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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Seriaa: Heidelberger Oevbacher. Geromögeber: Otto Mehel.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telexbon 4048
Der Heidelbesges Beohaehter erjehoint 6 mal möhextlidh und
Aojret manatfich 2.40 NM Del Poßbeaug zugühlih 36 Big.
DBefeklungen nehuien die Boftämter und Briefträger enteeten
Sit die Zeitung am Erſcheinen (auch duveh Köhere Gewakt
ner*beheet, beleht lain Auſpruci auf Gasidgähtgneg.

_ Mr. 103 / 1. Zahrgang -

——
und Bauland


Anzeigen: Die 8 geipanene Millineterzeile S Pig. Die
4 .geipaltene Millimeterzeile im Tertteil 25 Big, Sür Heine
Anzeigen: Die S gefpattene Millimeterzeile 5’Bfg. Bei Wieder ˖
Hohung Mabatt nach aufliegendem Tarif. Schluß der Auzeigen ˖
Annahme 18 Uhr.. Unzeigen - Unnahme: Qutherffraße 55,
Tel. 4048; Marktplayz 3, Te!. 86, Bahlungs« urd& Srfüllungs»
ort: Heidelberg. Ausfjchließlicher Gerichtsftand:; Heidelberg,
Roitjchedkonto: veidelberget Veobachtet! Karlsruhe 21834

Freiverkauf 15 Pfg.

Eine Enlſchließung der arbeiterparteilichen und
gewerkſchaͤftlichen Oppoſilion gegen die
nalionale Regierung.

London, 27. Auguſt. Auf einer gemeinſamen
Sihung des Genetalrates der Sewerkſchaften,
des nationalen Vollzugsausſchuſſes der Arbeiter-
partei und des beratenden Ausſchuſſes der ar-
beikerparteilichen Fraktion wurde am Donners-
fag nachmittag eine Entſchließung angenommen,
in der es u. à. heißt:

„Eine Finanzkrije, deren wahre Gründe der
Deffentlidhkeit noch nicht auseinandergeſetzt ſind,
hat die plößliche Abdankung der Arbeiterregie-
tung verurfacht. Mächte der Finanz und der
Politik haben Forderungen erhoben, die keine
Arbeiterregierung annehmen konnte.

Eine neue Koalitionsregierung, für die die
Arbeiterbewegung jede Verantwortung zurück-
weift, ift gebildef worden. Gie iſt eine Regie-
rung von Perfönlichkeifen, die keine Bollmacht
vom Bolke beſiht! Gie iſt enffchloffen, den Le-
hensſtandard der Arbeiter anzugreifen, um einer
Lage Herr zu werden, die durch die Polifik pri-
valet Banbintereſſen verurſacht iff, mit der die
Oeffenklichkeit nichts zu tun hat Sie verſucht,
eine völlige Aenderung der nationalen Politik
herbeizuführen, nicht efmwa weil die Hilfsquellen
der Natkion abgenommen haben, nicht efwa weil

Erwerbeloſen zu ſorgen und nicht efwa weil der
Staatshaushalf nicht ausgeglidhen werden kann,
jondern deshalb, weil finanzielle Inkerefjen entk-
ſchieden haben, daß 7* anderen Ländern
mit einem ſchlechtei Beilpiel vorangeht, in dem
es nicht die Reichen beſteuerk um für die Be-
dürfniſfe der Armen zu jorgen.

Grundſahlich iſt das ein Verſuch, die Sozial-

— 8

gegen das Zentrum:
Ein Kampfolatt gegen das Zentrum,

2 Zeilungsſeilen u. a. mit Zikaten
aus der Schrift des kakhoͤliſchen

Pfarrer Senn — Sichingen,

Baden.

„Katholigismus und
Nationallosialismus“

bringt der „Heidelberger Beobach-
ter-Berlag heraus!

Es eignet fich vorzüglich zur Pro-
paganda gegen das Zentrum
jür den Nakionalfozialismus und
den „Heidelberger Beobachter“.
Ortsgruppenleiter, Vertriebsſtellen-
leiler, Parteigenoſſen!

Beſtellt * ort das Kampfblaft
für Euere Propaganda. Denkf
an den 2-Monaksplan.

Pro Stück 5 Pfg., 30 Stück 2 RM.,
1090 Stück 3 RM., 200 Stück 5 RM.

Verlag des fieibe‘lbeytger Beobachter,
Lutherftrahe 55 gerichtet werden.

polikik ins Gegenteil zu verwandeln

Begründung, daß fie den Widerſtand gegen den
Lohnabbau verffärke, Das ſind die Beweg-
gründe, die die neue Foalitionsregierung zu
ibrer Politik einer praktijhen Kürzung der So-
zialausgaben veranlafjen. Da die Regierung un-
widerruͤflich auf wefentlichen Abſtrichen in der
Erwerbslojenunterftüßung, Abbau der Löhe und


abeneinſchränkung für öffenkliche Arbeiten und
bſtrichen im Gejundheits- und Erziehungs-
wejen beftehen wird, wird die gefamte Arbeiter-
enffchloffene Oppofitionsitellung ein-
nehmen.



Die Politik der Arbeiterbewegung für natio-
nalen Wiederaufbau und inkernationale Zuſam-
menarbeit einſchließlich einer Reviſion des
'Kriegsichulden- und Reparationsproblems, ſo


lage für die Miederherffellung des Kredits und
der Wohlfahrt der Welt dar.

Bekanntlich ſuchen die ſchwarzrolten Koali-
tionsparteien Deukſchlands immer den Anſchein
zu erwecken, als herrſche in England ewige
Einigkeit, als halte die Oppoſition ſtill. An der
heufigen Erklätung der Labour- und Gewerk-
ſchaflsoppoſition ſieht man wieder einmal, daß
gerade das Gegenteil richtig ift.



München, 27. Auguſt Die baheriſche Staaks-
regierung haf zum Ausgleih des Haushaltsfehl-
befrages von 28,6 Millionen eine Nofverord-
nung auf Grund des Paragraphen 64 der haye-
riſchen Verfaſſungsurkunde erlaſſen
größeren Einjparungen bei den Ausgaben wer-


die Schlachtfteuet um annähernd das Doppelte

erhöht. Dieje Erhöhung muß aber von den
eijch- . und Wurftwarenverkänufern gefragen
mwerden. Eine Erhöhung des bisherigen Klein-

verkaufspreifes wird als unzuläffig erklärf. Zur
Sicherffellung der Landeshilfe für die durdH
Mohlfahriserwerbslojenfärforge überlaftefen SGe-
meinden wird eine
abeauf den Mief- und WMohnungsaufwand er-
oben. Aus der Erhöhung der Schlachkſteuer
wird eine Einnahme von 7,2 Millionen erwar-
tet Der Ertrag der Mohlfahrisabgaben iſt auf
4 Millionen zu veranſchlagen! Der noch verblei-
bende Fehlbefrag von 17,6 Millionen ſoll durch
Einfjparung bei den Ausgaben ausgeglichen wer-
den. Die Einſparungen kreffen in heſonders ſtar-
kem Maße den Wohnungsban. Die Gehälter
der ledigen und kinderlos verheirateten Beam-
fen ſollen, ſofern ſie den Beirag von 1500 Mark
jährlich überfteigen, für die Dauer des zweiten
Rechnungsjahres 1931 um weitere 5 D. H. ge-
kürzt werden. Durh eine weifere Nofverord-
nung wird beftfimmt, daß die Gemeinden, die
Kreije und fonftigen der Aufſicht des Staates
unterftebenden Körperfjchafien die Dienft- und
Berforgungsbezüge ihrer ledigen und kinderlos
verheirafefen Beamien ebenfalls enkſprechend
kürzen. Meiter fieht die Verordnung eine An-
{tellungs-, BerfjeHungs- und Beförderungsfperre
vor. Die Staafksdienftvereinfachung . wird be-
jchleunigt durchgeführt. Zum Abban der Per-
jonalabgaben werden bei den höheren Unter-
richtsanſtalten Ddie Pflichtwochenſtunden
Lehrer um durchſchniktlich drei Stunden exhöht
Schließlich wird noch die Kürzung einer Reihe
von Zulagen und Nebenvergütungen der Beam-
fen angekündigt. Auf Grund der ſchweren Dp-
fjer, die das bayriſche
flaubt die Staatsregierung, daß auch das Reich
ich der längft erbefenen weiferen maferiellen
Silfe für die durch Wohlfahrkserwerbsloſenfür-
jorge überlaſteken Gemeinden nichk länger ent
ziehen kann.

nidt auf Vunſch Hugenberas.
Berlin. Die deuffchnakionale Preſſeſtelle
teilk mit: Die „Germania“ ſchreibt über die
bevorſtehende Unterredung Or. Hugenbergs
mit dem Reichskanzler Dr. Brüning: „Wir
weiſen darauf hin, Ddaß die Reichskanzlei
den Politikern aller Richtungen offen ſteht
und ‚es durchaus den Gepflogenheiten ent-
ſpricht daß der Kanzler auch die Führer der






Oppoſitionsparteien empfängt, ſofern dieſe
den Wunſch nach einer ſolchen Rückſprache
äußern.“

Demgegenüber ſtellen wir feſt, daß die
bevorſtehende Unkerredung weder auf einen
direkten noch auf einen indirekt geäußerken
Wunſch Dr. Hugenhergs zurückzuführen iſt.
Damit enkfallen auch die Schlußfolgerungen,
die andere Zeikungen an dieſe Unterredung
geknüpft haben.

Beſprechung Brüning Hugenberg.

Verlin, 27. Auguſt Am Donnerstag nach-
miktag hat zwiſchen Reichskanzler Or. Brüning
und dem Führet der Deutſchnationalen Bolks-
parkei, Dr. Hugenberg, eine Beſprechung ſtakt-
—4 — die eiwa dreieinhalb Stunden dauerke.

n diejer Beſprechung nahmen außerdem Prä-
lat Kaas und Geheimrat Quaatz feil.

Iuterbrelhung der riſſſchtanziſiſ.
Verhandlungen?

Kowno, 27. Auguſt. Wie aus Moskau
gemeldet wird, nimmk man in amklichen ruſ-
ſiſchen Kreiſen an, daß ſich die ruſſiſche Ab-
ſage an Polen auch auf die ruſſiſchefranzö-
ſiſchen Verhandlungen auswirken wird.
JeBt, wo die Verhandlungen mik Polen ge-
ſcheitert ſind, bezweifelt man, daß die ruj-
ſiſch franzöſiſchen Verhandlungen zu einem
Ergebnis führen werden. Man nimmt an,
daß die franzöſiſche Regierung von ſich aus
vorläufig die Verhandlungen unterbrechen
werde, um von der polniſchen Regierung
gewiſſe Auskünfte einzuholen. An amf-
licher ruſſiſcher Skelle wird erklärt, daß Po-


gen ſchuld fjei, weil ſeine Vorſchläge für
Rußland unannehmbar ſeien, und Polen,
Frankreich und Rumänien über ſeine Ver-
—— mit Rußland falſch informiert
abe.

Ablehnung der yoln. Pallvorſchlane.

Warſchau, 27. Auguſt. Der amkliche Be-
richt der Moskauer Taß Agentur, in dem
feſigeſtellt wird, daß die polniſchen Paktvor-
ſchläge auch weiterhin als ungeeignet abge-
lehnt werden müßten, hat in Warſchauer
politiſchen Kreiſen ſeht große Beftürzung
ausgelöft. Die Warſchauer Preſſe ändert
jebt ploͤzlich ihre Tonark und der regie-
„Expreß Poranny! bezeichnet
den Beſcheid Moskaus als eine „perfide
Antwort! die erneut den Beweis dafür lie-
fere, wie wenig Moskau an der Erhaltung
des Friedens in Oſteuropa gelegen ſei.

Schlaglichter

auf Europas Außenpolitit.
Frankreich, England und Deulſchland.

Englands Vethalten Deulſchland gegenüber
iſt in teßzter Zeit ohne 3weifel um einige Grade
wärmer geworden; iſt es doch mehrfach vorge
kommen, daß in polikiſchen und beſonders wirk-
ſchaftlichen Fragen England für uns und gegen
Frankreich Stellung genommen haf, zuleßf ge-
fegentlidh des Hoover-Moratoriums. Wir Deuk-
ſche neigen aber zu jehr dazu, Ddaraus %leid)
Schlüffe zu ziehen, die nicht berechtiet find; 19
etfwa, als ob England ſein Unrecht uns gegen-
über eingeſehen habe oder gar wiedergutmachen
wolle. Sabon kann keine Rede ſein Der Velt-
krieg — ob in erſter Linie von der deutſchen
Wiriſchaftskonkurrenz und auf lange Zeit von un
ſerer Kriegsflotte. Englands Herzenswünfche
gingen danut in Erfüllung. Und doch konnke es
nicht aufatmen und ſeines Sieges froh werden,
denn der Weltkrieg ſtärkte Amerikas Handels-
und Kriegsflotfe, {tärkte deſſen Induffrie- und
Weltftellung derark, daß England froß verzwei-
felter Gegenwehr die Vormachkſtellung Ameri-
kas anerkennen müßte. Das. war ein ſchwerer
Schlag, für Albions Weltherrfchaffspläne. Der
zweife Staat aber, der England um die Früchte
jeines keuer erkauften Sieges brachte, war
Frankreich, das ſehr bald infolge der gänzlichen
Wehrlosniaͤchung Deukfchlands und rückjichtslofer
Ausnüßung aller. politifchen, militäriſchen und
wirkſchaͤfklichen Möglichkeifen eine unmiffelbare
Bedrohung Englands wurde. Und zwar in einem
weitaus gefährlicherem Ausmaße als vor dem
Kriege Deukfchland. Während feiner Zeit eine
Einkreifung. Deutfchlands verhältnismäßig leicht
möglich war dank des gänzlichen Verſagens der
Diplomatkie derer um Wilhelm I, Yoheidet hHeute
Frankreich als Einkreiſungsobjekt vorläufig we-
nigffens aus. Einmal ſteht Deuffchland unker
ſchärfſter Kontrolle Frankreichs, Polens und der
Tſcheſchoſlowakei und iſt ſelbſt eingekreift, gänz-
lich entwaffnet und wehrlos, abgejehen Ddavon,
daß es finanziell zuſammengebrochen und {Ohließ-
lich noch an pazifiſtiſchem Gift ſchwer erkrankt
iſt! Auch Spanien ſtehl krot beginnender Bol-
ſchewiſierung vorläufig noch ünter ſtarkem fran-
zöſiſchem Einfluß und iſt bis auf weiteres kein
Machkfakkor. So bliebe auf dem Konkinent
allein Ifalien als von Frankreich zu fürchtender
Gegner. Aber — Iroß gleidher Bepölkerungszahl
wie Frankreich und frog beſter Armee und fa-
ſchiſtiſcher Truppen kann Ifalien allein keinen
Krieg gegen Frankreich führen, ſelbſt mit eng-
liſcher — nicht und auch aus Geld-
mangel nichtf. Franbreich dagegen würde in der
Lage fein, begünftigf durch feine kurze italienifche
Srenze und Die militäriſche Machtlofigkeit
Deulſchlands und Defferreichs, die es ohne Hin-
dernis mif als Aufmarſchgebiel gegen Nord-
italien benußen könnfe, gegen Jfalien und Eng-
land zugleich einen nicht ausfichfslojen Krieg zu
führen. Seine überlegene Luftwaffe könnte Eng-
land in ſeinen Induffkriegentren und OGroßffädtfen
in wenigen Stunden vernichtend freffen. Zum
Schube jeiner Küſten England gegenüber würde
eine Rleine Streitmacht vollauf genügen. Eng-
land haf in den lehten Jahren nichts gefan, ſeine
kleine Landmacht. überhaupt ſchlagfertig 3zu ‚er-
halten und beſizt keinerlei Möglichkeit, rajch
ſtarke Landungstruppen aufzuftellen und in Be-
wegung zu ſeßen abgejehen davon, daß es ſich
dann einer jtarken U-Bookgefahr gegenüber be-
fände! Somit hätte Frankreich Zeif, Ifalien zu
überrennen. So ergibf ſich die Talſache, daß
Frankreich katfächlich heute die unbeftriffene mili-
färijche Vorherrſchaft in Euxopa innnehat. Be-
ünſtigk wird es noch durch feine gute finanzielle
age, die es ibm moglich macht, von der If-
wirk{chaftskrife faſt unherührk zu bleiben und ein
Arbeitsloſenproblem nidht zu kennen. Es be-
4 außerdem nach Amerika den größten Gold
jchaß der Velt und hat feine Macht England
erft in den ebten Wochen erheblich fühlen laffen.
Der Engländer hat ‚aufgehörf, der Meltfinanzier
%?efäm. Frankreich iſt Sieger auf allen Ge-
Man kann mit Sicherheit Yagen, daß Eng-
Jand den Weltkrieg verhindert Häkte, wenn egs
das alles vorausgejehen hättfe. Es gedachte
aber eine Grube zu graben und iff

letzten Endes mit hineingefallen. Es hat den
Teufel mit Beelzebub ausgefrieben. Es wäre
 
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