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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

DOI Kapitel:
Nr. 1 - Nr. 9 (3. Januar - 31. Januar)
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Jahrg. 1 / Nr. 8

2.Ausgabe





Postscheckkonto: Karlsruhe


besonderem Tarii



Schuld der Polizei:


Die Polizei ſcheint die Abſicht zu
haben, geradezu ſkandalöſe Vorgänge
in die Heidelberger Bevölkerung zu
tragen. Das Verbot der geſtrigen
nationalſozialiſtiſchen Verſammlung mit
der mehr als fadenſcheinigen Begrün-
dung, „daß es bei der anberaumten
Maſſenverſammlung, in der „abge-
rechnet werden ſoll, zu neuen ſchweren
Ausſchreitungen kommen fönnte“, iſt
ein Ausmaß von Willkür und Un-
ſinnigkeit. Zuerſt ſcheint es Herrn
Athenſtädt unangenehm zu ſein, wenn
mit den Brutalitäten ſeiner Tſchako-
traͤger abgerechnet wird (die auch nicht
an die Preſſe gegebenen Berichtigungen
ableugnen können) und zum andern iſt
die Befürchtung von „ſchweren Aus-
ſchreitungen erheuchelt und erlogen.
Seit zwei Jahren iſt jede national-
ſozialiſtiſche Maſſenkundgebung dank
der Diſziplin unſerer Anhänger ohne
die kleinſte Störung verlaufen. Und
plötzlich ſoll eine Verſammlung Aus-

ſchreitungen hervorrufen? Nein, Herr
Athenſtädt, der Druck zu dieſem Ver-
ſammlungsverbot kommt aus Karls-
ruhe und Sie haben ſich dieſem roten
Druck wider beſſeres Wiſſen unter-
worfen. Und der Urheber iſt Herr Rem-
mele, der nicht mehr nach dem Willen
des ſouveränen Volkes Miniſter iſt,
ſondern weil er einfach gegen jedes de-
mokratiſche Geſetz keine Neuwahl zuläßt.

Nur das Verſammlungsverbot hat
die nächtlichen Zuſammenſtöße vor der
Stadthalle, auf dem Bismarckplatz und
in der Hauptſtraße hervorgerufen. Man
wollte wieder einen Anlaß haben, um
gummiknüppelſchwingenderweiſe auf
Studenten und Bevölkerung einzu-
ſchlagen. Während Polizeiinſpektor
Walther von ungefähr zwanzig Reichs-
bannerleuten umgeben, dieſe zu Spitzel-
dienſten verpflichtete, ſchlugen die aus
nahezu halb Baden zuſammengezo-
genen uniformierten Polizeitruppen
Paſſanten und Bürger zuſammen. Man


Herr Zahn, Inhaber des Cafés Zahn
in der Neugaſſe, ſtellt uns folgende Aus-
ſagen zur Veröffentlichung zur Ver-
fügung:


zehn Meter vor ſeinem Hauſe in unver-
ſchämteſter Weiſe geſchlagen wurde. Da
ich dieſes rüpelhafte Vorgehen der
Polizei nicht mitanſehen konnte, ver-
ſuchte ich die Beamten in anſtändigſter
Form aufmerkſam zu machen, doch von
ihrem Schlagen abzulaſſen. Dazu bat
ich ſie um ihre Namen. Statt einer
Antwort hieb man ſofort auf mich ein,


Schläfe für einen Moment beſinnungs-
los zuſammen. In dieſem Augenblick
kam meine 63 Jahre alte Mutter auf
die Straße und bat, mich doch in meine
Wirtſchaft hinein zu laſſen. Ohne ihre
Worte überhaupt zu hören, ſtießen ſie

die Beamten in roheſter Weiſe zu
Boden.

Ich verſuchte wiederholt, die Namen
der Beamten feſtzuſtellen, wurde aber
von Kriminalwachtmeiſter Grob daran
gehindert. Grob gab mir ſpäter, als ich
ihm den Vorfall noch einmal erzählte,
die Richtigkeit meiner Angaben zu,
weigerte ſich aber, mir bei einer even-
tuellen Klage als Zeuge zur Verfügung
zu ſtehen, „da die Beamten im Dienſt
nichts zu bezeugen hätten“.

Ich bin bereit, dieſe meine Angaben
jederzeit zu beeiden.“

gez. Zahn.

Es iſt dies ein Einzelfall. Wir könnten
beliebig viele andere Zeugenausſagen
danebenſtellen, die alle ebenfalls das
ſtandalöſe Vorgehen der Polizei be-
ſtätigen. Wir wundern uns allerdings


Maßnahmen als notwendig und un-








— — VERBREITUNGSGEBIET
Bankkonte: Otto wetzei Vereinsbank — — 7
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Tauberbischofshm

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ſcheute keinen Hausfriedensbruch,
drang in die Reſtauration „Silberner
Hirſch“ und in das Café „Zahn ein und
feſſelte dort unter dem Proteſt der Gäſte
einen SS.-Mann. Man legte mit gut-
gezielten Hieben in der Hauptſtraße
einen Mann zu Boden, daß er von
Paſſanten blutend fortgeſchafft werden
mußte.

Wenn die Zuſtände in Heidelberg zu
offenem Bürgerkrieg und Straßen-
kämpfen ausarten ſollten, lehnen wir
Nationalſozialiſten jede Verantwortung
ab. Wir laſſen uns aber auch von keinem
roten Miniſter und deſſen willkürlich
handelnden Ausführungsorganen das
Recht auf die Straße und die Verſamm-
lungsfreiheit verbieten. Verſtehen Sie,
Herr Athenſtaedt? Am Sonntag, den
1. Februar, ſpricht vorausſichtlich Pg.

werden die Verſammlung durchführen.
w.

® ® ®
KleinerZeitspiegel.
Ein grauſames Bild unſerer Lage

geben die Ziffern der Arbeitsloſen vom
15. Januar dieſes Jahres. An dieſem
Tage befanden ſich bei den Arbeitsäm-
kern rund 4765000 Arbeitsloſe unter
Abrechnung der ſich in Nokſtandsarbeit
Befindlichen. Das bedeutet feit dem
lehten Stichtag vor 14 Tagen eine Zu-
nahme von faſt 300000 Arbeitsſuchen
den. Die Diktatur der Elendspolitik
wird aber vom Zenkrum mit Unter-
4 der Sozialdemokrakie weiter ge-
trieben.

Rote Juſtiz.

Adolf Bitlex ſchreibt über das
Werk: Gefeſſelte Juſtiz von Gottfried

„Ein Zuſtizkollegium, das Ungerech
figkeiten ausubt, iſt gefährlicher und
ſchlimmer wie eine Diebesbande; vor die

men, die den Mankel der Juſtiz gebrau-
chen, um ihre üblen Paſſiones auszufüh-

ren, vor die kann ſich kein Menſch hü-

ken. Die ſind ärger, wie die größten
Spihbuben, die in der Welt ſind, und
merilieren eine doppelle Beſtrafung. .

Dieſe Worte Friedrich des Großen
* in einer Zeit, da die Juſtiz — wie
o oft — ihre Gebrechen ite, die
Staatsautoritäk aber für Recht und Ge-
ſetz eintrat. Wehe aber, wenn die Re-
gierungen der Völker ſelbſt von oben
herunker die Zuſtiz korrumpieren und
zwingen, die Unwaͤhrheit und dem Un
recht Vorſchub zu leiſten. Dann wird
es Pflicht der aufrechten Männer, die
Juſtiz von ihren Verderbern, mögen ſie
ſein wer immer, zu befreien. € *
jeder an dem vorliegenden Werke, ob das
Reden angeſichts folcher Zuſtände nicht
eine höhere Pflicht iſt als das Schwei-

gen.
gez. Adolf Hitler.

Feiern
ohne Volt.

Jetzt darf man es ausſprechen, ohne
in den Ruf zu kommen, aus perteipoliti-
ſchen Gründen dieſen ſogenannten
Reichsgründungsfeiern ſkepliſch, wenn
nicht gar ablehnend gegenüber geſtanden
zu haben. Dieſer Tag hat 8 dazu
beigekragen, das deukſche Volk in ſeiner
inneren Zerriſſenheit, in ſeinen Kämpfen
und ſeiner erſchreckenden Lelhargie über
den grauen Alltag hinauszuheben, ihm
einen Feiertag zu ſchenken, der ihm den -
Blick für größete Ziele gemeſſen an den
Taten einet größeren Vergangenheit frei
gemacht hätte. Denn daß die Gemein-
ſchaft der Nokleidenden und DBerzweifel-
ten dieſen Tag miterlebt hätte, wer wollte
das bejahen. Das deutſche Volk war
nicht dabei, doch komme man uns nicht
und erkläre, es wäre ſeine eigene Schuld.
Seine Führer hätken doch das möslichſte
gefan, die Regierung ſelbit hätte doch da-
zu aufgerufen. Uns ſcheinen drei Mo-
menfe als maßgebend und grundlegend
für eine derarüge Veranſtaltung: Anlaß,/
Zweck und Perſönlichkeiken

Dieſe einmal unter die Luppe genom-
men, zeigen, daß das kümmerliche Ergeb-
nis nicht die Schuld des Volkes iſt, nein
jener Männer, die nicht aus einem wirk-
iichen Bedürfnis ihres deutſchen Her-
zens, nein aus rein zwechdienlichen
Sründen zu Veranſtaltern wurden. Ge-
wiß hat die ſechzigſte Wiederkehr des
Tages, an dem zum erſtenmal in ſeiner
Geſchichte dem deutſchen Volke ſeine ewig

Nationale
 
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