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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Schwab, Alexander: Zur Freiflächenfrage: Forderung und Problematik
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0152

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ZUR FREIFLÄCHENFRAGE / FORDERUNG UND PROBLEMATIK

alexander schwab

Wenn eine isolierende Betrachtung des Grün- und kunft vorzusorgen habe, sehr verschieden ausfallen

Freiflächenproblems den Vorzug hat. die Aufstellung müssen.

von Grundsätzen zu ermöglichen, deren Anwendung Zunächst fällt dabei der Unterschied zwischen
auf den Einzelfall dann nach den Gegebenheiten tatsächlicher Nutzbarkeit und recht-
abzuwandeln ist, so wird ein Uberblick über das |icher Verfügungsgewalt in die Augen.
Problem doch kaum zu gewinnen sein, wenn nicht wobej noch zwischen verwaltungsrechtlicher Zu-

seme Verbindungslinien nach den verschiedensten • , •, , . , .... ,

c ■. . ■ ~, , . , gehorigkeit und privatrechtlichen Eigentumsver-

Seiten hin angedeutet werden. T-u ■ \. , ■ ,

m.-.+,i:^u j x- i haltnissen zu unterscheiden ist. Der eiqene
Nützlich wäre es. der programmatischen Festste - ~ ., , ■ ,^ , , , r
lung dessen, was sein sollte, einen Katalog dessen Grundbes,tz der Städte reicht bekanntlich oft -
was ist gegenüberzustellen. Leider ist das nicht aU°h h'6r freillch mit außerordentlichen Diffe-
möglich: die Flächenstatistik, die das Statistische ren,Zen _ erheblich über die kommunalen Ver-
Jahrbuch Deutscher Städte 1930 für 94 Städte ver- wa|tungsgrenzen hinaus. Andererseits wird häufig
öffentlich^ gibt zwar eine Übersicht darüber, welche die Prakt,sche Nutzbarkeit der eine Stadt umgeben-
Flächen in diesen Städten mit Häusern (einschl. der den Grunflachen u"d Gewässer für die Bedürfnisse
Höfe und Hausgärten) bebaut, öffentliche Park- und der stadtischen Bevölkerung einen weiteren Radius
Gartenanlagen. Spiel- und Sportplätze, landwirt- haben als die stadtische Verwaltung, je nachdem
schaftlich benutzt, Wälder. Wasserflächen und blllige und schnelle Verkehrsmittel die Umgebung
schließlich Ödland waren. Eine Summierung der erschließen. Daß die Verwaltung einer modernen
Zahlen ist jedoch aus guten Gründen unterblieben, Groß_ oder sonstigen Industriestadt die Verpflich-
da hier alles auf den Einzelfall und seine besondere tung hat lhrer Bevölkerung ausreichende Frei-
Lagerung ankommt. Einige Beispiele mögen die flachen zu sichern, wird heute kaum mehr bezwei-
enormen Unterschiede der tatsächlichen Verhält- felt: sicher der beiden Wege, die hierfür zur Ver-
nisse veranschaulichen: fü9un9 stehen. vorzuziehen ist, wird nicht ein für

allemal entschieden werden können. Der Erwerb ge-
kamen Freiflächen war das Verhältnis der . _ ... . . . . _, .

in den Städten auf den Kopf der Freiflächen zur gesamten eigneten Geländes durch eine planmäßige Boden-

(1927) Bevölkerung stadtfläche vorratspolitik wird meist sowohl für Wohn-

Hamburg 7,44 qm 6,03 v. H. Siedlungen wie — in Verbindung hiermit — für die

Oberhausen 16.51 qm 7,54 v. H. Sicherung dauernder Freiflächen eine weitergehende

Frankfurt a. M. 77.28 qm 27,04 v. H. Verfügungsmacht schaffen, als die verwaltungsmä-

Wiesbaden 187,76 qm 34,83 v. H. ßige Zuständigkeit und ihre Ausdehnung durch Ein-

Darmstadt 346,97 qm 54,06 v. H. gemeindungen zu geben vermag. Jedoch birgt jede

. . . , . . . . _ . . . , Bodenvorratspolitik ein spekulatives Moment in sich

In einigen rheinisch-westfälischen Gemeinden sind . . , . , . .. , , , . ,,.

,.. .. , ..... _ , , .. und ist daher in ihrem wirtschaftlichen, oder richti-

Plane für die endgültige Gestaltung ausgearbeitet . ., , ,r. ... _ , . . .

■ , . . 7., , i j- t ui u ger: in ihrem kommunalfiskalischen Ergebnis von zahl-
worden: auch bei ihnen schwanken die Zahlen noch a . , . , . . . . , , 7 , , ■■ •

u nr» _i a a • 1 1 ~ .r," . -1 reichen Konjunktur- und Strukturfaktoren abhangig.
zwischen 20 und 44 v. H. der Gesamtflache und . J , ,, , ^. , . , „ . ... . ,

r o-, ■ -4 a ix r i . •• Ii- Sie ist nach Umfanq. Richtunq und Kosten überhaupt

zwischen 37 und 146 qm pro Kopf der künftigen , a a , _

■■ n■ D nur zu beurtei en im Zusammenhang mit der Ent-
planmaßigen Bevölkerung. . ,, ,, , , . , . , ,

rv ■- .. .. , , . D , . , Wicklung aller Produktions- und sozialen Verhalt-

Die Fragwurdigkeit solcher Berechnungen wird M ^ .

nisse der betreffenden Stadt. Als ein weiterer frag-
licher Faktor kommt dort, wo das stadteigene Ge-
lände außerhalb der kommunalen Grenzen liegt, noch

klar, sobald man Maßstäbe für ihre Bewertung sucht.
Diese Bewertung nämlich ist abhängig einmal von
der Bedeutung der angewandten Begriffe — was
heißt Freifläche? was heißt Stadtfläche? - sodann das Problem des verwaltungsrechtlichen und kom-
von der Lage der Wohn- und Freiflächen zueinander munalpolitischen Verhältnisses zu dem zustandigen
und von den Verkehrsverbindungen unter ihnen. Landkreis in Betracht: die Falle sind nicht selten,
schließlich von der Besiedlungsdichte innerhalb der in denen die Interessen der beteiligten Verwaltungs-
Wohnviertel. Bei der entscheidenden Bedeutung Instanzen in Fragen der Landesplanung in Konflikt
dieser konkreten Einzelfragen würde es auch nur geraten.

geringen Wert haben, etwa zu wissen, wieviel Frei- Ist somit auch der andere Weg der Freiflächen-
fläche pro Kopf jedes deutschen Großstadtbewoh- Sicherung, nämlich der verwaltungsrecht-
ners zu rechnen ist, und aus dem gleichen Grunde liehe, mit einem geringeren fiskalischen Risiko —
wird auch in jedem Einzelfalle das Urteil darüber, und freilich auch mit geringeren fiskalischen Erfolgs-
ob eine Stadt über ausreichende Freiflächen ver- möglichkeiten — ausgestattet, so hat doch auch die-
fügt, oder was sie in dieser Beziehung für die Zu- ser Weg seine erheblichen Schwierigkeiten. Sie sind

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