfte nach der Ber-
liner Ausstellung die größte Gedächtnis-
ausstellung für Lovis Corinth werden. r.
BRÜSSEL
Die Ausstellungsgelegenheiten in Brüssel
sind wiederum um eine neue vermehrt,
Eddy’s Art Studio, mit großen Raumflächen,
wo gegenwärtig eine Gesamtschau der
Werke von Jakob Smits abgehalten wird.
J. Smits, Holländer von Geburt, ist seit lan-
gem im belgischen Kempenland angesie-
delt und malt mit Vorliebe, nach der Art
des protestantischen Fritz von Uhde, den
Heiland in proletarisch-bäuerlicher Umwelt.
Die gegenwärtige Ausstellung des über 70
Jahre alten Meisters umfaßt 57 großeTafeln.
Die Galerie Giroux veranstaltete eine Aus-
stellung, die sich summarisch „Die junge
belgische Malerei“ betitelte, aber nur von
geringem Gehalt war. Danach kamen fran-
zösische Postimpressionisten an die Reihe:
Maurice Denis, Flandrin, Maillol, Marquet,
Valloton usw. und der wallonische Neo-
Primitive W. Degouwe de Nuncques, Der
Salon „Le Centaure“ ist nach der Avenue
de Louise übergesiedelt und hat sich hier
durch Zusammenlegung mit der Galerie
Charlet erheblich vergrößert. Die Neuen
Räume wurden durch eine Ausstellung der

„Gruppe derg“ eröffnet,nämlichdurchWerke
von G. van de Woestijne, O. Jespers, Fritz
van den Bergh, G. de Smet, Tijtgats, A. Ser-
vaes, George Minne und Frans Masereel.
Diese Galerie kann heute als die fortschritt-
lichste in Brüssel gelten. H.
COBURG
Im Kunstverein veranstaltet der „Bund“,
eine Vereinigung von hier und auswärts
arbeitenden Coburger Künstlern, eine Weih-
nachtsausstellung. Bei den Bildern von G.
O. Müller-Kipfenberg, eines Schülers von
Professor K. Caspar, erscheint zwar die Lö-
sung der Probleme noch nicht zur vollen
Reife gebracht, aber man sieht doch viel-
versprechende Ansätze. Ausgeglichener ist
die Kunst des bei aller Gehaltenheit in Farbe
und Zeichnung sehr energisch wirkenden
Ernst Precht. Die Landschafter Wilhelm
Ziegler und Ernst Reumann erweisen sich
noch als treue Anhänger des Impressionis-
mus, der erstere besonders mit sehr reizvoll
wirkenden Radierungen. U. a. sind ferner
sehr gute und frische Aquarelle von L. Post-
ner, W. O. Scheibe und W. Dölfel ausge-
stellt; es ist bemerkenswert, daß diese an-
spruchsloser erscheinende Kunst hier eine
besondere Pflege findet. Unter den Plasti-
ken ist zu erwähnen Poertzels bekanntes
Bildnis des Philosophen Verweyen und ein
Kinderporträt von E. Meusel. Fr. Hoch zeigt
gute Gebrauchsgraphik und Plakate. Eine
kleine Architekturausstellung schließt sich
an.
Außerhalb des Bundes stellt F. Sollmann
großgesehene, stark farbige spanische Land-
schaften in öl und Aquarell aus, während
sich H. Sorge in kleineren Aquarellen als
ein Künstler mit einem guten Blick für die
weite Linie der heimatlichen Landschaft er-
weist. O.L.
DARMSTADT
In den Ausstellungsräumen des Kupfer-
stichkabinetts im hiesigen Landesmuseum
ist für die Monate Dezember und Januar
eine Sammlung von 40 zum Teil sehr um-
fangreichen Gemälden und von 100 Hand-
zeichnungen des Hanauers R e i n h o 1 d
Ewald untergebracht. Die Ausstellung ver-
mittelt die Bekanntschaft mit der Produk-
tion des Künstlers während der letzten zwei
Jahre und gibt zugleich einen Überblick
über das gesamte Schaffen Ewalds seit 1912.
Die großen ihm zu Teil gewordenen Auf-
träge sind wenigstens durch Photos ver-
treten, so daß von den 17 Wandbildern für
die Dettinger Kirche und von den Skulptu-
ren für Saarbrücken wenigstens eine andeu-
tende Vorstellung entstehen kann. Die Aus-
stellung hat insofern einen gewissen pro-
grammatischen Sinn, als durch sie der her-
vorragendste der im Rhein-Maingebiet ge-

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