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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1886

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Nr. 241 - Nr. 250 (16. Oktober - 27. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42545#0767

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Erſcheint täglich, Sonnkags ausge⸗

Nömmen, Preis monatlich 20 Pig.

Mit bein SAuftrierten Unterhaltungs

Ölott 32 rg, — Wird in der ganzen

tadt verteilt uud an den Straßen:
ecken angeſchlagen.







Alle Zuſendungen werden franko
erbeten,

Zür die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verantwortlichkeit über—
nommen.












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tr Gabelsbrrger Stenograp

; Lerein

töffnet demnächſt ſeinen Winter-Kurſus,
dem ſich Teilnehmer an den Vereins—
enden, Dienstag und Donnerslag, im
ſighaus, Nebenzimmer anmelden wollen.
Die Mitglieder werden gebeten, ſich

hen:



zuf erſtes Unterpfand in Liegenſchaften
derden fortwährend, jedoch nicht unter
‚000 Mark, auzgelichen von der
Spargefelighaft für Landge⸗
meinden in Heidelberg und
llen Verlagſcheine im Hauſe der—
Made, Akademieftzaße Nr. 4, ein:
Lreicht werden.

Ueberrheiner
Risser.

Weinrestaurant Pfälzer Hof.





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| NT — — — —

5| Nassauer Hof. |:
X | Mitiagättjd von 12 bi8 2 Nhr | zo
8 in und außer Abonnement. *
S | Reflanration zu jeder Tageszeit, | SS
$ Keine Weine, 7
* Pfeiffer. |*

Brauerei U, Gulden,
Morüslides Bier.
Fette junge Bratgüufe

gen großen Borrat3 jehe billig bet
iS Hntentefer, Neuenheim.

j eflocht


Mittelbad⸗
10. Ginterhaus,







Durch eigene Schuld.

Roman von A. LütetSburg.
(12 Fortſetzung.)

der „Bedürft Ihr noch ſonſtiger Dinge, Kleider,
Nie —*“, fügte fie {todend hinzu, „Geld — es iſt

viel, aber vielleicht Fönnt ihr es gebrauchen.“

„Nehmt's! Ihr gebt e8 mir einmal zurüd.“
Sie warf ihn ein Beutelden mit Geld durch
Sitter, aber Johann Brand ſchob es zurück,
Andwerksgerät behielt er. ;

Ich danke Dir, Rudi, und bitte Dich, jebt
nach Haufe zurüczukehren, damit Du nicht
eiß efahr kommſt.“ Wenn ich Dich in Sicherheit

Wen, Derde ih ruhig fein und beſſer ſchlafen können.
don 8 mir gelingt, mid zu befreien, wirft Du
Du Mit Hören. Id will Dir nicht vergeffen, was

Dane Mir gethan Haft. Leb” wohl! Und taufend

das
das
lügſt

In
in

Na Noch einen Augenblick ſtand Rudi in tiefes
In, no ten verloren, dann trat fie den Heimweg

och von ſchwerer Sorge bedrückt.

a3 Kaum war SKohann Brand fidher untergebracht,
Um Aobert Heller in feine Behaufung zurücfehrte,
Toy feinen Schwager zu veranlafjen, daß er
die Stadt auf Nimmerwiederkehr verlaſſe.
Oops Wilhelm war indeſſen ein ſchwerer Tag
kr X gegangen, Er hatte Freunde und Bekannte, die
dar ahre hindurch nicht geſehen, aufgeſucht und
u trrag mit gleicher Freude empfangen. Aber
die one Beit Hatte er mancherlei Dinge gehört,
Ati ſchmerzlich berührten ünd ihn nicht lange
Timex ® in Zweifel ließen, wie e8 mit dem Gatten
Nas armen Schweſter und mit dieſer ſelbſt ausſah.
fürs fahren, war ſchlimmer, als das, was er
nghtet Hatte, Daß Robert Heller ein Müßig-
aD Und Trunfenbold war, der fein armes Weib
Aß op Ed Hungern ließ, Hatte er vorausgeſetzt,
Sing, © über auch zu rohen Mighandlungen über:
ag han Anna ſich einmal zu verteidigen wagte,

te er nicht fur möglich gehalten.




rbst-.











und insbeſondere

ſowohl, als auch














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Anfang 3 Uhr.

empfiehlt




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Oberfeld.







Tricot-Kleidchen,

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Ge)
ſtie feln in ſolider Ausführung.

Heidelberg, den 12. Oktober 1886.


63 wird mei

zeichnet mit Hochachtung


Keltengaffe Nr. 7.



Bu verkaufen 1 einth, Serank, 1 Zifd,
Stühle, hölzerne urd eijerne Betten und
Matratzen, Nachttiſch, Waſchtiſch wegen
Raummangel. Näheres in der Exped. d. Bl.

An⸗ und Verkauf von Möbeln, Betten und
Weißzeng, Unterſtraße 10.





und als er jetzt der bleichen, verfallenen Geſtalt
ſeiner Schweſter gegenüberſtand, ergriff ihn eine
namenloſe Wut und zornig ballte ſich ſeine Fauſt
zuſammen.

Doch ſchnell beherrſchte er ſich wieder bei dem
Gedanken, daß es noch nicht zu ſpät, die Arme zu
retten. Das Haus ſeines Vaters gehörte ihm, er
wollte ſeine Rechte wahren und dann für Anna
ſorgen. Die bleichen Wangen ſollten wieder rot
werden, und ihre Geſtalt, jetzt gebeugt, wieder wie
eine Tanne ſich aufrichten.

„Du blicft fo finfter, Wilhelm?” hatte Anna
mit einem Seufzer gefragt. „Du dachtefi e8 Dir

„Sa, beim Himmel, Anna! Ih habe e8 mir
ander8 gedacht,‘ rief er von Neuem aufbraufend
aus, „ich Habe nicht geglaubt, daß es fo werden
fönnte. Doch fill, weine nicht! Du Haft mehr als
zu viel für Deine Neigung zu einen Clenden gebüßt,
und ferne fei e8 von mir, Dir Vorwürfe zu madhen,
Nur fage mir, ob e8 wahr ift, was die Welt von
ihm jagt?”

„IH weiß nicht, Wilhelm, was fie jagt, entz
gegnete Anna, und ein leiſes Rot färbte ihre blei—
chen Wangen.

„Du weißt es, Anna,“ ſagte der Bruder hart,
beinahe fireng. „SS fann Dir ja nicht verborgen
geblieben jein, daß Robert unfer Erbe mit faljchen,
nichtanugigen Freunden verpraßt hat, daß er niemals
eine Hand. an die Arbeit gelegt, daß er Dich mißhanı
delt, und Dein Kind —”

Sie war totenbleidh geworden; ihr Kopf Janfk
auf die Stuhllehne nieder, während Zhränen ihre
Wangen Überfirömten.

„Weißt Du, daß die Welt jagt, er habe Dein
Kind gemordet?“

Sie weinte nur noch heftiger; es war noch immer
ein Reſt der alten Zuneigung in ihrem Herzen geblieben

„Nicht gemordet,“ entgegnete ſie endlich nach
einer lan gen Pauſe unter fortgeſetzten Thränen.
„Es war ein unglücklicher Zufall.“






a a0 Sala
Hiumen u, Blätter
zum Sarnieren von Kränzen in allen Arten
billigſt bei

Maria Mohr, Seugafie 2.


lachen.

„Das nennft Du einen unglüclihen Zufall,
‚Anna? Da bin ich vielleicht falich berichtet. Man
; Jagt, ev habe Did in der Trunkenheit mit dem Stiele

einer Art {lagen wollen und ftatt Deiner das Kind
* getroffen; ‚dann jet e8 in Folge der erhaltenen Wunde
geſtorben. War's nicht ſo?“

„Er wollte es nicht töten,“ entgegnete das junge
Weib kaum hörbar.

„Aber Dich wollte er morden,“ rief Wilhelm
mit unheimlich blitzenden Augen aus. „O, Anna,
wie war es Bir möglich, ferner mit dem Mörder
Deines Kindes zuſammenzuleben?“

„Ich bin fortgelaufen, Wilhelm; es war ſo
ſchrecklich, aber Niemand wollte mich haben! Ich
war damals ſo ſchwach und krank und konnte nicht
arbeiten, da hat er mich wiedergeholt und —
„Aber, Du biſt geſund geworden, Anna.“

„O nein — ich bin immer krank. Sehe ich
aus wie eine Geſunde ? Als ich ſah, daß Gott ſich
meiner nicht erbarmen, ſondern mich auch ferner
ſtrafen wolle, weil ich Deinem und des Vaters Willen
zum Trotz dieſem Manne meine Hand gereicht, da
habe ich mich gefügt und alles über mich ergehen
laſſen — ich konnte ja doch nicht ändern, was geſchehen
war. Die Luſt zum Arbeiten und Schaffen habe
ich verloren; ich hoffe nur noch auf den Tod —

Anna hatte die Hände in den Schoß gelegt
und ſtarrte verzweiflungsvoll vor ſich nieder —
auch Wilhelm unterbrach die eingetretene Pauſe nicht.
Er dachte darüber nach, wie er ein raſches Ende
herbeiführen könne. Nur einmal erhob er den Blick,
ſah in das Antlitz der Schweſter und preßte die
Lippen feſt, feſt aufeinander.

„Anna, es muß ein Ende gemacht werden,“
ſagte er endlich mit ruhiger Entſchloſſenheit. Du
darfſt nicht länger mit dieſem Manne leben, Du
biſt es Dir ſelbſt und unſerem Vater ſchuldig, der
ſo ſtolz auſf ſeinen ehrlichen Namen war, Oder
hängt Dein Herz noch an ihm?“

























; Heidelberg




und wollen Verlagſcheine auf dem

Bureau der ſtädtiſchen Spar⸗


Der Verwalfungsrat.






Kasıno.


Anfang 8 Uhr.


Die Balldirektion.



Heute beginnt. der Ausschank

verlegt habe.

Haus zu verkaufen

in beſter Geſchäftslage der Haupfſtraße mit ſchönem
Laden. Nähere8 durch bie S:Ihäfts-Agentur von
F. Mirchho ſſer, Neugoſſe 1.












des echten Pilsener Bieres
























Das berühmte Sledienwaf et

Dreikönigſtraßze 9 im Laden,



Worte. Aber dann. kam ihr pPlößtzlich der Gedanke,
aß fie fih nicht mehr vor Robert Heller fürchten,
nicht mehr feine Magd fein Jolle, die er mit Schlägen
mighandeln durfte, Frei, frei} Sie warf einen [dheuen,
fragenden Bli auf den; Bruder und in demjelben
Augenblick lag fie vor ihm und Hatte feine Knie
leidenſchaftlich umklammert.

„Bringe mich fort, Wilhelm, laß mich bei Dir
bleiben und nie, nie mehr hieher zurückkehren!“ rief
ſie aus. „Du ſollſt nicht über mich zu klagen haben;
ich will raſtlos arbeiten, wie ich es früher gethan,
und wenn ich Dir eine Laſt werde, mich als Magd
verdingen, denn ich werde bei Dir geſunde und
wieder arbeiten lernen. Wilhelm, rette mich aus
dieſem namenloſen Elend!“

Schluchzen erſtickte ihre Stimme und ihr Kopf
ſank bleiſchwer gegen ſeine Knie.

Wilhelm hob ſie mit ſtarkem Arm empor und
ließ ſie auf den verlaſſenen Sitz zurückgleiten.

„Sei ruhig, Anna, Du ſollſt frei werden,“
ſagte er, indem ſeine rauhe Hand über ihr weiches
Haar ſtrich. „Dies Haus iſt mein. Ich werde es
verkaufen, denn Sünde und Ruchloſigkeit haben
längſt den Segen, der darauf ruhte, aus ihm vers
bannt. Mit dem Erlös werden wir von hier fort
ziehen. Die Welt iſt groß und überall ſchön. Ich
habe im fernen Bayernlande ein wackeres, braves
Mädchen, und um ſie heimführen zu können, wollte
ich mein Erbteil holen. Zu ihr werde ich Dich
brtingen und ſie wird meine Schweſter mit Freuden
bei ſich aufnehmen. Doch ſtill, Robert Heller kommt,
verrate unſeren Plan mit keinem Worte

Als Robert eintrat, ſah er ſogleich, daß es zu
einer Auseinanderſetzung zwiſchen beiden Geſchwiſtern
gekommen war und ein ſpöttiſches Lächeln umſpielte
ſeine Lippen.

„Guten Abend, Wilhelm,“ ſagte er gutgelaunt,
obgleich er ſich Mühe gäb, die Freude, die ihn er—
füllte, zu verbergen,

„Guten Abend,“ entgegnete dieſer tiefernſt und
gleichzeitig trat er auf Robert zu. „Du kannſt Dir
denken, daß ich mich nicht hier ausruhen will. Ich

wollte mich nach meinem Erbteil umſehen und da
müſſen wir uns wohl auseinanderſetzen.“

In Robert Hellers Augen blitzte es dämoniſch
wild auf, ſo daß ſelbſt Wilhelm ein Moment erſchrocken
zurücktrat.

„Oas wird nicht ſo bald gehen,“ meinte er
dann. „Du kannſt ſehen, daß ſich nicht immer
Alles nach Wunſch machen läßt, wenn Du Dich
noch des früheren Wohlſtandes erinnerſt, der in
Eurem Hauſe herrſchte.“

„Du: wirft nicht glauben, daß ich vergeſſen
habe, wie es hier noch vor ein paar armſeligen
Jahren ausſah,“ erwiederte Wilhelm bitter.

„Krankheit und Unglück haben ſchon Manchen
ſo tief zu Boden geworfen, daß er das Aufſtehen
verlernte,“ warf Robert gleichmütig ein. „Deine
Schweſter war ein krankes, gebrechliches Ding “

„Sie iſt es geworden durch deine Schuld,“
rief Wilhelm und wieder pochte das wilde, ſtürmiſche
Blut gegen ſeine Schläfe, ſo daß er ſich gewaltſam
zur Nuhe zwingen mußte, „Lafjjen wir das, Robert
Heller; es verlohnt ſich nicht, darüber ein weiteres
Wort zu verlieren,‘ fuhr er gemäßigteren Tones
fort. „Du bift Mırg genug, jede Grenze zu unter-
{Heiden und fo wirft Du auch wohl wiſſen, wo die
Grenze einer Schuld liegt. Anna war ein Kind,
als ſie die Deine wurde und wenn hier von Schuld
die Rede iſt, ſo war es gewiß nicht die ihre, daß
ſie in all dem Elend zu Grunde ging — ein Kind
bedarf der ſtarken, ſchützenden Hand. Doch — reden
wir nicht weiter davon. Ich will nur mein väterlich
Erbe.“

„Das ſollſt Du haben; doch nicht mehr an
dieſem Abend. Wir werden morgen mit einander
abrechnen. Da Du nun aber ſo gegen mich auf—
krittſt, als wäre ich Dein Feind und nicht Dein
Schwager, ſo wirſt Du es auch begreiflich finden,
daß ich auf Deine Anweſenheit in meinem Hauſe
für dieſe Nacht Verzicht leiſte, denn noch iſt dies
mein Haus,“

(Fortjegung folgt.)




 
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