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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Werlag: Heidelberger . Beobachter, Herausgeber: Otto Wetzel.
Schriftleitung: Lutherſtrabe 55, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erſcheint 6 mal wöchentlich und
loſtet monatlich 2.40 RM. Bei Poftbezug zuzuglich 36 Rig.
Beſtellungen nehmen die Coftämter und Briefträger entgegen.
Sit die Zeitung am Erſcheinen cauch durch hHöhere Gewalt
verhindert, befteht tein Unfpruch auf Ent{qhädigung.

Nr. 105 / I. Zahrgang

— —

Kampfolatt der
für Odenwald

/ Sifltimmimafinlmm ‘

und Bauland





Die marxiſtiſche Preſſe iſt ſo ſehr damit
beſchäftigt, den Splitter im Auge des Geg-
ners zu ſuchen, /Nazikorruptionen aufzu-
decken daß ſie für den ſtinkenden Balken
im eigenen Körper darüber „vergipt“. Da-
mit aber die ſchmuhigen Bazillen marrzifti-
ſcher Korrupkion enoͤlich unſchädlich gemacht
werden müſſen wir immer wieder in den
Pfuhl bineinleuchten, da die SPD. nun mal
nicht über das ſelbſtverſtändliche Reinlich-
keitsgefühl verfügt, ſelbſt für Anſtand und
Ehrlichkeit in ihren Reihen zu ſorgen. Mie-
der iſt eine rote Säule geboͤrſten Der ehe
malige mecklenburgiſche Finanzminiſter (da-
mit. haben die „Kapitalfeinde” nun mal
Pechj und bis zu ſeiner Verhaftung 3. Bür-

germeiſter von Weſermünde, wurde wegen
forkgeſehten Beiruges zu neun Monaten
Gefängnis verurfeilf, Der „Arbeiterfüh-
rer“ hatte um insgeſamt 89000 RM. Be-
krügereien verübt.

Wie man Bonze wird?

Im „Neuen Wiener Tagblatt? vom
9. ds. QMis, findel ſich unter „Freie Stel-
len“ folgendes Inferak:


haft, der willens iſt Nakonalrat zu wWer-
Dden, wird zur Führung eines Bereins
gefucht, Zuſchriften unter. ...
Kommentar überflüſſig.

aber nur für aus-


Von den landwirlſchafkzfeindlichen Krei-
ſen wird immer wieder über die angeblich
von den Bauern hochgeſchraubken Nahrungs-
mittelpreiſe gezetert. Daß ſich hierbei nicht
um Vertretung Dder Konſumenkeninkereffen
ſondern ausſchließlich um tendenzibfe meift
marxiſtiſche Hebe gegen die deutſche Land-
wirtfchaft handelt, beweiſt allein die Taͤt⸗
jache, daß dieſe Schreier dem wirklichen
Srunde der Vexteurung nicht nachgehen: die
hohen Frachtkoſten und die Handelsipanne!
In den überwiegenden Fällen erhält der
Bauer noch nicht einmal die Hälffe der von
der Verbraͤucherſchaf gezahlten Preiſel Die
Zransportkoſten ſind in manchen Fällen
detatt hoch, daß ſich nicht einmgl die Ernte
mehr lohnt, da ſie durch dieſe Verteuerung
völlig entwertet iſt.

Dieſe Gefahr beſtehk gegenwärtig in er-
höhiem Maße für die reichlich ausfallende
Obſternke, die bei den Dderzeitigen Verhält-
niffen auf den denffchen Märkken nicht un-
terzubringen iſt oder doch Nur zu Preiſen,
die kaum den Pflücklohn und Zransport er-
ſehen. Bei dieſer Lage iſt eS DÖllig unbe-
‚greiflich, daß die deutſche Reichsbahn einen
Ausnahmetkarif für friſches Obſt, Pflaumen,
Aepfel Birnen und Weintrauben von weit
über hundert ſüdſlayichen Stationen nach
vielen deulſchen Großſtädken eingeführt hel
Der Ausnahmetarif btingt für die ausländi-
ſchen Waren eine nennenswerfe Frachter
mäßigung. Trotz der gegenwärligen Nof-
zeit oͤrleichkerk aljo die deutjche Reichsbahn
durch ein ſolch unverſtändliches Enkgegen-
kominen den ausländifchen Ohſtabſatz in
Seutſchland und forderk daͤmik nicht nur den
ſchärfſten Proteſt des deutſchen Obſtbaues,
ſondetn der geſamten Bevölkerung über-
haupt heraus, denn wir alle haben an den
Folgen der Ueberfremdung des deukſchen
Qarktes zu kragen.

Kommuniltilde Wajjenlager
in Berlin beidlagnahmt.

Verlin. Im Zuſammenhang mit den kürz-
lichen Schießereien am Bülow Plah veranftaltete
die , Berliner Polizei in den frühen Worgen
ſtunden des Samstag eine umfaſſende

ſuche, bei der bisher 50 Zwangsſtellungen vor-
genommen wurden Die Razzia erſtreckt ſich
vor allem um das Bierkel in der Kösliner Straße,
in dem bei den Mailnruhen 1929 die Polizei


der Nähe des BülowplaBes, auf die YNoftiz-
4 e, in Dder 4 vor kurzem wieder auf Po-
lizei cante geſchoſſen wurde. Schließlich werden
ganze Häuſerblocks in der Blumen und Kraut-
taße den 4 Markushof durchſucht.
Die Dolizei | e:fd)‘lvagna‘bmfe bisher ſieben Selbſt
Nadepiftolen, drei Trommelrevolver, 24 Geiten-
gewehre, ſechs Gummiknüppel, vier Tolſchläger
drei — 12 Dolche und ein feſtſtehendes
Weſſer Die Razzia dauert noch an.

Miltärrevolte in Liſſabon.

London, Auguſt. Nach den letzken
Meldungen aus Liffabon wurden bei der
Militärtevolle am Mittwoch 20 Perſonen
geföfef und 70 verletzt. Der Aufſtand brach
aus, als Ziviliſten mit Gewehren und Ma-

ſchinengewehren bewaffnet, die Kaſerne des
3. Arkillerieregiments angriffen, die Mann-
ſchafken überrafchten und die Offtziere ge-
fangen ſehten. Einem ſoforkigen Gegenan-
griff regierungstreuer Truppen iſt es jedoch
zelungen, die Kaſerne zu ſtürmen und die
Rebellen unter Führung des Oberſten Diaz
gefangen zu nehmen. Gleichzeitig ſoll ein
Alrkillerieduell zwiſchen den beiden Forts
San Georg“ und Eduard VII“ ſtattgefun-
den haben. Wie es heißt, hat auch ein

Jung-Bauern hinter Hitler!


Flugzeug der Aufſtändiſchen Bomben über
der Stadt abgeworfen, wodurch eine Perſon
getötet und vier verwundet worden ſind. In
eiſſabon iſt die Ruhe wieder hergeſtellt.
Panzerwagen durchfahren die Stadt und
die beherrſchenden Punbte ſollen feſt in der
Hand der Zivilgarde ſein, die anſcheinend
von dem beborſtehenden Ausbruch der Be-
wegung unterrichtet war. Mehrere Führer
des Aufſtandes ſollen im Flugzeug über die
ſpaͤniſche Grenze entkommen ſein.

Zeppelinitart naih Südamerikn.

Friedrichshafen Das Cuff/hiff „Oraf Zeppe-
lin Fiſt Sonnabend 21,36 Uhr 3zu der zweiten
_ großen, Südamerikafahrf unter perſönlichet Füh-

rung Dr. Eckeners aufgeſtiegen.
fr 2 Fahrroufe, die das Luftſchiff einſchlagen
“ wird, ift:. Rhonetkal, Mittelmeer, Gihraltar, Ma-
deira, Cap Veriſche und Canariſche Infjeln.
Sollten aber die Witterungsverhältniſſe günſtiger
ſein Jo dürfte die Fahrk über die Weftküfte
Spaniens gehen Die Beſatzung des 4
beſteht aus 42 AMann. Das Luftſchiff führt
Brennſtoff für 100 Siunden mit.jich. Die Ge-
ſamkſtrecke, die das Luftſchiff zurücklegen wird,
befrägf etwa 16000 Kilometer. ;


Die Preſſeſtelle
ſchreibk:
In ihrer Nummer vom 26. Auguſt läßt
ſich die Germania, das Blatt d, Reichskanz-
lers Brüning, aus Innsbruck berichten, daß
mif Wirkung vom 3. Auguft die von der
italieniſchen Regierung verfügten Beſchrän-
kungen über den Kauf und Verkauf von
Grundſtücken in Südtirol aufgehoben wor-
den ſeien, die ſeinerzeik mit militäriſchen
Ruchſichten begründel worden waren. Dies
würde von der Bevölterung als große Er-
leichterung empfunden, nachdem die frühe-
ren Einſchränkungen viel Kummer und Sor-
gen bereitet häffen, da ſie leicht zu Schi-
kanen ausgenüßf werden konnken Die neue

der Reichsleitung


Zuſammenhang mit der Romreiſe Brünings
gebracht. an ſei in Südtirol überzeugt-


der deukſchen Nakion repräſenkierte, auch
der Sache Südtirols einen Dienft geleiſtet
habe. Gegen dieſe Auffaſſung iſt nichts ein-
zuwenden Sie dechkt ſich völlig mit der ſeit

langem von Adolf Hikler verkrekenen, daß
ein freundſchafkliches Verhältnis Deutfch-
lands zu Italien ganz beſonders geeignet
jei, berechtigten Klagen der Güdkiroler
Seutſchen abhelfen, im Gegenfatz zu der von
Strejemann in der Gefolgſchaft der deut
ſchen Sozialdemokratie beoͤbaͤchteken Zurück-
haͤltung gegenüber Ifalien, die gerade zum
Segenteil führte. Um nicht zuzugeben, daß
Dr. Brüning mit ſeiner Romreije nichts
anderes tat als was Adolf Hitler ſeit einem
Jahrzehnt forderte, verſteigt ſich das fromme
Zentrumsblatt der Wahrheit und Nächſten-
liebe zu folgendem unglaublichen an Scham-
loſigkeit nicht mehr zu überbiefenden Schluß-
Saß: „So wird man auch
Einlicht. gekommen jein, daß die Berrä-


Zukunft nichts bedeuken und daß fich auf
fie keine Häuſer bauen lajffen.“

Jeder Zuſatz könnke die Wirkung, die
von ſolch niedriger Verdrehung der Takſa-
chen ausgehen muß, nur abſchwächen. Es
genügk die Bekanntgabe. Ba.



Anzeigen: Die 8 gefpaltene‘ Millinzeterzeile S Rig, Die
4 gelpaltene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pfg. Für kleine
YUnzeigen: Die 8 gefpaltene Millimeterzeile 5 Pfg. Bei Vieder-
Holung Rabatt nach aufliegendem Tarif,. Schluß der Unzeigen-
Yunahme 18 Uhr. - Anzeigen - Annahme: Lutherffraße 55
Tel. 4048; Markiplas 3, Tel. 86, Zahlungs und Erfüllungs
Ausſchließlicher Gerichtaͤſtand: GHeidelberg.

art: Feidelberg.
Seidelberger Beobachtec. Kaͤrleruhe 21834

voͤſtſchedlonto:

Freiverkauf 15 Pfg.

Schlaglichter
auf Europas Außenpolitik.

Frankreich Ungarn und Deulſchland.

Der Durchſchniktsdeubſche weiß recht wenig
über Ungarn, kaum daß dieſes Land durch den
Berfailler Bextrag von Oeſterreich abgetrennk
mwurde, kaum daß Ungarn kakſächlich noch heute
ein Königreich ijt, obaleich alle Monarchien in
der Runde zujammenbrachen. Und doch ſpielt
Ungarn eine wichtige Rolle im europäiſchen
Staatenkonzern, die ?eit kurzem wieder in den
Bordergrund gekreten iſt dadurch, daß der eigent-
liche Beherrſcher Europas, Frankreich, Ungarn
in ſeine Einkreijungspolitik mifeinbegogen bhaf,
nachdem es ſich Polen die Ijhechofjflowakei, Ru-
mänien und Zugoͤſlawien im höchften Maße Iri-
bufpflichtig und durch ein rtaffinierfes Finanz-
manöver, den Zufammenbruch der Kredi Anſtalt
Wien Defterreich ſich untertan gemacht hat. In
diejem Ringe um Deutſchland feglfe bisher noch
Ungarn, deſſen bisheriger Miniſterpräſident
Sraf Bethlen, ein Freund des nationalen
Deutkjchland, „es verſtanden hatte! . Ungarns
-Selbftändigkeit- politiſch und wirkſchafklich mög-
lichſt lange vor der allgemeinen Weltwirtſchafts-
krije 3u bewahren. Durch Frankreichs geheime
Maͤchenſchaften ſteht jedoch auch Ungarns Wirfk-
ſchaft nunmehr vor dem Zujammenbruch Sat
doch Frankreich, um diejes Land eben]o wie
England und Defterreidh kirre zu machen, ihm
plößlich die kurzfriftigen Kredite enkzogen, I9 daß
Induſtrie und Landwirkſchaft ähnlich wie in
Deulſchland darniederliegen, die Börſen ge-
ſchloſfen werden mußten und die Banken die
Einlagen nicht mehr auszahlen konnten. So
kam der ganze ungariſche Haushalt ins Wanken.
England, das durch die franzöſiſchen Gold-
mannöver mit ſich ſelbſt zu kun hafte, konke nicht
helfen, auch Amerika nicht, weil es an Ungarn
kein Inkereſſe haffe, So Irat Frankreich als
der reffende Engel auf. Es hakte erreicht, was
es ſchon lange wollte! Ungarn ganz in ſeine
Hand zu bekommen.
ſein Nachfolger wurde der bisherige Außennt
niffer Graf Karolyi, der aus ſeinen franzöſiſchen
Neigungen niemals einen Hehl gemacht hat und
im übrigen hochgradiger Freimgurer iſt. Unter
dem Druck des franzöſiſchen Goldes kam ein
Französling zur Macht und mit ihm Männer
der Chriſtlichnalionalen Wirtkjhaftspartei“” dem
Chriftlichſozialen in Oeſterreich und dem Zentrum
in Deuffchland vergleichbar. Graf Karolyi
hatte bereifs vor kurzem eine ſenſakionelle Er-

garn mit Fraͤnkreich durch Bande der Gejchichte,
der Vernunft und des Inkereſſes verbunden ſei
Er haf es verſtanden, in letzter Zeit faſt die ge-
ſamte Oeffenklichkeik auf die franzöfijche Außen-
politik 4 Zum Dank dafür wurde der
Budapeſter franzöſiſche Gejandie de Vilme der
auch „bfi‘e Berhandlungen über einen ungariſch-
franzöfijchen Sandelsverfrag leitete, der der uN-
garijhen Landwirtſchaft angeblidhh große Bor-
feile bringen ſoll mif der Ernennung zum Kom-
mandeur der Ehrenlegion aushezeichnet Briand
und Lapal verbanden mit ihrer Politik noch
* Nebenzweck: eine Beſſerung des bisher
ehr
Staaken der Kleinen Entente herbeizuführen und
dadurch Ungarn in dieſen deutſchfeindlichen Ring
einzugliedern. Bisher war Ungarn freundſchaft
lich mif Ifalien verbunden, was es in einen Ge-
enſatz zu Iugofjlavien, der Tſchechoſlowakei und
%rankreidp brachte Wir erinnern nur Ddaran,
daß Graf Velhlen beim lebten Beſuch in Ber-
lin ſogat als Bermiftler Muſſolinis auftrat, wo-
bei ibm. die Reichsregierung allerdings in ihrer
Berblendung die kalte Schulter zeigte. Auch
die reſervierte Haltung des demokrakiſchen
Außenminifters Grafen Karolyi der deuͤtſch-
oͤſtekreichiſchen Zollunion gegenüber krug ihm die
freundſchaftliche Geſinnung Frankreich? ein.

Wir wollen hier nichk unterfuchen, in wie-
weit die Etnennung des Gtafen Karolpi mit
den Machenſchaften der Erkaiſerin Zita zujam-

des katholiſchen Deulſchen Volbsblattes? Be-
achkung, das da kürzlich ſchrieb:

„Die Witwe des verſtorbenen Kaiſers Karl,
eine in ihrer Aktivität, Zuverſicht und Ausdaner
 
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